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sich Feldartillerie befindet, nämlich in Dresden, Riesa, Pirna, Freiberg und Roßwein 101 Salut schüsse aus Kanonen künftighin abzüfeuern. Ferner sind auf der Festung Königstein bei Empfang Sr. Majestät des Kaisers oder des Königs, ebenso zum Empfange Ihrer Majestät der Königin 33 Salutschüsse, zum Empfange Ihrer König!. Hoheiten der Prinzen des Königlichen Hauses 21 Salutschüsse abzufeuern. Bischofswerda, 4. April. Am Montag Nachmittags 2 Uhr sand in Gegenwart des Ge- sammtvorstandes der Herberge zur Heimath, an dessen Spitze Herr Pastor vr. Wetzel als Vor sitzender steht, der Baudeputation und des Herrn Baumeister Partzsch mit seinen zahlreichen Ar beitern der erste Spatenstich zum neuen Heim in einfacher, aber feierlicher Weise statt. Mit den besten Wünschen für eine glückliche Beendigung des Baues, wurde die Arbeit begonnen. — Durch die vollständige Renovierung des Denk mals auf dem Marktplatze, ganz besonders durch Anbringung von Mosaikpflaster um dasselbe herum, wurden die Akazien, welche unseren Markt platz ca. 70 Jahre zierten, gefällt, jedoch werden Bäume auch wieder angepflanzt werden. — Wie wir vernehmen, soll noch im Laufe dieses Jahres eine Fernsprechanlage zwischen Bischofswerda- Rammenau und Burkau, sowie Bischofswerda- Putzkau-Schmölln errichtet und in Betrieb ge setzt werden. ES ist dies Seiten sämmtlichcr Ortschaften mit Freuden zu begrüßen , es geht damit ein schon lang gehegter Wunsch in Erfüllung. R. Bischofswerda, 5. April. An der bevorstehenden 800jährigen Jubelfeier des Hauses Wettin wird sich auch der im Jahre 1877 gegründete Gebirgsverein für die sächsisch böhmische Schweiz insofern betheiligen, als er als ein Zeichen zur dauernden Erinnerung an diese patriotische Feier einen Obelisken mit be züglicher Widmung und Emblemen auf dem weit sichtbaren Lilienstein zu errichten beabsichtigt. Die dazu erforderlichen Mittel sollen durch eine Sammlung von freiwilligen Beiträgen unter den Vereinsmitgliedern ausgebracht werden, welche in einigen Scctionen bereits begonnen hat, in der unsrigen aber in den nächsten Tagen eröffnet werden wird. Wenn nun die erst ganz neuerdings gegründeten Sektionen Rathewalde und Postelwitz unter ihren 16bez. 14 Mitgliedern, welche notorisch größtentheils nicht zu den Wohlhabenden gehören, zu diesem Zwecke 51 M. aufgebracht haben, so daß aus das einzelne Mitglied durchschnittlich über 1^/, M. kommen, so hoffen wir, daß auch aus der Section Bischofswerda-Valtenberg die, wie gesagt, lediglich freiwilligen Beiträge (denn gezwungen kann und soll Niemand werde») ent sprechend reichlich cingehen werden, um ein Werk zu Stande bringen zu helfen, welches das An denken an ein Fest zu verewigen bestimmt ist, das Keiner von den Lebenden, ja keines von deren Kindern und Enkeln wieder erleben wird. Die von dem Centralausschuß ausgegebenen Sammelbogen, welche nach Schluß der Samm lung im ganzen Vereinsgebiete in einen Band geheftet und als ein anderes bleibendes Erinne rungszeichen im Vereinsmuseum zu Pirna auf bewahrt werden sollen, werden den hier wohnen den Mitgliedern durch einen Boten behändigt werden, die auswärtigen Mitglieder aber werden ersucht, ihre Beiträge bis Ende dieses Monats an den Vorstand der Section einzusendcn, bez. daselbst persönlich abzugeben. — 4. April. Im Interesse der ausgcbrcitetcn Kundschaft des Herrn vr. Roch sei auch hier erwähnt, daß derselbe jetzt am Markt Nr. 28, im Hanse des Herrn Alfred Böhme (Nähe der „goldnen Sonne"), wohnt. — Vor Kurzem ist an sämmtliche Geistliche, Cantoren, Kirchschullehrer und Kirchenchöre Sachsens ein Aufruf zur Bildung eines Kirchcn- chorverbandcs in der evang.-luth. Landeskirche Sachsens ausgegangen. Derselbe will alle be stehenden Kirchenchörc (Cantoreien rc.) zuiammen- schließen zu einem Verbände und dafür wirken, daß der Kirchenchörc mehr werden. Der Landes verband wird sich gliedern in Ephoralvcrbände, welche den Einzelchörcn näher stehen. Durch diesen festen Zusammenschluß soll namentlich die weitere Ausbildung und Entwickelung der Kirchen chöre (auch der bloßen Schnlerchöre) einheitlich nach kirchlich-musikalischen Grundsätzen erstrebt werden. Sein nächstes Augenmerk will er darauf richten, daß durch die Kirchenchörc der Gemeinde gesang sowohl im Choralgcsange als auch in der jetzt reicheren Liturgie gefestigt werde, und sodann darauf, daß auch der Chorgesang sich immer mehr vervollkommne. Zu diesem Zwecke wird dafür gesorgt werden, daß auf billige Weise gute Compositionen den Chören erschlossen werden, daß in Verbands-Blättern Erfahrungen, Metho den rc. besprochen werden und daß bei Haupt versammlungen Mustervorführungen geboten werden. Durch den sich daraus gestaltenden Verkehr der Chöre mit anderen wird ein rüstige- Borwärtsschreiten sich entfalten und durch den vollen Gcmeindegesang, durch die Hereinzichung der Gemeindemitglieder zu der Theilnahme an den Chorgcsängen, wie durch die ganze schöne Ausgestaltung unserer gottesdienstlichen Feiern hofft man auch, der Förderung des kirchlich religiösen Lebens überhaupt zu dienen. Die „geschlossenen Zeiten" beginnen am Montag nach dem Sonntag Lätare, also in diesem Jahre mit dem 1. April, und dauern bis mit dem 1. Osterfeiertage. Während dieser Zeit ist sowohl die Abhaltung öffentlicher Tanzmusiken, als auch die Veranstaltung von Privatbällen und Bällen geschlossener Gesellschaften verboten; da gegen ist die Abhaltung von Concertmusiken und anderer mit Musikbegleitung verbundener geräusch voller Vergnügungen, insbesondere auch Theater vorstellungen auch weiterhin, jedoch mit Aus nahme der Zeit von Gründonnerstag, einschließ lich desselben, bis mit Sonnabend vor Ostern gestattet; es dürfen aber zu den theatralischen Vorstellungen, welche in der Zeit vom Palm sonntag bis zum Mittwoch in der Charwoche aufgeführt werden, nur angemessene ernste Stücke gewählt werden und hat die Aufführung von Possen und ungeeigneten Lustspielen zu unterbleiben. — Das Gesetz über den Verkehr mit Mar garine äußert allmälig seine Wirksamkeit, man hört ab und zu von Bestrafungen, die auf Grund dieses Gesetzes ergehen. Vor dem 3. Strafsenate des Reichsgerichts kam dasselbe dieser Tage zum ersten Male zur Sprache. Zwei Butterhändlerinnen, die verehcl. Mai und Schmidt aus Nischwitz, hatten in Wurzen Margarine verkauft, ohne die selbe in Würfelform gebracht und mit Papier enthaltend den Aufdruck „Margarine" und ihren Namen, umhüllt zu haben, ferner ohne an der Verkaufsstelle ein Schild mit der Aufschrift „Verkauf von Margarine" angebracht zu haben. Insofern sie die Margarine auch in runder Form verkauft und dadurch die Käufer in den Glauben gesetzt hatten, sie erhielten Milchbutter, hatten sie sich auch eines Vergehens gegen das Nahrungs- mittelgcsetz schuldig gemacht, wenigstens erblickte das Landgericht Leipzig in der Margarine nach gemachte Butter. Beide Angeklagte wurden zu 6 Wochen Gefängniß und einer Geldstrafe ver- urthcilt. In dem einen Falle, wegen dessen die Mai verurtheilt wurde, hatte sie die verkaufte Margarine in einer Schüssel abgewogen und schließlich ein Blatt Papier mit dem Ausdruck Margarine darüber gelegt. Das Landgericht nahm an, daß damit dem Gesetze nicht genügt sei, denn es verlange, daß die Margarine mit dem Papier „umhüllt" sei. Entsprechend dem Anträge des Reichsanwalts erkannte der Senat des Reichsgerichts auf Verwerfung der Revision. — Fi sch es fern wird folgende Mitthcilung willkommen sein: Wer eine Gräte verschluckt hat, nehme sofort ein rohes Ei und schlürfe es mit einem Zuge aus! Dies Mittel, welches in Frankreich angewendet wird, soll jede mechanische Operation überflüssig machen. Sicherem Vernehmen nach wird der Vieh markt zu Stolpen am 10. April d. I. sehr stark besucht werden, da eine größere Anzahl von Viehhändlern bedeutenderen Auftrieb von Zucht vieh und Schweinen als früher zugesagt hat. Schandau, 2. April. In gemeinschaftlicher Sitzung des NatheS und der Stadtverordneten wurde in Anerkennung seiner in dreijähriger Amtsdauer bewiesenen besonderen Tüchtigkeit und Thatkraft Herr Bürgermeister Wieck auf Lebens zeit zum Bürgermeister von Schandau gewählt. Zittau, 31. März. Zum Zwecke eines Meinungsaustausches über die Frage, welche Stellung die Lausitzer Leinen-Industrie einnimmt zu dem Vorgehen der sächsischen Textil-Berufs- genossenschaft, die eine einheitliche Darstellung der gesummten Textil-Jndustrie bei dem Huldigungs zuge der Wettin-Feicr anstrebt, hatten sich gestern Interessenten der Leinenweberei Hierselbst ver sammelt. Man hielt einstimmig dafür, daß eine Absicht, die Lausitzer Leinenweberei als provin zielle Gruppe in dem Zuge darzustellen, wohl nicht cxistire und eS erachteten die Versammelten die von der Berufs-Genossenschaft verfolgte Tendenz der einheitlichen Darstellung der gesammten Textil-Jndustrie als das durchaus WünschenS- werthe, indem sie sich überzeugt halten, daß man einen der ältesten Zweige derselben, die Lausitzer Leincnweberei, ohnehin würdig zur Erscheinung kommen lassen wird. UeberdieS sprach man sich dahin aus, daß der Vorstand der Berufsgenossen schaft bez. das von demselben erwählte engere Comitö al« ein geeignetes Organ für die Durch- ' . ' .-r führung der Sache zu halten sei und vtWvWK* man. sich^ Jever in semem Kreise, dahsts chlimn zn wollen, daß locale Bestrebungen und besondere Wünsche in dieser Angelegenheit möglichst an da« geschäftsführende Mitglied deS erwähnten Comitös der Berufsgenossenschaft, Herrn Directdr vr. Löbner in Leipzig, Keilstraße 1, gewiesen werden. Der diesjährige OsterMarkt in Dresden ist im Allgemeinen in ähnlich ungünstiger Weise verlaufen, wie die meisten Dresdner Jahrmärkte gegen Ende des vorigen Jahrzehnts, und eS dürfte dies außer dem üblen Wetter, welches am Haupttage, am 1. April, herrschte, hauptsächlich wohl dem Umstande zuzuschreiben sein, daß der Markt sowohl mit den am 1. April fälligen Zinszahlungen, als auch mit der Zeit des Um zugs zusammen gefallen ist. Am lebhaftesten klagte die Mehrzahl jener Geschäftsleute, welche rechts der Elbe feil hielt, und in erster Linie verkauften die Spiel- und Korbwaarenfabrikanten thatsächlich höchst belanglos. Auch die aus der Hauptstraße postirten Wollwaarenhändler zeigten sich bitter enttäuscht, wiewohl dieselben auf die Frühlingsmärkte nichts weniger als besondere Hoffnungen zu setzen pflegen, da sie auf diesen Märkten in der Regel nur Arbeitsjacken und so genannte Phantasieartikel verkaufen. Allein auch nach diesen beiden billigen Waarensorten wurde kaum gefragt, ein Beweis, daß der heurige so lange Winter in gar vielen Familien gebieterisch Einschränkungen aller Art auferlegt hat. Aus gleichem Grunde machten auch die nieisten Schuh macher herzlich schlechte Geschäfte, und die Tischler haben zu äußerst gedrückten Preisen nur etwa die Hälfte ihrer Maaren abgesetzt. Nicht minder schwer verkauften sich Polsterwaaren, sowie Kleider. Günstiger gestaltete sich der Markt bei den Böttchern, die, obwohl sie außerordentlich große Waarenvorräthe zugeführt hatten, annähernd ?/z absetzten. Was den Lederhandel anlangt, so hatten einige Gerber z. B. mit Kalbfellen bereits am 1. April Mittags geräumt, und auch Sohlen leder, sowie Kipse fanden leidlich Absatz, indeß. Schafleder nur mittelmäßiges Geschäft hatte und Rehfelle kaum Beachtung fanden. In Altstadt hatten die Lausitzer Lcinenhändler den leidlichsten Verkehr und nächstdem wurden böhmische Glas- waaren namentlich in gewöhnlichen Gebrauchs artikeln genommen, während sich in Posamenten ein nur sehr mittelmäßiges Geschäft geltend machte. Die uogtländischen Weißwaarenhändlcr setzten zwar leidlich ab, fanden aber ihre Rech nung auch nicht annähernd in der gleichen Weise wie auf den Frühlingsmärkten der letzten Jahre. Die Manufacturisten erzielten vorwiegend nur in dunkelfarbigen Kleiderstoffen für Confirmandinnen nennenswcrthen Absatz, während die Kürschner kaum befriedigend Hüte und Mützen für Con firmanden verkauften. Steingut- und Thonwaaren erfreuten sich, wie ja regelmäßig, ziemlich lebhafter Abnahme. (Dr. Anz.)' Ein ganz außerordentlich zahlreiches Publikum hatte sich am Mittwoch im Saale des Tivoli in Dresden zum Vortrag des Hofpredigers Stöcker aus Berlin eingefunden. Den Vorsitz in der Versammlung führte Herr Generalmajor a. D. von Houwald; derselbe begrüßte zunächst die Erschienenen und brachte sodann ein Hoch auf den Deutschen Kaiser aus. Hofprediger Stöckers Thema lautete: Volksnoth und Rettungsarbeit in den großen Städten. Redner begann mit einem Hinweis auf die Gefahr, welcher das Leben in den großen Städten ausgesetzt ist, und schil derte darauf in ruhiger sachgemäßer Weise die dieser Gefahr entstammenden Nothstände. Er gedachte der zahllosen Vergnügungen, des Partei-' lebens, der Wohnungsnot!) und der sich daraus wiederum ergebenden Verführung zur Sittenlosigkeit und zum Wirthshausbesuch. Er schilderte ferner die Nothstände im Erwerbsleben, die schlechten. Löhne, unter denen namentlich die arbeitende Frauenwelt zu leiden hat. Wir haben nicht nöthig diese Umstände in ihre Einzelheiten zu verfolgen, sind alle diese Fragen doch schon ost genug behandelt worden und kennt Jedermann genugsam all die traurigen aber leider so schwer aus der Welt zu schaffenden wirthschaftlichen, sittlichen und gesellschaftlichen Krankheiten in den großen Städten, den Zufluchtsort der mannig faltigsten Menschengattungen und namentlich vieler fraglicher oder gescheiterter Existenzen. Wohl nur wenige giebt es, die nicht von der Woh- nungsnoth wissen und die nicht von ihren un seligen Folgen überzeugt sind; auch die von allen Seiten winkende Verführung ist genügend bekannt und man weiß, wie Zügellosigkeit und Ausschreit ungen in den große» Städten herrschen, wo der Einzelne sich eben selbst überlassen ist und »wo er im Gewühl der Menge verschwindet., WA E Thun und Treiben Nieü^MW