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-«Merle sicht vergömttwar, sich de» schönst« Resul tate» seiner Dirsamleit persönlich zu erfreuen. Di« »««ßerungeu Andrasty'« ries« ttjder Delegation wiederholten, lebhaften Beifall Herder. — Graf Taafft fühlt sich i« seiuer Stellung Mehr uud «ehr befchigt. Die Ernennung de» Grtzfen Schö»- born zu« Statthalter dou Mähr« ist «iu Beleg dafür, daß da» jetzt in Oesterreich herrschende System sein Machtbewußtsein «aniftstkrt. Demnächst wird auch ein neuer Pair«schub im Herrenhaus« erfolgen, um die Majorität regierungsfreundlich um« zugrstalten. In Italien pfleg«, alter Sitte gemäß, kurz vor der Eröffnung der Kammrrsesfion die Minister oder die Führer der Opposition im Kreise politischer Freunde eine Rede zu halten, in wttcher sie die Verhältnisse einer Kritik unterziehen und ein Parteiprogramm für die nächste Zukunft entwerfen. Dieser Gewohn heit sind in der letzte» Zeit der politische Ehef der Rechten, Minghetti, und der vantenminister Barra« rini, der letztere im konstitutionell« Fortschritt»« verein zu Bologna, nachgekommr». Baccarini ent warf in seiner mit großem Beifall aufgenommenen Rede ein Bild der politischen Leistung« der Linken »ährend der sechs Jahre ihrer Amtsführung. Der Minister blickt mit Vertrauen auf den volkswirth- schaftlichen Fortschritt de« Lande», welcher durch den auf zwanzig Jahre vertheilten Ausbau de« Eisenbahnnetze« mächtig werde gefördert werden; er glaubt auch, daß sich diese Bauzeit durch gesteigerte Thätigkeit noch um die Hälfte verkürzen ließe. Die auswärtige Politik der Regierung werde die Er« Haltung de« Frieden« in Verbindung mit der nationalen Würde und Ehre zum Ziele und zur Richtschnur haben, Beweise hierfür seien die Reise de« Königspaares nach Wien und der Handels vertrag mit Frankreich. — Die Kammern wrrdey übrigen« in wenigen Tagen wieder zusammentreten. Die „Opinione" bringt de«halb die Vermehrung be stehenden Heeres zur Sprache, mit dem Wunsche, daß eine gründliche Debatte darüber stattfinden möge. Sie veröffentlicht einen ihr von fachmännischer Seite zugesendeten Artikel, welcher für die Vermehrung plaidirt. In ähnlicher Weise äußert sich auch der »Diritto". Der Verlauf der großen Debatte in der fran zösischen Deputirtenkammrr über die tunesische Affaire hat im Allgemeinen den hierauf gesetzten Erwartungen nicht entsprochen. Den Eharacter einer großen politischen Debatte trug die betreffende Kammerverhandlung eigentlich nicht, dieselbe machte vielmehr einen ziemlich kläglichen Eindruck, obwohl sie die Kammer nicht weniger al« vier Tage lang in Anspruch nahm. Die Bertheidigung des Kriegs minister« Farre gegen die wider ihn erhobenen An griffe war allerding« sehr schwach, doch auch den oppositionellen Rednern fehlte e« an Logik und über zeugender Schärfe. Am Mittwoch erfolgte der Schluß der Debatte, der von radikaler Seite gestellte Antrag auf Einleitung einer Untersuchung wurde mit 343 gegen 168 Stimmen abgelehut, ebenso wurde ein Antrag auf Uebergang zur einfachen Tagesordnung mit 326 gegen 205 Stimmen ver worfen, welches Schicksal noch verschiedene beantragte Tagesordnungen hatten. Endlich wurde die von Gam- betta beantragte Tage«ordnung: Frankreich ist ent schlossen, den Vertrag vom 12. Mal loyal und vollständig zu beobachten, mit 379 Stimmen an genommen, womit die tunesische Affaire in der Kammer beendigt ist. In England hat Gladstone beim LordmayorS- banket seine auswärtige Politik glorificirt. Er be tonte, daß in Egypten der status czuo im Einver- ständniß mit Frankreich gewahrt worden, daß der Handelsvertrag mit Frankreich nicht aussichtslos sei und daß in Irland die Wiederherstellung geordneter Dinge begonnen habe. Diese Erfolge wird man Herrn Gladstone nicht absprechen können, dagegen ist e« auch sicher, daß England in der europäischen Politik jetzt lange nicht mehr den Einfluß au«übt, wie üdter Lord Beaconsfield, worüber sich Gladstone aber wohlweislich au«schwieg. — Durch königliche Verordnung ist vom 1. November die Bildung der .North Britisch* Borneo-Tompauy genehmigt und dieselbe ermächtigt worden, die dm Vertretern der Gesellschaft durch die Sultane von Brunei und Souton auf Grund der jährlichen Zahlungen ab getretenen Gebiete von Borneo au«zubeuteu, womit der Grund zur englischen Herrschast auf den Eunda- Jnselu gelegt ist. Sa Rußland find wieder tinmal Gerücht« von bevorstehenden MinisterverLnderuagea im Umlauf. Der bisherige Leiter der au«wärtlgm Angelegenheiten Rußland«, StaatSrath von Gier«, soll gesonnen sein, zurückzutreten und nennt man de» bisherigen Minister, Grafen Sgnatieff, al» seinen Nachfolger. Wß MftW' MUM M Sunem ÄW Graf > »>«- Vtruchte mit ßroßrr Vorsicht aimuarHWW, da namentlich «la Ministerium de» »eußern unter Sgnatieff von dm europäische» Mächte» mit Miß trauen ausgenommen werd« würde. Die belgische Kammersesston ist am 8. Nov. ohne irgend welch« Aeirttichkeit eröffnet worden. Die Rechte der Kammer hatte zwar in einer Kirche eine Messe bestellt, doch waren hierbei nur 13 Deputirte und 4 Senatoren der klerikalen Partei erschienen. Der Senat hat seine GeschLft»lriter wieder gewählt. Die in den uordamrrikanischen Unions staaten stattgefuudenen Wahlen zur Repräsentanten- kammrr sind in größter Ordnung verlaufen. Sm Staate New-Jork haben die Demokraten, in Massa chusetts die Republikaner gesiegt. Fürst Bismarck ist am 12. d. M. Abend« 6 Uhr in Berlin eingetroff« und conferirte Se. Majestät der Kaiser am 13. mit demselben. Ueber da« Ergebniß der Audienz de« Fürsten Bismarck bei dem Kaiser wird au- der Umgebung de« Canzler« versichert, daß dabei die volle Ueber- einstimmung des Monarchen und de« Fürsten Bi«marck constatirt worden ist. Al« Nachfolger Bismarck'« wird in Berlin ge nannt Feldmarschall v. Manteuffel, der den Cleri« kalen sicherlich ebenso genehm sein wird, wie den Hochconservativen. Manteuffel ist ferner erprobter Diplomat, der auch im Auslande Ansehen genießt. Auch Fürst Bismarck soll sich nach der .Magd. Ztg". zu Personen, mit denen er in den letzten Tagen verkehrte, dahin geäußert haben, nur Feldmarschall von Manteuffel sei der Mann, eine auf Centrum und Conservative gleichmäßig sich stützende Reichs politik zu leiten. Berlin, 12. Nov. Stichwahlen. Im 6. Wahlbezirk wurde Landgerichtsrath Klotz (Fortschritt) mit 17,946 Stimmen gewählt. Hasenclever (Sozialist) erhielt 17,377 Stimmen. Im 4. Wahlbezirk wurde Albert Träger (Fortschritt) mit 19,030 Stimmen gewählt. Bebel (Sozialist) erhielt 18,979 Stimmen. Hofprediger Stöcker in Berlin wurde in Minden sowie in Siegen mit großer Majorität zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Er wäre so mit der einzige Conservative, der zwei Mal gewählt worden ist. Da« Resultat der 38 bekannten Stichwahlen ist folgende«: 22 Liberale, 2 Demokraten, 2 Mitgl. d. Centrums, 2 Conservative, 1 Däne, 1 Welfe. Die Sozialdemokraten, die in der Hauptschlacht leer ausgingen, sind in der Stichwahl 11 Mal Sieger geblieben. 3m letzten Reichstage saßen bisher nur 9 sozialdemokratische Abgeordnete. Au» Delitzsch wird noch gemeldet: In dem Städtchen de» Wahlkreise» Bitterfeld-Delitzsch sind bi« jetzt für Wölfel (Secest.) 3958, für v. Rauchhaupt (Cons.) 547 Stimmen gezählt. Doppelt gewählt sind bi« jetzt von der Fortschrittspartei Richter, ». Saucken und Leozmann, von den Secessionisten v. Forckenbeck und Rickert, ferner v. Schorlemer (U.), Liebknecht (Soz.-Dem.) und vr. Falk, so daß bereits 8 Nachwahlen (außer der durch den Tod des Abg. Fransten erforderlich gewordenen) stattfinden müssen. An der Börse wird vielfach die Ansicht laut, e« stehe ein Krach, zunächst in Frankreich, in naher Aussicht. Der Selbstmord des Baron Same« Roth schild wird nicht mehr bestritten; dem Vernehmen nach soll derselbe einen Verlust von 150 Millionen Franks erlitten haben. Er ist da« Opfer seine« Kampfe« gegen eine große Bereinigung christlicher Bankiers, an deren Spitze der Bankdirector Bontoux steht und die sich zusammengethan hat, um den Ein fluß de« jüdischen Capital« zu brechen. Ob die Bontoux-Gruppe einen zweiten Anlauf de« ihr feindlichen jüdischen Großcapital« aushalten wird, ist noch die Frage. Vorläufig ist ihre Position durch fabelhafte Börsengewinne eine sehr gestärkte, und al« stark genug hat sie sich bereit« durch den Sieg über die Rothschild-Gruppe erwiesen. Das Ereigniß selbst ist in der modernen Finanzgeschichte rin bedeutsames; e» bewie», daß die Rothschild- Nicht unerschütterlich sind. Mehrfache ähnliche Ver luste könnten dazu führen, die finanzielle Macht stellung de» Welthause« zu erschüttern, und e« ist die Möglichkeit nicht auSgeschlosten, daß einst die Rothschild« da« Schicksal der Fugger, Paumgarten a. A. theilen. Tin solcher franzvflscher Krach würde Frankreich in seinen Grundfesten erbeben lasten ; in zweiter Linie würde aber auch Oesterreich-Ungarn, wo gleichfalls Bontoux herrscht, schwer zu leiden haben. Deutschland hat sich bi« jetzt dem neuesten Versuche der .Christianifiruug de« Capital«' gegen über ablehnend verhalten; r« würde infolgedessen nur wenig in Mitleidenschaft^ völlige Flaue der große» au«wärligeu DWUIMde indessen auch eknen rapid« Rückgang.'Mr dentfche» Bvrsenwerthe zür Folge hab« und «f Handel und Industrie nachtheilig eiNwirku. Einer der größten Nationalöconomea Frankreich«, Leroh-Veaulieu, ist übrigen« der Ansicht, daß Frankreich so reich ist, daß e« sich noch auf lqng« Zett de« Luxus ein« wilden Spekulation gestatten kann. In Bologna wurden einige Sozialisten ver haftet. — Die Tode «strafe wird, wie verlautet, iu Italien gänzlich abgeschafst. Au« Pari« berichtet man unterm 14. Novembers E« wird versichert, Gambetta werde Grevy heute folgende Ministerliste vorlegt»: Gambetta Präsident, Au-wärtige-, mit Spnller al« UnterstaatSsecretär, Waldeck-Rousseau Innere«, Bert Unterricht, Campenon Krieg, Allain - Targö Finanzen, Raynal öffentliche Arbeiten, Cochery Posten, Rouvier Handel, Coloniew und Handelsmarine, Cazot Justiz, Gonjeard Kriegs marine, DevöS Ackerbau. Englischen Blättern wird au« New-Jork gemeldet, daß die Verhandlungen gegen derr Präsidenten-Mörder Guiteau auf den 14; festgesetzt worden sind und voraussichtlich nicht weit« hinauSgeschoben werden dürften, obwohl von Seiten de« Anklägers al« auch vom Bertheidiger noch täg lich enorme« Material beschafft wird. Die Gerichts verhandlungen Verden daher einen sehr schleppenden Verlauf nehmen. Die Anklage wird von den vor züglichsten Juristen begründet werden. Eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Autoritäten wird über den Gesundheitszustand Guiteau« vernommen werden. Ferner wird die Juri-diction-ftage entschieden, und- die ärztlichen Gutachten über die Behandlung-weise de« Präsidenten dem Gerichtshöfe unterbreitet werden- Bi« zur Stunde liegt allerdings noch keine Depesche au« Amerika vor, daß der Proceß thatsächlich be gonnen habe. Sechsen. Nachdem Ihre Majestät die Königin am Sonn abend fieberfrei gewesen und einen guten Tag ver bracht hatte, erhob sich am Abend die Temperatur wieder um mehr al« einen Grad über die Norm- Gestern zeigte sich in dem Allgemeinbefinden Ihrer Majestät keine Veränderung, jedoch erreichte dir Abendtemperatur die vorgestrige Höhe. Die II. Kammer erklärte in ihrer Sitzung vom 11. November, welcher Staatsminister Frhr. vom Könneritz beiwohnte, auf Vortrag der Abteilungen die Wahlen der Abgg. Müller (Freiberg), Kökert, Döhlinger, Starke, I)r. Heine, Jahn, Gelbke, Müller (Meerane), Kleber, Schade, Lange, Streit, Oehmichen, Müller (Oederan), Opitz, von Römer, Schreck, Uhlemann (Stolberg), Uhlemann, Seydel, Hartwig, von Bosse und von Potenz für giltig. Ein Gesetzentwurf, nach welchem da« Gewicht, bi« zu welchem Kälber steuerfrei geschlachtet werden können, vom 1. Januar 1882 an von 50 auf 62H Kilogr. erhöht wird, wurde auf Antrag des Vice präsidenten Streit zur Schlußberathung verwiesen. An Stelle de« au« Gesundheitsrücksichten zu- rückgetretenen Oberappellation«gericht«-Biceprästdenten a. D. Geheimen Rath« von König auf Noschkowitz ist der Rittergutsbesitzer Kammerherr Heinrich Freiherr von Friesen auf Rötha von Sr. Majestät dem König in die Erste Kammer berufen worden. Bischofswerda. „Recitation Carode". Einer der gefeiertesten Rhetoren der Neuzeit, Herr Carl Carode au« Wien, gedenkt am nächsten Donnerstag auch unser kunstsinnige« Publikum im Saale de« Schützeuhause« durch einen seiner gewaltigen Recitationen zu erfreuen. — Herr Carode, welcher vor Kurzem im Saale der Kaufmannschaft in Dresden unter großem Beifall und steigender Theil- nahme 3 Abend« recitirte, sprach gestern in Bautzen vor einem sehr zahlreichen Publikum im Laue'schen Saal. Der .Pfarrer von Klrchfeld' von Ludwig Anzengruber, welche« Volttstück Herr Carode auch hier gewählt, war e«, welch«« «Inen wahrhaft zün denden Eindruck auf die Zuhörer a««übte. Wir lasten anbei einen Bericht au« Augsburg folgen, welche, über den Genuß, der UN« geboten werden soll, mit folgenden Worten schreibt: »Die Bortragiweift de« Rhetor« zeugt von einer eminenten Gabe für naturwahre Charakteristik. Jede Figur wird church eine bestimmte, mit strengster Lsnsrquenz festgehaltene Klangfarbe de« überau« modulation«fähigen Organ« von den übrige« Gestalten de« Stücke« abgehoben- Den Localton trifft der Vortragende mit bewunde rungswürdiger Sicherheit. Namentlich find e« die humoristischen Figuren, deren scharfe Charakteristik