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Beilage zu Nr. 93 des sächsischen Erzählers. Bischofswerda, den 2S. November 1874. Sitzung -er Sta-tveror-neren am 24. Oktober 1874. Den Rqthsbeschlüffen, dem Färber Reichert die ^Parzelle dir. 25 im Bischofsteiche gegen den letzten 'sechsjährigen DurchschnittScrlrag auf 6 bez. 12 Jahre zu verpachten — die Kaution der Gebrüder Barne- witz auf deren Ansuchen von 3000 Thlr. auf 2000 Thaler zu erniedrigen und denselben 1000 Thaler zurückzuzahlen — dem Töpfermeister Moritz Schmidt das von ihm auf der Hintern Seit« seines Grund stücks gewünschte Areal und zwar für 4 Thlr. pro ORuthe käuflich zu überlassen — dem Maschinen führer Schurig und dem Cigarrenarbeiter Otto Baustellen zwischen dem Hospital und der Schmidt- schen Töpferei für den Kaufpreis pro LRuthc 4 Thaler zu überlassen, ohne dabei eine spätere Ver größerung des Hospitals in ein Krankenhaus unmög lich zu machen, tritt da» Collegium allenthalben bei. — Zur Beschickung des Städtetages in Löbau er wählt das Collegium den Stadtverordneten Ab. Leh mann aus seiner Mitte. — Die Herrmann'schen GestiftSrechnungen werden als justificirt erklärt. — Von der Kündigung Sparschuh'S nahm das Collegium Äenntniß und beantragte die erledigte RathSexprdienten- und Sparcassen-Controleurstelle mit 400 Thlr. festem Gehalt auszuschreiben. Sitzung am 18. November. Dem erneuten Beschlüsse des Sladtraths, die 2. Bürgerschule in das neue Schulgebäude ücerzusiedeln und zwar schon Weihnachten dieses Jahres, ver mochte das Collegium nicht bcizutreten, hält überhaupt die Reorganisation unserer Schule für viel noth- wendiger und ersucht dringend resp. beantragt beim Stadtrath, auf Grund unserer revidirten Städte ordnung in dieser Angelegenheit eine gemeinschaftliche Sitzung. Der unterzeichnete Vorstand hielt folgen den Vortrag über diesen Gegenstand, der auf Beschluß des Collegiums wörtlich veröffentlicht wird: „Möglichste Hebung der Schule ist schon seit einer Reihe von Jahren Wunsch und Forderung des gejammten Volkes gewesen. Geleitet von der Erkenntniß, daß die Forderungen der Gegenwart an die Schule höhere sind, als ehedem wie andererseits, daß ein tüchtiger Schulunterricht die allerbeste Mit gift für das Leben sei, haben größere und mittlere, ja selbst, besonders in unseren Nachbarländern i (Würtembcrg, Baiern, Preußen) kleinere Städte Realschulen, Handelsschulen, gewerbliche Fortbildungs schulen rc. gegründet, hat man die Bürgerschulen durch erweiterte Pflege der bisherigen und Aufnahme neuer Lehrfächer, durch Hinzufügen von Selectenclassen rc. zu heben gesucht. Dieser all gemeine Wille und Wunsch des Volkes hat denn auch in den neueren Schulgesetzen der verschiedenen 'Länder Ausdruck gefunden, wie diese wiederum ein Antrieb zu weiterer Gestaltung geworden sind, resp. noch werden. Einen solchen Umschwung, und zwar einen ziemlich gewaltigen wie erfreulichen, sehen wir gegenwärtig Sachsen infolge des mit dem 15. Octbr. -in Kraft getretenen Schulgesetzes sich vollziehen. Auch unsere Stadt, obwohl sie dem Schulwesen allezeit mit Liebe zugelhan gewesen und ihm bedeutende Opfer gebracht hat, wird sich einer Umgestaltung resp. Hebung ihrer Schulen kaum verschließen können, noch wollen, wird gewiß in ihrem eigenen Interesse (denn es gilt ja dem Theuersten der Bürgerschaft, ihren Kindern), wie zur eignen Ehre die Opfer nicht scheuen, die je de Hebung naturgemäß io sich schließt. ES gereicht mir zu ganz besonderer Freude, daß in dem uns vom Stadtrathe am 20. August zugegan genen Schreiben derselbe ausdrücklich erklärt: „In der Absicht des Stadtrath« liegt nichts weniger, als der hiesigen Bürgerschule einen würdigeren Platz ein zuräumen." Bei bevorstehender Reorganisation han delt es sich zunächst darum, zu erwägen, welches bei den verhältnißmäßig geringsten Kosten die zweckdienlichste Neugestaltung sei. - Zunächst sei nochmals darauf hingewiesen, daß Opfer auf jeden Fall zu bringen sind. Bisher waren die Lehrer zu wöchentlich 32 Unterrichtsstunden verpflich tet, nach dem neuen Schulgesetze sind aber die Leh rer an mittleren Bürgerschulen, welche Stellung unsere 1. Bürgerschule einnimmt, nur zur Erthcilung von wöchentlich 26 Stunden gehalten. Durch die nunmehrigen Ueberstunden macht sich künftighin die Anstellung von circa 1j Lehrkräften, beziehungsweise deren Vertretung und Vergütung an die derzeitigen Lehrer nothwcndig. Ferner sind Classe 6, 5 und 4, deren jede an die 70 Schüler hat, zu trennen, da das gesetzliche Maximum der Schülerzahl einer mitt leren Schule 50 ist, dadurch macht sich aber die Anstellung anderweiter zweier Lehrer nothwendig. Bedenken wir dazu noch, daß unsere 2. Bürgerschule, welche dermalen kaum höher als eine Dorfschule steht, einer Erweiterung dringend bedürftig ist, so ist klar, daß sich die Anstellung von mindestens 4 Lehrern nothwendig macht. — Wollte man aber Bürgerschule 1 und 2 verschmelzen zu einer mitt leren und aus derselben, vielleicht vom 10. Lebens jahre ab, durch Selectenclassen eine höhere Bürger schule, so würde sich dies nachweislich mit nur noch größeren Kosten ermöglichen lassen. Es würde sich der Plan dann ungefähr folgendermaßen gestalten: Mittlere Schule: 6— 7. Lebensjahr — 16 Stunden. 7— 8. - 18 - 8— 9. - 20 - 9— 10. - 22 - 10-12. - 24 - 12—14. - 28 128 St. mal 2 — 256 St., welche Zahl 10 Lehrer erfordert. Dazu müßte man, wenn wirklich die Ziele einer höheren Bürgerschule erreicht werden sollten, je 3 Selectenclassen für Knaben und Mädchen mit durchschnittlich 32 Stun den schaffen, giebt 192 Stunden, zu welcher Deckung, da die Lehrer an höheren Schulen zu 24 wöchent lichen Stunden verpflichtet sind, 8 Lehrer nothwen dig würden, also in Summa 18. Wollte man fämmtliche Kinder einer höheren Bürgerschule überweisen, so würde da» einer großen Anzahl weder erwünscht noch dienlich sein. E»