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- ch, Usch tz 1 der Verordnung, die Fabriken «Inspektion Betreffend, do« 1. August 1878 find die Fabrikbesitzer und Fabrikleiter verpflichtet, dkr Polizei Behörde «G de« Aabrikiuspector Anzeige zu erstatten, sobald infolge de» Gewerbebetriebe« eine Person da« Leben verloren oder eine solche Beschädigung erlitte» hat, daß sie länger al« 24 Stunden an ihrer Arbeit behindert ist, und zwar ist in ersterem Falle die Anzeige sofort, in letzterem spätestens »ier Tage nach. Eintritt de« Unfall« zu «statten. Diese Bestimmung leidet aber nicht allein, wie man wohl hi« und da irrthümlich angenommen hat, auf die Besitzer und Leit« von Fabriken i« engeren Siune, sondern auf die Besitzer und Leit« erster Gewerbeunternehnrangen überhaupt Anwendung und e» werden daher die Besitzer und Leiter aller derartiger Unternehmung« hierauf noch besonder« aufmerksam gemacht und angewiesen, üb« alle in ihren Etablissement» vorkommende Unfälle der eingangs* gedachten Art die vorgeschriebene Anzeige rechtzeitig bei Vermeidung der in 8 148 der Reich«gewerbeordoung angedrohten Strafen zu erstatten. Stadtrath Bischofswerda, am 21. Juni 1881. —— Sinz. Die vierjährige LZbstnutzttNt an den der Herrmann'schen Christbescherrung gehörigen Feldparzellen Nr. 1 bi« 7 und 15 bi« 18 an der Sächsisch- Schlesischen Eisenbahn soll Mittwoch, den 22. Juni, Vormittags 10 Uhr, versteigert werden und wollen sich Erstehung-lustige zur gedachten Zeit im Rathhaussaale hier einfinden. Bischofswerda, den 20. Juni 1881. Die Administratoren derHerrmann'schen Stiftungen. Sin, Meißner Huste üvlLLiurtmavkunK. Die Ordnung der kirchlichen Handlungen in der Kirchengemeinde Bischofswerda tritt mit 1. Juli in Kraft. vsr Lirokenvorstanä. Verein 6er OeineinlleVertreter. Die in Aussicht genommene Excurfkon findet unvorhergesehener Verhältnisse halber nicht Sonntag, den 26. d. M., sonderm später statt, und wird den Herren Mitgliedern dieserhalb noch besondere Einladuna zugeben.D. B. Worten: aus dem Weltmarkt wirv ver Preis einer Maare nicht bestimmt durch «in künstliches Addilion«- Exempel, indem man die Herstellungskosten, die Tranrporlkosten und einen bestimmten Procentsatz al« Unternehmer-Gewinn zusammenzieht unv, wenn Zoll bezahlt werden muß, diesen noch hinzu schlägt, — sondern indem fortwährend ein Aus gleich stattfindet zwischen der Geldforderung de« Verkäufer« und dem Geldangebot de« Käufer«. Unter den Factoren, au« denen sich der Preis einer Maare zusammensetzl, ist der Unternehmergewinn der ewig wechselnde; ist viel Angebot und wenig Anfrage nach der Maare, so wird der Unternehmergewinn klein sein; ist dagegen wenig Angebot und viel Nach frage, so wird er groß sein. Von wem also der Zoll getragen wird, ob vom Ausländer oder vom Inländer, da« läßt sich nicht nach einer einzigen Schablone entscheiden, das hängt von der Beschaffen heit der Maare und der Gestaltung veS Weltmarkt» ab. Ist'« eine Maare, welche wir unbedingt ge brauchen und nicht in genügender Quantität oder Qualität selbst liefern können, so müssen wir den Zoll bezahlen; ist'« aber «ine Maare, welche da» Ausland unbedingt los werden will und welche wir nicht dringend gebrauchen, so zahlt da« Ausland den Zoll. Dabei spielen, wie gesagt, die Conjuncturen de« Weltmärkte«, die Transportkosten rc. die Aus schlag gebende Rolle. Wir können da» tagtäglich an den Getreidebörsen wahrnehmen. Die Spekulationen, die Ausbeulung der kleinsten Umstände beeinflussen die Getreidepreise viel mehr, als die im Verhältniß hierzu ganz unbedeutende Abgabe, welche an der Grenze für da» eingehende Getreide gezahlt werden muß. Such die Möglichkeit aber, daß z. B. für Getreide zu gewissen Zeiten der Zoll vom Jnlande getragen werden muß, ist nicht so schrecklich, wie sie auSsieht. Denn e« fragt sich immer noch, ob dadurch nicht ein größerer Vortheil eingetauscht wird. Wenn durch diesen Zoll eine Befruchtung der Landwirth- schäft d«S Jnlande« erzielt wird, kann man sich diese Abgabe wohl gefallen lasten; denn diese Befruchtung de« wichtigsten Produktionszweige» kommt schließlich Jedem zu Gute. E» ist für den Wohlstand eine» Volke« nicht immer da« Rathsamste, wenn da gekauft wird, wo e» am billigsten ist, sondern wenn im eigenen Hause gekauft wird. Der Geschäftsmann kauft auch nicht immer da, wo er etwa« am billigsten erhält, sondern mit Vorliebe bei seinen eigenen Kunden. Er weiß, daß da«, wa« er da mehr zahlt, ihm doch wieder auf andere Weise zu Gute kommt. So gereicht da«, wa» wir unserer Landwirthschaft etwa an Getreidezöllen manchmal zufließen lassen, schließlich doch wieder un» Allen zum vortheil. Ohne Landwirthschaft muß ein Volk zu Grunde gehen. Der französische Senat hat die von Gambetta auf di« Tagesordnung gebrachte Frage der Listenwahl mit großer Mehrheit gegen die Wünsche Gambetta'« entschieden; aber aus der Welt geschafft ist damit diese Frage noch nicht. Im Gegentheil wird sie jetzt erst recht brennend. E- werden Neuwahlen zur Deputirtenkammer stattfinden, und da« Land wird zu entscheiden haben, ob r« auf die Seite de« Senat oder auf die Seite Gambetta'« treten will. Siegt Gambetta, so ist da» Ansehen de« Senat« auf'« Schwerste geschädigt, und es wäre noch sehr die Frage, ob er sich jemals von einer solchen Nieder lage erholen könnte ; viel wahrscheinlicher ist e«, daß der auf eine große Mehrheit im Volke sich stützende Politische WeUfchau. Unter eigenthümlicheren äußeren Umständen ist wohl selten eine Reichstagssession zu Ende gegangen al» die in vergangener Woche. Noch den ganzen Mittwoch Nachmittag über war man zweifelhaft, ob der Schluß am Abend werde vorge- nommen werden können, erst in vorgerückter Stunde ist die« zur Gewißheit geworden. Da» gewaltsame Durchpeitschen de» wichtigen Unfallversicherungs-Ge setze» ist vielfach al» mit dem Ernst de» Gegenstandes und der Würde de« Reichstag« wenig in Einklang mißbilligt worden. Zudem hätte am Freitag oder Sonnabend ebenso gut wie am Mittwoch Abend die Schlußsitzung stattfinden können, und möglicherweise hätten dann die Verständigungsversuche zu einem Ziele geführt, welche« bessere Aussichten auf die Zustimmung de» BundeSratheS böte, als es jetzt der Fall ist. Da« Resultat war überall die Annahme der Beschlüste zweiter Lesung; die v?rangeganzencn Compromißverhandlungen hatten sonach zu keinem Erfolg geführt; insbesondere ist auch die Ueberwälzung der gesammten Prämienlast auf den Arbeitgeber, in der man einen gewissen Ersatz für die Ablehnung de» StaatSzuschusteS erblickt hatte, nicht zu Stande gekommen, lieber die Stellung des BundcSrathS bezw. des Reichskanzlers zu diesen Beschlüsten ist noch keine vollständige Klarheit verbreitet. Au« der Rede de» Staatssekretär« v. Bötticher scheint hervor zugehen, daß die Regierung das Gesetz mit den kon servativen Compromißvorschlägen insbesondere der ausschließlichen Heranziehung der Arbeitgeber ange nommen haben würde. Nachdem diese» Eompromiß gescheitert, fehle e» an jedem Anhalt«punkte für die Annahme, daß da» Gesetz in der vorliegenden Form die Zustimmung de» Bundesrath» finden werde. Die wichtigste und mit großer Hingebung geförderte Angelegenheit der ganzen Session ist damit gescheitert und wir können die» nach dem Gang, den die Be- rathuag und Beschlußfassung genommen, auch nicht bedauern. Jetzt wird nun die Wahlagitation mehr und mehr in Fluß kommen und die zollpolitischen Fragen dürften ihr eine ganz besonder» lebhafte Färbung geben. Spielt doch die „Bertheuerung der unent behrlichsten Leben-mittel" durch die Zölle eine große Rolle. Der arme Mann muß jetzt alle» viel theurer bezahlen, al« früher, weil in allen Beträgen, welche er für unentbehrliche Leben-mittel bezahlt, ein Theil Zoll mit steckt, welchen er an da« Reich zu zahlen hat, und diese großen Abgaben, die dem Armen auf erlegt sind, wären unerträglich, wenn sie nicht ganz unmerkltch und unberechenbar entrichtet würden. So sagen die Einen. Die Zölle sind ganz ungefähr- lich für den Armen, wenden die Andern ein ; denn sie werden nicht vom Inland getragen, welche« die mit Zöllen belegten Maaren empfängt, sondern vom Ausland, welche« diese Maaren liefert. Wer hat »un Recht? Unserer Meinung nach weder die Einen noch die Andern. Die Sache ist ziemlich einfach und wird nur dadurch complicirt, daß da« Eigen« Interesse der Streitenden die Frage möglichst zu verwirren und va« Urtheil zu trüben pflegt. Der Zoll nämlich hat mit der Bestimmung de» Preise einer Maare nicht da- Mindeste zu thun, der Prei« einer Maare richtet sich nicht danach, ob Zoll gezahlt werde« muß oder nicht, sondern er wird regulirt, da« ist da« erst« und einfachst« volkswirthschaftliche Gesetz» durch Angebot und Nachfrage. Mit andern Gambetta dann eine» Tages mit dem Senat kurzen Proceß macht und ihn einfach bei Seite schiebt. Siegt der Senat, so wirv Gambetta sich deshalb schwerlich für überwunden erklären, sondern nur et was vorsichtiger auf seinem Wege zur Präsidentschaft auftreten und keine Reisen nach Lahor« mehr machen, bei welchen er sich als der allein maßgebende Mann Frankreich« feiern läßt. Ein Mana wie Gambetta läßt sich nicht so leicht au« dem Felde schlagen; in. der Frage der Listenwahl ist ihm um so schwieriger beizukommen, al- er sich wohlweislich gehütet hat, sich selbst irgendwie blo-zustellen, vielmehr alles durch seine Freunde und Helfershelfer besorgen ließ: und also mit der unschuldigsten Miene von der Welt versichern kann, daß die ganze Affaire ihn nicht» angeht. Wie die Wahlen zur Kammer nun au-fallen. werden, läßt sich freilich nicht Voraussagen; aber manche» Zeichen spricht dafür, daß Gambetta eine Mehrheit, und zwar eine sehr starke Mehrheit, er langen wird. ES ist auch vollständig in dem Charakter der Franzosen begründet, daß der Kampf einen solchen Ausgang nimmt. Trotz aller demo kratischen Phrasen sind die Franzosen so monarchisch- gesinnt, wie irgend ein Volk. Etwas Abstrakte», Unscheinbare«, nur in der Idee Begründetes, wie eine Republik, sagt ihren Neigungen wenig zu; sie wollen etwa« Persönliche», Glänzende», durch volle Gegenständlichkeit JmponirendeS; darum ist ein: demokratisch angestrichener Cäsari-mu» für sie immer die geeignetste Staatsform gewesen. Diesen CäsariS- mu» aber bringt ihnen, ohne daß er'» natürlich sagt, Gambetta, der glänzende Redner, welcher ihnen so wunderschöne Dinge von der Freiheit und Gleichheit zu erzählen weiß, welcher ihren nationalen Leiden schaften so vorzüglich zu schmeicheln versteht und sich dabei mit all dem Glanze eine« gekrönten Herrschers umgiebt, der Mann, um welchen außerdem der Nim bus des Diktator« von Tour» heute noch schwebt, — dieser Mann ist ganz geschaffen, der dritten Republik ihr Grab zu graben. Stände ihm gegen über ein anderer Mann, welcher r« ihm gleich zu thun vermöchte, so möchte da« Endresultat ander» sein. Aber wer ist der Senat? Eine Versammlung braver Leute, von welcher nicht rin Einziger in den Herzen der Franzosen wurzelt, eine Körperschaft, welche au» den verschiedensten Elementen besteht, bei welcher man sich nichts Bestimmte« denken kann, ., welche für da» Volk im Großen und Ganzen nicht faßbar ist. Grevh aber, der Mann, den man noch am Ersten dem Präsidenten der Kammer gegenüber stellen könnte, ist ebensowenig geeignet, in einem solchen Kampfe eine Rolle zu spielen, dazu ist er viel zu wenig Schauspieler, zu spießbürgerlich un-- scheinbar, zu einfach und ehrbar. Wenn aber der Wahlkampf mit dem Siege Gambetta'« enden sollte, so stände die Sache der republikanischen Freiheit schlimmer noch al« bisher. Gambetta würde die radikalen Elemente, mit deren Hülfe er den Eie- errungen, nicht wieder lo» werden, dem Senat wäre das ToveSurtheil gesprochen, die gemäßigten Republi kaner vom Schlage Waddington» und Grevh'» wären kalt gestellt. Bi« jetzt hat Gambetta sich bemüht,. den gemäßigten Republikanern möglichst zu Willen zu sein; er wollte mit Hilfe der Mtitelpartei zur Herrschaft gelangen. Jetzt ist da« Lafeltuch zwischen den Gemäßigten und dem Kammerpräsidenten entzwei geschnitten; er wird vermuthltch mehr und mehr " nach link« neigen. Da« aber scheint un« die wichtigste Folge der jüngsten Ereignisse in Frankreich zu ^2«^