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Wochenblatt für ' 5'.' Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -er Kgl. Amtshauptmannschaft und der Kgl. Schulinfpection zu Pautzen sowie deo Königlichen Verichtoamtes vnd des Stadtrathes zu Dischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnaoeuvs und kostet einschließlich der Sonn abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark SV Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden bis Dienstag« und Freitag« früh » Uhr angenommen und kostet die gespUtene Corpus;eile oder deren Raum tl> Pfennige. 7E). Mittwoch, den 2«. September 1877. Abonnements-Einladung. Unsere geehrten Leser, welche den „sächsischen Erzähler" durch die Post beziehen, bitten wir um rechtzeitige Erneuerung des Abonnements für das bevorstehende 4. Quartal, damit in der Versendung desselben keine Unterbrechung eintreten kann. Außer dem werden in der Expedition dieses Blattes, sowie bei unseren Zeitungsbote» fortwährend Bestellungen auf den „sächs. Erzähler" angenommen. Die belletr. Beilage wird nach wie vor dem „sächs. Erzähler gratis beigegeben. AbonnemenlSbetrag wie bisher 1 Mark 5V Pf. Inserate finden in der sich fortwährend steigernden Auflage d. Bl. eine weite und geeignete Verbreitung. Die Expedition des „sächsischen Erzählers"- Politische Weltschau. Das Ereigniß der vergangenen Woche — von der ganzen europäischen Presse lebhaft erörtert — ist die Salzburger Canzlerbegegnung. Inder österreichischen Monarchie hat die Begegnung, welche neuerlich dar Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich bekräftigt, einen ersichtlich beruhigenden Eindruck auf die erregten Gemächer gemacht. Ganz besonders weist das Wiener „Fremdenblatt" darauf hin, daß die Vorgänge im Orient zwischen den beiden Canzlern verhandelt sein mögen und bemerkt dann ganz in unserem Sinne weiter: Es kann jetzt weder von einer activen Parteinahme für Rußland, noch von einem. Eintreten für die Türkei die Rede sein, trotzdem dürfte e» sich empfehlen, im Sinne einer strengen Neutralität eine Friedensvermittelung einzu leiten. Gewiß wird die VermiktlungSfrage in den Unterredungen zu Salzburg eine große Rolle spielen und e« dürfte auch keinem Zweifel unterliegen, daß die beiden Minister unter Umständen geneigt sein würden, jedem der Kriegführenden ihre guten Dienste zur Herbeiführung des Friedens zu leihen. Vor der Hand aber fehlen dazu noch alle Voraussetzungen. Zunächst zeigt sich weder auf russischer, noch auf türkischer Seite eine Neigung, um die Vermittlung der Mächte zu ersuchen, das aber dürfte doch von Oesterreich wie von Deutschland als die Mög lichkeit jeder Vermittelung betrachtet werden. Ferner deutet nicht» darauf hin, daß die Türkei heute ZweianddreMster Jahrgang. geneigter ist als früher, den europäischen Mächten die Forderungen zu erfüllen, welche ihr in der Andrassh'schen Reformnote und dem Constantinopeler Conferenz - Programm gestellt wurden. Auf diesen Forderungen zu bestehen, hat Europa heute mehr Ursache als je. Das Loos der Rajah gegen die Willküracte der Mohamedaner sicher zu stellen, ist heute, na» einem siegreich durchgeführten türkischen Kriege nothwendiger, als es nach einer Demüthigung der osmanischen Herrschaft sein würde. Nach Allem, was vorhergegangen, ist es eine Ehrenpflicht Europas, die Christen in den türkischen Ländern nicht weiter der Willkür ihrer mohamedanischen Bedrücker preis zugeben. In diesem Sinne wird aller Wahrschein lichkeit nach in Salzburg die Mediations-Frage be handelt werden. Auch die englische Presse zeigt für die Begegnung eine warme Theilnahme. Der ministerielle „Stan dard" betrachtet die Zusammenkunft als ein Ereigniß, welches in der gegenwärtigen Krisis nur mit unge wöhnlichem Interesse überwacht werden könne. Es ist denkbar, meint das Blatt, daß irgend eine weniger wichtige Frage sie zusammengebracht, als die, ob Krieg oder Friede herrschen sollte. In der ersten Besprechung der von Deutschland resp. Oesterreich dem russischen Fiasco gegenüber einznnehmenden Haltung werden Fürst Bismarck und Graf Andrassy wirklich entscheiden, ob dieser Krieg fortdauern soll oder nicht, denn dies hängt sicherlich von dem Willen dieser beiden Mächte ab. Niemand kann sich an maßen, vorauSzusagcn, was das Ergebniß der Salz burger Zusammenkunft sein wird. Wir können eS indeß nicht für wahrscheinlich halten, daß irgend ein directer Vermittelungsantrag feiten eines der beiden Kriegführenden den Gegenstand der Discussion bilden wird. Doch können wir wohl glauben, daß Graf Andrassy in Anbetracht der starken Sympathiekund gebungen, welche in Ungarn durch die Nachricht von den türkischen Erfolgen erweckt worden sind, nicht irgend eine sich darbietende Chance für eine Mediation zwischen den zwei Kriegführenden vernachlässigen wird, obwohl es für ausgemacht gehalten werden mag, daß die Initiative von einem oder dem anderen der Kriegführenden ausgehen muß. Es liegt gerade jetzt in der Macht Oesterreich», mehr al» iü der irgend eine» anderen Lande» zu entscheiden, ob dieser