Volltext Seite (XML)
vrmk «ad Verla- van -rt,brich May, «dl-irr lintrr «rranrwartliqtrir »an «Mil May tn Blschestwrrba, Für Favre war die Arbeit keineswegs eine glatte und ungestörte, die Schwierigkeit, seinen Contract eivzuhalten, lag namentlich in der Kostenfrage, die große Sparsamkeit und doch wieder dort, wo es darauf ankam, die VerauS-avung großer Summen mit einem Male erforderte. Mangel an Wasser, zum Betriebe der Maschinen, trat ebenfalls zeit weilig ein, besonder« auf der Südseite lieferte die Tremolo im Winter 1874 viel zu wenig Wasser, so daß eine zweite Wasserleitung nach dem Bedretto- thale angelegt werden mußle, ferner war es nölhig, die Anlagen zu den Luftcompressoren stetig zu erweitern. Leider wirkten auch Mitte de« Jahre« 1878 unter den italienischen Arbeitern ausgebrochene Unruhen recht störend auf den Fortschritt de« Tunnel«; ,buche« in den beiden Geldstrafe von je 150 Mark verurtheilt worden waren, am Sonnabend kostenlos freigesprochen, nachdem da« Reichsgericht die Nichtigkeitsbeschwerde für begründet erachtet hatte, Unterbrechungen im Verkehr zwischetl Italien und der Schweiz sowie Deutschland beseitigt sein. Ueber da« vorstehend von un» ausführlich be sprochene große Ereignlß de» Tunneldurchbruch» im Gotthardberge liegen noch folgende ergänzende Mel dungen vor: Göschenen, 28 Febr. Abend«. Gegen alles Erwarten der Techniker durchbrach die Sonde von der Airoloseite die letzte Wanv heute um 6 Uhr 45 Minuten Abend». — Göschenen, 29. Februar Das große Werk ist gelungen; heute Vormittag 11 Uhr ist der Gotthardtunnel durchbrochen worden. Der Eindruck war großartig. Die Richtung de« Durchstichs ist bewunderungswürdig genau getroffen, wie die Techniker dies berechnet batten. Bisher wurden 500,000 Kilogramm Dynamit verbraucht. — Der Wiener „Presse" wird au» Göschenen ge« meldet: Der Durchbruch de» Gotthardtunnel» erfolgte h-ute Vormittag um 11 Uhr 10 Minuten in einer Oeffnung zum Durchkriechen. Morgen wird die Durchfahrt möglich werden. Ein kräftiger Luftzug von Nord nach Süd ist hoffentlich von guter Be deutung für den Einfluß der Gotthardbahn. Man konnte schon gestern Abend durch da- lange Bohr loch sprechen und Depeschen reichen. Natürlich herrscht großer Jubel bei den Ingenieuren, Arbeitern und dem Volk. Der vollständige Durchschlag erfolgt wahrscheinlich morgen Vormittag». jetritöen, Üöti tvö aus fte durch eine besondere Leitung in den Tunnel zu den Arbeitsstellen geführt wird, so brachten die großen Compressoren bei Airolo, deren Anlage 1876 vollendet ward, bi» zu 180,000 Eubikmeter Luft vermittelst eiserner Röhren in den Stollen. Die Lust dringt au» der Leitung zunächst in die Eylinder der vor dem Arbeitsort befindlichen Maschinen und crtheilt den Kolben die hin- und hergehende Bewegung. Bei jedem Vorgänge stoßen die vorn am Kolben befestigten, von Stahl gefertigten Bohrer gegen den Stein, in ihrer Einfachheit fast einem Kinverspielzeug ähnlich, durchbohrt die Maschine mit ihrem stählernen Schnabel den härtesten Fel-, dabei macht sie unter einem Drucke von 4 Atmos- phären in einer Minute 450 Streiche und in etwa einer Viertelstunde ist ein Loch von einem Meter Tiefe und von 3 bi« 4 Centimeter Breite gebohrt Auf einem schweren eisernen Gestell sind gleichzeitig sich« oder sieden solcher Maschinen in Thätigkeit. Sind von diesen Maschinen sämmtliche Löcher gebohrt, so werden die Maschinen hinter einen Schutzschirm zurückgezogen, man ladet die Löcher mit Dynamit und nun wird gesprengt und das FelSgestein durch die Kraft de« Dynamits in einen großen Haufen Trümm.r zerschmettert, der so schnell wir möglich weggeräumt wird, um neuen Platz für Die Gesammtzahl der größeren und kleineren Tunnel auf dieser Strecke allein beträgt 21 mit 7300 Meter Länge. Auf der Süd-Seite de« Gotthard sind nicht minder ausgedehnte Arbeiten nöthig geworden. Die Zahl der Tunnel ist hier geringer. Der Tessin mußte öfters überbrückt werden. JnSgesammt sind im letzten Sommer 15,000 Ar beiter, die fast alle aus Italien kamen, an dem Gotthardbahnnetze lhätig gewesen, dessen gänzliche Fertigstellung jetzt für den 1. Juli 1882 in Aussicht genommen ist. Wahrscheinlicherweise wird aber die Eröffnung des Verkehr« früher vor sich gehen. Jedenfalls bildete die Vollendung de« Durchbruche« im Gotthardtunnel einen geeigneten Z iipunkt, um Einige« über den großartigen Plan und die Geschichte dieses Gebirgsschienenwegs zu sagen, der im Posten verkehr über den Gotthardpaß mit seinem historisch interessanten Hospiz, in dem Tausende von Passanten eine gastliche Aufnahme fanden, wesentlich vermindern wird. Mit dem Zeitpunkte, wo die Locomotive unter dem Gotthardberge wegrollt, werden auch die durch den Schneefall im Winter so lange währenden — Ein Geizhals. Die „Tribüne" berichtet: Im Städtchen Dunajew« in Podolien starb dieser Tage im Alter von 59 Jahren infolge vollständiger Entkräftung und infolge der großen Kälte ein Mann, der ein höchst sonderbare- Leben geführt hat. Er wohnte viele Jahre in einer kleinen Stube, welche nie geheizt wurde, und nährte sich fast ausschließlich von Brod, va« er sich einige Kilometer vom Städtchen kaufte, weil es dort billiger zu haben war. Vege tarianer war der Mann nicht, er genoß also, wenn auch äußerst selten, Fleischkost, jedoch verflieg er sich in diesem Falle nur zu einem Stück gebratener Leber; denn andere Theile eines Ochsen oder Schafe« waren, wie er sich ausdrückte, für seine Verhältnisse viel zu theuer. Ausgaben für Beleuchtung gestattete er sich nicht; er hielt sie für einen Luxus, den er sich nicht erlauben durfte. Da man den Mann vor einigen Tagen zur gewöhnlichen Stunde da« Zimmer nicht verlassen sah, wurde die Polizei geholt. Diese öffnete die Stube und fand ihn todt auf seinem höchst ärmlichen Lager. Der herbeigerufene Arzt konnte nur erklären, daß der Mann Hunger« gestorben und gleichzeitig erfroren sei. Eine genauere Unter suchung der Hinterlassenschaft ergab, daß der Har- pagon eine halbe Million Rubel in geprägten Gold stücken und Kleinodien und ebensoviel Schuldscheine seinen lachenden Erben hinterläßt, die ihn nicht ein mal persönlich kennen, denn es sind ziemlich ferne Verwandte. holt sich dann mit derselben Regelmäßigkeit wie vorher. Die Arbeiter hatten das größte Interesse an der Beschleunigung des Durchbruchs, da ihnen der Duchbruch pro Meter im Fortschritte bezahlt Ward. Daher beeilten sich denn auch die Sch utterer mit dem Verladen der gelösten Massen, um sie an dern Tunnel zu schaffen, und zwar auf Rollwagen, die schließlich von einer ebenfalls durch comprimirte Luft getriebenen Locomotive in« Freie geführt werden. An den langgestreckten Anschüttungen, die man in Airolo und Göschenen bemerkt, war die fortwährende Thätigkeit in den Eingeweiden des Berge« wahrzu nehmen. 3 Meter breit und 2 Meter hoch wird der rohe Au-bruch de« Stollen« bewirkt, daran schließt sich die Arbeit der seitlichen und Höhen-Er- weiterung oder der Vollausbruch de« Tunnels, der, für zwei Geleise berechnet, 8 Meter Breite und 6 Meter Scheitelhöhe erhält. Einen angenehmen Aufenthalt hatten natürlicherweise die Arbeiter im Tunnel bei ihrer mühseligen Thätigkeit nicht. Je weiter man in den Berg eindrang desto größer wurde die Hitze und desto mehr verschlechterte sich die Luft, dabei war auf der Südseite der Andrang de« eisigen Gebirgswassers, welche» seinen Weg durch die ungeheuren Felsklüfte suchte, zeitweilig so groß, daß die Leute stündlich abgelöst werden mußten, um ihre erstarrten Glieder wieder erwärmen zu können. Während der letzten Tage arbeiteten die Mann schaften in einer wahrhaft tropischen Gluth, die sich um so drückender fühlbar machte, al« die Lust von Rauch und schädlichen Gasen bis zum Ersticken er füllt war. Mit dem Durchbruch hofft man die Temperatur, die bi» zu 35 und 40 Grad betrug, durch den Luftzug herabgehen zu sehen. So ist die in der Mitte de« Mont-Ceni-tunncl jetzt beobachtete Eigenwärme de« Felsen« auf 19^ Grad Celsius festgestellt. Die kolossale Hitze im Innern de« Stollens war übrigen- auch die Ursache zu dem am 19. Juli 1879 erfolgten Tode de- Unternehmer« Favre. Er soll die Vorsicht außer Acht gelassen haben, die Arbeitsstätte nüchtern zu betreten, und so setzte vor wenigen Monaten ein Schlagfluß seinem thätigen Leben, tief drinnen im Innern de« Berge«, ein Sode; e» war ihm nicht vergönnt, die Früchte seiner siebenjährigen, aufreibenden Thätigkeit zu schauen. Der von seinen Arbeitern angeregte Ge danke, ihm im Innern de« Berge« ein Grab zu bereiten, gleich den Königen de« alten Aegypten«, die in ihren Pyramiden beigesetzt wurden, ist nicht zur Ausführung gelangt. Hoffentlich wird wenigsten« an der Stelle rin Gedenkstein an ihn erinnern. — Brand. An« Salzburg wird unter dem 26. Februar gemeldet: Unsere Stadt und deren Umgebungen kommen au« dem Brandschrecken gar nicht heraus. Vorletzte und letzte Nacht brannten in den benachbarten Dörfern Liefering und Maxglan mehrere Bauernhäuser ab und heute Morgen« brach in dem am dichtesten bevölkerten Theile von Salz burg, in der Getreidegasse, im Hause de« Kaufmann- Schwarzenberger ein Schadenfeuer aus, da« nur durch die opfermuthigen Anstrengungen der Feuer wehr und mit Hilfe der trefflichen Wasserleitung Salzburg« auf da« zuerst vom Feuer ergriffen« Hau« beschränkt blieb. Leider fielen aber dem rapid um sich greifenden Brande fünf Menschenleben zuM Opfer: ein Postbeamter, dessen Frau und Kind, ein Schuhmacher und eine Köchin konnten au« dem brennenden Hause nicht mehr gerettet werden. — Ein fürchterliches Unglück ereignete sich am 25. Februar in Bauxhall (London), unweit des AlberiqnaiS. In einem dort gelegenen Holzdepot waren etwa 40 Männer und Frauen mit dem Sägen, Spalten und Zusammenbinden von Feuerholz beschäftigt, al« plötzlich ein etwa 45 Fuß hoher Stapel von Holzscheiten mit furchtbarem Krachen umstürzte und 15 Personen begrub. Fünf wurden al« Leichen und zehn in mehr oder minder be schädigtem Zustande hervorgezozen. — Da« Kasseler Oberlande-gericht hat die 5 'Lehrer der Realschule in Hagen, welche von dem Vater eines Abiturienten rin Geldgeschenk von 1000 Mark angenommen hatten und deshalb auf Grund de« 8 331 de« Strafge ersten Instanzen zu einer st« Waren unzweifelhaft veranlaßt worden durch eine Anzahl schlechter und gefährlicher Elemente, die sich unter den sonst so fügsamen, mäßigen Norditalienern breit gemacht hatten. Die energische und schnelle Unterdrückung derselben durch schweizerisches Militär verdient zwar Anerkennung, aber es kann nicht ver schwiegen werden, daß durch frühere Vorkommnisse eine gewisse Erbitterung unter den Arbeitern gegen die schweizerischen Behörden erzeugt worden war, die sich in streitigen Fällen von einer gewissen Voreingenommenheit gegen die Italiener gezeigt hatten. Die Revolte brachte wenigsten« die Ent fernung der unsaubere Zwecke verfolgenden Agitatoren. Nicht minder störend wie dieser Arbeitertumult war der am 17. Sept. 1877 in Airolo au-gebrochene Brand, der den größeren Theil des Dorfes oder 200 Häuser in Asche legte. Die von den Bergen stürzenden Lawinen beschädigten und unterbrachen öfter die Wasserleitungen und das Gestein im Innern des Berge« erwies sich auf der Nordseite des Tunnel unter dem Orte Andermatt, wo die Masse des Finstcraarhorn mit der des Gotthard zusammenstößt und Kalk und verwitterte Letten gcschichlen eingelagert sind, als so unzuverlässig, daß kein Einbau und keines der anfänglich construirten Gewölbe dem seit lichen Drucke Widerstand zu leisten vermochte. Es wurden die stärksten Baumstämme, die noch dazu gestützt waren, zerknickt wie Zündhölzchen. Wenn diesem Rutschen der zerklüftete» Massen noch Wasser andrang hinzutrat, so hätte der Bau des Tunnels ernstlichen Aufenthalt erfahren. So überwand man die Schwierigkeit damit, daß man auf jener ge fährlichen Strecke ein ganz geschlossenes Gewölbe aus Granitquadern von drei Meter Stärke erbaute. Wie man sieht waren es Schwierigkeiten nicht geringer Art, welche Favre bei der Ausführung seine« Unternehmens entgegenstanden, es gehörte die ganze zähe Energie dazu, sie zu überwinden, aber die Sorgen hierüber hatten auch seine so kräftige Natur untergraben und ihn zeitig altern lassen. Favre hatte sich verpflichtet, den Durchstich de« St. Gotthard in acht Jahren und zwar von September 1872 bi« 1. October 1880 zu vollenden, über ein halbes Jahr früher wurde in der That der Tunnel fertig. Tüchtiges ist in dieser Zeit geleistet worden, und die- werden spätere Jahrhunderte besser beur- theilen als die Jetztzeit. Unsere Skizze über das St.-Gotthard-Unternehmen würde eine Lücke aufweisen, wenn wir nicht noch kurz bei dem Ausbau des ganzen Bahnnctze« verweilen woll ten, durch Angabe einiger Daten wird die Großartig keit des auf gemeinsame Kosten zu Stanke gebrachten Werke« erst in'« rechte Licht treten. Die einzelnen Zweiglinien der eigentlichen Gotthardbahn sind schon zum Theil im Frühjahr 1878 vollendet genannt, die gesammte Länge der aus Ersparnißrücksichten meist einspurig gebauten Schienenwege beträgt 266,150 Meter, die großen Tunnel und Brücken sind aber für die Anlage zweier Geleise eingerichtet. Die nördliche Anfahrt zum Gotthard hat noch sechs größere Tunnel und die Südrampe vier derselben, ihre Gesammtlänge beträgt 14,440 Meter, sie haben also zusammen dieselbe Ausdehnung wie der Gott hardtunnel selbst, die einzelnen schwanken in der Länge von 1934 bi« 1090 Meter. Von den nörd lich de« Gotthard gelegenen AnfahrtSlinien sind die hervorragendsten Brunnen - Flüelen und Flüelen- Göschenen, und zwar beginnt auf dieser letztgenannten Strecke die eigentliche Gebirgsbahn bei Silenen, von wo sie in großartiger Kühnheit über die finsteren Schluchten de« Kärstelenbache«, der Reuß, die Wayenreuß, die Gotthardreuß und Göschenenreuß