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würden, gingen fast unbeachtet vorüber. Haben wir nicht da allen Grund, uns des Osterfestes zu freuen, da wir uns mit wahrem Sicherheits gefühl der Muße hingeben können, die es uns gestattet? Gewiß! Ein frohes Frühlingsfest bedeutet für uns ein gutes Vorzeichen für alle kommenden Wochen und Monate, eS richtet den gesunkenen Muth derer auf, die viel mit alltäg lichem oder außergewöhnlichem Mißgeschick zu kämpfen hatten, eS gießt neue Zuversicht in ihre Adern und zeigt ihnen als Losung das große Wahrzeichen unserer Zeit, die Arbeit, die redliche, fleißige ManneS-Arbeit. Daß das Osterfest heil sam und belebend wirkt, ist stets anerkannt, die hohe christliche Lehre von der Wiederanfstehung, sie versinnbildlicht sich und wirft ihren Abglanz auf jeden Einzelnen. Wir sehen das Wieder erwachen der Erde aus tiefer Winterruhe und wir erkennen, daß auch wir dem Frühling einen Tribut schuldig sind in emsigem, neugekräftigtem Thun. Die fleißige Arbeit darf heute froher und tapferer als je vorwärts blicken, sie darf nach trüben Jahren stolzer den Kopf erheben. Was die Friedensthätigkeit so oft störte, dann und wann sie vollständig lahm legte, das ist jetzt in weite Ferne gerückt und wird hoffentlich endlich ganz verschwinden. Die Kriegsbefürchtungen sind mehr und mehr in den Hintergrund getreten. Europa weiß den Frieden gesichert, so weit dies nur möglich war, das deutsche Reich weiß vor Allem, daß das Reichsschwert sicher in den Händen eines Kaisers ruht, der es nur ziehen wird zur Vertheidigung des Vaterlandes und der Ehre des Reiches. Unter diesem Bewußtsein und in dieser Ueberzeugung sind wir durch die so oft mit Sturm umdrohten Wintermonate hindurch geschritten, das ist eS gewesen, was Arbeitslust und Schaffensfreudigkeit gab, die Arbeit, wenn auch noch nicht reich gesegnet, so doch gesegneter machte, als in den letztverstrichenen Jahren. Doch wir stehen erst am Anfang, noch besser soll es in künftigen Tagen kommen. Das hoffen wir zuversichtlich, denn all' die Geistes kraft, die so lange gezwungen war, unthätig zu feiern, sie sieht nun wieder frei Feld und gute Gelegenheit vor sich, sich zu bethätigen. Wie rin guter Frühling Feld und Fluren schnell aus ihrer Todesstarre weckt, so ist der gesicherte Friede der Urheber alles Guten und Edlen, der andauernden Thätigkeit, welche nicht allein dem Einzelnen, sondern dem ganzen Volke zum Segen gereicht. Deutschland ist schon unendlich weit vorgeschritten auf der Bahn seiner wirthschaft- lichen Entwickelung. Es würde andere Staaten ganz überflügelt haben, wenn nicht hemmende Krisen eingetreten wären, die doppelt schwer wurden durch die Unruhe der Zeiten. Nun, da die letztere schwindet, erwacht auch ein reger Muth, und besonders groß ist dieser jetzt geworden, nachdem wir die Festigkeit der friedlichen Lage Europas erprobten. Das ist der Grund, warum wir gerade dieses Osterfest freudig begrüßen, wir wollen in ihm einen Bürgen dauernder besserer Tage erblicken. Daß nicht jeder zufrieden sein wird in der Zukunft, das ist irdische Bestimmung, das wird auch nie der Fall sein. Wir können nur das erstreben, daß ehrlicher Arbeit ehrliche Ernte folgt, und dies Ziel zu erreichen können wir hoffen! Alle Nationen empfinden wohlthuend die Ruhe der Zeit und widmen sich der Arbeit des Friedens. Selbst da, wo wir gewohnt waren, lange Jahre hindurch die Feinde des europäischen Friedens zu sehen, macht sich, wenn auch nicht der Herzenswunsch, so doch das Bedürfniß nach Ruhe und Ordnung geltend. Das ist doch ein Erfolg, zu dem wir uns beglückwünschen können, es ist ein Glied in jener Kette von Ereignissen, die uns als wohlthuende Friedensgarantien vor Augen stehen und in denen obenan steht die felsenfeste Freundschaft aller jener Staaten, deren Herrscher in dem Glück ihrer Völker ihren höchsten Lohn erblicken. Ein Winter- und Wettersturm war es auch, der über Europa dahinzog, und schwer ist sein Wüthen empfunden. Deutschland ist nicht dabei verschont worden, aber in aller Fährde zeigte sich erst der echte und feste Volks kern, der deutsche Muth, der vor Schwerem nicht zurückschreckt, sondern es unternimmt, das Schwere zu besiegen. Viel ist seit dem letzten Oster fest in Deutschland verändert, die ewig wechselnde Zeit hat Neues geschaffen und Altes gestürzt und wir sind immer noch nicht in unserer inneren Entwickelung zum Abschluß gekommen. Der Kampf der Meinungen dauert immer noch fort und eifrig ist der Streit darüber, was dem Volke zum Besten, dem Reiche zum wahren Segen fromme. Und dieser Kampf wird weiter dauern, immer schärfer wird die neue Zeit sich von der L-r sSchffche «rzichlrr. «ettr K. alten trennen, denn unaufhaltsam schreiten wir vorwärts, immer klarer sehen wir, wo Abhilfe und Besserung von Nöthen ist: die Erfahrung birgt in sich die Wahrheit, die wir gebrauchen zur Erkenntniß unseres Wohles und Wehes. In Allem aber, was Deutschland trifft und seine Stämme, stehen die Bundesfürsten und daS Volk einig und treu zusammen, wie sie eS alle Zeit hindurch gethan seit der glorreichen Wieder errichtung im Schlosse zu Versailles. Doch wir hoffen zuversichtlich: Wintersturm und Winter- noth sind überwunden, möge für unser deutsches Vaterland Frieden nach Außen und Frieden im Innern des Osterfestes Segen fein. Das ist unser Osterwunsch und unser Ostergruß! Deutsches Reich. Se. Majestät der König hat an daS Kriegs ministerium folgenden Erlaß gerichtet: „Gottes Fügung hat Mir, Meiner Armee und Meinem Lande durch das Hinscheiden Meines Kriegs ministers und Ministers der auswärtigen Ange legenheiten, des Generals der Kavallerie Grafen von Fabrice einen tief schmerzlichen und schweren Verlust auferlegt. Erschütterten Herzens trauern wir um diesen in wichtigster Stellung überaus hochverdienten und hochbewährten Mann, den Mein wärmster Dank zu Grabe geleitet. Ich bestimme hiermit, daß für ihn, der so viel für die Armee gethan, 1) sämmtliche Offiziere der Armee Trauer — Flor um den linken Unterarm — auf acht Tage, einschließlich des 25. dieses Monats, anlegen; 2) diese Trauer bei den Offi zieren des Garde-Reiter-Regiments zehn Tage und 3) bei den Offizieren und Beamten des Kriegs-MinisteriumsvierzenTagedauert. Dresden, am 25. März 1891. Albert." <S Dresden, 25. März. Durch den heute Vormittag 10 Uhr erfolgten Tod des kgl. sächs. Kriegsministers General der Kavallerie Grafen Georg Friedrich Alfred v. Fabrice, Exzellenz, erlitt Sachsen binnen Jahresfrist den Verlust dreier als Staatsminister gleich ausgezeichneter Staatsmänner: Frhr. v. Könneritz, vr. v. Abeken, Graf v. Fabrice, das Minister-Conseil aber, da auch Staatsminister v. Nostitz - Wallwitz aus Krankheitsursachen außer Aktivität trat, den Verlust von vier Mitgliedern. Graf v. Fabrice war seit 10. November 1866 kgl. sächs. Kriegs minister und hätte im laufenden Jahre sein 25- jähriges Minister-Jubiläum begehen können. Er war Inhaber der höchsten sächsischen und aus wärtigen Orden, u. A. des Ordens der Rauten krone, der gewöhnlich nur fürstlichen Personen verliehen wird. Er war weiter der erste sächsische Kriegsminister, der zugleich wirklicher General. Geboren 1818 am 23. Mai in I« tzueMv^ 8ur voulo, wo damals sein Vater im französischen Nord-Departement als kgl. sächsischer Major des Husarenregiments bei den Okkupationstruppen stand. Seine Mutter war eine geb. Freiin von Weissenbach. Mit 12 Jahren kam er in's Dresdner Kadettenhaus und wurde am 1. Juli 1834 Portepeejunker beim 2. Reiterregiment (dem jetzigen 2. Husarenregiment Nr. 19). Bei dem selben Regimente wurde er 1835 Secondelieute- nant, 1840 Premierlieutenant, 1842 Adjutant des Gardereiter-RegimentS, 1848 Rittmeister, 1854 Major, 1861 Oberstlieutenant, 1865 Ge neralmajor und Gencralstabschcf, 1866 Kriegs minister und Generallieutenant, 1873 General der Kavallerie. Gelegentlich seines 50jährigen Armeedienstjubiläums am 1. Juli 1884 wurde er in den erblichen sächsischen Grafenstand er hoben. Er stand bereits 1848 mit den BundeS- truppen in Thüringen, 1849 kämpfte er beim sächs. Bundeskontingent in Schleswig, am 8. Mai in Veile mit. 1850 in den Gcneralstab versetzt, war er 1863 Chef des DivisionSgeneralstabes (Begleiter deö kommandirenden Generals v. Hake) in Holstein. 1866 rückte er als Generalstabschef der kgl. sächs. Armee in's Feld und nahm Theil an den Gefechten und Schlachten von München- grätz, Gitschin und Königgrätz. Er leitete alS Bevollmächtigter Sachsens die Friedensverhand- lungeN, welche durch den Vertrag vom 26. Oktbr. 1866 ihren Abschluß fanden; er schloß weiter am 7. Februar 1867 die preußisch-sächsische Militärkonvention ab und vollzog sich unter seiner Oberleitung die völlige Reorganisation der kgl. sächs. Armee. Der Reichsoberfeldherr ernannte ihn am 22. Juli 1870 zum Generalgouvernrur für das Königreich Sachsen und am 16. Dezbr. 1870 zum Generalgouverneur der französischen Departements Loino «t 0i8s, 8ommo, Oiss, xstits Orins, Lurv et I»irs und Ixürst. Letz tere» Ehrenamt bekleidete derselbe bi» Juni 1871. Nach dem Rücktritt de» Staat»minister» Frhr. v. Friesen wurde v. Fabrice 1876 zum Vor sitzenden de» Gesammtministerium» ernannt. Seit einigen Jahren hatte er mehrmals a» höchst schmerzhaften und gefährlichen Karfunkel geschwüren am Bein und Rücken zu leiden. Dazu kam, daß er auch die Jnfluenzakrankheit durch zumachen hatte und nun angeblich al» Rückstand ;ener Krankheiten einen Schlundabsceß bekam, welcher nach der Luftröhre durchbrach. Wie uns ein Herr mittheilte, reiste derselbe vor acht Tagen mit der Exzellenz von Berlin ab nach Dresden. Graf Fabrice fühlte sich bereits sehr unwohl und bestellte telegraphisch 2 Aerzte nach dem Bahnhofe in Dresden, um sich bei der Ankunft einer sofortigen Untersuchung zu unter ziehen. Er wurde sofort bettlägerig und konnte von der ärztlichen Kunst nicht am Leben erhalten werden. Er starb im nahezu vollendeten 73. Lebensjahre. Graf v. Fabrice gehörte einer früher in Hannover, Hessen und Mecklenburg begütert gewesenen Familie an, welche 1644 am 19. November vom Kaiser Ferdinand Hl. in den ReichSadelstand erhoben wurde. Aus Mecklen burg gelangte die Familie 1792 nach Sachsen. Der Tag der Bestattung ist noch nicht fcstgestellt und blieb allerhöchster königlicher Beschlußfassung Vorbehalten. Wahrscheinlich erfolgt das Begräb- niß nächsten Sonntag. Nach Aeußerungen höherer Militärs dürfte das Kommando zur Trauer- und Leichen-Parade ein ganz besonder» bedeutendes werden. Es dürften daran theil- nehmen je ein Regiment Infanterie, Artillerie und Kavallerie, ein Jägerbataillon mit der Waffe. Weiter Deputationen aller Garnisonen und Truppenabtheilungen, das gesammte aktive und inaktive Offizierkorps, der sächsische Militär vereinsbund, dessen Ehrenmitglied der Verschiedene war, und ungezählte weitere Abordnungen aus allen Staatsverwaltungsressorts, der Stände kammern, überhaupt von hier und auswärts. Der hervorragenden Stellung, welche der verschiedene Kriegsminister, General der Kavallerie,. Graf von Fabrice einnahm, und der weit übee die Grenzen unseres Landes rückhaltlos aner kannten Bedeutung des Staatsmannes und hohen Militärs entspricht auch die rege Theilnahme,. welche der hohen Familie des Verschiedenen aus diesem Anlasse allenthalben bekundet wird. So hat auch Se. Majestät der Kaiser an die Ge mahlin des Entschlafenen ein in warmen Worten, der Theilnahme und Anerkennung gehaltenes Beileidstelegramm gerichtet. Außerdem sind von zahlreichen Souveränen der befreundeten Staaten,, von dem Fürsten Bismarck, von auswärtigen Gesandtschaften, Ministern und Offizieren Bei leidstelegramme eingegangen. Auch seitens des österreichischen Hofes sind Kundgebungen der Theilnahme bei der trauernde» Familie einge troffen. Wie man aus Berlin meldet, wird der Kommandant des kaiserlichen Hauptquartiers, Sc. Excellenz Generallieutenant v. Wittich, im Auftrage des Kaisers der Beisetzungsfeier des Grafen von Fabrice beiwohnen. Die Beerdigung Sr. Excellenz des Herrn? Kriegsministers, General der Kavallerie, Grafen von Fabrice erfolgt am 1. Osterfeiertag. Mittags 1 Uhr. Der Leichenkondukt wird sich durch die Seestraße über den Altmarkt, durch- die König-Johann- und Moritzstraße über den Neumarkt, durch die Augustusstraße, über den Schloßplatz, über die Augustusbrücke und den Neustädter Marktplatz, durch die Hauptstraße, Königsbrücker Straße, Bischossweg, Konradstraße bis zum inneren Neustädter Friedhof bewegen. Es ist dies ein. großer Weg, sodaß sich da» Publikum in den vielen Straßen auf den Trot toirs aufstellen kann, ohne sich einem großen Gedränge auSzusetzen. Die Seestraße wird vom Militär völlig abgesperrt sein, sodaß sich dort Niemand aufhalten kann. Bischofswerda, 26. März. Die hiesige Gebirgsvereinssektion beschließt ihre dies jährige Wintersaison mit einem, Mittwoch, den 15. April, Abends 7 Uhr, in den Sälen d«S Hotels zur goldnen Sonne stattfindenden dritten Familienabend. — Gegenwärtig wird ein neuer Fußweg vom Bahnhof Nieder-Neukirch nach.dem? Valtenberg gebaut; der Weg führt durch pracht vollen Waldbestand und wird der letztere im Sommer einen angenehmen Schutz bieten vor den wirksamen Sonnenstrahlen, was bei dem bisherigen Fuß wege durchaus nicht mehr der Fall war. *,* Bischofswerda, 25. März. Bei der letzten Sitzung des hiesigen land- und forst- wirthschaftlichen Verein» gab der Herr Vor sitzende u. A. ein Referat über die Freiberger landwirthschaftliche Birhversicherung, sowie einen Auszug au» den Statuten mit Erläuterungen. Berichtet wurde von den au» Bautzen zurück gekehrten Mitgliedern über eine dortige. Ver sammlung, die daS nämliche Thema behandelte und etwa 200 Theilnehmer zählte. Bo» -ee iw