Volltext Seite (XML)
X Erzähl«. Gette K. er den Deutschen wird, als Duna- polnischen Fraktion aus seiner partei- gegen die deutsche übrrfließrnden radikalen Blätter unterdrückt, die» republikanischen Vereine aufgelöst und da* Stand recht verkündet. Wenn sie es versteht, den Auf stand zu verwrrthen, so kann er sogar der republikanischen Partei sehr schaden. Eine Bartei,, die sich nicht scheut, während das Vaterland nach außen in schweren Verwicklungen sich befindet, im Innern den Umsturz zu planen und so die Kraft des eigenen Landes zu schwächen, kann bei dem übrrschäumenden Nationalgefühl der romanischen Völker sich selbst durch ein derartige- Borgehem die tiefsten Wunden schlagen. Demgemäß lautet auch das neueste Telegramm: Die Macht der Republikaner ist für jetzt gänzlich gebrochen und ein weiterer revolutionärer Ausbruch nicht zu gewärtigen. nehmen zwischen Italien und den ihm ver bündeten Mächten werde in jedem Falle auch fernerhin in derselben Weise gepflegt werden, wie bisher. Man betont, daß, von den kleinen extremen Fraktionen abgesehen, alle politischen Parteien oeS Landes von der Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung der Tripel-Allianz über zeugt seien, eine Thatsache, die in den Pro grammen dieser Parteien und in den Reden ihrer Führer während der jüngsten Wahl kampagne zum Ausdruck gelangt sei. Die hauptsächliche innere Stärke deS Dreibundes be steht eben darin, daß er in dauernd obwaltenden Verhältnissen, welche seinen Bestrebungen das Uebergewicht sichern, in der Natur der Dinge selbst also, seine Wurzel hat. Die Zustände im belgischen Heerwesen sind bedenklicher, als man bisher anzunehmen geneigt war. Das verrottete Wehrsystem, welches jedem Besitzer von 1600 Fr. die Annahme eines Er satzmannes gestattet und den sozialistischen Wühle reien in der Armee Thür und Thor öffnet, trägt jetzt seine Früchte. Die Unbotmäßigkeit der Soldaten hat sich in den letzten Tagen mehrfach gezeigt. Am 1. Februar revoltirten in Brüssel mehrere Hundert Milizsolbaten, weil man sie nicht, wie die Soldaten der übrigen Garnisonen, sofort entlassen hatte. Der „Jnd. Belge" zufolge hätte sogar die ganze Grenadier kaserne den Gehorsam verweigert und die Offiziere gröblich beschimpft. Nach einer anderen Meldung fand am 4. Februar in Brüssel eine Kundgebung von Ausgehobenen statt, an welcher gegen 2000 theilnahmen. Die Leute trugen am Hnt eine Karte mit der Aufschrift: „Nieder mit der Blut steuer!" und durchzogen, die Marseillaise singend, die Stadt. In den Brüsseler sozialistischen Blättern versichern Reservisten ihren Entschluß, die Entlassung mit den Waffen in der Hand er kämpfen zu wollen. Die sozialistische Presse weiß sich vor Freude über den „vortrefflichen Geist der Armee", über die Verbrüderung der Soldaten und Arbeiter gar nicht zu fassen. Erbauliche Zustände! Es ist höchste Zeit, mit einer Aenderung der Heeresverfassung Ernst zu machen, ebenso wie mit der endlichen Einführung eines liberaleren Wahlrechts. Das Ergebniß der Kammerwahlcn in Spanien ist bis aus wenige Mandate bekannt. Es weist die in Spanien übliche Regierungsmehrheit aus, die diesmal unter dem Zeichen des allgemeinen Stimmrechts ebenso wenig ausgeblieben ist, wie vor der Wahlreform. Die Wahlbetheiligung ist eine recht verhältnißmäßig schwache gewesen. Man scheint sich eben auf gegnerischer Seite keine besonderen Hoffnungen gemacht zu haben, was schon aus dem Umstande hervorgeht, daß unter den auf Spanien kommende 390 Mandaten nur 140 Gegenstand des Wahlkampfes gewesen, während die übrigen 250 den Ministeriellen nicht einmal ernstlich streitig gemacht worden sind. Das offizielle Wahlresultat lautet: 95 Liberale, 7 Carlisten, 8 liberale Dissidenten, 12 unab hängige Konservative, 25 Republikaner, 2 Auto nomisten, 5 Unabhängige und 289 Konservative, also gegen 154 Mitglieder, welche der Oppo sition angehören. Der Militäraufstand in Oporto, der zweit größten Stadt Portugals, ist gescheitert. Die Herrschaft der Republikaner in diesem portu giesischen Hafen hat kaum zwölf Stunden ge dauert, und es gebührt der Bürgergarde dieser Stadt das Verdienst, die revolutionäre Erhebung der Truppen durch die Erstürmung des Rath hauses, wo bereits die Republik proklamirt und ein republikanisches Direktorium eingesetzt worden war, niedergeworfen zu haben. Die Erhebung sollte sich übrigens nicht auf Oporto beschränken, sondern in allen größeren Städten Portugals, einschließlich Lissabons, gleichzeitig erfolgen. Die Republikaner von Oporto konnten jedoch die Stunde nicht erwarten und schlugen zu früh loS, was die ganze Bewegung zum Scheitern brachte. Es ist, wie die „K.Z." schreibt, ein Militärpro- nunciamiento gewesen, wie sie die Geschichte der romanischen Staaten in beiden Welten so zahl reich aufzuweisen hat. Die Unzufriedenheit der Unteroffiziere mit verschiedenen Maßregeln de« KricgsministeriumS, durch welche ihre Beförderung verlangsamt wurde, wurde durch die republikani sche Partei benutzt, um einen Aufstand zu ent fesseln. Man hoffte in diesen Kreisen, im Lande lauten Zuruf und thatkräftige Unterstützung zu finden. Aber schon am Anfang vermochten die Empörer nicht, alle Truppen und vor Allem die Offiziere zum Anschluß zu verleiten. Sie fanden hartnäckigen Widerstand, und damit griff in ihren eigenen Reihen die Fahnenflucht um sich. Die Regierung hat zunächst mit Energie die von den wüstesten Schmähungen gegen das Königshaus Der Kaiser widmet sich, wie eine Berliner Korrespondenz zu erzählen weiß, den Regierungs geschäften mit einem Eifer, über den seine Um gebung nicht weniger erstaunt ist, als die ver schiedenen Ressortchefs. Alle Eingänge unterzieht: der Monarch einer eingehenden Prüfung. Daber tritt deutlich hervor, daß, wo es immer angethan erscheint, der Kaiser bei seinen Entscheidungen^ sozialpolitische Gesichtspunkte in den Vordergrund- stellt. Unter Anderen, geht sein Bestreben auch dahin, sozialpolitische Rücksichten bei der Recht sprechung immer mehr zur Geltung kommen zu: lassen. ES verlautet von Fällen, in welchen der Kaiser in sehr nachdrücklicher Weise dagegen Einspruch erhoben hat, daß Strafen, die auk Unterlassungssünden bei Anwendung erforderlicher Schutzvorrichtungen bei Maschinen erfolgten,, einfach „mit Geld abgemacht" werden. Ucberall- will er zur Anerkennung gebracht wissen, daß der Werth eines Menschenlebens gleich geachtet: werde, gleichviel, ob es sich um eines der wohl habenderen oder der ärmeren Klassen handelt. Die Grundsteinlegung zur Kaiser - Wilhelm- Gedächtniß-Kirche wird am 22. März durch den Kaiser selbst unter besonderer Feierlichkeit erfolgen.. Im königlichen Schauspielhause zu Berlin fand am Freitag Vormittag die Hauptprobe zu Wildenbruchs Drama „Der neue Herr" statt» zu welcher der Kaiser sich eingestellt und im. Parkett Platz genommen hatte. Da alle Mit wirkenden im Kostüm spielten, glich diese Probe einer Sondervorstellung. Die Thüren waren geschloffen und außer dem Kaiser nur der General intendant, der Dichter und dessen Gemahlin an wesend. Nach dem „Hamb. Korrcsp." wäre Maybach'S Rücktritt sicher, aber erst, nachdem er Reformen im Eisenbahnwesen durchgesührt, von denen eine starke Ermäßigung der einfachen Fahrt auf Grundlage des bairischen Vorschlages im Grund satz seststehe. Eine Einigung hierüber sei zu: erwarten. Der deutsche Landwirthschaftsrath in Berlin: hat auch Beschlüsse gefaßt, in welchem der Reichskanzler um Maßnahmen gegen den über handnehmenden Kontraktbruch der ländlichen Arbeiter ersucht wird. Berlin, 9. Februar. Die „Boss. Zeitung" beziffert den Betrag der bevorstehenden Emission dreiprozentiger Reichsanleihe und preußischem Consols auf etwa 450 Millionen. Der Aus gabekurs würde auf höchstens 84'/, Prozent,, wahrscheinlich noch etwas niedriger bemessen werden. Die Wahlprüfungskommission des Reichs tages hat die Wahlen der Abgeordneten Grumbt (nat.-lib:), 8. Sachsen, und Möller (nat.-lib ), 6. Arnsberg, beanstandet. Berlin, 9. Februar. Der Reichstag erledigte- die auf der Tagesordnung stehenden Wahl prüfungen nach den Kommissionsanträgen. Rom, 9. Februar. Der „Agenzicr Stefani" zufolge genehmigte Se. Majestät der König folgende Ministerliste: Rudini: Präsidium, Aus wärtiges und Marine (interimistisch), Nicotera: Inneres, Luzzatti: Schatz, Colombo: Finanzen, Pelloux: Krieg, Ferrari: Justiz, Branca: öffent liche Arbeiten, Post- und Telegraphenwesen (interimistisch), Chimirri: Ackerbau, Billari: Unterricht. Die Kammer wird voraussichtlich am Sonnabend behufs Verlesung deS Programme- des neuen KabinetS berufen werde». Petersburg, 8. Februar. Der Kaiser er nannte den Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este zum Chef de- 26. Bug'schen Dragoner-Regiment«. Paris, 9. Februar. In Nime-fand gestern Nachmittag eine royalistische Versammlung statt, bei welcher etwa 3000 Personen anwesend waren. Graf d'Haussonville bekämpfte di« republikanische Kundgebung des Kardinals Lavigerie und forderte zum AuSharren im Kampfe gegen die Republik auf. — Im 42. Linien-Infanterie-Regiment irr klagen gegen Emir, wohl nur in unbegreiflicher Gereiztheit erhoben hat. In Oesterreich vollzieht sich gegenwärtig augenscheinlich eine Wendung der Dinge, dir, wenn sie von Bestand ist, von den Deutschen nur mit Genugthuung begrüßt werden kann. Al- erste» Zeichen einer Besserung war die Auf lösung des ReichSratheS aufgefaßt worden. Ein zweites liegt entschieden in dem Sturz deS FinanzministrrS DunajewSki. Seit seinem Amts antritt im Jahre 1880 hat er sich als einer der schroffsten Gegner deS DeutschthumS erwiesen. Jetzt ist er der veränderteü politischen Lage zum Opfer gefallen. Eine Annäherung der deutsch liberalen Opposition an die Regierung war nicht möglich, so lange DunajewSki im Kabinet Taaffe saß, um so weniger, als die politische Gegner schaft zwischen dem Finanzminister und Herrn v. Plener, dem Führer der Linken, sich zur offenkundigen persönlichen Feindschaft ausgebildet hatte. Mit einem hohen Orden und einem Platze im Herrenhause finden die Verdienste Dunajewskis, dessen geschickte Finanzpolitik übrigens auch von der Opposition anerkannt wurde, ihre Ablohnung. Nachfolger Duna- jewski's ist vr. Steinbach, bisher SektionSchef km Justizministerium. Er war ursprünglich Advokaturskandidat und lenkte durch eine juridische Arbeit die Aufmerksamkeit des früheren Justizministers Glaser auf sich, der ihn in das Justizministerium berief. Steinbach, ein noch junger Mann, gilt als ein tüchtiger Jurist und Volkswirth; er ist der technische Schöpfer der socialpolitischen Gesetzgebung in Oesterreich. Seine Ausdauer und Arbeitskraft sind anerkannt. Eine politische Rolle hat vr. Steinbach nicht gespielt, und darin unterscheidet er sich in den Augen der Deutschliberalen zu seinem großen Borthei! von seinem Vorgänger. Da er ferner mit Gautsch und Schönborn befreundet ist, jenen zwei Ministern, die der Linken zuneigen, ist auch di? Annahme gestattet, daß freundlicher gegenüberstehen jewski, der vom Führer der zum Minister avancirte und ischen Voreingenommenheit Opposition kaum ein Hehl machte. Di: letztere kann also mit dem Ministerwechsel vollauf zu frieden sein; ihr gewandtester und hartnäckigster Gegner im Ministerium Taaffe ist beseitigt. — Als ein erfreuliches Symptom eines guten politischen Einvernehmens zwischen Oesterreich und Rußland wird allgemein vie Reise des Erz herzogs Franz Ferdinand von Este an den russischen Kaiserhof angesehen. Die Abstimmung der italienischen Depu- tirtenkammer, die dem Ministerpräsidenten Crispi eine unvorhergesehene Niederlage bereitete und dadurch den Anlaß zu einer Demission gab, hat Italien in eine fünftägige Ministerkrisis gestürzt, die erst am 4. Februar mit der Ernennung des bisherigen Vizepräsidenten der Kamnier und Führers der Rechten, des Marquis di Rudiui, zum Ministerpräsidenten, ihren Abschluß fand. Diese Hinziehung der Krise befremdet jedoch keineswegs. Ohne aus die lange Dauer der ziemlich zahlreichen Krisen zurückzugreiscn, die seiner Zeit DepretiS hat überwinden müssen, braucht nur an die Kabinetskrise Crispi's im Februar und März 1889 erinnert zu werden, die volle neun Tage dauerte und vielleicht noch länger gedauert hätte, wenn damals nicht König Humbert darauf bestanden hätte, daß Crispi abermals an die Spitze des Ministeriums trat. Es geschah dies, weil der König cingesehen hatte, daß es bei der Zerfahrenheit der Parteien unmöglich war, ein Kabinet zusammen zu bringen, welches die Gewähr eines längeren Bestandes bieten konnte. Die Zerfahrenheit der Parteien ist heute noch ebensogut vorhanden, wie damals; nur der gemeinsame Kampf gegen den Jrrc- dentiSmuS und gegen die Gegner der Bündniß- politik hat bei den Wahlen im November vor. I. ein zeitweiliges Zusammenhalten der Parteien zu Stande gebracht, die nur in sehr beschränktem Sinne als regierungsfreundlich bezeichnet werden können. Bei der Bildung seines KabinetS ist Rudini demnach auf die Unterstützung anderer Parteigruppirungen angewiesen. Daß Rudini ein Freund deS Dreibundes ist, wurde bereits betont. Dem entspricht eS daher, wenn nach Meldungen, die der „Pol. Korr." aus Rom zu gehen, in allen ernsten politischen Kreisen des Lande- der Ueberzeugung Ausdruck gegeben wird, daß die Lösung der KabinetSkrisc unter keinen Umständen in der auswärtigen Politik Italiens eine Aenderung herbeiführen werde. Der Bestand deS Dreibundes werde durch die Neugestaltung der italienischen Regierung in keiner Weise berührt, und das enge Einver-