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wirtschaftliche Ordnung ist vielmehr da« Ergebniß der naturgemäßen Entwickelung und Anstrengung unseres nach Jahrtausenden zählenden gesellschaft lichen Vorlebens, ein Wert an dem alle Stationen und alle Classen der Bevölkerung, alle geistigen, wirtschaftlichen und sittlichen Kräfte der Vergangen heit und Gegenwart, alle Erfahrungen auf rem Gebiete der Wissenschaft, des Verkehrs, der Ver waltung und Gesetzgebung ihren Amheil haben. Es ist ferner eine böswillige Täuschung, wenn die Vor stellung verbreitet wird, daß die Lage der arbeiten den Volksmasse sich immer mehr verschlechtere und auf Theilnahmlosigkcit von Seiten der Slaatsobrig- keit wie der bemittelten Classen stoße" rc. Es wird sann weiter als die Pflicht der ein flußreichsten Stimmführer der öffentlichen Meinung bezeichnet, die auf richtigen Grundlagen ruhende ge sellschaftliche Ordnung unermüdlich gegen die Ver lockungen des Socialismus zu vertreten, sie seien berufen, der Hartnäckigkeit und Anmaßung des Jrr- thums mit aller Kraft der Wahrheit entgegenzu wirken. Es sind also nicht bloß politische und polizeiliche Maßregeln, es sind auch die sittlichen und intellek tuellen Kräfte des Volkes, welche die preußische Regierung jetzt gegen die socialdemokratische Gefahr, deren Bedeutung das ministerielle Blatt nach ihrem „Umfang und ihrer Macht" anerkennt, in das Feld zu führen bestrebt ist. Wir dürfen hierin eine neue und entschiedene Wendung der preußischen Regierungs politik erkennen, die für ganz Deutschland von dem selben Einfluß und Erfolg sein kann, wie die bis herige Passivität derselben Regierung augenscheinlich für vaS Wachsthum des UebelS gewesen ist. Deutsches Reich. Umschau in der Lausitz, den 7. Octbr. Am 27. Sept, .ist zu Reibersdorf die Leuschner'sche Windmühle durch einen entstandenen Brand bedeu tend geschädigt worden. — Am 2. Oct. ist der am 30. Sept, verunglückte 49 Jahre alte Bergarbeiter Ritter in Olbersdorf gestorben. — In der Nacht vom 4. zum 5. ist zu Zittau ein Soldat zum Schlaf- saälfenster herausgestürzt und Hal dadurch seinen Tod gesunden. Der Verunglückte war der einzige Sohn eines Gutsbesitzers. — Die vom 3.-6. zu Zittau a^gestelllen Blume», Gebinde, O^starten, Gemüse rc. Wvährten einen herrlichen Anblick und wurden viele Medaillen und Geldpreise vertheilt. Hierbei erhielt au^h her herrschaftliche Gärtner Erbe in Thumitz Sine Geldprämie und zwap für das zweitgrößte Kar- toffelsörtiment. - Die dem Ohstbau - Vereine über- sgstencn Gegenstände sollen zu einer Lausitzer Coüectiv- sammlüng vereinigt und nach Dresden gesendet werden, wo demnächst eine sächs. Obst-rc. Ausstellung Mifinden wird. — Bor einigen Tagen feierte zu Wilthen der Kirchschullehrer Röschke sein 25jährige- Hmlsjubiläum. — Am 6. d. wurpe zu Löbaü der nenerjvählte Schuldirector, Hr. Gelbe, feierlich in auf 60—70 Thlr. veranschlagt. Der Verdacht fällt auf ein männliches Judividuum, welche» im Dorfe bettelnd herumgegangen und das von Andern mit einem hochbrpackten Korbe auf dem Wege nach Stacha war gesehen worden. Der Dieb hatte sich meist weibliche Kleidungsstücke ausgesucht, diese in einen neuen, Richtern gehörigen Korb gepackt und war mit seiner Beute glücklich entkommen. Das Wagniß und die Frechheit dieses Jndustrieritters ist um so größer gewesen, da sich in der Nähe überall Menichen be fanden. Bautzen, 30. Sept. In der am 28. d. M. beendigten Quartalsitzung des hiesigen Geschwornen- gerichtS fand vor einem äußerst zahlreichen Publckum die Hauptverhandlung wider die verw. Müllermeister Ritter gcborne Kappler und den MLÜerburschen BiruS aus Königsbrück statt, die beschuldigt waren, den Besitzer der Buchholzmühle bei Elstra, Johann Ritter, am 18. Januar d. I. ermordet zu haben. Unter dem Gewicht der gegen ihn erlangten Beweise hatte Birus nach anfänglichem Leugnen dem Unter suchungsrichter ein umfassendes Gestänrniß abgelegt, dabei eingeräumt, daß er mit der Ritter, durch sie dazu verleitet, seit längerer Zeit in verbotenem Um gänge gelebt hatte, daß er am 16. Januar dabei von seinem Meister Ritter auf der That betroffen und nach mehrtägigen heftigen Scenen zwischen Ritter und seiner Frau am 18. Januar Nachmittag» abgelohnt worden sei. Ritter habe ihm selbst mit- gctheilt, daß er am nächstfolgenden Tage die Familienangehörigen zu versammeln und seine Frau dann mit Schimpf und Schande fortzujagen gedachte. Die Ritter habe ihn beschworen, cr solle sie retten, habe seinen Vorschlag, mit ihm fortzugehen, abgclehnt, da sie nur einige hundert Thaker im Vermögen be sitze und dann ihm zugerufen: Friedrich, rette mich, heute ist es noch Zeit! Diese Worte habe er dahin verstanden, daß cr Ritter'n ermorden solle. Infolge dessen sei er Abends in der zehnten Stunde heimlich in die Mühle zurückgekchrt, habe sich mit einem Schirrbei'e bewaffnet und, hinter dem deutschen Mahlgange versteckt, Ritter'n aufgelauert. Als dann Ritter, um aufzm'chütten, in die Mühle gekommen sei, habe er sich herangeschlichen und ihm von hinten mit dem Beile einen so wuchtigen Hüb auf den Kopf versetzt, daß Ritter sogleich lautlos zusammen gesunken sei. Hierauf habe er, damit eS den An schein gewinne, als sei Ritter verunglückt, desftn leblosen Körper in die Ratstube hinabgestürzt, so daß derselbe in'» Rad gekommen, und sei, nachdem cr die Blutspurcn befestigt, nach Elstra geeilt, um auf diese Weise sich den Alibi-Beweis zu sichern. Darauf sei er in die Buchholzmühle zurückgekehrt und habe sein Verhättniß mit der Ritter fortgesetzt, da sie sich noch bei Ritter's Lebzeiten wechselseitig die Ehe versprochen gehabt. — Die Ritter mußte deu von ihr anfangs hartnäckig geleugneten ver botenen Umgang mit BiruS zwar schließlich ein- räucken, sie leugnete aber die behauptete Anstiftung zum Gattenmorde und daß sie Birus noch bet Leb zeiten ihre» ManneS die Ehe versprochen habe, ja np wollte kejtte Aßstung davon gehabt haben, daß ttzk Mann twn fremder Hand uyt'L Leben gekommen üvd daß Bktus der Ätörver sei. — Die umfängliche