Volltext Seite (XML)
Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Licitation Politische Weltschau mcntarier, wie vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Bischofswerda, den 16. März 1891. Claus, Der Kirchenvorftan- gez. A. Gröhel, Pfarrer. Der Bau eines neuen Pfarrhauses in Frankenthal soll auf's Mindestgebot vergeben werden. Geehrte Bewerber werden ersucht, bei dem Rechnungsführer des Kirchenvorstandes, Herrn Clemens Horkert, Zeichnungen und Bedingungen einzusehen, sowie Blanquettes entgegen zu nehmen. Donnerstag, am IS. Mürz, Nachmittags 2 Uhr, soll der Licitationstermin im Crbgericht zu Frankenthal öffentlich erfolgen. Der Kirchenvorstand behält sich die Auswahl unter den Licitanten vor. der Rücktritt des Kultusminister von Goßler auch Niemandem unerwartet gekommen ist, so erregt er doch in allen Parteien tiefes Bedauern. So peinlich die Erinnerung an seine» Vorgänger im Kultusministerium, den späteren Minister des Innern, von Puttkamer, ist, so dankbar gedenkt man der seltenen Objektivität, der großen Hin gebung und der reichen Kcnntnisse, mit denen Herr von Goßler'seinem Amte oblag. Ihm ist der große Wurf gelungen, für lange Jahre Bei fall bei den Liberalen, den Konservativen und Der erste Tag der verflossene» Woche war ein Tag stillen Gedenkens für das gesammtc deutsche Volk: Zum dritten Male wiederholte sich am 9. März der schmerzlich unvergeßliche Tag, der dem deutschen Volke seinen ersten Kaiser entriß. Hat sich auch die politische Be deutung dieses Todesfalles allmählich verwischt, seine menschliche und historische ist ihm geblieben. Immer deutlicher ist es Allen zum Bewußtsein gekommen, daß der Tod Kaiser Wilhelms I. eine große Geschichtsepoche beschloß; immer mächtiger erhebt sich seine Gestalt in der dankbaren Er innerung seines Volkes. Noch einen anderen Gedenktag, einen freudigen, hat die vergangene Woche gebracht: Am 12. dss. hat des König reichs Baiern Verweser, Prinz Luitpold, in geistiger Frische und großer körperlicher Rüstig keit die Feier seines 70. Geburtstages begangen, und nicht nur Baiern, ganz Deutschland hat warmen Antheil an dieser Feier genommen. Prinz Luitpold ist eine Persönlichkeit, welche um ihrer menschlichen Eigenschaften willen in weitesten Kreisen verehrt wird. Schlichten Sinnes, öffent lichem Prunk feind, hat cs der Regent abgelehnt, sein Gebnrtsfest zum Anlaß rauschender Kund gebungen in seinem engeren Vatcrlande zu machen oder über dessen Grenzen hinaus die öffentliche Aufmerksamkeit herauSzufordern. Um so herzlicher waren die Huldigungen, die ihm das Baiernland bereitete. Das Geschick hat ihn zur Regierung berufen; die eigene Neigung zieht ihn eher zu dem fröhlichen Waidwerk in seinen Bergen, und ihm ist immer in der ländlichen Stille oder im Umgang mit einfachen Bauern den Ultramvntancn zu finden. Das hat seine Ursache darin, daß er, der tief religiöse, konser vative Mann, nach allen Seiten vermittelnd und milde austrat und keinen extremen Forderungen nachgab. Für die Pflege der Wissenschaften schlug sein Herz mit warmer Begeisterung, die oft in zündenden Reden zum Ausdruck kam." In demselben Sinne äußert sich die national liberale „B. B.-Z": „Herr von Goßler ist rin Mann von gewinnenden Umgangsformen und war ein Minister, dessen vornehmste Tugend es gewesen, Gegensätze auS der Welt zu schaffen, selbst mit persönlichen Opfern, und im Interesse des organischen Zusammenwirkens der Regierung eigene Wünsche fallen zu lassen. Diese Tugenden zeitigten naturgemäß den Fehler des Mangels an Initiative. Goßler ist ein hochbegabter Redner, ein Freund des Fortschrittes auf den Gebieten der Künste und Wissenschaften und fern aller Unduldsamkeit in konfessionellen Fragen. Er wird darum wenige Gegner zählen und scheidet aus seinem Amt von aller Welt hoch geachtet. Daß er kein sogenanntes Genie als Verwaltungsbeamter ist, darf nicht verschwiegen werden, die neue Stellung, zu der er berufen Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Granitsteinlieferanten Heinrich in Demitz, Pachter mehrerer Steinbrüche zu HerwigSdorf bei Löbau, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Bertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 11. April 1891, Vormittags Uhr, Freiwillige Versteigerung. Auf Antrag der Erben sollen die zum Nachlasse des verstorbenen Hausbesitzers Carl Heinrich Huste in Oberottendorf gehörigen Grundstücke: ») das Haus Nr. 32 des Brand-Tatasters, Nr. 55» und 55b des Flurbuchs, und Fol. 33 des Grundbuchs für Oberottendorf und» b) die Felder Nr. 223ck und 323ä des Flurbuchs und Fol. 150 und 167 des Grundbuchs für Oberottendorf, welche zu a auf 1550 M. und zu d auf 1690 M. bez. 1350 M. ortsgerichtlich geschätzt worden sind, den 25. März 1891, Vormittags 1V Uhr, an hiesiger Amtsstelle freiwilliger Weise versteigert werden. Dem an der Gerichtstafel und im Schäfer'schen Erbgerichtsgasthofe zu Oberottendorf aushängenden Anschläge sind die Versteigerungs bedingungen beigefügt. N e u st a d t, am 26. Februar 1891. Königliches Amtsgericht. ——— Marche. Dienstag, den 24. März d. I., von 8 /, Uhr Bormittag a», Versteigerung der in den Abth. 18, 21, 22 und 23 (Pfaffenholz) aufbereiteten SOS Stück Derbstangen von 8 und 9 om. Untrrstärke, 1VV Stück dergi. von 10 bis 12 ow. Unterstärke, 1V Stück dergl. von 13 bis 15 om. Unterstärke, SVV Stück Reiststangen von 2 und 3om. Unterstärke (Bohnenstängel), 7VV Stück dergk. von 4 bis 6 em. Unterstärke (Zaunstängel), 1VV Stück dergl. von 7 em. Unterstärke, SVV Stück Wempfähle von 4 bis 5 em. Unterstärke, ferner IRanmmeter birkene Brennfchette, 4Raummeter birkene und ««Raummeter weiche Brennknüppel, sowie 4 Hmrdert Wellen birkenes und 7 Hundert Wellen weiches Brennreistig Die Versteigerung findet am Orte der Aufbereitung statt und wollen sich Kaufliebhaber am Gasthofe zum gokdnen Löwen versammeln. Stadtrath Bischofswerda, den 17. März 1891. Sinz. L. wohler als ans dem glatten Estrich des glänzen de» Hofes. Doch getreu seinem Wahlspruch: „In Treue fest" hat er sich den schweren Pflichten der unter schwierigen Verhältnissen übernommenen Regentschaft mit Hingabe seines ganzen Seins unterzogen, und Baiern kann sich nur Glück wünschen / einem solchen Regenten seine Geschicke anvertraut zu haben. Nicht un erwartet kam der Wechsel im preußischen Kultusministerium, den gleichfalls die letzte Woche gebracht. Noch am 4. Dezember hatte Kaiser Wilhelm anläßlich der Eröffnung der preußischen Schulkonfercnz Herrn v. Goßler den tapfersten, hingcbendsten und hervorragendsten Kultus minister genannt, den Deutschland und Preußen seit Langem gehabt, doch schon der weitere Ver lauf der Kaiserlichen Rede ließ erkennen, daß die Tage des Herrn von Goßler als Minister ge zählt seien. Es ist auf die Dauer nicht durch- zuführcn, daß man von einem Minister die Ver tretung pnd Verwirklichung von Ideen verlangt, die dieser nach seiner ganzen Vergangenheit nie zu den seinigen machen konnte. Wenn Herr von Goßler während seiner Amtirung von allen Parteien geschätzt war, so lag dies sowohl in seiner Tüchtigkeit und Gewandtheit als Parla- der rastlosen Thätigkeit, welche er während seiner fast zehnjährigen Amtszeit in der Verwaltung seines Ressorts bewies, nicht zum Mindesten aber in seinem versöhnlichen Auftreten. Die Nachrufe, die dem scheidenden Minister in der Presse aller Parteien gewidmet werden, sind voll warmer Anerkennung. Gerade seine politischen Gegner stellen seinem Wirken das beste Zeugniß aus. Die freisinnige „Wcserzeitung" schreibt: „Wenn