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103 1874 Mittwoch, den 3«. December. für Bischofswerda, Ltvlpcn niid Umgegend. Amtsblatt Le» Königlichen Verichtsamte» «nL -es StaLtrathes zu Bischofswerda. Dies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und SonnadrnSS, und ksket einschließlich »er Sona» abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich lS Ng>. Inserate werden bi« Dienstags und Freitag» früh S Uhr angenommen und kostet die gespaltene EorpuSzeile oder deren Raum I Ngr. Abonnements-Ginla-ung Die fortwährend sich steigernde Auflage unseres Blattes ist der erfreulichste Beweis dafür, daß der „Sachs. Erzähler" in immer weiteren Kreisen als gern gesehener Familienfreund Eingang findet. Diese Thatsache legt uns die Verpflichtung auf, alle Kräfte anzustrengen, um das uns entgegengebrachte Vertrauen durch entsprechende Leistungen zu rechtfertigen. Wir werden daher bemüht sein, den Inhalt res Blattes immer gediegener zu gestalten und bitten die geehrten Leser, uns auch im neuen Jahre das alte Vertrauen zu bethätigen. Bestellungen auf Vas erste Quartal 1875 wolle man noch vor dem 1. Jan. bewirken, damit in der Zusendung keine Unregelmäßigkeiten eintreten. Hochachtungsvoll -ie Expedition. Politische Weltschau. Das Weihnachtsfest mit seinem Friedensrufe ist durch die Lande gegangen, aber der Friede selbst fehlt nach wie vor der Welt. Wohl freuen wir uns seit einigen Jahren des äußeren Friedens, wohl sind wir eifrig bemüht, ihn zu erhalten und unter seinen Fittigen Stein für Stein zum Bau unseres National staates herbeizutragen; aber wir wissen doch, daß der Feind lauert und die Gelegenheit erspäht, den kaum errichteten Neubau wieder in Trümmer zu legen. Aeußere und innere Feinde lassen den Frieden nicht dauernd einkehren, wenn auch die festlichen Tage der Weihnachten eine kurze Pause in dem großen Cultur - Ringkampfe gewährten. Mit dem Verlöschen der Weihnachtskerzen werden wir von Neuem wieder zu den Waffen gerufen. Leider ist es vorzugsweise die Kirche, welche trotz ihres Berufs, Vas Friedenswort zu verkündigen, zahlreiche Bürger aufreizt gegen die Gesetze des Staates; es ist die römische Hierarchie, welche den Ungehorsam predigt rind das Wort mißachtet:. „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist." Wie lange dieser Kampf noch dauern wird, wer vermag es zu sagen? Wenn wir uns aber , selbst nicht untreu werden, oder im Kampfe ermatten, können wir trotz alledem der Zukunft mit Vertrauen und Hoffnung entgegen gehen. Denn je rechtschaffener wir für das Wohl des Vaterlandes arbeiten, um so eher wird die künstlich geschürte fanatische Leidenschaft sich beruhigen, von der gegen- tvärtig noch ein Theil unserer Mitbürger beherrscht wird. Sichern wir uns auf solche Weise den inneren Frieden, so haben wir keinen äußeren Feind zu fürchten. Im Allgemeinen schreitet die Menschheit, wie fried los die Zustände auch vielfach erscheinen, doch dem Ziele der Humanität und Nächstenliebe entgegen. Rnmimdjwanzigstrr Jahrgang. Wenn die Regierungen die Pflicht empfinden, über die Mittel in Berathung zu treten, welche die Leiden des Krieges mildern können, wenn die Staaten sich zu einem einheitlichen Verkehrsgebiete zusammen schließen, wenn jede Nation die Leiden der anderen mitfühlt, so sind die Fortschritte, von denen man in früheren Zeiten keine Ahnung hatte und deren wir im unmittelbaren Anschlüsse an die Feier jenes Tages freudig gedenken wollen, an dem die Morgenröthe einer neuen sittlichen Weltordnung der leidenden Menschheit aufftieg Wenden wir uns nach dieser kurzen Betrachtung der politischen Tagesarbeit zu, so ist selbstverständlich heute die Auslese eine sehr kn appe. Die vor dem Feste noch glücklich beseitigte Krisis bezüglich des Rücktritts Bismarck's hat den osficiellen Regierungs organen Veranlassung zu längeren Auseinandersetz ungen gegeben. So bemerkt z. B. "die „Prov.-Corrcsp." in Bezug auf den bekannten Antrag LaSker's, „viel leicht hätte es die Rücksicht auf die Interessen des übrigen Staatslebens schon in jenem ersten Moment entsprochen, daß die Antragsteller sich zuvor irgend wie mit der Regierung über die Frage zu benehmen versucht hätten, sowie ferner, daß neben der so eifrigen Fürsorge für die Wahrung des parlamentarischen Rechtes doch irgendwie das Be dauern darüber ausgesprochen worden wäre, daß der Reichstag um seiner Privilegien willen dem Vollzug eines gegen einen der leidenschaftlichsten Widersacher der Regierung, und zwar wegen Äe- leidigung des Kaiser« und des Reichskanzler«, er gangenen Strafurtheils in den Weg zu treten ver anlaßt sei." DaS ist offenbar falsch. Das Ver gehen, welches die Derurtheilung Majunke'S herbei geführt hatte, konnte und durste nicht in Betracht gezogen werden. Es handelte sich, wie wir schon