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Mittwoch, den 3. Lictober Politische Wellschau »erg -Ln«r»»k isblstt Sei Nossen. ehauptung, daß en Stimmzettel rseitS beruhend, eine Seite ein Zwang zum Friedensschluß hervor treten könnte. — Der .Standard' erörtert die Frage, ob eine Intervention der neutralen Mächte jetzt nicht mit guten Aussichten auf Erfolge versucht werden dürste. „In einer solchen Bewegung" - meint das Blatt - „würde es England geziemen, den Reigen zu führcir, und wenn das auswärtige Amt die mindeste Aussicht auf Wiederherstellung des Friedens erblicken kann, ehe die Strapazen eines Wintcrfeldzuges einlreten, ist es Gewissens wegen verbunden, die Chance nicht zu verlieren. Wir ignoriren weder, noch unterschätzen wir die Rück sichten, welche sowohl Türken wie Russen bewegen mögen, den Kampf zu verlängern ; doch können wir die Hoffnung nicht verwerfen, daß, ehe die ruinösen und unrühmlichen Wintermonate eintreten, der Czaar willen« sein mag, eine nutzlose Vergeudung von Geld, Munition, sowie unschätzbaren Menschenleben durch irgend einen billig scheinenden Compromiß zu vermeiden. Es ist unwahrscheinlich, daß sich eine andere solche Chance im Frühjahr darbieten wird. Wir sind überzeugt, daß eine glückliche und vielleicht unersetzliche Gelegenheit verloren gegangen sein wird, wenn Europa jetzt nicht einschreitet, um zum Frieden anzurathen. Rußland, welches in der verzerrten Einbildungskraft seines Volkes Tausende von Engländern in den Reihen von Osman Pascha und Mehemed Ali kämpfen sieht, dürfte möglicherweise irgend einen Rathschlag, welchen Lord Derby ertheilcn würde, beargwöhnen und verwerfen, aber wenn die Tripel allianz keine Erdichtung ist, hat die Stunde für Oesterreich uno Deutschland geschlagen, den Kaiser Alexander durch ihre klugen Ralhschläge von den Folgen seiner Bithörung zu retten. An der anderen Hand besitzt England noch immer viel Einfluß in Constantinopel, und es dürfte jetzt seine guten Dienste gebrauchen, um die Pforte für Gedanken an Unter handlungen und schließlich an Frieden geschmeidig zu machen. Es würde nicht an Argumenten man geln, denen Gehör zu schenken die Pforte selbst nicht inmitten ihres Triumphes über den Erfolg ihrer Waffen, sich weigern könnte, und sie würde finden, daß England zu ihr al« Freund spräche. Sie mag schlimmeren Rathschlägen nächstes Jahr Gehör zu schenken haben, wenn sie jetzt hartnäckig taub gegen die Einflüsterungen der Vernunft u. Mäßigung sein sollte." Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonuaoeuo« und kostet einschließlich der S»nn- adends erscheinenden „Mcrristischen Beilage" vierteljährlich t Mark üv Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden dis Dienstag- >cr d. I. t werden. ; Vollcsrrirtk- espovcisnren. irllisetiaktliods ttrtellsrn; <iie rrorragenäsn Lrrädlungen, ember und 1. Erbgericht zu Ergänzungswahl Verordnung, die vom 16. August n 8. Mai 1872 1877; Nr. 67) ner StaatScisen- mdeigenthum zu ng, die Verpflich- vorschußweise zu in den Statuten ast, enthaltenen ig, die ärztlichen 1877, betreffend Verordnung vom 21. Juni 1872; senden Bestimm- krordnung, die reptember 1877; >er Unglücksfälle Memorirstoff in Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtohauptmannschaft und -er Kgl. Schulinspection zu Dautzen sowie -es Königlichen Eerichtoamte« und -es Sta-tratsies zu Dischosswerda. Die Kriegs- und Friedensfrage hat in der letzten Woche die Aufmerksamkeit der politischen Welt in hervorragender Weise gefesselt. Die Situa tion vor Plewna hat sich weder gebessert noch ver schlechtert, aber die Kriegssaison geht zu Ende, ohne daß Rußland im Verlaus von einem halben Jahre einen Vortheil errungen hätte, der nicht durch da« nachfolgente Mißgeschick mehrfach ausgewogen worden wäre. Es ist daher glaublich, daß, wie verschieben« Berichte melden, im russischen Lager eine tiefe Nieder geschlagenheit herrscht. Der Czaar wie der Groß fürst Nicolaus haben durch die jüngsten Calamitäten der Armee viel gelitten. Der Kaiser hatte zwei Ohnmächten am Tage nach der Schlacht vorPlewna; er ist sehr sorgenvoll und spricht kaum, um seiner Umgebung Muth zuzusprechen. Officiere ver Garde- Cavallerie, die durch Bukarest pässirten, sind sehr niedergeschlagen und beschweren sich darüber, daß ihre Pferde durch forcirte Märsche gänzlich unbrauchbar gemacht worden sind. Sie bekunden vielen Unwillen gegen die kaiserliche Familie, den Kaiser selbst stets ausgenommen. Entrüstung gegen den Fürsten Carl ist unter allen Classen in Rumänien im schnellen Wachsen begriffen, angeregt durch die allmälig be kannt werdenden Einzelheiten des Gemetzels. Als am vorigen Dienstag Transporte von Verwundeten auf der Station ankamen, hörte man, wie die ver sammelten Weiber Flüche auf sein Haupt herab beschworen. Die rumänische Armee hat ein volles Viertel ihrer Stärke eingebüßt, seit sie die Donau überschritt. Gewisse Distrix« in der Moldau haben kaum eine einzige Familie , die keine Verluste zu beklagen hätte. Die meisten der Gefallenen waren verheirathet und die Häupter von Familien. Es herrscht folglich große Trauer im ganzen Lande. Die Verlust« werden vervielfältigt durch das wahr haft kaoibalische System der Türken, auch die armen Berwlmdeten, die wehrlos auf dem Schlachtfelde liegen, abzuschlachten und hilflos hinschmachten zu lassen. Es würde sicherlich eine Erleichterung für Europa sein, wenn diesem scheußlichen unmenschlichen Kriege baldigst ein Ende gesetzt würde, um so mehr, als anscheinend beide Kriegführende doch nicht in der Lage sind, sich die Gewalt zu nrhmen, so daß für Zwrkmtztzreißiifter 3»hr-«n-.