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Sonnabend, den 17 Februar. Wochenblatt H , ' für - Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend Amtodlatt -er Kgl. Amtshauptmannschafl und der Kgl. Schulinspection zu Kavtzen, sowie -es Königlichen Verichtoamtes und -es Sta-tratheo zu Kischofswer-a. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabends und kostet einschließlich der Sonn« »dendt erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1 Mark L0 Pfg. (IS Ngr.). Inserate werden di« Dienstag« und Freitag« früh » Uhr angenommen und kostet die gcspütene Corpuszeile oder deren Raum tv Pfennige. 1877. H Der nächste Reichstag. Nächsten Donnerstag wird in Berlin der neue Reichstag zusammentreten. Außer dem HaushaltS- etat des deutschen Reiches für 1877^78 harren seiner hauptsächlich nur wirthschaftliche Fragen, unter ihnen jedenfalls Reichseisenbahn - Projekte und neue Reichssteuern; wenigstens lassen Andeutungen officiöser Blätter darauf schließen. Von den Re ich seifen bahnen ist es merk würdigerweise wieder ganz still geworden. Sollte der Lärm deswegen nur ein Schreckschuß gewesen sein? Hat die Reichsregierung bei näherer Prüfung am Ende doch ein Haar in dieser Frage gefunden? Gleichviel durch welchen der gesetzgeberischen Factoren, ob durch Reichsregierung oder Reichstag, diese Frage wird zur Beantwortung kommen müssen. Es ist nicht einzusehen,, weshalb nach aller anderen Ein- hcitsgestaltung die der deutschen Verkehrs- und ma teriellen Interessen nicht in Angriff genommen werden soll. In dem preußisch-centralistischen Sinne, wie die Aufstellung des Eisenbahn-Projects ihn ver- rieth, kann freilich nicht die Lösung unbedingt des halb gefunden werden, weil sie die radikalste wäre. Dennoch müssen sich für ein so großes einheitliches Reich die Gesetze finden, welche den Eisenbahnver kehr und die Tarifsätze nach einem System regeln. Diese Aufgabe ist unabweisbar. Was die Reichssteuerfrage betrifft, so sind wir sicher, daß sie auch in der nächsten Session wieder auf'S Tapet gebracht werden wird, selbstver ständlich von Seiten der Regierung, die nun einmal um diese Angelegenheit bange Sorge hat, obwohl sie bisher mit stattlichen Steuerüberschüssen arbeitete. 3m Grunde handelt er sich um die Matricular- Beiträge der einzelnen Bundesstaaten, welche in der That als provisorische Satzungen nicht zu bleibender Dauer bestimmt sein können. Die Regierungen halten sie für unbequem und wirthschaftlich sind sie zum Theil ungerecht bemessen. Die LieblingSidee des Reichskanzlers besteht bekanntlich darin, eine Reihe vf" indirekten Steuern zu beschaffen, deren Ertrag die ReichSbcdürfnisse zu decken und die Aufhebung der Matrimlarien verstatten möchte. Bisher hat er mit allen Anfragen deshalb kein Glück gehabt; vrv^r«>vr„ ; »oro wrmr imin aber er hat ja selbst verkündet, daß er den Versuch Bewegung mit besonderen AuSiiahme^Gesetzea be- immer wiederholen werde und daß er hoffe, schließ- gegnen will, zumal .da da» neue Strafgesetz für daß . -Wchmbbni^ster Iah^ang. '' ' lich seine Wünsche auch in dieser Beziehung erfüllt zu sehen. Wir wollen dies aber nicht hoffen. Er halten wir noch die indirekten Steuern, die ja nur auf eine Selbsttäuschung der Steuerzahler bcrechyet sind, so wird jenes politisch träge« Philistertum sich mehr und mehr ausbreiten, welches vollends die Nation gegenüber einer zu regierungSlustigen Cen tralbehörde erschlaffen läßt. Das direkte Steuer zahlen ist gewiß unangenehm; aber es hat doch das Gute, daß der Steuerzahler sich seines Rechts zum Controlircn lebhafter bewußt bleibt — ein Bewußt sein, welches einer politisch rührigen Nation eigen sein muß. Auch die Handelsverträge dürften berufen sein, in der nächsten Session ein Rolle zu spielen. Bisher sind nur unbedeutende Schwankungen in der Handelspolitik der Reichsregierung bemerkbar ge wesen. Aber sie genügten, um darzuthun, daß auch schon der reaktionäre Geist der Schutzzöllnerei inner halb des BundeSrathes umgeht und e« also räth- lich sein muß, scharf aufzupassen, Laß wir nicht auch auf wirthschaftlichem Gebiet in eine rückläufige Strömung gerathen, zum Schaden der Gesammtheit, zum Vortheil Einzelner, die nicht die besten Wirth- schaftsbrüdcr sind. In der „Provinzial-Correspondenz" wurde jüngst hervorgehoben, daß cs sich nicht um völlig neue Bahnen im Gegensätze zu den Grundausfassungen handele, von welchen unsere wirthschaftliche Ent wickelung seit Jahrzehnten ausgegangen fit. „Wohl aber gilt es", setzte sie hinzu, „auf Grund der neuen praktischen Erfahrungen die Bedürfnisse des Volks- . Wohles in allen Beziehungen in sorgliche Erwägung ' zu ziehen, den anerkannten Mißständen und Ber- - irrungen auf dem gewerblichen Gebiete so weit mög- . lich Abhilfe zu verschaffen." Wenn die« in Bezug auf eine Revision des Actiengesetzes, der Gewerbe- . ordnung, ein Gesetz der Arbeitskontrakte geschehen soll, so haben wir principiell nichts dagegen einzu wenden. ' Auch ein neues Reichsvereinsgesetz wird bereit». in Aussicht gestellt. Wir. halten Wh zu den Socialdemokraten und verwerft» ihre revolutiö« ' nären, Llassenhaß erzeugenden und Eigenthom be- Z drohenden AgilationStehrev; aber wenn.man dieser