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garische Regierung, welche in Erfahrung brachte, daß mit Zankow auch ehemalige bulgarische Offiziere nach Rumänien gegangen sind, traf ent sprechende Vorsichtsmaßnahmen. König Milan von Serbien hat am 6. d. zu Gunsten seines Sohnes Alexander (geboren 14. August 1876) abgedankt. Die Thronentsagung erfolgte an dem Tage, an dem Milan vor 7 Jahren zum König proclamirt wurde und wirkte erschütternd auf die im Schlosse zur Gratulation Anwesenden, von welchen der größte Theil keine Ahnung von dem Entschlüsse des Monarchen hatte. Der König erschien mit dem Kronprinzen, von den neuernannten Regenten Ristic, Prvtic und Belimarkovic umgeben, in der Versammlung und verlas nach Begrüßung der Anwesenden die Abdankungs-Urkunde mit fester, weithin vernehm barer Stimme. Nachdem er sodann seinen Nach folger mit sichtbarer Rührung ermahnt hatte, leistete er selbst zuerst demselben den Eid der Treue. Bei der Ausarbeitung der neuen außer ordentlich freisinnigen Verfassung hatte König Milan seine ohnehin schwachen Nerven so ange griffen, daß er vollständig regierungsmüde ge worden und von dem Entschlüsse der Thronent sagung nicht mehr abzubringen war. Der neue Präsident der nordamerikanische» Union, General Harrison, erließ am 4. d. M. bei Ucbcrnahmc seines Amtes eine ziemlich ent schieden klingende Botschaft. Die Seele des von ihm gewählten Ministcrcabinets ist der Staats- secretär des Auswärtigen, James Blaine, der dieses Amt schon unter Garfield bekleidete und von dieser Zeit her als ein sehr unruhiger Politiker bckaunt ist. Auch der neue Stautssecretär Windom war bereits in gleicher Eigenschaft zur Zeit Gar- field's thätig. Berlin, 9. März. Der „Reichsanzcigcr" schreibt: Am heutigen Tage ist ein Jahr dahin gegangen, seit Kaiser Wilhelm I. nach einem thaten- und ruhmreichen Leben auf immer die Augen schloß. Sein Andenken aber wird nicht vergehen, so lange ein Deutscher lebt. Die ehr würdige Gestalt des kaiserlichen Kriegshelden, welcher Deutschland mit dem Schwerte geeinigt und dann durch 17 Friedensjahre, reich an Segen und Gedeihen für das Land und das Volk, als hochverehrter, allgeliebter Herrscher gewaltet hat, tritt heute wieder lebendig in der Erinnerung vor uns hin. „Ich habe keine Zeit, müde zu sein," das war des Kaisers letztes Wort, der letzte Wiederhall, der Ausdruck, was seines Lebens Seele und Nerv gewesen. In dieser unermüdeten Pflicht- und Berufstreue ist er gewandelt Gott zu Ehren, dem Volke zur Nacheiferung. Das letztere wird stets eingedenk sein alles dessen, was es seinem großen Kaiser dankt, und sein edles, herrliches Vorbild immer im Herzen tragen. Berlin, 11. März. Die „Nat.-Ztg." meldet, daß der Kaiser heute Mittag von 12>/z Uhr ab eine längere Cvnfercnz mit dem Reichskanzler hatte. Ueber die Aufnahme des Prinzen Friedrich Leopold in den Freimaurer-Orden ist für die deutschen Freimaurer ein officieller Bericht er schienen. Nach demselben hat der Prinz gleich zeitig alle drei Grade erhalten; er ist also bereits Meister. Nach seinem spcciellen Wunsche ist er in die jüngste Tochterloge der großen Landcsloge Friedrich Wilhelm zur Morgenröthe ausgenom men worden, welche am 5. November 1854 bei der Aufnahme Kaiser Friedrichs in den Orden gestiftet wurde. Die Einführung des Prinzen erfolgte durch Herrn v. Wegener, die beiden Großausschcr geleiteten ihn auf feinen Platz. Die Aufnahme erfolgte in drei Acten mit jedes maliger Ueberreichung der betreffenden maurerischen Bekleidung. Feierliche Gesänge von Brüder Domsängern erhöhten die Feierlichkeit. Der Landes-Großmeister leitete die Ceremvnie mit zwei historischen Hämmern, dem, welchen Friedrich der Große einst geführt hatte, und dem, mit welchem Kaiser Wilhelm den damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm zum Freimaurer gemacht hatte. Der Ordensmcister beleuchtete die Be deutung der Aufnahme des Prinzen in den Bund und knüpfte daran den Dank an den Kaiser für feine Genehmigung zum Eintritt des Prinzen in den Bund. Als Angebinde für seine Braut wurde» deni Prinzen Handschuhe und drei Rosen überreicht. Des Prinzen erste maurerische Rede hatte folgenden Wortlaut: „Ich habe im Tempel so schöne und erhebende Worte gehört und bin hier in so liebenswürdiger Weise begrüßt worden, daß cs mir ein Hcr/ensbcdürsniß und eine Freude ist, Ihnen dafür meinen Dank auSzusprcchen. Ich weiß, mit welcher Innigkeit meine, wenn ich so sogen darf, in Gott ruhenden Vorfahren, Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich III. dem Orden angehürt haben. Auch ich hoffe, immer tiefer in denselben eindringen und die Zwecke desselben fördern zu können." Feldmarschall Graf Moltke erhielt folgendes Glückwunschtelegramm vom Kaiser von Orster- reich-Ungarn : „Ich beglückwünsche Sie in Meinem, sowie im Namen Meiner gesammten bewaffneten Macht, welche Sie als Muster aller militärischen Tugenden ehrt und hochhält, aufrichtigst zu der seltenen Feier der Vollendung Ihres 70. Dienst jahres. Möge die göttliche Vorsehung, welche es Ihnen vergönnte, Ihre Dienste fünf Monar chen auS dem Hause Hiihenzollern mit gleicher Hingebung und gleich glänzenden Erfolgen zu weihe», Sie noch lange zur Freude Ihres Er lauchten Kaisers, Meines thcuren Freundes und treuen Bundesgenossen, und zum Wohle des deutschen Reiches erhalten. Franz Joseph". Dank des Grafen Moltke. Aus Anlaß der ihm zu seinem siebzigjährigen Dicnstjnbiläum dargebrachten Glückwünsche, Ovationen u. s. w. läßt der Feldmarschall Graf Moltke in der „N. A. Z." folgende Danksagung veröffentlichen: „Gelegentlich deS Tages meiner vollendeten 70jährigen Dienstzeit sind mir so überaus zahlreiche Glückwünsche zugegangen, daß es mir unmöglich ist, dieselben einzeln zu beant worten. Ich bitte deshalb alle Diejenigen, die freundlich meiner gedacht haben, besonders auch die verschiedenen studentischen Vereinigungen, auf diesem Wege meinen aufrichtigen Dank entgegen nehmen zu wollen. Berlin, den 10. Mürz 1889. Graf Moltke, Fcldmarschall." Der „Nat.-Ztg." schreibt man ans Wien, die Negierung gedenke eine Creditforderung vor- znlegen zur Anschaffung von Repctirgewehrcn für die Landwehr, und zwar vorerst im Betrage einer Million. Pest, 11. März. Das Journal „Nemzet" erklärt die Nachricht von Vorbereitungen zur Besetzung Serbiens als völlig aus der Luft ge griffen; Oesterreich-Ungar» sei durch die serbischen Ereignisse nicht im Geringsten überrascht, sehe auch keinen Grund, von der auf der Achtung der Rechte basirenden Politik gegenüber den Balkan völkern abzuweichen. Die bisherigen Anzeichen böten nach jeder Richtung hin die Gewähr un getrübter Aufrechthaltung des Verhältnisses der Monarchie zliWcrbien. Bern, 10. März. Aus Bcllinvzona wird gemeldet: Da der Rcgierungsstatthalter von Lugano sich geweigert, die vom Oberst Borel verlangte Freigebung der ungesetzlich verhafteten Radikalen zu vollziehen, zog auf Befehl des Commissars das- gestern nach Lugano entsandte Züricher Halbbataillon vor die Präfrctur und schickte sich an, dieselbe gewaltsam zu besetzen, worauf die verlangte Freilassung erfolgte. Bern, 11. März. Bei der Wahl zum Nationalrath in Genf siegte Ador mit 600 Stimmen Majorität gegen den Radikalen Vautier. — Die Freilassung der in Lugano verhafteten Radikalen konnte erst nach dem Sprengen der Gefängniß- thür durch Pioniere des Züricher Bataillons erfolgen. Der „Nat.-Ztg." zufolge werde Crispi demnächst das Portefeuille des Aeußern an Damiani, augenblicklich Unterstaatssecrctär, ab treten und derselbe werde eine Schwenkung der äußeren Politik im Sinne einer Verständigung mit Frankreich vornehmen. Der erste Schritt in dieser Richtung werde in der Anerkennung der Aufhebung der Capitulationen von Tunis be stehen. Es wird hinzugesügt, der neue Finanz minister habe das Portefeuille nur unter der Bedingung unverzüglicher Wiederaufnahme der Unterhandlungen über den Handelsvertrag mit Frankreich übernommen. Mariani hat am «onn- abcnd mit CriSpi und dem Finanzminister conserirt. Aus Belgrad wird der „Nat.-Ztg." ge- melder: Nistitsch sammt Gemahlin besuchte gestern Persiani, den russische» Gesandten. Es wird bestimmt versichert, daß über die Rückkehr der Exkönigin Natalie upd des Metropoliten Michael nichts beschlossen wurde. Belgrad, 11. März. Die Minister des Aeußcru, Sawa Gruic, versandte an die serbischen Gesandten im Auslande ein Circular, in welchem der Regierungsantritt mitgetheilt und betont wird, es sei nunmehr die Aufgabe der Negierung, vorerst die für das Jnslebentreten der neuen Verfassung nothwendigen Gesetze auszuarbeiten und hauptsächlich die Regelung der Finanzen durch eine rationelle und gewissenhafte Finanz- gebahrung und durch äußerste Sparsamkeit her- beizufnhren. Bezüglich der auswärtigen Politik stehe die Regierung auf dem Standpunkte der Prvclamation der Regenten; dieselbe werde es als Hauptaufgabe betrachten, die Pflege, Ent wickelung und Vervollständigung eines freund schaftlichen Verhältnisses mit allen Mächten nnd Staaten anzustreben. — Der ehemalige Führer der Radikalen, Pasic, ist begnadigt worden. Zanzibar, 11. März. Es bestätigt sich, daß der letzte Kampf bei Bagamoyo am 3. d. mit einer schweren Niederlage der Bande Bu- schiri'S geendet hat. Die Bande Buschiri's zieht sich großentheils nach dem Innern zurück, die Eingeborenen haben zu erkennen gegeben, daß sie zu Unterhandlungen geneigt sind. (B. T.) Sachsen. Wie mitgetheilt wird, haben Se. Majestät der König für die Feier des 800jährigcn Jubel festes des Königshauses Sonntag, den 16. Juni d. I. und die folgenden Tage bestimmt. Bischofswerda. Immer näher rückt Ostern und somit auch der Sonntag vor Ostern, der Palmsonntag, der Confirmationstag heran, ein Tag der Freude für viele Eltern, die ihre Kinder gesund und wohlerzogen von Neuem dem Herrn darbringen zur Aufnahme in die christliche Gemeinde, aber auch ein Tag der Sorge für Viele, die nicht wissen, wovon sie die mit der Confirmation nun einmal verbundenen Kosten für die Kleidung ihrer Kinder bestreiten sollen. Zwar ist der hiesige Frauenverein auch auf diesem Ge biete thätig und bekleidet eine größere Anzahl von Kindern, Knaben und Mädchen, aus seinen Mitteln. Aber noch immer bleibt eine nicht viel kleinere Anzahl von solchen Kindern übrig, deren Bitte aus Mangel an Mitteln nicht erhört werden konnte. Gewiß finden sich in unserer an Wohlthätigkeit so reichen Stadt noch Manche, die gern bereit wären, hier hilfreich einzutreten. Wir venken dabei besonders an die Eltern von Confirmanden, welche diese Sorge um Nahrung und Kleidung nicht kennen, daneben auch an Solche, die keine Kinder haben oder denen ihre Kinder durch den Tod entrissen worden sind, die gern die Kosten der Kleidung und dergl. tragen würden, wenn sie nur noch ihre Kinder hätten. Hier ist ihnen Gelegenheit gegeben an fremden Kindern das zu thun, waS sie an den eigenen nicht thun können. Gaben für diesen Zweck nehmen gern entgegen für die Knaben Herr Archid. Seyfert, für die Mädchen Herr Pf. Or. Wetzel. Bischofswerda, 12. März. Die Frequenz des gestrigen Vieh markt cs war wieder eine überaus starke und ließ der große Zntricb von Vieh erkennen, daß der Markt in seiner Branche eine Bedeutung gewonnen hat, wie man cs kaum je geahnt. Käufer, namentlich solche, welche nach Milchvieh fragten, waren zahlreich anwesend und wurden hohe Preise erzielt. Zum Austrieb kamen 540 Stück Rindviehs 105 Pferde, 58 Körbe Ferkel und 26 Wagen mit mittleren Schweinen. — Wie aus dem Jnseratentheil d. Nr. er sichtlich, wird am nächsten Montag der bekannte Nordpolfahrer, Capitän W. Bade, un Saale des Hotels zur gvlonen Sonne einen Vortrag halten über den Untergang der „Hansa" und seine darauf folgende 237tägige Eisschollcnfahrt. — Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß Postkarten mit gedruckten Mitthcilungen die Bezeichnung „Postkarte" nicht tragen dürfen, wenn sie nur mit 3 Pfg. francirt zur Beförde rung ausgegeben werden. Ist eine solche Bezeich nung vorgedruckt, dann kosten sie 5 Pfg. Porto, anderenfalls werden solche Karten als unzureichend francirte Postkarten nicht befördert. — Bezüglich des Anfangs dieses Jahres in Sachsen in Kraft getretenen ReichsgcsetzeS über die Unfallversicherung der in land- und sorst- wirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen sei von Neuem darauf aufmerksam gemacht, daß auch die im Betriebe des Familienoberhauptes beschäftigten Familienangehörigen (einschließlich der Ehefrauen) der Unternehmer gegen die Folgen der bei dem Betriebe sich ereignenden Unfälle versichert sind und daher auch bei einem, diese Personen betreffenden Betriebsunfall Unfallanzeige zu erstatten ist. — (Falsche Fünfzig-Mark-Scheine!) Neuerdings ist eine Nachbildung von Fünfzig- Mark-Scheinen der Neichshauptcasse aufgctancht, die ziemlich täuschend hergestellt ist und sich von den echte» Scheine» nicht eben leicht unterscheiden läßt. Die Faisificate tragen das Datum: 10. Januar 1882. Als ihre auffallendste Abweichung von den echten Scheinen ist hervorzuheben, daß die Nummern — eine Nachbildung trägt die Bezeichnung X 0,039,195 — und der darunter befindliche Stempel nicht in Buchdruck, sondern in Steindruck mit einer lückenhaft aufgetragenen rothen Farbe au-geftthrt sind; auch sind die Nummern mehr zusammengedruckt und auch der Zwischenraum zwischen den Nummern und dett Buchstaben ist viel geringer, als M