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Arsoichnua MM Mitwirkung de» Staate» vor und ««gen bet Km Saudlenteu durch immer veitergrheude agrarisch« versprrchuogeu Hoffnungen, deren Erfüllung sie wobl selbst nicht M möglich halten. Wir wollen in kürze nur zwei Beispiele anführea. Dem Reichstage wird e» von der Regieruag«presse zur Todsünde angerechnet, daß er die Reich-Hilfe beim Uvfallgesetze mit 185 gegen 39 Stimmen ablehnte, wie richtig der Reichstag gehandelt, geht au« fchgevden Ziffern hervor. Da- Mitglied der säch sischen zweiten Kammer, «bg. vr. Roth, hat be rechnet, daß bei den in Betracht kommenden 430,000 Arbeitern de- Königreich« Sachsen, den 378,000 Arbeitern Balern- und den in Betracht kommenden 3 Millionen Arbeitern Preußen», in Sachsen immer für di« 7., in Baiern immer für die 14. und in Preußen immer für die 12. Person der Staat, bezw. da- Reich etntrrtrn müßte. E» ergebe die- einen Lersicheruug-zuschuß von (bei 26z Millionen Mark Verficheruog-prämie) 6,700,000 Mark für Preußen, 896,000 Mark für Baiern, 1,066,000 Mark für Sachsen, zusammen von 8,662,000 Mark und e- entfiele dabei auf den Kopf der Bevölkerung im Königreich Sachsen ein Zuschuß von 34 Pf., in Baiern von 17, in Preußen von 19 Pf. pro Jahr. Diese Zahlen geben zu denken und werden hoffent lich die Schwärmer für die Reich-Versicherung mit Zuschuß au- dem allgemeinen Säckel der Steuer zahler eine- Besseren belehren. Bor Allem mögen die Laudbrwohner diese Zahlen studiren. Ein weitere- Beispiel von Bauernfängerei lieferte dieser Tage die „Provinzialcorrespondenz" durch ihren Ar tikel: „Da- böse Steuerzahlen." In demselben wird naiven Leuten klar zu machen versucht, daß alle direkten Abgaben für Staat, Gemeinde, für Schul- und Armenangelegenheiten hart und drückend seien und de«halb durch iudirecte Steuern dem Volke Erleichterungen geschafft werden müßten. Da her die Steuerreform! Wovon natürlich nicht- ge sagt wird, da- ist die Thatsache, daß der Reichs kanzler durch dir Abschaffung der direkten Steuern gern da« Budgetrecht der Volk-vertretung illusorisch machen möchte, um große Ausgaben zu Zwecken, welche die Billigung der Volksvertretung nicht finden, eintretenden Faller auch gegen diese machen zu können. Die preußischen Conflict-jahre sollten hierbei nicht vergessen werden! — Die Hamburger Trage hat durch die mit mehr al» Zweidrittel majorität erfolgte Annahme de- Zoll-Anschluß-Ver trage- selten- der Bürgerschaft die erwünschte Er ledigung gefunden. Im Zusammenhang damit ist aber auch schon von Altona au« eine Petition an den Reich-caozler ergangen, worin er gebeten wird, Altona bei seiner bevorstehenden Einverleibung in den Zollverband dieselben Begünstigungen angedeihen zu lasten, welche Hamburg zugestanden wordeu, be sonder« die Wahrung eine« Freihafengebiete- und die Anlage von Quai- und Eisenbahnen. Auch in Oesterreich war e» in vergangener Woche recht still. Von Belang ist nur die eine Nachricht, daß der Kaiser den Generalstab seiner Armee, welcher bi-her eine dem Kriegsministerium untergeordnete Behörde bildete, diesem gleichgestellt und den Feldmarschalllieutenant Freiherrn v. Beck zu besten Chef ernannt hat. Da- osficielle Italien hatte kaum den bösen Streich, den ihm Frankreich in Tunis gespielt, wenigsten- iusoweit verwunden, daß man in Rom gute Miene zum bösen Spiele machte, al« die Nachrichten au- Marseille neue« Oel in'- Feuer «offen und zu Demonstrationen in einzelnen italienischen Städten führten. Durch die Marseiller Schreckens nachrichten erhielt der Revanchegedanke für Tuni«, welcher den großen Masten bisher nicht verständlich war, erst eine volk«thümliche Unterlage. In jeder Matroseakueipe am throhenischen und adriatischrn Meere werden die übertriebensten Mähren von den Schlächtereien erzählt, denen die italienischen Lands leute in der französischen Hafeustadt au-gesetzt ge wesen und der Streit wird noch lange sich immer wieder erneuern, wo sich Gelegenheit bietet. E» liegt Blut zwischen den Italienern und Franzosen und dir» fordert nach italienischer volk-mrtnuug wiederum Blut. S» Frankreich standen die vorerwähnten Marseiller Unruhen obenan, in denen sich Franzosen Ätd Italiener so herzhaft mit einander in den Straßen der für derartige Lustbarkeiten geneigten Stadt herumschiffseu und schlugen, daß man ihnen da» VetgnügeU förmlich absehen konnte, sich einmal ist» offene» Kämpfe einander gegenüber zu stehen. Natürlich Garen die Italiener die krakehler, so Wa die Franzosen wenigsten», und die müssen «» « schließlich wissen. Reben dieser hervorragendsten AMegenheit find «och einige Reden zu etvähaen, di« Dmubetta und Ferri» gehalten habe«, und die Un ruhe« in der algerischen Provinz Oran, die noch kanner nicht niedergeschlagen find. Doch wie früher Letztere» wollten die Liberalen nehmen, wenn fit dadurch einige Miaisterstellen erjagten. Redner schloß mit den Worten: Alle Absichten der Regierung suchten die Fortschrittler und die verkappten Liberale» zu durchkreuzen. Es ist da für un» viel zu tbun. Wir wollen nicht verzweifeln, unsere Sache ist zu gut dafür. Ja seiner Hochburg wüsten wir den Fortschritt bekämpfen. Nieder mit der Fortschritts partei! Nieder mit der Fortschritl-tyrannei! Nieder mit dem Fortschrittsring!" Der Vorsitzende von- Erichsen, brachte dann ein Hoch au- auf den Reichs kanzler, der „durch seinen Sohn in die Mitte der konservativen Bewegung eingetretea ist." Die Rede war mitunter von Minuten langem Beifall unter brochen, welchen Graf von Bismarck, der in schwarzent Gesellschaftsanzug erschienen war, durch leichte Ver neigung erwiderte. Die Versammlung schloß mit einigen Hoch- auf den Kaiser nach 10 Uhr, während auf der Straße noch immer eine ungeheure Menschen menge wogte, und Graf Bismarck verließ, begleitet von seinen Freunden, da« Local. Au- Paris meldet man uoterm 26. Juni: Die amtliche Zahl der Tobten in Marseille beträgt 3 (2 Franzosen, 1 Italiener), der Verwundeten 18 (5 Franzosen, 13 Italiener). Au- Consta ntinopel schreibt man unterm 27. Juni: Sadhk Pascha wurde verhaftet wegen Unterschleife» riesiger für die bei dem Erdbeben von EhioS Verunglückten bestimmten Summen. — Di^ Verhandlungen in dem Prozesse gegen Midhat Pascha und Genossen wegen Ermordung de- Sultan- Abdul Aziz haben im Mdst-Kio«! heute begonnen. Sacbsen. Im Befinden Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Albert ist nach dem .Dr. I.' seit den 26. d. eine wesentliche Verschlimmerung eingetreten. Der Prinz fiebert stark, und es sind Symptome vor handen, welche auf eine Blutung in die Hirnhäute hindeuten. Se. Excellenz der Herr Staatsminister a. D., Minister de« königl. Hause« Frhr. Or. v. Falken stein hat sich für einige Zeit auf« Land nach Froh burg begeben. Bischofswerda, 28. Juni. Daß gestern, am Siebenschläfertage, trotz ziemlich stark bewölkten Himmel« auch nicht ein Tropfen Regen gefallen ist, wird von Oeconomen, sowie Touristen und namentlich von allen Inhabern von Gartenrestauralionen mit besonderer Freude be grüßt worden sein, da man bekanntlich annimmt, daß sieben Wochen hindurch vorwiegend Regen sich geltend macht, sobald e-am Siebenschläfer geregnet hat. Dem Verwaltungsrath de« Zoologischen Garten« In Dre-den wurde Genehmigung ertheilt, die Ausstellung der Gewinne noch bi» zum 2. Juli abhalten zu dürfen und findet die Ziehung der hübschen praktischen Gewinne am 2. Jult stat. Loose sind noch bei Herrn Carl Krug hier zu haben. — Der Comet, welcher schon seit sech« Monaten von unseren Antipoden beobachtet werden konnte, Ist auch un« sichtbar geworden und erregt die größte Aufmerksamkeit. Der Lomet wird Abend« von zehn Uhr an sichtbar sein, und zwar al« ein Stern erster Größe. Er steht ziemlich tief, Nord-Nord-West links oberhalb der Capella, de- hellsten Stern» in. diesem Theile des Firmaments. Mit zunehmender Dunkelheit wird auch der Schweif in Länge von 14 Meter immer deutlicher hervortreten. Der An blick ist ein überaus glänzender. Eine halbe Stunde vor Mitternacht wird der Comet fast genau im Norden zwischen dem 10. und 11. Grade über dem. Horizonte stehen. Er durchläuft dieselbe Bahn, wie der im Jahre 1807 beobachtete Comet. Da indessen der letztgenannte Comet der Berechnung nach eine Umlaufszeit von 1540 Jahren braucht, so läßt sich anoehmen, daß er mit demselben nicht identisch ist, daß sich vielmehr die schon mehrfach beobachtet« Er scheinung wiederholt, nach welcher zwei von einander unabhängige Cometen dieselbe Bahn durchlaufen. Bon freien Plätzen au- wird sich die Beobachtung am besten bewerkstelligen lasten. E« bedarf dazu keine« Glase», da der feurige Gast am Himmel sö vor der Listenwahl, treten jetzt alle diese Angelegen- hefte« vor dem Marseiller Ereigniß zurück, da- un- gemrioe Aufregung hervorrief. Außer Italien, steht auch die Republik mit England auf sehr gespanntem Fuße, wenn gleich die Londoner Regierung die« etwa» zu vertuschen sucht- Au« dem Handel-Vertrag, von dem man sich in Loudon so viel versprach, scheint nicht- rechte» zu werden, die Franzosen halten e» gar nicht für der Mühe werth, John Bull irgend welche Zugeständnisse zu machen, auf welche man in London sicher hoffte und welche man al« gewiß hinstellte, um die Opposition mundtodt zu machen. Natürlich wird e« bet der gegenwärtigen Sachlage nicht an Vorwürfen fehlen trotz der unbehagliche» Zustände in Irland, wo sich die Fenier ganz und gar dr- Regiment« bemächtigt haben, und von Amerika unterstützt werden. Die englische Regierung hat deshalb an die Vereinigten Staaten die Mahnung gelangen lasten, den Verschwörern ein wenig auf die Finger zu sehen. Die belgische Repräsentaatenkammer hat da« Gesetz über die große Naturalisation von Ausländern angenommen. Ein ultramontaner Abgeordneter hatte bei der Berathung die Frechheit, zu sagen, die in Antwerpen wohnenden Deutschen würden nach ihrer Naturalisation ihre deutschen Sympathien be halten und Belgien verrathen. Der Justizminister Bara brandmarkte diese Aeußerung mit Recht al« eine Beleidigung de- deutschen Volkes. In der Türkei geht alle« seinen alten Gang; von Jntereste ist nur, daß der Proceß gegen die Mörder de- Sultan« Abdul Aziz nun doch begonnen werden soll und zwar will die Staatsanwaltschaft ziemlich strenge S trafen beantragen. —JnRumänien gab e« wieder einmal eine Ministerkrisis. Der frühere Cabinet-chef Bratiano hat wieder die Leitung der Regierung übernommen. Die Herrlichkeit seines Bruders Demeter hat also nicht lange gedauert. — Fürst Alexander von Bulgarien hat seine liebe Noth mit seinen Landeskindern, die keine rechte Lust verspüren, seinen Plänen blindlings zu folgen. E« ist noch gar nicht ausgemacht, daß nicht der Fürst schließlich aus dem Lande wandern muß, weil ihm da« Bleiben unmöglich gemacht wird. Der König von Spanien hat auf eine Anfrage, ob er geneigt sei, den verfolgten russischen Juden in seinem Lande Aufnahme zu gestatten, geantwortet, daß alle Israeliten, welche nach Spanien zu kommen wünschten, dort in dem alten Vaterland« ihrer Ahnen Schutz finden würden. Au« Rußland ward wieder die Entdeckung von Dynamitladungen gemeldet. Mittlerweile ist Kaiser Alexander — ohne Zweifel au« Besorgniß vor neuen Attentaten — mit seiner Familie von Gatschina nach Peter-Hof übergefiedelt. Weitere« zu erwähnen, halten wir für überflüssig. Die Wahrheit gelangt doch nicht mehr in'« Au«land; sie ist von der Censur dingfest gemacht. Graf Wilhelm Bismarck sprach am Sonn abend in einem konservativen Vereine in Berlin über die wesentlichen Ergebnisse der letzten Reichstags- Legislaturperiode. Derselbe, mit stürmischem Beifall empfangen, bezeichnete die Fortschrittspartei und ihre Affiliirten al« Diejenigen, die von Anfang der Legis laturperiode an, schon beim Socialistengesetz, die weisen Absichten der Regierung bekämpft und lahm gelegt hätten. Die Regierung habe gerade die Zeit der Ruh« nach Kriegsbefürchtungen zur Consolidirung der inneren Zustände des Reich« benützt. Die Fortschrittler und ihre Freunde dagegen hätten immerfort von Diktatur gesprochen, aber sie selbst strebten die Diktatur an. Wo sei die Verfassung regierung-seitig geändert? Wer spüre etwa« vom kleinen Belagerungszustände? Man fühle sich ja »ehr von der Hundesperre al» vom Belagerungs zustände beengt. Man erfahre nicht« von einer ge- kurchteten Presse. Die Abneigung de« Reichstag» gegen da« Socialistengesetz sei bei der Verlängerung de«hald geringer gewesen al- früher, weil die Re gierung da« Gesetz so loyal au-geführt hätte. Al« zweite von der Fortschritt-Partei bekämpfte Gesetze«- vorlage sei der Zolltarif zu «ennen. Alle Staaten ... seien dabei, Zollschranken zu erheben; selbst England intensiv leuchtet, daß er mit unbewaffnetem Auge Verde bald, späteste«- vielleicht in 5—6 Jahren leicht wahrnehmbar ist. zum Schutzzoll gelangen, solle Deutschland ewig der (" .1 „ Allerwelt-pot-damer bleiben? Gorgen Sie also von Mitgliedern vieler Sektionen de« Geblrg-verein» dafür, daß der künftige Reichstag den Bestrebungen der Regierung gefügiger sein möge, al- der verflossene! Bezüglich der indirekten Steuer« machte Redner darauf aufmerksam, daß Abg. Richter zuerst von 200 Millionen neuer Steuern gesprochen und sich Mer auf 130 Millionen habe handeln lasten. Ta Wirklichkeit feien e» 60 Millionen gkwesrn und rech» »an davon ab 40 Millionen Deficit, so «äffe man der Regierung dankbar sein für die 14 (Geb irg»vereim) Unter großer Betheiliguug für die sächs.-bvhm. Schweiz fand am Sonntag die Einweihung einer in der Nähe von Hohnstein ge legene« großen Felsengrott« statt. Dieselbe erhielt den Namen Gautschgrotte, zu Ehre« m>d zur dank baren Erinnerung an den verdteatea Geschichts schreiber der sächs. Schweiz, Recht-aawalt Gautsch. Nachmittag« 3 Uhr wurde durch Böllerschüsse da» Zeichen zu« Sammeln gegeben, nachdem sich dtr imposante Zug formirt hatte, begrüßt« der Vorstand Millionen Steuererlaß. Redner kam noch auf da» der Sektion Hohnstein auf de» Marktplatz« die Innung»-, da» Gericht«kostrn« «>d da» Unfallver- Herbelgekommeaea in herzltchst« West«, StttznW fichmmgS-Gesetz und endlich auf da» LabackSmonopol. bewegte sich der Zug, ein Mnfikcwch» G. MMWd