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Dir Petersburger.Regierungsbote' veröffent- licht uuterm 10. Juli eine kaiserliche Verordnung über Aufhebung der zollfreien Einfuhr von Gußeisen au« dem Auslande. Desgleichen über Abänderung de« Zolltarifs für Eisen, Stahl, Metallfabrikate und Maschinen. Die französische Deputirtenkammer nahm am 10. Juli die Amnestie-Vorlag« in der am 9. d. vom Senat beschlossenen Fassung an. — Die Mehr zahl der Mitglieder der SenatS-Commission für den Antrag Dufaure, betreffend da« Associationsrecht, ist für die Genehmigung de« Antrag». Rochefort ist am 12. d. M. Abend« auf dem Lyoner Bahnhof in Pari« eingetroffen, wo ihn eine große Volksmenge erwartete, «uf den Boulevard« wurde Rochefort mit dem Gesänge der Marsellaise und den Rufen: „es lebe Rochefort' begrüßt. Die „Politische Correspondenz" meldet au« Athen: Die Vertreter England« und Frankreichs theilten dem Ministerpräsidenten Trikapi« mit, daß momentan, also noch vor Ueberreichung der Collectiv- note, vertrauliche Verhandlungen der Mächte mit der Pforte stattfinden, um dieselbe zur Annahme der Cönferenzbeschlüsse zu bestimmen, und ersuchten demzufolge Trikupi«, die Mobilisirung der Reserve einige Tage aufzuschieben, um der Pforte keinen Ab- lehnungSvorwand zu liefern. TrikupiS entsprach diesem Verlangen, ohne jedoch die Vorbereitungen zur Mobilisirung zu suspendiren. Sachsen. Ueber den Verlauf der Reise Sr. Majestät de« König« im Erzgebirge und Voigtland ist zu be richten, daß der König Freitag Vormittag von Johanngeorgenstadt die Ortschaften AnthonSthal und Erla besuchte, daselbst verschiedene Etablissement« in Augenschein nahm. In Schwarzenberg kam Se. Majestät Mittag« gegen 12 Uhr an, in Grünhain Nachmittags gegen 6 Uhr. Ueberall wurden dem selben Beweise der Liebe und Anhänglichkeit zu Theil. Von Grünhain aus bewegte sich der königl. Zug nach der bei dieser Stadt gelegenen Spiegelwaldhöhe, woselbst Se. Majestät von den Mitgliedern des Erzgebirgsvereins unter enthusiastischen Jubelrufen empfangen und von dem Vorstande des Haupt- vereinS, vr. Köhler aus Schneeberg, begrüßt wurde. In Gegenwart Sr. Majestät wurde der Grundstein zu dem neu herzustellenden Thurme, welcher mit Genehmigung Sr. Majestät de« König« den Namen „Albert-Thurm" erhalten soll, gelegt. Se. Majestät der König that den ersten Hammerschlag beim Be ginn de« Baue«. Hierauf reiste Se. Majestät über Grünhain, Beierfeld und Sachsenfeld zurück nach Schwarzenberg, woselbst da« Souper eingenommen wurde. Se. Majestät der König traf am Sonntag Abend 7 Uhr von seiner Reise durch da« Erzgebirge und da« Voigtland wohlbehalten mittelst Extrazugs in Niedersedlitz ein und begab sich sofort von da per Wagen nach Pillnitz. Montag Vormittag nahm Se. Majestät im königl. Schlosse zu Dresden eine Anzahl Meldungen entgegen und fuhr sodann über Pillnitz nach Pirna, um das daselbst stattfindende 6. mitteldeutsche Bundesschießen mit seiner Gegen wart zu beehren. Se. Maj. der König hat den Geheimen Finanz rath Julius Zenker zum Zoll- und Steuer-Director ernannt. Bischofswerda, 12. Juli. Ein Bubenstück rohester Art Ist in unfern herrlichen Promenaden vor dem Schulgebäude verübt worden. Gleich einer gemeinen Bestie hat eine gesunkene Creatur an nicht weniger als 11 Stück herrlich blühenden Rosen bäumchen die Stämmchen mitten durchschnitten und zum Theil die Kronen abgewürgt. Möchte e» doch gelingen, diesen oder diese ruchlosen Thäter der strafenden Hand de« Gesetzes überliefern zu können. — 12. Juli. Der Auftrieb beim heutigen Vieh markt war folgender: 443 Stück Rindvieh, 80 Stück Pferde, 70 Körbe Ferkel, 1 Heerde Schweine und 1 Heerde Schafe. Bischofswerda, 12. Juli. Auch in diesem Jahre zeigt sich allhier eine große Baulust, da nicht weniger al» 5 neue Wohnhäuser im Bau begriffen sind, e» also auch hier für die verschiedenen Gewerbe an Arbeit nicht fehlt. — Der verflossene Freitag und Sonnabend dürften die höchste Temperatur in diesem Jahre gebracht haben, denn an beiden Tagen stiegen die Thermometer von 12 bi» 2 Uhr Mittag» im Schatten durchschnittlich auf 25 Grad Reaumür. 8 Lauterbach mit Bühlau, 13. Juli. Zum hiesigen Pfarrer wurde vom Kirchenvorstande der letzte Gastprediger, Herr Pastor Müller in Mi«- lareuth, erwählt. -f Steinigtwolmsdorf, 10.Juli. Dieallhier nea erbaute Schule, welch« 4 Lehrzimmrr enthält, Wurde am Sv e Mter der Fei«- t «M» M.1>e» pLpstltchen Stuhle wird von der Smcalra Partei al« eine grobe Vergewaltigung der Hirche avgesrhrn, und die Bischöfe haben bereit« «schlossen, sich bei den Festlichkeiten au« Anlaß de« tevorswheüdrn fünfzigjährigen Unabhängigkeitö-Feste- in keiittr Weise zu brtheiligen. Jenfett« de« Kanal« hat Gladstone nach Erledigung der unangenehmen Bradlaugh-Affaire in U dG inneren Angelegenheiten maonichfache Kämpfe zu bDehen gehabt, und nicht allein die Eonservatlven England«, sondern auch zahlreiche Liberale machen -em Cabinet die Dertheidigung der ring «brachten > Gesetz-Vorlagen recht schwer. In der auswärtigen Politik kaffen die Erfolge Gladstone'schen Drängens ebenfalls sehr auf sich warten, wozu noch kommt, daß die englische Nation diesem thatenlustigen Drängen, welche« zu blutigen Köpfen führen könnte, sich nicht sehr »ugethan zeigt. Die Nachrichten au« Afgha nistan blieben unbefriedigend. Da« dänische Heergesetz hat seinen Weber- fchiffchenlauf zwischen LandSthing und Volksthing beendet, wird jetzt von einer gemeinsamen Commission beider Thinge berathen und höchst wahrscheinlich in einer Verständigung seinen Ausklang finden. Da» drohende Gespenst eines Kriege« mit den Chinesen ruft in Rußland keineswegs eine ge hobene Stimmung hervor, jedoch die Begnadigung Chung How'S, de« bisher gefangenen chinesischen Gesandten am russischen Hofe, sowie die bestimmten Versicherungen, welche von Seiten der chinesischen Regierung abgegeben worden find, lassen darauf schließen, daß der Conflict zwischen China und Rußland gütlich beigelegt werden wird. Ungeachtet dieser Versicherungen jedoch dauern die Rüstungen fort und außerdem ist eine Allianz mit Japan in Aussicht genommen, welche durch eine geheime Mission des ersten Staatssekretärs, der in Peking angekommen ist, erzielt werden soll. An der montenegrinisch-albanesischen Grenze ist noch Alles beim Alten; die Albanesen greifen nicht an und die Montenegriner sind ent schlossen, jedem Kampfe vorläufig auszuweichen. Dagegen lauert die panbulgarische Agitation nur auf den geeigneten Moment zum Losbrechen. Fürst Alexander von Bulgarien erklärt offen, daß er nicht im Stande sei, die unionistische Be wegung, welche in Sofia und Philippopel ihren Sitz hat, aufzuhalten, denn die Constitution erlaube ihm nicht , in die Verwaltung viel drein zu reden, und was die bulgarische Armee anbelangt, so sei das Wort jedes russischen Offiziers von größerem Gewicht als da« seinige. — Die Pforte hat jetzt die identische Note der Mächte in allen drei Punkten beantwortet und sich mit allen drei Antworten die höchste Unzufriedenheit der Mächte erworben. Die Pforte stellt schöne Reformpläne auf, aber die Aus führung unterbleibt; der Fanatismus und der Fata lismus sind die einzigen Kräfte, welche das Denken und Wirken de« Sultans bestimmen. Wie lange noch? Soll wirklich da« Schicksal über da« Osmanen- thum entscheiden? Wir können von Griechenland nicht sagen, e« rüste, um loszuschlagen, denn Griechenland meint, «S habe den Beschlüssen Europa« und deren Durch führung von Seiten Europa« nicht vorzugreifen. Griechenland legt nur Alle« zurecht, um zu gegebener Stunde auf den ihm angewiesenen Posten zu eilen. Für die südamerikanischen Republiken, welche sich nun schon so lange heftig bekriegen, Chili, Peru und Bolivia, scheint der Frieden zu dämmern. Wenigstens sollen feiten« der Vereinigten Staaten von Nordamerika jetzt ernstliche Vermittlungsversuche gemacht und deren Botschafter instruirt worden sein, die FriedenS-Präliminarien anzubahnen. Bon Af ghanistan hingegen scheint der Frieden wiederum Wetter denn je entfernt zu sein. Die verrätherischen Absichten Abdurrahman'S stellen sich jetzt, nachdem man seine Aussichten auf die Emirschaft euglischerseit« vollständig getrübt hat, ganz heraus, Mahomed Jan wühlt eifriger al« je, und der neue Bicekönig von Indien muß alle seine Kräfte anstrengen, um in da« sich wieder mehr und mehr verwirrende Chao» auf'» Neue Ordnung zu bringen. — Au« Indien stad Nachrichten von einer Meuterei der Sepoy« angelangt, doch ist dieselbe nur auf eine kleine französische Cvlooie beschränkt; in B irma dagegen ist die Rebellion gänz lich uiedergeworfen, nachdem der Führer derselben auf britischem Territorium gefangen worden ist. Wie man au» Prag berichtet, berleth der Land tag am 10. Juli den Bericht der SprachenverordnungS- Commission, lehnte unter namentlicher Abstimmung Mit 125 gmev 81 Stimmen (dir Lzechrn und Baron Kotz) den Minoritäts-Antrag, über die bezüglichen Petitionen zur TageSordnuag überzdgehen, ab, und »ahm dm Majoritäts-Antrag an, wodurch die Petitionen an die Regierung mit der Aufforderung geleitet welchen, denselben ihre ernste Aufmerksamkeit ^MUwend« und Abhilfe zu sch-ff»«. lichkeit durch die Herren Bezirksschulinspector Wild und Ortspfarrer Pache, unter großer Bethel ligung der Gemeinde eingeweiht. Nachmittag» fand dann noch für die liebe Schuljugend ein Schulfest statt.. Da» „Dr. I." ist jetzt in der Lage, auf Grund der beim Ministerium de« Innern von den zuständigen Behörden eingegangenen Berichte über die schreckliche Calamität, welche durch die Ueberschwemmungen vom 14. Juni einen großen Theil der Lausitz betroffen hat, ausführliche Mittheilungen zu machen. Darnach hat sich die Ueberschwemmung in der sächsischem Oberlausitz fast auf den ganzen ca. 7 Quadratmeilen umfassenden Bezirk der Amtehauptmannschaft Zittan und über einen beträchtlichen Theil der 9H Quadrat» mellen umfassenden Amtshauplmannschaft Löbau er streckt. In der ersteren sinv namentlich Mittel- und Niederoderwitz, Schlegel, Hirschfelde,. Burkersdorf,. Seitendorf, Eckartsberg, in der letzteren Oberoderwitz, Ruppersdorf, Cunnersdorf bet Löbau, Dittersbach,. KieSdorf, NennerSvorf, Cunnersdorf auf dem Eigen,. Bernstadt, Altbernsdorf und Schönau auf dem Eigen schwer betroffen worden. Im Ganzen sind 53 Ortschaften, 36 des Zittauer und 17 des Löbauer Bezirks, in Mitleidenheit gezogen worden. Vorr Gebäuden sind in diesen Orten weggeschwemmt worden 61, dem Einsturz nahe, beziehentlich abge tragen 172, stark beschädigt 267, weniger beschädigt 106 (die letzteren sind bis jetzt noch nicht alle auf geführt). Ertrunken sind in Zittau 2, Mitteloder witz 5, Niederoverwitz 4, Bernstadt 15, Cunners dorf a. d. E. 12, Altbernsdorf a. d. E. 3, Ober- und NieverrupperSdorf 7, Schönau a. d. E. 3,. KieSdorf 1, OberrennerSvorf 4, NiederrennerSdorf 10, inSgesammt 63 Personen. Ueberdies sind an Straßen, Wegen, Dämmen, Ufer- und Böschungs mauern, Brücken, Stegen, Feldern, Wiesen, Gärten in allen betroffenen Orten sehr bedeutende Schätzen entstanden. An HauSgeräthe, Mobilien, Handwerks zeug, Kleidern, Betten und dergleichen Dingen sind selbstverständlich jetzt noch nicht zur Ziffer gebrachte ungeheure Verluste den Calamitosen erwachsen. Die Zahl der in den sämmtlichen Ortschaften obdachlos Gewordenen und in fremde Häuser Untergebrachtem kann auf 1300 Köpfe heute noch veranschlagt werden. Bis zum 1. Juli sind an Geldspenden bei der land ständischen Bank in Bautzen, an welche alle einge gangenen Unterstützungsgelder abgeliefert werden,, ungefähr 90,000 Mk. eingegangen. Im Verhältnis zu dem namenlosen Unglück, welches durch die schreckliche Catastrophe über eine zahlreiche Bevölke rung hereingebrochen ist, und zu den dadurch ver ursachten außerordentlich großen Schäden und Ver lusten ist diese Summe allerdings noch gering, doch hofft da« Centralcomitee, daß die werkthätige Liebe^ fühlender Mitmenschen nicht erkalten werde. In den Schulen von Schönau a. d. E., Rennersdorf, KieSdorf sind durch die Ueberschwem mung auch eine Menge Lehrmittel, Schulutensilien, welche theils den Schulen, theil« den Kindern ge hörten, verloren gegangen oder unbrauchbar ge worden. Da die Gemeinden so schon hart be troffen, manche Kinder ganz arm sind, so würden gewiß kinderfreundliche Geber, welche solche Schul utensilien an die Lehrer Herren Gurcke in RennerS- dorf, Israel in Schönau, Wolf in KieSdorf senden wollten, sich den größten Dank von Kindern und- Elter» verdienen. Das finanzielle Ergebniß des am 1. Juli in den Räumen de« Schützenhause» in Leipzig zum Besten der Oberlausitzer Calamitosen veranstalteten Garten feste« ist ein überraschendes. Baar vereinnahmt sind worden 12,335 Mk. 87 Pf. Die unvermeidlichen. Spesen haben auf nur 1722 Mk. 65 Pf. sich be laufen, so daß ein Reinertrag von 10,613 Mk. 22 Pf. an das UnterstützungS-Comitee abgeliefert werde» konnte. / Am Donnerstag sind an verschiedenen Orte» ' Sachsens bedeutende Gewitter aufgetreten, welche auch mannichfachen Schaden anrichteten. In Höckendorf bei Dippoldiswalde hatten sich während de» heftigen Gewitters 8 Personen in eine Baubude gestellt, al« unmittelbar hintereinander zwei? Blitz strahle dieselbe trafen. Durch einen starken Strahl wurde der Maurerlehrling Morgenstern am Kopfe getroffen und sofort getödtet, während durch eine» schwächeren Strahl der Maurer Büttner an der linken Seite gelähmt, sein ca. 4—5 Jahr« alter Knabe und der Handlanger Heber aber betäubt wurden. Beide erholten sich zwar nach einiger Zelt wieder, doch klagten sie über Beschwerden beiur Schlingen und ihre Sprache war langsamer und schwieriger al» sonst. Ueber BräunSdorf ötl Freiberg und nächste Umgebung entlud sich etu Ge witter, welche« von einem furchtbaren Hagelwetter begleitet war. Der Schaden an Feldfrüchten, BidMM und Fensterscheiben ist noch gar nicht zu übeyetzN^^ «n manchen Stellen ist da» Winter« «d W getrride, da» so wundervoll MMMW