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Wochenblatt F für Bischofswerda, Stolpe« und Amtsblatt -er Kgl. Amlshauptmannsctzaft und der Kgl. Sch, sowie -es Königlichen Verichtsamteo und -es Sta-trathe^ Dies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends >mt abend» erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich i Mark LV Pfg. (IS Ngr.) und Freitag« früh k» Uhr angenommen und kostet die gesp iltene Eorpuszeile od Pfennig 38. I Sonnabend, den L2 Mai. l Die Kaiserreise. Sechs Jahre sind in einigen Tagen verflossen, seit die alte westliche Grenzmark des deutschen Reiches dem Mutterland« endgiltig zurückgenommen ward. Damals folgte dem Optimismus, mit welchem man die Elsässer als „befreite Brüder begrüßte", bald tiefe Ernüchterung und grämlicher Pessimismus. Ist es doch noch gar nicht lange her, daß ein Chor von Heißspornen ein «Regiment der Strenge" forderte, da es doch nicht gelingen werde, sich die Bevölkerung sj ! des Reichslandes zu befreunden. Besonnene Be st obachter sind indeß von Anfang von der Uebrrzeugung i ' gewesen, daß es nur einer Politik der Mäßigung ' und der Geduld bedürfen werde, um die innere Ver- L . schmelzung des wiedergewonnenen Landes mit dem s Reiche in nicht zu ferner Zukunft zu bewirken. Die L Erfahrungen der jüngsten Zeit haben ihnen Recht t gegeben, noch mehr, sie haben auch die kühnsten t Hoffnungen weit übertroffen. v Der in dem Ergebniß der Reichstagswahlen zu l Tage getretene Umschwung der elsässischen Volks- l stimmung hat jetzt durch die Straßburger Kaisertagc rdie unzweideutigste Bestätigung und Bekräftigung Verhalten. Vergebens werden die Feinde Deutschlands I innerhalb und außerhalb unserer Grenzen von einem A Vgemachten" Enthusiasmus sprechen; ein Entgegen- ? kommen, wie es Kaiser Wilhelm bei der elsässischen Landbevölkerung gefunden hat, läßt sich nicht „machen." » ist das durch die französische Herrschaft niemals W V tSgerottete Gefühl der Stammesgemcinschafl, welches , hier mit elementarer Kraft zur Geltung gebracht j Lt. Aber auch die städtische Bevölkerung, deren I s /^bildete Schichten zumal ganz in der Atmosphäre I vrs französischen Geistesleben aufgewachsegMnd, hat H in diesen Tagen zum mindesten jene besonnene An erkennung der gegebenen Verhältnisse bewährt, welche ' M " die Partei der Autonomisten auf ihre Fahne ge- » l schrieben hat. Seitdem in Straßburg die radikale t Protestpartei unterlegen ist, konnte diese Haltung -HI » freilich nicht mehr überraschen; dennoch bleibt es i immer hocherfreulich, daß die unvergeßlichen Tage ! durch keine irgend erhebliche Demonstration gestört I worden sind! U l Straßburg und mit ihm ganz Deutschland hat I «in schönes Fest gefeiert. Die eigentliche Bedeutung ÄW 1 Aweümbdrei-l-ß« Jadr-an^ F I - . ! des Kaiserbesuches aber liegt in den Wirkung welche erst in der Zukunft an's Licht treten können Der Reichstagsabgeordnete für «Straßburg, Her Bergmann, hat vor Kurzem als die hartnäckigst Scheidewand zwischen Deutschland und Elsaß dt' Mangel an gegenseitigem Vertrauen bezeichne- «Heud darf man hoffen, daß die Tage von 1. bis 5. M dies Hinderniß endgiltig besiegt haben. Die Be richte erzählen von dem vortrefflichen Eindruck, welchen die offenen und wohlwollenden Worte -de< Kaisers auf die Eingeborenen hervorgebracht; es is unmöglich, daß die loyale Haltung der Bevölkerung« der anderen Seite hin nicht die gleiche Wirkung >g übt hätte. Die Folgen dieser gegenseitigen Anuäh rung können nicht ausbleiben! Bekanntlich wird die Stadt Straßburg isst Jahren durch einen kommissarischen BürMrmei verwaltet, der zugleich die Funktionen der Wunici Vertretung wahrnimmt. Mit deu Leistungen dieser Verwaltung ist man in Straßburg ohne Üaretschied der Parteien zufrieden ; nichts testowcniger liegt Uns der Hand, daß ein großes städtisches Gemeinwesen auch unter den besten Verhältnissen den gänzlichen Mangel der Selbstverwaltung als einen höchstunn- leidlichen Zustand empfinden muß. Der Reichstag hat nicht lange vor seinem Schluß auf Antrag elsässischer Abgeordneter eine Resolution angenommen, durch welche der Reichskanzler ersucht wir», «datztn zu wirken, daß baldmöglichst in der StadtuStraßbwH , Municipalwahlen mögen vorgenommen werden, llntnl- staatSfecretär Herzog ist diesem Anträge zwar, eus- gegengetreten, hat aber doch folgende Erklärnng äh- gegeben: „Ich bin außer Stunde, Ihnen NruneuS der Regierung awer für meine Person- .in Hchshst:- > Moment eine Ausichrrung über den ZeitpunKuzu gche»^ wo in Straßburg municipale Wahlen vvMnommeii - werden können. Aber das wollende mwiglaicke«, daß die Regierung, sobald sie die Verhältnisse fr der Gemeinde nur irgend dazu angethan stadrtznd sie nicht fürchten darf, sich einem Mißerfolg'?- zusetzen, auf das Herzlichste — ich darf diesem fühlSausdruck hier gebrauchen — dazu b-erv' wird, der Gemeinde ihre ordentliche Be wieder zu geben." Nach den Erfahrimgen der jüngsten ?-> Erwartung berechtigt^ daß dieStra^bv-