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-errustühl« reichen, bi» beinahe ober der Communi, cationSschranke herabgrstürzt. Der kunstvolle Hoch- attar, der Stuhl de» Erzbischöfe» und die Chorstühle liegen zerschmettert unter viele Meter hohem Schutt. Die hohen Fenster de» Sanctuarium» mit ihren schönen Glasmalereien haben verhältnißmäßig sehr wenig gelitten. Sin Pfeiler de» Triumphbogen» de» urous triumpdalis ist in der Mitte nach einwärts gebogen und dürfte die Abweichung von der geraden Linie über 6 Zoll betragen. Beim Orgelchor de» Hauptschiffe» ist da» Gewölbe herabgestürzt. Ein horinzontaler steinerner Strebebogen hat im Sturze da» Gewölbe der Gruft durchschlagen, die anderen Strebebogen find fast alle gelockert. Bei dem Beginn de» Erdbeben» celebrirten gerade der Domherr Racki und noch ein anderer Priester an zwei Seitenaltären stille Messen. Plötzlich verfinsterte sich die Luft, ein furchtbare« Krachen wurde vernehmbar und dichte Staubwolken erfüllten die Kirche. Zum Glücke gelang e« beiden Geistlichen, sich unverletzt in die Sacristei zu flüchten. Agram ist der Mittelpunkt der unheimlichen Bewegung gewesen. In der Nähe dieser Stadt sind heiße, stinkende Wasser durchgebrochen, welche, ähnlich wie die Geyser auf Island, klafter hoch in die Höhe springen; die dabei au« dem Erd- inner» auSgestoßenen Gase entzünden sich an der Luft. Warme Quellen treten in der Umgebung der Stadt auf. — Von dort wird nnterm 15. d. ge meldet: Die Erdstöße haben sich nicht mehr wieder holt; die Bevölkerung beruhigt sich allmälig; die Bauthätigkeit beginnt. Die französische Deputirtenkammer trat am vorigen Dienstage zusammen, um gleich in der ersten Sitzung eine MinisterkrifiS heraufzubeschwören. Die Kammer stieß nämlich die Tagesordnung um, welche da» Cabinet in Vorschlag brachte, weshalb da« Ministerium Ferrh seinen Abschied einreichte. Dieser Anlaß würde nicht Grund zu einer Krisi« gegeben haben, wäre ihm nicht eine stürmische Scene vorhergegangen. Der Deputirte Baudry d'Asson stieß offenbare Beleidigung gegen die Regierung au«, indem er ein Gouvernement von Einbrechern nannte, wokür er au« der Kammer auSgewiesen wurde. Die Ministerkrisi« war am Donnerstag beendet, d. h. da« Ministerium Ferry ist am Ruder geblieben. Aber in dieser Donnerstagssitzung kam e« erst recht wieder zu Scandal-Scenen. Trotz seiner Ausschließung erschien Baudry in der Kammer. Gambetta's Aufforderung an ihn, den Saal zu verlassen, war fruchtlos. Baudrh will reden, Gambetta verweigert ihm das Wort, gestattet jedoch einem Freunde desselben, Bourgeois, statt seiner zu reden. Dieser erklärt, daß Baudry der Aufforderung de» Präsidenten nicht gehorchen würde, da hierdurch sein Mandat be schränkt werde. Gambetta hebt darauf die Sitzung für eine halbe Stunde auf, die Tribünen zuvor vor jeder Manifestation warnend. Alle Republikaner verlassen den Saal, die Bonapartisten desgleichen, etwa vierzig Legitimisten schaaren sich dicht um Baudrh, welcher nur der Gewalt weichen zu wollen erklärt. Drei Quästoren, begleitet von zwei Wachen, fordern Baudry auf, sich zurück zu ziehen. Derselbe ist in furchtbarer Aufregung, ruft lärmend das Publikum zum Zeugen an und weigert sich standhaft. Die Rechte tobt und gestikulirt. Bischof Freppel nimmt hinter Baudrh Platz und scheint dessen Widerstand zu leiten. Die Quästoren berichten an Gambetta. Oberst Riu, Militär-Commandant de» Palais Bourbon, dringt mit einem Piquet von Jägern zu Fuß mit aufgepflanzten Bajonnet auf Befehl de« Präsidenten in die Couloir». Die Quästoren lassen alle Tribünen vom Publikum räumen. Auf der Tribüne der Presse weigern sich viele Journalisten, namentlich die legitimistischer Blätter, dem Befehl Folge zu leisten. Dieselben werden durch Soldaten unter furchtbarem Lärm und Tumult auf den Tribünen wie im Saal, wohin viele Deputirte zurückgekehrt sind, entfernt. Noch malige Aufforderung der Quästoren. Eine Compagnie de» ersten Infanterie-Regiment« unter Oberst Riu erscheint im Saal und nähert sich Baudry, der, unterstützt von seinen Freunden, faktischen Widerstand leistet. Scenen unglaublichen Skandals folgen. Endlich nach zehn Minuten direkter Prügelei gelingt e» Riu, welchem Baudrh eine Epaulette im Kampfe abgerissen, den wuthschäumenden Deputirten zu packen, mit Hilfe der Soldaten au» dem Sitzungs- Saal hinauszuschlrppen und in da» eigen» für widerspenstige Deputirte installirte Gefängniß im Palais Bourbon abzuführen. Die Auflegung, da« Schreien, die Drohung und da» Toben auf der Rechten und entsprechend auf der Linken spotten jeglicher Beschreibung. Sehnliche« hat noch nie rin Parlement gesehen. Halb vier Uhr eröffnete Gambetta die Sitzung wieder unter begreiflicher Weise fort dauernder Bewegung. Clrrg von der Rechten will protestiren. Gambetta verweigert ihm da« Wort. Gambetta zeigte bei dem ganzen Vorgang eine außer ordentliche Energie und Bestimmtheit hinsichtlich aller ertheiltrn Befehle, um den Beschluß der Kammer respectiren zu machen. Baudrh d'Asson ist Donnerstag Abend um 10 Uhr au« dem Arrest locale der Kammer wieder entlassen worden. Ganz wider Erwarten ist die Tischrede be eng lisch« n Premier beim Lordmayorbankett in London bezüglich der orientalischen Frage weit fried licher ausgefallen, al« man bei dem Charakter Gladstone» annehmen konnte. Freilich war die diplomatische Jsolirung England», seit sich Rußland so vorsichtig zurückgezogen, eine vollständige; daß der englische Premier aber in dem niederdrückenden Bewußtsein, trotz all seiner schottischen Schlauheit, von dem Fürsten Bismarck so gründlich abgeführt worden zu sein, al» einzigen Lichtblick für seine Orient-Politik, al» den einzigen Ersatz seiner gegen die „unaussprechbare" Türkei die baldige Uebergabe DulcignoS anführt, da« wirkt — überraschend. All dem Mißgeschick im Osten würde sich bei einem Manne wie Gladstone eine solche Wendung nicht erklären lassen, den eigentlichen Schlüssel hierfür hat man wohl in der irischen Frage zu suchen, denn in den letzten Tagen sind die Agitationen der Landliga erschreckend gewachsen und fast angeschwollen zur offenen Rebellion. So lange es sich allein um die Wühlereien der enterbten keltischen Race handelte, durfte man in London noch glauben, mit der Opposition auf Grun-Erin leicht fertig werden zu können; denn einige Kriegsschiffe und ein Paar Matrosencorp« würden hingereicht haben, da« ver hungerte Volk im Schach zu halten. In den letzten Tagen vergrößerte sich jedoch die Gefahr eine« blutigen Ausbruchs gewaltig. Die sächsische Race, die seit der großen Eroberung unter Cranwell in dichten Haufen im Norden und Nordosten der Insel ansässig ist, macht Miene, sich ihrer protestantischen Glaubensgenossen im Westen mit bewaffneter Hand gegen die Kelten anzunehmen. Diese drohende Gefahr hat unter den besitzenden Classen Alt-Englands einen tödtlichen Schreck ver breitet, unter dem sichtlich auch Gladstone'S Tisch rede gestanden hat. Der Regierung steht nämlich eine sehr geringe Truppenmacht zur Verfügung. Von dem winzigen Söldnerheere ist der größte Theil abwesend in den Colonien. Der von Neuem aus gebrochene Aufstand der Koffern am Cap mache überdies die Absendung von Verstärkungen noth- wendig, und au« Indien können bei der dort herrschenden Gährung keine Soldaten gezogen werden. Daß Gladstone angesichts solcher Aussichten nicht mehr an die Zertrümmerung der Türkei denkt, daß er vielmehr mit trockenen Worten sich selbst ab leugnend erklärt, er und seine College» in der Regierung erachten den Beistand der Türkei für nothwendig, sie wünschen nur die möglichst kleinste Veränderung, um den Berliner Vertrag perfect zu machen, ist ganz begreiflich. Die Türkei hat die Albanesen bestimmt, in der Dulcigno-Affaire scheinbar nachzugeben. Jeden falls geht aber der Knäuel nicht verloren, auf dem man nach kurzem Abwiegeln wieder die leidige An gelegenheit aufwinden wird. Der diplomatische Froschmäusekrieg ist noch lange nicht zu Ende. Se. Majestät der Kaiser erließ anläßlich des Ablebens des Generals von Goeben eine Cabinet«- ordre, worin e« heißt: „Die Armee erlitt durch den Tod eine« ihrer hervorragendsten Führer in den letzten Kriegen, des Generals von Goeben, sehr schweren Verlust — ich wünsche der hohen Werth schätzung, welche ich in seiner langjährigen persön lichen Stellung zu mir gewonnen und später jeder zeit glänzend bestätigt fand, besonderen Ausdruck zu geben, indem ich der ganzen Armee mein tiefes Be dauern über diesen Verlust ausspreche und bestimme, daß die Offiz ere de» achten Armeekorps eine drei tägige, die Offiziere der Regimenter Nr. 28 und 55 eine siebentäg ge Trauer anlegen." Da« Berliner Abgeordnetenhaus setzte am 15. d. die Ctatsberathung fort und verwies das Etats gesetz, den Antrag Richter, die Etats der direkten und indirekten Steuern der allgemeinen Finanzver waltung, da» ganze Extraordinarium, sowie das Anleihezesetz durch die Plenarberathung zu erledigen. Eine Interpellation der Fortschrittspartei über die Stellung der Regierung zur antisemitischen Bewegung kommt am Freitag zur Tagesordnung. ' Au» Constantinoprl berichtet man unterm 13. November: Die Offiziere, welche den deutschen Botschafter Graf Hatzfeldt insultirten, wurden vom Kriegsgericht zur Degradation und einjährigem Ge fängniß verurtheilt. Sachsen. Mit Genehmigung Sr. Majestät de» König« ist (dem Direktor der Realschkle I. Ordnung in Borna, vr. piul. Theodor Bernhard Albert Klotzsch, dem Conrector und ersten Oberlehrer an der Real schule I. Ordnung in Zwickau, Friedrich Wilhelm Ptetzsch und dem Oberlehrer am Gymnasium in Dresden-Neustadt, vr. piiil. Gustav Hermann. Hoffmann, der Titel „Professor" verliehen worden. X. Goldbach, 16. Nov. Heute Morgen 8 Uhr^ verunglückte der 6 jährige Sohn de» Gut-besitzer» G. dadurch, daß er in da« Göpelzeug der Dresch maschine kam. Da» rechte Kniegelenk wurde voll ständig zerrissen und der Oberschenkel erlitt bi- zum Hüftgelenk bedeutende Quetschung. A Großdrebnitz, 15. Nov. Am Freitag, den 12. Nov. fand früh von 8—12 Uhr die Schul probe statt. Vorgeschlagen waren die Herren Lehrer Herget aus Niesendorf bei Stollberg, Weber au» Dölzschen bei Dresden und Barthel aus Elstra. Die Thesen zur Schulprobe, gegeben vom Herr» Schulinspector vr. Wild, wurden durch daS Loo» den Herren zugetheilt. Herr Herget hatte sich: Joh. 15, 26, der „Sänger" von Göthe und die Nordsee als Thesen für die Oberclasse und die „zehn Aussätzigen" für die Unterklasse gezogen; Herr Weber hatte: 2. Cor. 7, 10, die Objectivsätze und „Schmelzen, Sieden und Verdunsten" für die Ober classe und der „Vöglein Abschied" für die Unter klasse gezogen und Herr Barthel: Röm. 1, 60, die Schlüsse, welche in den UeZuIa äs tri-Aufgaben vorkommen und Deutschland« Reichsverhältnisse nach dem 30 jährigen Kriege für die Oberclasse und „die Luft in der Wohnstube" für die Unterklasse ge zogen. Herr Bezirksschulinspector vr. Wild, sowie der Ortspfarrer Herr Pastor Graul und Herr Pastor Pinder aus Rückersdorf nebst dem Kirchen- und Schulvorstand von Groß- und Kleindrebnitz wohnten der Probe bei, welche darthat, daß alle drei Be werber eine äußerst anerkennenswerthe Lehrtüchtigkeit besaßen. Ein Mittagsmahl im Erbgericht zu Groß drebnitz vereinigte alle bis gegen 2 Uhr, zu welcher Zeit die Kirchenprobe angesetzt war. Herr Pastor Graul hatte dazu die Thesen gegeben, welche eben» falls durch das Loos vertheilt waren. Darnach hatte Herr Herget die Einleitung und 1. Theil einer Predigt zu lesen, den Choral „Schatz über alle Schätze" mit Vor- und Zwischenspiel auf der Orgel vorzutragen und einen VerS des Liedes „Wie wohl ist mir o Freund der Seelen" zu singen. Herr Weber las den 2. Theil der Predigt, spielte den Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern" und sang „Jesus meine Zuversicht". Herr Barthel über nahm die Lesung des 3. PredigttheileS, spielte „Schmücke dich o liebe Seele" und sang „Was Gott thut, das ist wohlgethan". Die Vorspiele waren aus „Schütze'- Orgelvorspielen" zu entnehmen. Da alle drei Herren sehr Tüchtiges leisteten, so war die Wahl schwierig und wurde dieselbe Sonntag den 14. Nov. Abends auf dem Pfarramt vorgenommen. Mit 6 gegen 1 Stimme wurde Herr Lehrer Barthel aus Elstra zum Kirchschullehrer gewählt und schloß sich dieser Wahl des Schulvorstandes der Kirchen vorstand einstimmig an. Mitte Januar 1881 wird Herr Barthel sein Amt antreten. Bautzen, 15. Nov. Heute Vormittag« 10- Uhr hatte sich im Sitzungszimmer der kgl. Amts hauptmannschaft der Bezirkstag Hierselbst unter Vor sitz des Herrn Geh. Reg.-RatheS Amtshauptmann von Salza zur Vornahme von Wahlhandlungen versammelt. Dieselben erstreckten sich auf die Wahlen der Vertrauensmänner in die Ausschüsse zur Ernennung der Schöffen und Geschwornen, auf die Wahlen von außerordentlichen Civil-Mitgliedern zur Militär- Ersatz-Commission und auf die Wahl eines land- wirthschaftlichen Sachverständigen zu den Expro priationen. Der Herr Vorsitzende eröffnete die Sitzung unter Jnkenntnißsetzung der Versammlung von dem Ausscheiden und dem Eintritt eines Mit gliedes, worauf Uebergang zur Tagesordnung erfolgte und die gedachten Wahlen zum Theil per Akklamation in entsprechender Folge zur Erledigung gelangten. (B. N.) q. Umschau in der Lausitz, 11. November. Durch Feuer wurden vernichtet: Den 10. d. eine Haferfeime, 24 Schock enthaltend, in der Nähe der Schenke von Niederkeina, den 11. das Rudolf'sche Wohnhaus in KottmarSdorf (seit Kurzem da» 6. Feuer dort). — Der Pferdeknecht Barth aus Spitt witz ist von seinem Geschirr überfahren und getvdtet worden. — In der Glasschleiferei der Hütte zu Scheckthal kam der 17jährige Glasschleifer Nekwinta au« Böhmen bei Auflegen de« Riemen« zu Schaden, indem ihm ein Arm zerbrochen und noch anderweit beschädigt wurde. — Tod fand man auf: den 43 Jahre alten Nahrungsbesitzer Weder in Ober- RupperSdorf, die 50 jährige verehelichte Ludwig zu Strahwalde, die 30 jährige Auguste Rothmaun zu Großschönau im Wassergraben, in den sie wahr scheinlich infolge von Krämpfen gefallen, den Arbeiter Lehmann au« Göda unweit Bautzen und am 11. d. auf dem Weg« von Hausdorf nach Grabe den 60-