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I«^n. Die versuche der Abgg. Brunialti, Lucca, Martini, Blasio und ToScanelli, die Be- rathung der dringenden Finanzmaßnahmen auf« zuhalten, bewiesen hinreichend, daß die Opposition durch das bisherige Festhalten der Kammermehr- heit an CriSpi keineswegs entmuthigt ist. Tag auf Tag verging, ohne daß in Frank reich em neues Ministerium zu Stande kam, so daß die Deputirtenkammer sich schließlich bis zum Sonnabend vertagte. Nachdem alle von Freycinet und Msline gemachten Versuche miß glückt waren, unternahm es Tirard, ein neues Cabinet zu bilden, das aber wahrscheinlich sehr bald wieder durch eine Coalition der Rechten und der Radikalen gestürzt werden dürfte. Die Orleanisten, Bonapartisten und Boulangisten gönnen der republikanischen Regierung keine Ruhe mehr. Wahrscheinlich sind die unabhängigen Gewerksgenossenschaften und die Arbeiter-Syndi kats-Kammern zu den von ihnen im Namen der Arbeiter gestellten Forderungen von den Bou langisten aufgestachelt worden. Die Vertreter der genannten Arbeitergruppen haben ihre For derungen bereits am 10. Februar gestellt und erklärt, sich am 24. d. M. die Antwort holen zu wollen. Am Donnerstag Mittag beriethen die einstweilen noch fortamtirenden Mitglieder des Cabinets Floquet diese Angelegenheiten und billigten die Antwort, welche der Präfect im Auftrage Floquets am Sonntage den Delegirten der Arbeiter ertheilen sollte. Die Regierung traf umfassende Maßregeln, um etwa bei dieser Ge legenheit geplante Ruhestörungen zu verhindern. Die Thronrede, mit welcher das englische Parlament am 21. d. M. eröffnet wurde, be zeichnete die Beziehungen zu den Mächten als herzliche und sagte, es sei kein Grund zur Be fürchtung neuer Unruhen bei Suakim vorhanden. Die Königin willige in die Conferenz betreffs Samoa in Berlin ein. Die Thronrede erklärte ferner Vorsichtsmaßregeln zum Schutze der Küsten und des Handels für nothwendig, da die anderen Mächte fortführen, zu rüsten. Dem Wiederauf tauchen der irischen Frage im Parlament sieht das Cabinet Salisbury ohne Zagen entgegen, da der Reichsgedanke in England mehr und mehr Anhänger gewonnen hat und die Sonderbestreb ungen der Parnelliten vielfach hart getadelt werden. Nicht zum Mindesten hat vielen noch Zweifelnden der Riesenprozeß der „Times" über die in den Mitteln wenig wählerische irische Land liga und ihre Anhänger die Augen geöffnet. Von russischer Seite werden allerhand militärische Vorsichtsmaßregeln getroffen, die Stellung in Mittelasien, insbesondere an der af ghanischen Grenze, zu verstärken. General Komarow leitet von Tschardschui aus die zur Beobachtung des EmirS Abdurrhaman für erforderlich erachtete Truppen-Ansammlung. Die unter dem Befehl des Generals Christians in Barki stehende russische Militärcolonne befindet sich in voller Feldaus rüstung, jedoch wird eine Angriffsbewegung der Afghanen gegen Buchara und die Russen noch sehr bezweifelt. Berlin, 25. Februar. Die „Nat.-Ztg." zufolge begab sich der Kaiser Sonntag Abend zu dem General-Feldmarschall Grafen Moltke, um daselbst den Thee einzunehmen und eine Partie Whist zu spielen. — Heute Montag Vormittag 9 Uhr unternahmen der Kaiser und die Kaiserin gemeinsam eine etwa einstündige Schlittenfahrt nach dem Thiergarten. Von derselben zurück gekehrt, nahm der Kaiser die Vorträge des Kriegs ministers, sowie der General-Adjutanten v. Hahnke und v. Wittich entgegen, arbeitete von 11^Uhr ab mit dem Wirkt. Geh. Rath v. Lucanus und empfing darauf um 12»/^ Uhr den Staatssekretär im Reichsjustizamt v. Oehlschläger in Audienz. Die einzige noch lebende Schwester Kaiser Wilhelm's I., die Großherzogin-Wittwe Alexan drine von Mecklenburg-Schwerin, vollendete am Sonnabend ihr 86. Lebensjahr. Die greise Fürstin erfreut sich noch immer einer verhältniß- mäßig großen körperlichen Frische wie geistigen Regsamkeit. Berlin, 23. Februar, lieber das parla mentarische Diner beim Fürsten Bismarck wird der „Nat.-Ztg." berichtet: Der Reichskanzler versammelte nach dem Essen einen aufmerksamen Zuhörerkreis um sich. Er rauchte behaglich eine Pfeife Tabak. Das Gespräch berührte zunächst lmid- und forstwirthschaftliche Fragen und streifte alsdann die auswärtige Politik. Der Canzler erwähnte die Beschwerden, welche ihm die neuen Colonien bereiteten; er schien einen Theil der Schuld dem Auftreten der Colonialbcamtcn bei messen zu wollen, weil sie nicht mit völliger Kenntniß der Verhältnisse aufträten und die Eingeborenen nicht zu behandeln wüßten. Deutsch land dürfe sich nicht in kleinlichen Reibereien ge fallen, es müsse die Trübung des Verhältnisses zu auswärtigen Staaten vermeiden. Die geringste Trübung würde den handelspolitischen Bezieh ungen schaden. Der Reichskanzler kam später auf die Friedensverhandlungen mit Frankreich zu sprechen und theilte Characterzüge aus dem Leben Kaiser Wilhelm I. mit. Um 9 Uhr trennten sich die Theilnehmer des Festes. Die Wiener „Neue Fr. Presse" berichtet unterm 23. Febr.: Prinz Alexander von Battenberg werde einer Herzensneigung folgen und sich mit Fräu lein Loisinger, einer Sängerin am Hoftheater zu Darmstadt, vermählen. Die Beziehungen des Prinzen zu der Künstlerin sind seit langer Zeit bekannt gewesen, doch wirkt der Abschluß durch die Vermählung überraschend. Vor wenigen Wochen hat Prinz Alexander auf seinen Wunsch den Austritt aus dem Verbände der Armee ge nommen, in der er L I» suits des Regiments Garde du Corps und des Hessischen Dragoner regiments Nr. 24 (Leibregiment) gestanden. Berlin, 25. Febr. Die „Nat.-Zeit." be stätigt die Meldung der Verbindung des Prinzen Alexander von Battenberg mit der Darmstädter Hofsängerin Loisinger als authentisch. An scheinend ist die Vermählung bereits vollzogen. Johanna Maria Loisinger wurde am 18. April 1865 in Preßburg geboren. Die Mutter, Marie Loisinger, ist eine geborene Meier aus Bruneck in Tyrol. Fräulein Loisinger erhielt die erste Ausbildung in Preßburg und siedelte 1883 mit der Mutter nach Prag über, wo sie den Gesangs unterricht beim Operettencapellmeister Deubchen vom Landestheater fortsetzte. Sie concertirte mit Erfolg in Prag und nahm 1885 ein Enga gement in Troppau an. Von hier ging sie nach Linz, gastirte in Leipzig und kam dann nach Darmstadt. Der 9. März, dies Jahr ein Sonnabend, soll, nach der „Staaten-Corr." als bleibender Buß- und Bet tag bestimmt werden. Es war bekannt lich der Todestag Kaiser Wilhelms I. — Der Einrichtung eines allgemeinen Bettages für ganz Deutschland würden Vereinbarungen unter den verschiedenen Regierungen voranzugehen haben. Vielleicht aber soll diese Einrichtung nur für Preußen Giltigkeit haben. Wien, 23. Februar. Die „Neue Freie Presse" veröffentlicht folgendes Telegramm aus Genua; Das deutsche Schulgeschwader, bestehend aus 4 Kreuzersregatten, erhielt gestern Nach mittag unerwartet den Befehl, sofort nach Samoa abzugehen. Prag, 23. Februar. Nach fünftägiger ge heimer Verhandlung verurtheilte das Ausnahme gericht wegen Hochverraths die Schneidergehilfen Ulrich und Michalek zu 6 resp. 3 Jahren schweren Kerkers, und die Schuhmachergehilfen Gabriel und Bartusch wegen unterlassener Anzeige hoch- verrätherischer Umtriebe zu je 15 Monaten schweren Kerkers. Paris. Das neue, nach vieler Mühe ge bildete Ministerium Tirard ist am Sonnabend mit seiner Programm-Erklärung vor die Kammer getreten. Es verheißt Ruhe und Frieden, ermahnt zur Einigkeit und Besonnenheit, aber der Eindruck seiner Worte ist nur schwach. Bedenklich scheint es, daß das so sehr wichtige Ministerium des Auswärtigen einem so unerprobten Manne, wie dem ehemaligen Leibjournalisten Gambetta's, Herrn Spuller, übertragen ist, oder übertragen werden mußte, weil sich kein tüchtiger Diplomat dafür fand. Herr Spuller ist ein liebenswürdiger, durchaus nicht von Deutschenhaß beeinflußter Mann, sein Vater war zudem selbst ein in Frankreich eingewanderter Badenser, aber er hat die schwere Kunst, seine Zunge im Zaum zu halten, noch nicht gelernt. Mit Spuller zählt das Cabinet Tirard unter seinen Mitgliedern 3 Redacteure. Alexandrien, 25. Februar. Der Reichs- commissar Hauptmann Wißmann ist hier ange kommen. < Sachsen. Dresden. Se. Majestät der König hat dem Kaufmann und Spediteur C. Eduard Geucke, Mitinhaber der Firma Eduard Geucke L Co. in Dresden, das Prädikat „Königl. Hof-Spediteur" zu verleihen geruht. Bischofswerda. Die Tage werden länger! Immer hartnäckiger und siegreicher behauptet droben am Himmelsgewölbe der Sonnengott seinen Platz und immer zögernder naht Mutter Nacht, um mit ihrem Sternenmantel die Welt in Schlummer zu hüllen. — Die Tage werden länger! Die Hausfrau sagt« und denkt dabei wohl auch der Ersparniß an Oel und Petroleum; ist doch jeder Pfennig, der im Haushalt erübrigt wird, ein Bortbeil, der beachtet sein will. Mb» mit der Hausfrau sagens viele Andere. Der Landwirth, den die frühere Morgenstunde auch- früher schon auf die Felder ruft; der Soldat in der Caserne, der, bevor noch die Reveille ihren schmetternden Trompetenstoß oder den Trommel wirbel erschallen läßt, gähnend sich dem harten Strohsack entwindet, um mit feldmarschmäßigem Gepäck auf den Corridor zu eilen, wo der jetzt schon regelmäßigere Felddienst die Compagnie vor dem gestrengen Herrn Feldwebel versammelt. Noch wenige Wochen — dann ist der Tagbogen der Sonne ein genauer Halbkreis und ebenso ihr Nachtbogen; sie wird dann genau im Osten auf gehen und im Westen sinken und Tag und Nacht sind gleich. Und ist der Lenz erst gekommen in all' seiner Herrlichkeit und hat die Erde wie deir Prinz das verzauberte Dornröschen aus dem Schlafe geküßt zu neuem Blühen und Prangen, dann wird kein Herz der frühen Stunde grollen, es wird nach dem bangen Winter die schönen- Tage nicht genug herbeisehnen können, und je länger sie uns bescheert sein werden — je lieber. — (Gebirgsverein.) Der dritte Familien abend wird nicht den 27., sondern schon Mitt woch, den 20. März, im Gasthaus zur goldnen Sonne, abgehalten werden. Das Concert Wick von der Capelle der 103. Jnf.-Regim., in Stärke von 30 Mann, unter Direktion des Herrn Musikdirektor Gietzelt, gespielt werden. Das Programm wird, der großen Zahl der Mit wirkenden entsprechend, ein ganz vorzügliches sein.. — Am Abendhimmel sind gegenwärtig sämmtliche 4 größere Planeten sehr deutlich sicht bar: 6 Uhr Abends sieht man am westlichen Himmel, ziemlich hoch über dem Horizont, dir Venus, gegenwärtig Abendstern, mit hellstrahlen dem Lichte; am östlichen Himmel steht unterhalb des Sternbildes der Zwillinge Jupiter, der sofort wegen seines blendend Hellen Lichtes ins Auge fällt; etwas tiefer links Mars mit rothem Licht; am südlichen Himmel ist hoch über dem Horizont, zwischen den Plejaden (Siebengestirn) und dem röthlichen Stern Aldebaran im Sternenbilde des Stiers, der Planet Saturn mit bleicherem Lichte sichtbar. Burkau, 25. Februar. Auf ergangene Einladung fanden sich gestern Nachmittag gegen 4 Uhr über 100 Männer zusammen, welche be strebt sind, die Verwirklichung.einer Bahnver bindung Elstra-Bischofswerda, für welche schon seit Jahren bei der hohen kgl. Staatsregierung, sowie den hohen Ständekammern petirt worden ist, zu erwirken oder wenigstens einen Schritt näher zu bringen. Die Versammlung eröffnete Herr Gemeindevorstand König-Burkau unter herzlicher Begrüßung der aus ca. 12 Ort schaften zahlreich erschienenen Interessenten, worauf die Constituirung der Versammlung erfolgte, in dem Herr Bürgermeister Ritter rc. Sinz- Bischofswerda als Vorsitzender und Herr Geometer Rentsch-Großröhrsdorf als Pro tokollant erwählt wurden. Herr Bürgermeister Sinz warf einen eingehenden Rückblick auf das in dieser Angelegenheit bisher Geschehene, verlas die erst im Juli v. I. abgesandte, von vielen Gemeindevertretungen unterzeichnete Petition und empfahl, dieser Petition erneuten Ausdruck zu verleihen und festzuhalten an dem Projekt Bischofswerda-Elstra und brachte ferner in Vor schlag, ein provisorisches Comitee zu wählen^, welches dieser wichtigen Angelegenheit alsdann näher tritt. An der nunmehr eröffneten Dis kussion betheiligten sich Herr Adolf Täubrich- Bischofswerda, Vorstand des Gewerbevereins,, welcher das Seiten des Bischofswerdaer Gewerbe vereins bisher Geleistete, sowie die im Jahre 1884 abgesandte Petition vortrug. Herr Geo meter Rentsch-Großröhrsdorf empfiehlt ein gemeinsames Vorgehen und erhofft daraus ein günstiges Resultat. Herr Bürgermeister Bewi- loguä-Elstra hat sich seit Jahren warm für das Projekt Kamenz - Bischofswerda verwendet: und erklärt, daß ein Anschluß an Bischofswerda nach Möglichkeit angestrebt werden muß. Eia schnelles Vorgehen werde einer etwaigen Agitation für Einmündung der Bahn in Seitschen die Spitze abbrechen; empfiehlt außer einer Petition auch Entsendung einer Deputation an die hohe kgl. Staatsregicrung und den im Herbst zusammen tretenden Landtag. Herr Löhnert-Kamenz. versichert, daß auch in Kamenz die große Mehr heit der Bevölkerung einen Anschluß an Bischofs werda wünsche und anstrebe. Herr Gemeinde vorstand Fichte-Rammenau tritt ebenfalls für dieses Projekt ein und hofft, daß die Bevölkerung, der davon berührten Ortschaften ihre warme Unterstützung dem Vorhaben angedeihen lassew werde. Herr Kaufmann Böhmer-BischofS- werda schlägt vor, eine Commission zu Wähtzw