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aar nicht zu zweifeln. ES wird sich kaum Jemand finden, der dem Herzog von Nassau da«, Recht streitig macht, sein künftige« Erbe, da« von den» bisherigen Besitzer nicht mehr verwaltet werden kann, selbst in vorläufigen Besitz zu nehmen. Die fest gesicherte große Machtstellung des deutschen Reiche« bürgt dafür, daß etwa« Sehnliches Niemanden ernstlich in den Sinn kommen kann. Für Deutschland ist e« nicht nur von hohem Werth, daß endlich da« auf der Londoner Conferenz im Mai 1867 zur Ver hütung kriegerischer Verwickelung von Preußen aufgegebene Besatzungsrecht einen passenden Ersatz finden kann, sondern auch von erfreulichster Be deutung, daß an einem der strategisch wichtigsten Grenzpunkte eine gutdeutschgesinnte Regierung walten wird. Wenn auch Herzog Adolf von Nassau sich nur schwer zur Anerkennung der 1866 in Deutschland geschaffenen Verhältnisse bequemte, seine kerndeutsche Gesinnung hat er doch schon bereits in'den Jahren 1870 und 1871 durch die großen Opfer bethätigt, die er damals für die nassauischen Truppen, sowie für alle verwundeten und erkrankten Krieger gebracht hat. Durch die Verschwägerung mit der badischen Großherzog lichen Familie ist der künftige Großherzog von Luxemburg auch in ein nahes verwandtschaftliches Verhältniß zu unserem Kaiser getreten. Wie der in den Angelegenheiten des Herzogs von Nassau wohlunterrichtete „Rheinische Courier" erfährt, dürften die freundschaftlichen Beziehungen des Herzogs zum deutschen Kaiserhause demnächst auch äußerlich noch weiter zum Ausdruck ge langen, indem Herzog Adolf unmittelbar nach seiner Thronbesteigung als Großherzog von Luxemburg dem deutschen Kaiser einen Besuch abzustatten beabsichtigt. Daß man in Frankreich über die sich in dem nahen luxemburger Gebiet vollziehende große Wandlung nicht sehr erfreut ist, läßt sich denken, doch ist die Verwirrung in dem französischen Freistaat jetzt viel zu groß, als daß deren Macht haber im Stande wären, eine „Luxemburger Frage" in der Weise aufzuwerfen unv zur Lösung zu bringen, wie dies Napoleon III. 1867 gethan hat. Damals suchte der Kaiser von Frankreich das Großherzogthum Luxemburg mit der gleich namigen Festung durch Kauf zu erwerben, um einen Ausgleich für die Vergrößerung Preußens zu erlangen. Auf diesen Plan mußte Napoleon freilich verzichten, dagegen gab Preußen das Besatzungsrecht in Luxemburg auf und ließ es zu, daß das Großherzogthum unter der Garantie der Großmächte für neutral erklärt wurde. Das Letztere hatte nur geringe Bedeutung, denn im Jahre 1871 gab die luxemburgische Regierung ihr Unvermögen kund, ihre Neutralität im Falle ernstlicher Bedrohung zu wahren. Auch heute vermeidet Deutschland jeden Eingriff in die luxemburgischen Verhältnisse; es läßt nur dem auf internationalen Verträgen beruhenden Staats rechte des Großherzogthums seinen freien Lauf. Das deutsche Reich wird auch den Großherzog von Luxemburg kaum veranlassen, die auf Ver langen Frankreichs geschleiften Festungswerke in Luxemburg wiederherzustellen, welche durch die inzwischen erfolgte Erwerbung der Festung Metz hinreichend ersetzt sind. Es genügt dem deutschen Volke vollkommen, daß in jener Grenzmark ein echtes deutsches Regiment eingeführt wird und daß dies Dank der deutschen Machtstellung ge schieht, ohne daß wieder eine „Luxemburger Frage" auftaucht. Deutsches Reich. Dresden. Am Ostermontag findet in den Paradesälcn des hiesigen Refidenzschlosses bei den königlichen Majestäten ein großes Hostoncert statt, zu welchem zahlreiche Einladungen ergehen werden. Dem Vernehmen nach gedenkt Se. Majestät der König der am 13. d. M. Abends 7 Uhr im Tivolisaale zu Dresden stattfindenden 40jährigen Erinnerungsseier an die Erstürmung der Düppler Schanzen beizuwohnen. Der im Jahre 1849 21jährige Prinz befand sich inmitten der nach Schleswig-Holstein entsendeten königl. sächsischen Brigade. Das Fest, dem eine überaus zahlreiche Bethciligung sicher sein dürste, wird bereits am 12. d. M. mit einem Dankgottesdienste in der Jacobikirchc eingcleitet, wobei Herr Pastor Göhler die Festpredigt hält. An den Gottesdienst schließt sich im Tivoli, das einen eigenartigen Festschmuck erhalten soll, gemeinsame Tafel. Tag« darauf werden die Gräber der damaligen Ooeroffiziere auf den verschiedene»« Friedhöfen geschmückt und Abends findet der Eingang« erwähnte FestactuS statt, bei dem auch Ihre Excellenzen Ariegsminister Graf von Fabrice, Stadtcommandant ö Byrn, Generallieutenant Schurig — Her vor 40 Jahren noch al« Unteroffizier mit kämpfte — und viele andere hohe Offiziere zugegen sein werden. Se. Majestät der König hat befohlen, daß die von Sr. Majestät dem Kaiser unterm 2ü. März erlassene Verordnung über die Aenderung in den Bezeichnungen der Feld-Artillerie auch im Bereiche des Königl. Sächs. (XII.) Armee-Corp« zur Einführung gelangen soll. Darnach sollen fortan alle nichtreitende Batterien, mithin die Batterien der 1. und 2. Abtheilung des 1. Sächs. Feld-Artillerie-RegimentS Nr. 12 und sämmtliche Batterien der sächsischen Feld-Artillerie-Regimenter Nr. 28 und 32 als „fahrende" Batterien und die bisher Feldwebel genannten Unteroffiziers chargen mit „Wachtmeister bezw. Quartiermeister" bezeichnet werden. Ferner hat Se. Majestät der König genehmigt, daß ebenso wie bei den preußi schen Armee-Corps an Stelle mangelnder Seconde- lieutenants offiziersdienstthuende Feldwebel bis zu 3 für jedes Infanterie- und Jägerbataillon angestellt werden sollen. k. Bischofswerda, 11. April. Auf dem Bauplatze der zu errichtenden „Herberge zur Heimath" hat seit dem 1. April der Bau be gonnen und ist bereits so weit vorwärts gekommen, daß am gestrigen Tage, nach Entfernung größerer Bodenmassen der Grundstein zu dem Hauptgebäude gelegt werden konnte. Nachmittags 5 Uhr wurde diese Arbeit unter entsprechender einfacher Feier vorgenommen. Der Vorstand und Bauausschuß des Vereins der Herberge zur Heimath versam melte sich daher zur genannten Stunde aus dem Bauplatze und nachdem auch noch die Bauleute herzugekommen waren, wurde vom Vorsitzenden des Vereins Herrn Pastor vr. Wetzel nachstehende von demselben verfaßte Urkunde, welche unter dem Grundstein in einer Falsche verschlossen, zu liegen kommen soll, laut und vernehmlich vor gelesen: „Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Ain 10. April 1889 wurde unter dem Grundstein der Herberge zur Heimath in Bischofswerda diese Urkunde niedergelegt, nachdem am 1. April d. I., dem 74jährigen Geburtstage des Fürsten Bis marck, als treuen Berather deS Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II., der die Befestigung des durch Gottes Gnade im Jahre 1871 wieder aufgerichteten deutschen Reiches durch Fürsorge für alle Stände, besonders für den Nährstand zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat, der erste Spatenstich zu diesem Bau gethan worden war. Demselben Zwecke solle die Herberge zur Heimath dienen. Sie soll den wandernden Handwerkern und Arbeitern nach dem Worte unseres Herrn und Heilands Jesu Christi: „Ich bin ein Gast gewesen und ihr habt mich beherbergt," eine Herberge bieten, in der sie sich heimisch fühlen können und vor den Gefahren des WirthShaus- lebens, dem Kartenspiel und Branntwein, bewahrt werden. Der Verein der Herberge zur Heimath wurde gegründet am 16. März 1882. Der Beschluß, ein eigenes Haus für die Herberge zur Heimath zu bauen, wurde in einer außerordent lichen Generalversammlung des Vereins der Her berge zur Heimath am 31. Januar 1889 gefaßt. Der Vorstand des Vereins besteht aus den Herren vr. xkilv8. Richard Emil Wetzel, d. Z. Pfarrer zu Bischofswerda, als Vorsitzender, Kaufmann David Weber, stellvertr. Vorsitzender, Oberlehrer Emil Pache, Schriftführer, Armen- cassenverwaltcr August Grohmann, stellvertr. Schriftführer, Kirchenrechnungsführer Adolf Täubrich, Rechnungsführer. Zum Ausschuß gehören die Herren Stadtrath Scheumann, Fabrik besitzer Ernst Heinß, Stadtverordnetenvorsteher Emil Böhmer, Messerschmiedemeister Robert Löhnert, Stadtrath Kind, Stadtrath Händler. Der Bauausschuß wird gebildet von den Herren Pfarrer vr. Wetzel, Stadtverordneten vorsteher Böhmer, Stadtrath Kind, Messer- schmiedemeistcr Robert Löhnert, Redacteur und Buchdruckereibesitzer May. Der ausführende Baumeister ist Herr L. W. Partzsch. Bürger meister der Stadt ist z. Z. Herr Bürgermeister Ritter rc. Sinz. Bischofswerda, am 10. April des Jahres 1889 nach unsers Heilands Jesu Christi Geburt, im ersten Jahre der Regierung Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II., im 16. Re- gierungsjahre Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen, im Jahre des 800jährigen Regie rungsjubiläums des Hauses Wettin. Gott der Herr gebe diesen unsern erlauchten Regenten langes Leben und glückliche: Regierung. Er lasse den Bau der Herberge zur Heimath vollendet werden ohne Unfall und Schaden! — Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen." — Während nun diese Urkunde mit einer Nummer des „Sächsischen Erzählers" vom 10. April 1889 vom Herrn Baumeister Partzsch in eine GlaSflasche gebracht und diese versiegelt wurde, hielt Herr Pfarrei vr. Wetzel eine kurze Ansprache, in welcher er nicht nur hinwie« auf den allmächtigen Bau meister der Alle« geschaffen, sondern auch auf unsern Herrn und Heiland Jesu« Christus al« Baumeister und Eckstein der christlichen Kirche. Da nun auch dieses Haus seiner Kirche dienen soll, so verband der geehrte Redner damit zugleich die herzlichsten Segenswünsche für den auszu führenden Bau und schloß dann mit einem herz lichen Gebet, worin er auch dieses Haus und die Männer die daran arbeiten, dem Schutze des Allmächtigen empfahl. Hierauf wurde die nun gut verwahrte Flasche mit der Urkunde in eine Oeffnnng unter den zu legenden Grundstein ge bracht, wozu noch eine zweite Flasche kam, welche Herr Redacteur May dem Herrn Vorsitzenden übergab und in welcher sich sämmtliche Nummern: des „Sächsischen Erzählers" befanden, worin der statutengemäßen Generalversammlung vorn 12. December 1888 des Vereins der Herberge zur Heimath und der außerordentlichen Versammlung, desselben Vereins vom 31. Januar 1889, in welcher dieselbe den Bau beschlossen hatte, gedacht war. Beide Flaschen wurde»« dann noch mit Sand bedeckt und von den Bauleuten der Grund stein selbst darüber gelegt. Nachiwin dies geschehen, begab sich zuerst der Herr Vorsitzende zu dem selben hinab, um die drei üblichen ersten Hammer schläge auf denselben, unter einem entsprechenden Segenswunsch, auszuführen, was denn auch noch in derselben Weise von den anwesenden Vor standsmitgliedern, dem Ausschuß und dem Bau ausschuß geschah. Zum Schluß sprachen auch noch der Herr Baumeister und der Polier der Bauleute einen herzlichen Segenswunsch über den Grundstein aus. Möge nun der Bau glücklich weiter geführt werden und der Verein im Herbst dieses Jahres einen gesegneten Einzug halten! — Da der ehemalige Wähner'sche Garten, auf welchem die Herberge zur Heimath zu stehen kommt, früher Hospital gewesen, wozu auch eine Capelle mit Kirchhof gehört hat, so wurden jetzt beim Grundgraben und Abtreiben des Bodens noch viele Knochen und Schädel hier begrabener Personen aufgefunden und diese von den Bau leuten sofort in tieferer Schicht der Erde wieder übergeben. v. Bischofswerda, 8. April. Aus dem Winkler'schen Legate konnte der hiesige Frauen verein nach in diesem Jahre 5 arme Confirman- dcn mit neuen Kleidungsstücke»» beschenken und hierzu auch neun ebenfalls bedürftige Schüler, welche confirmirt werden, mit verschiedenen Klei dungsstücken aus der Casse des Frauenvereins erfreuen. Sämmtliche 14 Beschenkte erhielte»« Freitag, den 5. d. M., in Gegenwart des Frauen vereinsvorstandes und der Mütter jener Kinder unter entsprechender Feierlichkeit ihre Gaben im Gasthaus „zur goldneu Sonne" eingehändigt, worauf dann noch die Beschenkten mit Kaffee und Kuchen bewirthet wurden. — 11. April. Mit heute sind die öffent lichen Prüfungei« unserer städtischen Schulen zu Ende gegangen. Dieselben waren von Anfang an sehr zahlreich von den Eltern der Kinder und vielen Freunden der Schule besucht und gewiß haben alle diese Zuhörer ein erfreuliches Bild von der Bildungsstätte unserer Jugend mit nach Hause genommen. Die . Schüler zeigten sich lebendig und regsam iu den einzelnen Lectionen und die betreffenden Lehrer konnten mit dem Resultat der Prüfung gewiß auch zufrieden sein, da sie ja sahen, daß ihre mühevolle Arbeit an den Kindern nicht vergeblich gewesen war. Möchten nun auch fernerhin die Eltern die betr. Lehrer in ihrem schweren Erziehungswerke unter stützen, damit auch in Zukunft unsere Schul anstalt vorwärts schreite, da ja nur dann, wenn Schule und Haus gemeinsam wirken, Ersprieß liches für die Schule gedeihen kann. — Im Hinblick auf die bevorstehende Con- firmation erscheint es nothwendig, darauf auf merksam zu machen, daß junge Leute, welche ihren Wohnort verlassen wollen, um auswärts in die Lehre oder in ein Arbeitsverhältniß zu treten, sich in der Heimath schon mit dem in der Gewerbeordnung vorgeschriebenen Arbeitsbuch zu versehen habe^ da zur Ausstellung desselben die Zustimmung des Vaters bez. Vormundes er fordert wird. Die Erfahrung hat gelehrt, daß dies in vielen Fällen unterlassen wird und dadurch den Eltern oder Vormündern nachträgliche Weiterungen und Unkosten entstehen. — In Anbetracht des nahenden Osterfestes wollen wir nicht unterlassen, auf die verlängerte Giltigkeitsdauer der Rückfahrkarten während deS Festes auf den sächsischen Staatsbahnen hinzu weisen. E« gelten die am Tag« vor,Ostym 4vH. an den Osterfeiertagen gelöstM^MM