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selbstloser Hingabe an seine Culturmission zu er füllen bemüht ist und von dem Glauben, der in Gottvertrauen der Zukunft Deutschlands entgegen sieht. Ja, Christ ist erstanden! — Der alte Jubelruf tönt noch heute hinaus in die Welt, die in fernen Zonen den Kampf wider Barbarei und Heidenthum erhoben und das Kreuz auf pflanzt, Gott zur Ehre, der Menschheit zu Liebe und dem deutschen Volke zum Segen. In diese heiligen Ostergedanken hinein läuten di? Glocken den Bölkerfrieden in Europa. Friede sei ihr erst' Geläute! Beglückt eilen wir hinaus in die schöne freie Natur, wo vom Eise befreit sind Ströme und Bäche; wie in der Zeit Schillers und Göthes gilt wieder heut das Wort Faust's an den Famulus Wagne^ vom bunten Gewimmel des Oster-SonntagStreiben, in dem ein Jeder sich gern sonnt „sie feiern die Auferstehung des Herrn, — dem sie sind Heller auferstanden — aus niedrigen Häusern, dumpfen Gemächern — aus Handwerks" und Gewerbesbanden — aus dem Druck von Giebeln und Dächern ..." — Wacht auf, der Ostertag ist da! Vergessen sei in der Harmonie des Lebens der Natur der alte herbe Schmerz und die Trauer, ausgelöscht sei der Zwist des Tages in den Herzen, die sich befehden umflorten AugcS und verbitterten Ge- müths, auferstanden sei der gute Glaube an die Ehrlichkeit der Andersgläubigen, an die Auf richtigkeit der Andersfühlenden und Denkenden. Ja, das wäre für unser junges Reich eine würdige Feier des Osterfestes, für unfern Kaiser eine Freude und für unser Volksleben ein Labsal, ein Sieg des Auferstehungsgedankens, Gott dem Herrn zur Ehre! Sachsen. Auf Befehl Sr. Kgl. Hoheit des comman- direnden Generals, des Prinzen Georg, wird zum Geburtstage Sr. Majestät des Königs am 23. d. Mittags 12 Uhr 30 Min. die Paroleausgabe für die Garnison Dresden in Verbindung mit der Wachtparade auf dem Theaterplatze statt finden. Während dieser Paroleausgabe wird eine aus 6 Geschützen bestehende Batterie 101 Salut schüsse vor dem ehemaligen Pontonschuppen ab geben. Bischofswerda, 19. April. Es ist eine alte Sitte, daß die Confirmanden am Nachmittage ihres Weihetages der Werkthätigkeit sich durch einen gemeinschaftlichen Spaziergang entziehen, und doch, welcher Unterschied besteht in dieser Be ziehung gegen einst und jetzt. Vor noch 30 Jahren war die confirmirte Jugend ohne Leitung bei diesen Ausflügen, während sich jetzt an vielen Orten die Herren Seelsorger derselben widmen. So hatte auch unser verehrter Herr Pastor vr. Wetzel am gestrigen Gründonnerstage mit den Confirmandinnen eine Partie nach dem Butter berge unternommen. Von einem Augen- und Ohrenzeugen wird im Einverständniß vieler Elter» hierdurch dankbar zum Ausdruck gebracht, daß derselbe die sich hierbei selbst gestellte Aufgabe, unter anerkennenswerther Unterstützung seiteu des Herrn Lehrer Hölzel, in überaus gelungener Weise gelöst hat. Herr vr. Wetzel hatte im Voraus dafür gesorgt, daß nach Ankunft des Zuges die Jugend an gemeinschaftlicher Tafel sofort eine leibliche Stärkung erhielt und führte darauf sein auf den Ausspruch des Apostels Paulus: „Dies ist der Tag, den der Herr ge macht hat, lasset uns freuen und fröhlich darin sein" gegründetes Programm derart aus, daß in anderthalbstündigem Zeiträume sinnige Dekla mationen mit gemeinschaftlichen Gesängen in einer Weise abwechselten, welche gewiß ebenso ein bleibendes Andenken in den Herzen der Confir mandinnen zurücklassen wird, wie sie die anwesen den Eltern derselben ansprechend unterhalten und erbaut hat. — Anläßlich des Geburtstages Sr. Maj. des Königs Albert ladet der Stadtrath Dienstag, den 23. April, zu einem allgemeinen Festmahl im Saale des Gasthauses zur goldncn Sonne ein. — Der Militärverein veranstaltet am gleichen Tage eine Festfeier im Saale des Schützenhauses. Früh findet Weckruf der hiesigen Stadtcapelle, gestellt vom Militärverein, statt, welchem sich Mittags Festmusik auf dem Marktplatz anschließt. — Dienstag, den23. April, werden zum ersten Male zum Geburtstage Sr. Maj. des Königs von der Festung Königstein 101 Kanonenschüsse in der Mittagszeit, und zwar auf der Plattform der Elbfront, abgefcuert werden. Es ist dies bekanntlich eine Einrichtung der neuesten Zeit, ein militärischer Gruß, wie er gewaltiger nicht gedacht werden kann. Die Damvfwolken, welche die Mauern nach wenigen Schüssen schon ein hüllen, verleihen der Festung ein seltsames Aus sehen. Außerordentlich wirkt der Kanonenschuß in den Bergen; das Echo, das den Donner der Kanonen wiederholt, ist von großartiger Wirkung. Bischofswerda. (Schulferien.) Wer kennt nicht den Zauber, welcher für den Schüler in dem Worte „Ferien" liegt! Viele Wochen vorher schon zählt er mit einem Eifer und einer Gewissenhaftigkeit, die einer besseren Sache wür dig wären, die Tage bis zum Schlüsse der Schule; mit einem Wohlbehagen sonder Gleichen wird jeder verflossene Tag, jede zurückgeleqte Woche auf dem Kalender gestrichen. Und endlich ist er da, der heißersehnte Tag, welcher ihm ein Paar Wochen ungezügelter Lust, ungebundenster Freiheit bringt. Und nun erst der „auswärtige Schüler", der Pensionär! Laut und hastig klopft ihm das Herz, wenn er beim Antritt seiner mehr oder minder langen Reise an das Wieder sehen mit den Eltern, Geschwistern und Freunden denkt; viel zu langsam fährt die Eisenbahn, immer wieder sieht er nach der Uhr. Nun noch eine halbe Stunde, noch zehn Minuten, jetzt das schrille Pfeifen der Locomotive und endlich liegt „der Junge" in den Armen der Seinen. Prüfend betrachtet ihn der Vater, während die Mutter den lange Ersehnten an das treue Herz zieht und ihm liebkosend über das Haar streicht. Zwar eine schwere Viertelstunde ist noch zu überstehen, die Kritik der Eltern über die Censur. Ach, er war so fleißig gewesen, er hatte so redlich gear beitet, aber der Lehrsatz des alten Pythagoras und die griechischen Conjugationen und Dekli nationen waren so sehr schwer! Aengstlich und schüchtern überreicht er den Eltern daS Zeugniß; bedenklich kraust sich die Stirn des Vaters beim Durchlesen desselben, finster wird sein Blick, als er liest: „Griechisch weniger befriedigend, Mathe- matik kaum genügend." Schon will er unwillig losbrechen, da hört er die Stimme seiner Gattin neben sich: „das nächste Mal wird es schon besser werden." Und die Stirn glättet sich, das Auge verschleiert sich, er denkt an die eigne Kind- heit zurück, an den Tag, da auch er zagend vor den Vater trat, eines Ausbruchs des Zornes gewärtig. Er hört sie wieder, die liebe, sanfte Stimme, die so lange nicht an sein Ohr ge drungen: „Das nächste Mal wird es schon besser werden." Bewegt zieht er die Gattin an die Brust und drückt einen innigen Kuß auf ihre Lippen. Den Sohn aber entläßt er nach einer ernsten Mahnung. Und nun giebt es für diesen kein Halten mehr. Hinaus in's Freie eilt er, zu den alten Kameraden und Freunden; da wird der Ball, der Kreisel, der Reifen hervorgesucht, da werden mächtige Ritter- und Räuberspiele veranstaltet, da erweitert seine Phantasie die kleine Parkanlage zum wilden, wüsten Urwald, in welchem er als Indianer umherichlcicht, um „weiße Männer" zu fangen. Die glückliche Jugend! Genieße sie voll und ganz, die paar Wochen, welche Dir Freiheit bieten; wir aber rufen Dir herzlich zu: „Vergnügte Ferien!" — Diesmal trifft es sich, daß zugleich mit der protestantischen und katholischen Kirche auch die Russen und Griechen, wie überhaupt die ge- sammten morgenländischen Christen nächsten Sonntag das Osterfest feiern; auch das Passah fest der Juden trifft diesmal mit unseren Ostern zusammen. Die kirchliche Feier der Auferstehung wird bei den Katholiken bereits am Sonnabend Abends 6 Uhr, bei der griechisch-katholischen Christenheit Nachts 12 Uhr und bei den übrigen christlichen Religionsgemeinschaften fast ausnahms los am Sonntag Vormittag begonnen. Bezüglich der Jubelfeier der 800jährigen Regierung des Hauses Wettin macht das evang.- luther. Landes - Consistorium in der neuesten Nummer seines Verordnungsblattes bekannt, daß dieselbe nach Befehl Sr. Majestät des Königs am 16. Juni d. I., als dem Trinitatisfeste, durch eine kirchliche Feier eingeleitet werden soll. In Bezug hierauf wird nun mit Genehmigung der in LvallASUcis beauftragten Herren Staats minister verordnet, daß gedachte Feier mit dem stattfindcnden Gottesdienste zu verbinden, betreffs des Glockengeläutes, der Bekleidung der Canzeln und Altäre, der Kirchenmusik und der etwaigen Abendmahlsfeier wie an hohen kirchlichen Festen zu verfahren sei und nach der Predigt der Am brosianische Lobgesang oder, wo solches nicht in geeigneter Weiic geschehen kann, das Lied: „Nun danket alle Gott!" angestimmt, endlich aber Mittags 12—1 Uhr in drei langen Pausen mit allen Glocken geläutet werden soll. Die dadurch etwa entstehenden Kosten sind aus den Kirchenärarien zu bestreiten. Am Sonntage vorher, dem Pfingst- feste, ist die Jubelfeier den Gemeinden zu ver melden; eS soll ein Formular hierfür, sowie ein Jubelfestgebet s, Z. noch an die Geistlichkeit hinauSgegeben werden. DaS LandeS-Consistorium nimmt hierbei Gelegenheit, auf eine Reihe von Predigttextey. welche sich eventuell füß tzMArier: besonders ei-new, aufmerksam zu «ach«, und- bemerkt schlichlich, daß eS den Gemeinden selbst verständlich unbenommen sei, soweit nüthi- unter Genehmigung der Kircheninspectionen und im- Einvernehmen mit den Kirchenpatronen, ihrer freudigen Theilnahme an der Jubelfeier und ihrer Liebe für daS theure Königshaus noch in anderer Weise, wie z. B. Festzug zur Kirche, Pflanzen- und Blumenschmuck, Kirchen-Concerte, äußeren- Ausdruck zu geben. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 18. April. Durch Feuer wurden vernichtet: das Wohnhaus und Nebengebäude des Schankwirth Brösel, sowie die Scheune eine« Bauergutes zu Schönbach. - - Der Arbeiter Bierlich aus Eichgraben ist in Zittau in einer Fabrik in heißes Wasser gefallen und den Brandwunden erlegen. — Die 3jähr. Tochter eines Webers zu Gräfenhain erlitt durch die Schaukel einen Oberschenkelbruch. — In Lohmen wurden 67 größere und 751 kleinere Münzen aus den Jahren 1780—90 auf einer Brandstelle aufgefunden. — Herr Pastor Keydel in Hohnstein feierte das 25jährige Ehejubiläum, und wurde ihm dabei viel Freude bereitet. — Zu Langenöls wird demnächst der Bau des 4. Schulhauses in Angriff genommen. — Am 11. d. wurde die neue Orgel mit 22 Registern, die Herr Orgelbaumeister Eule in Bautzen für 9000 Mk. erbaut, in Philippsdorf übergeben. Ein Werk, dar wiederum seinen Meister lobt. — Der Militärverein zu Gersdorf veranstaltet zum Ge burtstag Sr. Maj. König Albert eine Festfeier im Erbgericht zu Neugersdorf. — Herr Diakonus Gocht aus Eibau geht den 1. Mai als Pfarrer nach Stolpen. — Herr Emil Grünewald zu Seifhennersdorf hat der dortigen Kirche zur Confirmation seiner Tochter einen 24armigen prächtigen Glaskronenleuchter (aus dem rühmlichst bekannten Glasgeschäft von Franz in Neugers dorf) geschenkt. — Die Stadt Ostritz gedenkt die Wettinfeier den 17. Juni Vormittags durch Gottesdienst und Nachmittags durch ein allge meines Schul- und Volksfest zu begehen.— Den 21. Mai soll in Rothenburg für den dortigen Kreis eine landwirthschaftliche Ausstellung mit Prämiirung abgehalten werden. — Im Pro gramm der Realschule zu Löbau behandelte Herr Realschuloberlehrer Liebmann das Thema: „Chri stian Trautmann und die erste meteorologische Station der Oberlausitz." (Löbau war 1717 bis 1726 schon im Breslauer meteorologischen Netze.) Thalheim, 16. April. Am 14. d. Abends in der 9. Stunde wurden ans die Schienen der Aue-Ndorser Bahnlinie, zwischen den Stationen 164 und 165, ungefähr 1200 Schritte unterhalb des Bahnhofes von ruchloser Hand 4 Steine, welche die Größe eines Hühnereies hatten, ge legt. Durch diese frevelhafte That ist zwar eine Entgleisung des Zuges nicht herbeigeführt worden, jedoch mußte der Zug infolge der Stöße zum Halten gebracht werden. Auf den Schienen mar noch ersichtlich, wie die Maschine die Steine zer malmt hatte. Der Betreffende, welcher diesen Bahnfrevcl verübt, hat sich vermuthlich unbemerkt in der Nähe der Bahn aufgehalten und seine abscheuliche That, nachdem der Personenzug nach Aue diese Stelle passirt hat, ausgeführt. Bon dem Frevler hat man bis jetzt noch keine Spur. Die Verminderung des Geldwerthes und der Rückgang des Zinsfußes wird nicht nur von den kleinen Capitalisten, die von ihren Ersparnissen leben müssen, bitter empfunden, sondern hat namentlich auch auf milde Stiftungen eigen be- klagenswerthen Einfluß. Beispielsweise konnte an der Fürstenschule zu Grimma ein Stipen dium, welches für arme Schüler bestimmt ist, in diesem Schuljahre wegen Rückgang des Zinsfußes nicht zur Auszahlung gelangen. Es beträgt nach den Statuten 120 M., eine Summe, mit welcher sich ohnehin heutigen Tages lange nicht mehr so viel ausrichten läßt, als zu der Zeit, wo unsere Väter die Schulen oder die Univer sitäten besuchten. Ein überaus umfangreicher Waarcndieb- stahl ist seit einiger Zeit in einem Geschäfte in Plauen i. B. verübt und jetzt entdeckt worden. Die entwendeten Maaren haben einen Werth von 3000 bis 4000 Mark. Personen im be treffenden Geschäfte haben diese Maaren entwendet, andere, sowohl solche, welche im Geschäfte, als auch solche, welche nicht in demselben thätig sind, haben sich an dem Unterbringen der Maaren be- theiligt. Der Hauptthäter, mit einem Auslands paß versehen, wurde von der Polizei vor einigen Tagen in Leipzig verhaftet und nach zurückgebracht. Außer diesem " zwei Personen verhaftet