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Sonnabend, den 2V. -vetober Bischofswerda, Stolpen und Umgegend; Amtsblatt der Kgl. Amtahanplmannschaft UN- -er Kgl. Schulinlprction zu Kantzen sowie -e« Königliäien Gerichteamtea un- -es Ata-trathe» zu KifchofuWeu-a^ Dich Zeitschrift «rschrint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnaveuv» und kostet einsebli-Sli-i, «- adeMS erscheinenden „delletristischen Beilage" vierteljährlich l Stark k0 Pfg. (IS Rgr.). Inserate werden bi« Liea«taa» und Freitag« früh » Ubr angenommen und kostet die e>e,n>ltere s»r» sreile »der dr ei g'r 'm 10 «,'enn>>» " Der Wahlsieg in Frankreich. Wir man wohl erwarten könnte, ist am vorigen Sonntage bei den französischen Wahlen zur Depu- tirtenkammer den Republikanern der Sieg zugefallen. Sie verfügen etwa über 320 Stimmen, während die konservative Partei nur 201 Mandate erhielt. Die noch ausstehenden engeren Wahlen können da» Resultat nicht mehr alteriren. E» ist wahr, die französische Nation hat eine bewundernSwerthe Einmülhigkeit und damit auch die Fähigkeit »>r Selbstregierung bewiesen; sie hat nicht nur dea Feinten im eigenen Lande, sondern der gesammten europäischen Reaction eine beschämende Niederlage bereitet. Es waltete sonst immer ein verderblicher Gegensatz in Frankreich vor, der die heftigsten Kämst nnd Erschütterungen erzeug le. Die großen Städte waren liberal gesinnt, während in den Departements die reactionären Strömungen vorherrschten. Wollte die Intelligenz der Städte sich nicht einer unwissenden und irregeleiteten Majorität beugen, so blieb als letztes Mittel die Revolution, und Pari» wußte oft genug auf diese Weise seinen Willen durchzusttzen. Allein die Revolution hatte auch regelmäßig die Reaktion im Gefolge. Ander» ist da» jetzt gekommen, wo die erziehende Kraft der Republik sich von Neuem bewährt hat. Die Regierung und die ihr verbündeten Parteien schrecken vor keinem Mittel zurück, um ihren Willen dem französischen Volke aufzuzwingen. Man duldete als Beamte nur blivdergebenr Werkzeuge de» herrschenden System«, der ganze Mechanismus der Administration arbeitete nur noch zu dem Zwecke, um den Wahlerfolg zu sichekn, der Himmel selber wurde in'» Mitleid ge zogen und da» gejammte Priesterthum Frankreich« wgr thqtig für den Sieg der ultramontanen Sache. Die Republikaner hatten gegen diesen furchtbaren Apparat nichts al» die Verfolgungen und Vexationeo, denen sie äurgesetzt waren, den Tod ThierS, die Richtigkeit ihrer Prinzipien und die Beredtsamkeit ihrer Führer. Und wenn auch unter solchen Um ständen die Prophezeiung Gambelta'S von den 400 Republikanern, die im Parlamente erscheinen würde», sich nicht erfüllt hat, wen» dir Republikaner sogar einige Sitze in der Kammer einbüßen, so ist in Anktracht der Verhältnisse der Sieg de» Liberal!»' ' mu« doch noch immer ein so großer und bedeutender, daß er nur da» Gefühl ungetrübter Genugthuung Hervorrufen kann. Wie die Dinge nun einmal lagen, müssen nicht "ur die Ziffern des Wahlergeb nisses in Betracht gezogen, sondern e» müssen auch die Kräfte der Gegner gemessen werden. Dir Ver luste, welche die republikanische Partei erleidet, werden aufgewogen durch die ruhmvollen Anstrengungen, die ihr allein den Sieg zu verschaffen vermochten. Der Sieg wäre nicht möglich gewesen , wenn das französische Volk nicht in seiner ungeheueren Mehr heit von einer gesunden Einsicht beseelt, von einer echt republikanischen Ueberzeugung-tteue durchgesstigt wäre. ' ' Dieser Sieg der Freiheit wird auch in der ganze» gebildeten Welt mit wahrer Freude empfunden. Nur in den Palästen der Reaction herrscht Trauer und nur in den Vereinigungsorten der reactionären Par teien werden Verwünschungen wegen des Wahlresultät» ausgestoßen. ES ist da» eine beachtenswerthe Er scheinung. Während ganz Europa die RuhmeSthat Frankreichs anerkannt, während ganz Europa daS französische Volk zu seinen Wahlen beglückwünscht, trauert man im Elysse, schickt man in den frommen Vierteln Klagen zum Himmel und ist man in Klöstern und auf den Bischofssitzen voll der Wuth gegen die eigene Nation. Man hat ein wahnsinniges Unter nehmen eingeleitet, hat ohne zwingenden Grund einen Feldzug unternommen, bei dem die Niederlage mit Gewißheit vorher zu sehen war und NN» kränkt sich Mac Mahon, daß ei nun auch im Innern eine Niederlage erlitten hat. Dir BundeSgenossenschast der Ultraüiontanen hat noch' keinem Staat«, noch keiner Regierung Glück gebracht. Dir» hat Mae Mahon an sich selber erfahren: er hat in »Wr Verblendung das Ansehen verspielt, da» Vertrauendes than, dessen er sich in Frankreich erfreute. Da» französische Volk, sagt sehr richtig ein Wiener Blätt, hat einen Schuß in'S Schwarze gkthan, hat den Marschalls hat den UltramootaniSmu», hat den Shllabu», die vaticanischea Doktrinen und die gi- sammle europäische Reaction getroffen. Daß Frank reich nicht dem ClericaliSmu» in die HaNde fällt, da» vernichtet alle Hoffnungen de» JesuittSmu». Ll -—— - -l-