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4 88 75 73 97 89 05 70 75 83 84 17 50 70 ? - ich ch ^->v - e zurück. Im Uebrigen beschäftigte sich der Reichstag am genannten Tage mit der Vorlage über die Berufs statistik und nahm hierbei den Com- missionSantrag an, die von der Regierung bean tragte Viehzählung zu streichen. Am Mittwoch ge nehmigte der Reichstag zunächst den durch den Bau eines ReichStagSgebäudeS nothwendig gewor benen Nachtragsetat in erster und zweiter Lesung und nahm hierauf den Antrag de» «bg. Windthsrst betreffs Aufhebung des Jnternirung«- gesetze» in dritter Lesung unverändert an. ES folgte dann die erste Berathung de« von den Ab geordneten vr. Buhl und Genossen eingebrachten Gesetzentwurfes über die Entschädigung der Arbeiter bei Unfällen und die Unfall- versicherung der Arbeiter, welcher im Allgemeinen die Staatsunterstützung und das Versicherungsmono pol verwirft. Die Verhandlung förderte neue Ge sichtspunkte über diesen Gegenstand nicht zu Tage und wurde der Entwurf am Donnerstage einer De putation von 21 Mitgliedern zur Berichterstattung übergeben. Gleichzeitig genehmigte der Reichstag den Entwurf einer Berufsst atistik und am Freitage die Hamburger Zoll frage. Kaiser Wilhelm als Oberhaupt deS hohen Ordens vom Schwarzen Adler vollzog am Freitage mit den in Berlin anwesenden capitelfähigen Rittern des Ordens im königlichen Schlosse die feierliche Investitur des Prinzen Christian zu Schleswig-Holstein, sowie des Generaladjutanten, Generals der Infanterie und commandirenden Generals de» 9. Armeecorps, v. Trcsckow, und des Chefs der Admiralität, General« der Infanterie, StaatSminister« v. Stosch, und hielt darauf ein Capitel des hohen Ordens vom Schwarzen Adler ab. — Fürst Bismarck leidet an einer starken Erkältung, daher gilt es als sehr zweifelhaft, ob er im Stande sein wird, der dritten Lesung de« Etats beizuwohnen, in welcher der königliche Erlaß vom 4. d. M. zur Sprache gebracht werden soll. — Der im ReichSamt des Innern ausgeardeitete „Entwurf eine- Innungs-Statut« auf Grund des Reichsgesetzes vom 18. Juli 1881" ist nunmehr der Oeffentlichkeit übergeben worden. Das soge nannte Normalstatut ist im Berlage von Fr. Kortkampf in Berlin erschienen. Dasselbe bietet in 76 Paragraphen «ine Anleitung zur Aufstellung eines den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden Statuts. Es ist dabei nur eine ein Gewerbe umfassende Innung mittlerer Ausdehnung vorausgesetzt. Dir Abänderungen für »Ine mehrere Gewerbe umfassende Innung, oder sür Innungen von geringer Mitglieder zahl lassen sich leicht formuliren. Aber auch für die größten Innungen wird sich da« Normal- Statut al« brauchbar erweisen, da die umfassenderen Aufgaben, welche eine solche sich stellen kann, größten- theil« durch Nebenstatuten zu regeln sein werden. Den einzelnen Paragraphen de« Normal-Statut« sind außerdem noch Erläuterungen beigegeben, die in besonderem Maße dazu beitragen werden, die Au«arbrltung eine« Innung«-Statut« auf Grund de« Normal-Statut« zu erleichtern. — Die Sozialisten, welche im November v. I. in Marienborn bet Mainz tumultirten und gegen Ortsbewohner und die Polizei Ausschreitungen be gingen, standen gestern vor dem Mainzer Landge richt. Sämmtliche sieben Angeklagte wurden, wie das „B. T' erfährt, verurtheilt, und zwar einer zu 40, einer zu 38 Tagen, einer zu vier, drei zu drei Wochen Gefängniß und einer zu 25 Mark Geld strafe. Unsere Bundesbrüder im benachbarten Oester reich blicken mit Besorgniß auf das Gewitter, welches sich dort, im Süden zusammenzieht. Die Nachrichten au« Dalmatien und den angrenzenden Theilen der Herzegowina lauten mit jedem Tage beunruhigender. In den letzten Wochen sind den panslavistischen ComiteeS in den größeren Orten der aufständischen Gebiete bedeutende Geldsendungen behufs weiterer Förderung de« Ausstandes zugegangen; ferner sollen sich verschiedene aufständische Banden zu größeren Massen vereinigt haben. Außerdem zeigt sich die montenegrinische Bevölkerung immer feindseliger gegen Oesterreich und Fürst Nikita hat die größte Mühe, seine Czernagorzen von offenen Feindseligkeiten gegen die Oesterreicher abzuhalten. Am 17. ist e« sogar zu einem ernsten Gefecht ge kommen, bei dem e« ziemlich heiß hergegangen sein muß, da dasselbe 3 Stunden währte und mit einer Anzahl Todten und Verwundeten auf beiden Seiten endete, woraus die Rebellen sich in ihre bewaldeten GebirgSschlupfwIukel zurückzogen, in die keines Fremden Fuß ohne Gefahr für Leib und Leben einzudringen wagen darf. Die österreichische Re gierung rüstet denn auch zu einem vollständigen Feldzüge im Süden der Monarchie und hoffentlich werden hierbei die Lorbeeren für die Waffen nicht so zweifelhafter Natur sein, wie im Jahre 1869. Die französische VerfaffungSkrise zeigt einen so schwankenden Character, daß ihr Aussehen sich von einem Tage zum andern verändert. Da die Commission, welche die Deputirlenkammer zur Prü fung der Lerfaffungs-Revision wählte, der Mehrzahl nach aus entschiedenen Gegnern GambettaS besteht, die entweder keine oder eine so radikale Revision der Verfassung wollen, daß der ganze gegenwärtige Staatsbau dabei nirdergelegt und durch einen noch weit mehr demokratifirten, ersetzt wird, so kann man dem Schicksal der Gambetta'schen Vorlagen nur eine verhängnißvolle Zukunft Voraussagen, wenn man die Entscheidungen der Commission al« aus schlaggebend und bestimmend für da« Verhalten der Mehrheit im Plenum ansrhen will. Es gehört jedoch nicht gerade zu den parlamentarischen Ab normitäten, daß auch die französische Kammer ihre Commission dr«avo«irt und so wäre r« denn nicht unmöglich, daß schließlich die Entscheidung doch noch für Gambetta lautete. Letzterer verliert vorläufig nicht den Muth «md seine Fassung, sondern läß die Massen sich au«toben, weil er weiß, daß seine gar leicht beweglichen Landsleute sich bei ruhiger Ueberlrguog ost zu Entschlüssen bestimmen lasse«, denen sie sich vorh« mit aller Leidenschaft wider strebten. Sm Uebiti^n beharrt er dabei, im äußerste» Gegen den unten beschriebenen Handarbeiter Carl Gottfried Lehmann genannt Stange in Ringenhain, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Einfangen« eines Hasen« während der Schonzeit an Orten, wo ihm ein Recht nicht zustand, verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das AmtSgerichtSgefängniß zu Bischofswerda abzuliefrrn. Bischofswerda, den 18. Januar 1882. Der Königliche Amtsanwalt. Romondt, Ref. Beschreibung: Alter: 50er Jahre. Statur: lang. Haare: schwarzbraun. Stirn: frei. Augenbrauen: schwarzbraun. Augen , blau. Nase: lang. Mund: prop. Gesicht: länglich. Gesichtsfarbe: blaß. Sprache: deutsch. Kleidung: graugrünlicher Rock, Schnürschuhe. Politische Wettschau. Je unklarer die Situation während der bis herigen Reichstagsverhandlungen geworden, um so gespannter sieht man den Debatten des preußischen Landtags entgegen, um zu beobachten, wohin die Dinge treiben. Einmal müssen doch klärende Er eignisse eintreten, aus denen deutlich zu erkennen ist, ^welche Factoren die fernere Gestaltung unserer Ver hältnisse bestimmen. Die Thronrede läßt jedoch nicht erwarten, daß diese erhoffte Klarheit bald kommen werde. Wenn schließlich nicht noch eine bei uns sehr mögliche Ueberraschung eintritt, so wird vermuthlich die Session des preußischen Landtags Lanz ebenso verlaufen, wie die veS deutschen Reichs tages. Die Frage, wie weit die Verständigung mit Rom gediehen, läßt die Thronrede unbeantwortet, obwohl doch gerade der preußische Landtag die Stelle ist, an welcher die kirchenpolitischen An gelegenheiten zur Sprache gebracht werden müssen. Die „freundlichen Beziehungen zu dem gegenwärtigen Oberhauple der katholischen Kirche," die zur Wieder anknüpfung des diplomatischen Verkehrs mit dem Vatikan führen sollen, geben über den Stand der Dinge keine Auskunft. Herr Windthorst wird sich dadurch nicht irre machen lassen; er weiß recht gut, daß dies für ihn und seine Wünsche herzlich wenig bedeutet, ja daß die Einrichtung einer Gesandtschaft beim Papste vielleicht gerade darauf angelegt ist, ihn kalt zu stellen. Ebenso ist aus den kirchen politischen Vorlagen zu erkennen, welches positive Resultat die bisherigen Verhandlungen mit Rom gehabt. Das Juli-Gesetz vom vorigen Jahre, welches mit Beginn diese« Jahre« außer Kraft trat, soll in erweitertem Umfange wieder zur Vorlage ge bracht werden. Welcher Art diese Erweiterung ist, wird nicht gesagt. So viel nur ist ersichtlich: die Staattregierung hält daran fest, daß durch „dis- rretionäre Befugnisse" der Regierung die etwaigen Härten der Mai-Gesetze beseitigt, die Gesetze selbst aber nicht geändert werden sollen. Ob diese Ab sicht jetzt im preußischen Landtage Unterstützung findet, möchten wir al« fraglich bezeichnen. Allein ans dieser Absicht an maßgebender Stelle dürfte man den Schluß ziehen, daß die Verhandlungen mit Rom noch keine Aussicht auf baldigen Erfolg ge währen; denn die preußische Regierung würde sonst nicht so fest daran halten, jeden Augenblick wieder die volle Schärfe der Gesetze anwenden zu können. Die Verhandlungen de« Reichstage« traten infolge Eröffnung de» preußischen Landtage« während der vergangenen Woche mehr in den Hintergrund, obwohl e« nicht an bewegten Scenen fehlte. Zu einer selchen gestaltete sich am Dienstag die Reihe von persönlichen Bemerkungen zwischen den fort- schrittlichen Abgeordneten Richter-Hagen und Löwe- Berlin rtnrrseit« und dem Abgeordneten vr. Stöcker, dem bekannten christltch-sozi-len Agitator, anderrrseit« aelrgrntlich der Frage übe»-die Giltigkeit der Wahl Löve'S. Diese Bemerkungen trugen den Stempel dex äußersten gegenseitigen Gereiztheit und ließen «sichtlich einen unangenehmen Eindruck im Hause Ker sächsische LMker Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amttsblat -er Königl. Amtshauptmannschakt, -er Königt. Ichul-Inspeetion u. -es Königl. Hauptsteueramtes sowie -cs Königl. Amtsgerichtes > n- -es Sta-trathes zu Vischsfswer-a. Diese Zeitschrift erscheint wSchentlich zwei Mal, Mittwoch» u. Sonnabend«, und kostet einschließlich der Son nabend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich l Mk. LV Pfg. Bestellungen werden bei allen Postanftalten de« deutschen Reiche«, für vischoftwerda und Umgegend in der Expedition diese« Blatte« angenommen. SiehennnddrelKWer Jahrgang. Inserate, welch« in diele» Blatte di« weiteste «erbrriturg find«, ««den bi« vienttag und Freitag früh» Uhr ange- nommrn und lastet dir »rrigespaltene Eorpu«zrile 10 Pf. Geringste» Jnsrratenbrtrag 2ü Pfg. Steckbrief,