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land besuchtt vormittag« den Köuig von Gächsea in Schönbrunn und verabschiedete sich daselbst vom Kaiser. Die versuchsweise Ausrüstung de« preußischen Garde-Schützen-Bataillons mit dem neuen Lvwe'scheu Reprtir-Mechani-mus steht jetzt unmittelbar bevor. Di« Borversuche mit dem bekauutlich an dem Mausergewehr leicht aadringbaren Mechanismus sollen so günstig au«gefallen sein, daß dessen allgemeine Einführung kaum zweifelhaft erscheint. Die Feuer wirkung der deutschen Infanterie würde dadurch auf 12 gezielte Schuß binnen 22 bi« 25 Sekunden gesteigert werden. Diese Feuerwirkung, die bisher noch keine Armee aufzuweisrn vermag, würde durch eine» verhältnißmäßlg sehr geringfügigen Kosten aufwand erlangt werden. Nicht« ist komischer, wie die gegenwärtige Flotten-Demonstration. Bald heißt e«, heute oder morgen wird die Carambolage losgehen, bald verlautet, daß man sich noch besinnen werde. Die .Daily Ne««' meldet au« Ragusa vom 26. d. M.: Die Flotte wird erst am Mittwoch auslaufen. — Also am Mittwoch wird die große Staatsaction be ginne« k Die Affaire kann übrigen« auch schief gehen, dran wie dem .Reuter'schen Büreau' au» Constan- tinopel vom Sonntag gemeldet wird, hätte sich der Sultan gegenüber dem Doyen de« diplomatischen Corps, dem deutschen Botschafter, Grasen Hatzfeld, bezüglich Dulcigno« dahin geäußert, daß er den Er eignissen ihren Lauf lassen werde. Die Verant wortung für dieselben würde auf Europa zurückfallen. Die Wiener »Neue Freie Presse' vom 26. d. meldet au« Pari«: Da« französische Flotten- kontingent ging Sonnabend nach Dulcigno ab. Prinzipiell wurde vereinbart, daß im Falle der Nothwendigkeit von Feindseligkeiten alle Mächte gleichmäßig vorgehen. Der französische Admiral erhielt demgemäß seine Instructionen, sich eventuell an der Beschießung zu betheiligen. Wie man au« Constantinopel unterm 27. Sept, berichtet, überreichten die Botschafter der Mächte heute dem Minister de« Auswärtigen eine Note, worin der bisherig« Standpunkt betreff« der montene grinischen Frage absolut aufrecht erhalten wird. Sachsen. Bischofswerda, 27. Sept. So hätte denn wieder einmal der Sommer sein «bberufungSschreiben überreicht und mit bunten Blättern und unter den seltsamen Melodien der Windsbraut hat der kühle Herbst überall seinen Einzug gehalten. Mit be sonderer Wehmuth brauchen wir in diesem Jahre dem von uns Gegangenen nicht nachzuschauen, denn männiglich bekannt ist r« ja, daß er ein gar un- gemüthlichcr Plätscherfriede war und daß nur Diejenigen sich während seiner Regentschaft wahrhaft wohl fühlen konnten, welche über die gediegensten Regenschirme und die durabelsten Gummischuhe ver fügten. So bös und verhängnißvoll aber nun auch sein Wirken für Tausende geworden, die ihr mühsam erworbene« Brsitzthum von den tobenden elementaren Gewalten geschädigt oder gar total vernichtet sahen, so muß man doch auch bekennen, daß der zu seinem größeren Theile so traurig verlaufene Sommer kurz vor seinem Abschiede noch nachzuholen suchte, wa« er vordem versäumt. Die Ernte ist noch immer eine so leidliche geworden und auch au- den Wein gegenden verlautet, daß der Pessimismu«, dem man zuerst allerorten huldigte, durch da« jetzt zu erhoffend« Erträgniß doch al« etwa« übertrieben erscheint. Bischofswerda, 28. Sept. Gestern waren «« fünfzig Jahre, daß die Frau Christiane Friederike Prntzel au« Oelsnitz im Boigtlande, 77 Jahre alt, den hiesigen Jahrmarkt mit Schnittwaaren bezieht. Au- Anlaß dessen begab sich Mittag- 12 Uhr die städtische Marktdeputation, geführt vom Herrn Bürger meister Sinz, an deren Stand und beglückwünschte unter Ueberreichuvg diverser Geschenke die Jubilarin auf'« Herzlichste. Auch wurde derselben mitgetheilt, daß sie Stättegeld von heute an nicht mehr zu entrichten habe. Die Bud« wurde in reichem Maaßr mit Blumen gewinden decorirt, in welchen der nachstehende in großer Schrift gedruckte hübsche Spruch prangte: 1830—1880! -ünstig Jahr' hier feilzuhaltea Ist heut' vergSnnt der guten Alten! MSg' lange sie nach wledertomimn, Vie ist und dleibt hier stet« willkommen! Bischofswerda, den 27. September 1880. Der Stadtrath daselbst. Di« greise Jubilarin versteht noch rüstig ihr Ge schäft und erfreut sich der besten Gesundheit. — Unser gestern stattgrhabter Jahrmarkt, vom schönsten Wetter begünstigt, war ein sehr belebter, Seerttär zu« Minister de« Aeußereu ernannte. Damit war auch die Reconstruction de« Cabinet« zur Seuugthmmg Aller abgeschlossen, welche den Zustand der Ungewißheit beendigt sehr» wollten. Da« Programm de« neuen Minister« de« Aeußern ist al« rin entschiedene« Frieden-programm zu be zeichne» und wa« die Bemühungen zur Erhaltung de« Frieden« betrifft, wird Barthelrmy-Saiot-Hilaire in den Fußtapfen der Politik bleibeu, welche Herrn Freycinet durch den Willen der Nation vorgrzeichnet war. Da« Volk der Republik will uuu einmal den Frieden und kein französischer Staatsmann könnte ungestraft ein« ander« Richtung einschlagen. Gleich zeitig wird die französische Politik, wie bisher, die Orient-Angelegenheiten mit großer Aufmerksamkeit verfolgen und ihre Hand in den Orient-Angelegen heiten haben. Und zwar ist sie dabei von dm folgendm Gesichtspunkten geleitet: 1. muß ver hütet werden, daß in Europa nicht der Glaube auf- komme, al« ob Frankreich seiner Großmachtstellung verlustig geworden sei; 2. muß die französische Politik alle güusi^r Chancen wahrzunehmen suchen, um die commerskiüen Interessen Frankreich« im Oriente beim SLcKeiit der Catastrophe schützen zu können; 3. ist HMAbficht der französischen Politik, soweit e« möglich, den Ereignissen einen Hemmschuh aazulegrn, um den Eintritt der Catastrophe im Oriente zu verzögern. Im Orient dürften die nächsten Tage eine Entscheidung bringen. Eine Conferenz der Admirale der vereinigt« Flotte beschloß die unverweilte Ab fahrt de« Geschwader« nach Dulcigno. Die Auf forderung de« Admiral« Saymour, Dulciguo sofort zu übergeben, ist bisher von Riza Pascha, dem türkischen Gouverneur, nicht beantwortet worden. Au« Constantinopel wird gemeldet, daß der russische Botschafter Nowtkav wegen de« Ernste« der Lage seine Reise nach Livadia, wohin ihn der Czaar be- rufm, aufgeschoben habe. Gleichzeitig verlautet au« London, die Botschafter aller Mächte würden in Constantinopel ihre Abberufung notifiziren, fall« die Pforte sich nicht dem Ultimatum wegen Dulcigno'« füge. — Wenn die Schiffe vor Dulcigno mit einander reden könnten, dann würden sie erzählen von alten Zeiten, wo dir Türkei der Schrecken der Christen heit gewesen und wo sie ihre Flotten ausschickte, um die christlichen Staaten zu bedrohen. Die Flotten Europa« mußten sich damal« vereinigen, um die Gefahr abzuwehren und zur See hatte die Türkei niemal« Glück, Um so furchtbarer warm die türkischen Heere, wenn sie verwüstend und verheerend nach dem Westen vorzudringeu suchten. Endlich er mattete die Türkei, sie hatte keine Kraft mehr zu Eroberungskriegen und der Sultan mußte e« sich gefallen lasten, daß man ihm den Frieden dictirte. Dann kam die Zeit, wo der aufgeklärte und liberale Theil Europa« e« für nothwendig hielt» die Türket gegen die russische Invasion zu beschützen und die Bürgschaft für dm Fortbestand der Türkei zu über nehmen. Auch diese Periode ist vorüber ; die Türkei ist von Europa aufgegeben, ist dem Untergang« ge weiht, und die vereinigte Flotte hat die Aufgabe, eine große historische Mission in diesem Sinne zu erfüllen. Griechenland ist kriegerisch. Die Universität von Athen ist geschloffen, weil kriegerische Ereignisse in Au«sicht ständen, und die Studenten treten, wie die griechische Heeresverfaffung bestimmt, al« akademische Legion in die Armee rin. Bi« jetzt sind 80,000 Mann unter den Waffen, doch werde» soeben noch di« Reserven in Höhe von 30,000 Mann ein berufe«. Die Regierung läßt auf Cypern Maul- thiere für die GebirgSbatterim erkaufen. Se. Majestät der Kaiser beabsichtigte Sonntag Abend nach Baden-Baden abzureisen, wo am Don nerstag die Feier de« Geburtstage- I. Maj. der Kaiserin stattfindet. In Baden wollte der Kaiser bis zu dem Zeitpunkte seiner Abreise nach Köln vrrbleibm , um dann dorthin zurückzukehren; dir Residenz soll dann erst Ende Oktober in Berlin gmommen werden. — Der Tod de« Geh. Rath Wilm«, dem der Kaiser seit den Feldzügen und besonder« durch die Pflege, welche er ihm »ach dem Attentat vom 2. Juni 1878 widmete, seine besondere Gunst zuwandte, hat den Monarchen tief erschüttert. Der Kaiser hat der Wittwe sein Beileid besonder« «»«sprechen lasten. Se. Maj. der König Albert von Sachsen ist am 27. Sept, in Wim ringetroffea und am Vahn- hofe von denSpitzen der Civil- und Militärbehörden empfangen worden. Der Kaiser erschien kurz vor der Ankunft de« Zuge» im Bahnhof und begrüßte dm König herzlichst, denselben wiederholt umarmend . . _ . _ . und küssend. Der König fuhr nach Besichtigung der aber trotzdem haben dir Verkäufer nicht die er- Ehren-Compaante mit dem Kaiser nach Schönbrunn, wünschten Geschäfte gemacht. wo Mittag« Dejeuner stattfand; sodann erfolgte die vom 1. Oktober ab wird die Privatpersonen- »hfahrt nach Steiermark. Der König von Griechen- fahrt von Kamenz i. S. nach Bautzen 1 Stund« 10 Minuten später , um 6 früh, und die Pkivad- Personenfahrt von Wilsdruff nach Dresden 1 Stunde später, um 7 früh, abgefrrtigt werde». Gleichzeitig, geht die Privatpersonenpost von Schandau-Bahnhof nach Hohnstein 1b Minuten früher, um 7,„ früh, ab. Ferner werden in Bereinigung mit den Orts» Postanstalteu in Gorbitz, Waltersdorf und Groß harthau Tekegraphen-Betritbsstellen Mit beschränkte». Tagesdienst eröffnet. Der „Pirn. Anz " meldet: Ein neuer wohl» thuender Beweis echt lande-mütterlicher Fürsorge liegt uns jetzt insofern vor, als Ihre Maj. die Königin die Gnade gehabt hat, die 20jährige H^dwig Thoma» zur Erholung und Kräftigung auf 14 Tage nach Pillnitz kommen zu lasten. Die hohe Frau thrilte diese Entschließung in einem an die zue Pflege der jüngeren Thoma-'schen Geschwister im Pirna befindliche Albertinerin gerichteten eigenhändigen Briefe mit und verfügte dabei zugleich, daß die Letztere auch noch ferner zur Abwartung der im fortwährender Besserung befindlichen Kleinen an wesend bleibe. Herr Lieutenant von Oppen-Huldenberg, welcher einige Zeit der deutschen Gesandtschaft in Rom als Attache zugetheilt war, ist am Sonnabend von dort, nach Dresden zurückgekehrt und tritt nunmehr seinen Dienst beim dortigen Gardereiter-Regiment wieder an- Elstra, 24. Sept. Heute fand durch den hies. Stadtgemeinderath die, infolge der mit nächste» Jahresschluß beendeten smtirung des Bürgermeister-^, sowie de« ersten und zweiten Stadtrath« nöthig. gewordene Neuwahl statt. Bei derselben wurden, die Herren: Bürgermeister Schurig wieder als solcher, die bisherigen Stadträthe Adolph Loui« Bewilogua al« erster Stadtrath und Stellvertreter de« Bürgermeister«, Gottfried Benjamin Maultzsch al« zweiter Stadtrath gewählt. (K. W.) In Löbau waren zur Handel«kammerwahl T und zur Gewerbekammerwahl 5 Wähler erschienen. Die Königl. Brandversicherung-Commission ver öffentlicht soeben eine Uebersicht der Einnahmen uud- Ausgaben bei der Lande-brandversicherungS-Anstald de« Königreich« Sachsen auf da« Jahr 1879, nebst einer Zusammenstellung der im Jahre 1879 in Sachsen stattgefundenen Brände. In der Abtheilung der Gebäude-Versicherung betrug die Gesammtsumme der Einnahmen mit Hinzurechnung von 10,297,371 Mk. Bestand au« dem Jahre 1878: 17,870,559» Mk. unv die Gesammtsumme der Ausgaben 6,642,159 Mk., so daß am Schluffe de« Jahres 1879 ein Bestand von 11,228,399 Mk. verblieb. Die Bewilligungssummen für Brandschäden, ältere und neue, welche im Jahre 1879 zu decken waren, betrugen überhaupt 4,308,555 Mk. Bon den wegen der Brände im Jahre 1879 angewiesenen Be- willigungssummen an zusammen 2,635,304 Mk. entfallen 730,964 Mk. auf Brände in den Städten, und 1,904,340 Mk. auf Brände in den Dorfschaften.. In der Abtheilung der freiwilligen Versicherung be trugen die Einnahmen mit Hinzurechnung von 766,329 Mk. Bestand von 1878 1,338,047 Mk. und die Au«gabr 381,998 Mk., so daß am Schluffe de« Jahre« 1879 »in Bestand von 956,049 Mk- verblieb. Die Bewilligungen, welche im Jahre 1879 zu decken waren, bestanden lediglich in Brand schäden - Vergütungen und betrugen zusammen 327,094 Mk., nämlich an 114,973 Mk. älteren unerhobenen und 212,121 Mk. neueren wegen der^ Brände im Jahre 1879. Bon letzterer Summe entfallen 7986 Mk. auf Brände in den Städten und 204,135 Mk. für Brände in den Dorfschaften. Brandfälle kamen überhaupt im Jahre 1879 1015 vor und vertheiltrn sich dieselben auf die Krei«- directionSbezirke wie folgt: Bautzen 156, Dresden 269, Leipzig 251, Zwickau 339. Nach einer veröffentlichten tabellarischen Ueber- ficht de« statistischen Bureau'« de« Ministerium« des Innern sind in dem Zeiträume eine« Jahre«, vom. 1. April 1879 bi« 31. März 1880, im Königreich« Sachsen 26,587 Personen wegen Betteln« uud Bagiren» bestraft worden. E« befanden sich unter- dieser Zahl 13,867 Sachsen und 12,720 Nichtsachsrn, zu welch' letzteren Preußen eia Lontingent vou 8008 stellte, während Baiern 682, die übrigen deutscher» Staaten 1637, Böhmen 1883, die sonstigen Länder der österreichischen Monarchie 298 und andere fremde Staaten 212 Individuen lieferten. Boa den ge- sammten Bestraften entfielen 96,1 Proc. auf da« männlich« und 3,9 Proc. auf da- weibliche Geschlechts wa« Sachsen betrifft, so kommen auf die Kreishaupt mannschaft Bautzen 2474, auf die Dresdener 7998, auf die Leipziger 6316 und auf die Zwickauer 9829 Prionen. Eingetretener Hindernisse halber wird der be rühmt« Seiltänzer Blondin, welcher am vergangenen Sonntage aufzutrelen beabsichtigt«, erst Sonntage den 3. Oktober, seine Produktionen de» Dresdner: Publikum Vorsichten.