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1874 blau, Sonnabend, den 4. Juli ilvrr, »»erd«. >.n, sowie Auswahl, n, Theer-» fen, ; u. 7 Pf., luSwahl. a. voch, dm rt hartes irzahlunA u machen« m. hl age am Für Europamüde. Noch immer spuckt der alte Aberglauben in den Köpfen, namentlich der Landbewohner, als sei Amerika das Land, wo das Geld scheffelweise auf der Straße liegt und ohne Mühe und Roth aufgehoben werden könne. Dieser Thorheit entgegenzuarbeiten ist um so mehr Pflicht der Presse, als heutigen Tages Fleiß und Arbeitsamkeit in Deutschland wahrlich besser forthelfen als jenseits des Oceans. Ja es giebt augenblicklich kein gewagteres Unternehmen, als die Auswanderung dorthin. Die GeldcrisiS, welche mit dem Wiener Börsen krach vor Jahr und Tag ihren Anfang nahm und ihre verderblichen Wirkungen auf alle Länder Europas ausdehnte, ist noch weit furchtbarer in Nordamerika ausgebrochen, greift dort noch viel unmittelbarer und schmerzlicher in die Berhältnisse der mittleren und unteren Gesellschaftsklassen ein, als bei uns. Hier wird doch in der Regel nur der Speculant und Gründer direct vom Börsenkrach bettoffen, während der solide Geschäftsmann die Folgen zwar gleichfalls fühlt, aber doch meist verwindet. Anders in Amerika I Dort geht die geschäftliche Speculution selbst in gewöhnlichen Zeiten bis an die äußerste Grenze der Leistungsfähigkeit und der leiseste Miß erfolg übt dann seine verheerende Wirkung auf die Geschäftswelt. In Europa ist das Vertrauen auf die Redlichkeit und Solidität der Industriellen im Allgemeinen so groß, daß die Banken nur im äußer sten Nothfall den gewährten Credit kündigen. Bei einer amerikanischen Crisis aber fallen die Banken sofort auf ihre industriellen Kunden zurück, kündigen die Credite, zwingen die Fabrikanten zum Stillstand ihrer Fabriken und machen dadurch hunderttausende von fleißigen Arbeitern brodlos. So entwarfen kürzlich die deutschen Zeitungen Nordamerikas von dem herzzerreißenden Jammer unter der eingewan- derten Arbeiterbevölkerung der großen Städte ein grauenvolles Bild. „Amerika" heißt es, „hat nicht einmal Arbeit für die Einheimischen, and kann bei seinen zerrütteten finanziellen Verhältnissen neue Einwanderer gar nicht brauchen. Mr diese bietet sich zur Zeit nur Aussicht auf Hunger und Elend. <8-find auch bereits Hunderte von Ausgewanderten, fie heu Fuß an's Land gesetzt batten, zurüchg^ehrt ;ja es würden ihnen noch Tausende fvlgeu, MWWSdzwmuigstrr Jahrgang. wenn sie nur die Mittel zur Bestreitung der Rück reise hätten. Der Jammer der Zurückbleibenden ist herzzerreißend. Die Straßen der großen Städte sehen Hungerprocessionen, die nach Brod schreien, in ihren Mauern. Die in New-Jork vom Staate zum Schutze der Einwanderer eingesetzte Behörde weiß nicht, wohin sie mit den hilfelose» und kranken Ein wanderern soll; ihre Institute, Armenhäuser, Hospi täler und Arbeitshäuser sind mehr als überfüllt." Kaum weniger trostlos sind die Aussichren für den deutschen Landmann, der nach Amerika aus wandert, in der Regel dazu verlockt durch die Ver heißungen der amerikanischen Regierung, welche jedem ländlichen Ansiedler ein Geschenk von 180 Ackern Landes zusichert. Denn in jener Verheißung steht keine Silbe davon, daß er mit seiner Familie erst ein paar hundert Dollars verreisen muß , um im fernsten Westen sein unbebautes Land zu finden; daß er Acker-Inventar baar und theuer bezahlen und sein eigen Geld zusetzen muß, ehe er ernten und von seiner Hände Arbeit leben kann. Ist ihm aber endlich die Urbarmachung eines Stückes Land gelungen, wer kauft ihm die Erzeugnisse ab? Eisenbahnen und Dampfschifffahrtsverbindungen sind ja noch so wenig zahlreich, daß an einen geregelten Austausch der Producte nicht zu denken ist. Ja nicht selten ge schieht es, daß der Bauer, weil ihm aus Waldreichnr Gegenden kein Holz zugeführt werden kann, sei» Getreide zum Heizen verwenden muß und trotz reiche» Erntesegens Noth leidet. An eine Vermeh rung der Communicationen ist für jetzt nicht zu. denken , wo der Geldzufluß, der aus Europa zu solchen Zwecken nach Amerika strömte, versiegt ist» wo namentlich das deutsche Publikum durch die Ver luste, die es an verschiedenen Schwindelbahnen er litten, endlich mißtrauisch geworden, und nicht mehr gewillt ist, sein gutes Geld noch länger in die Taschen amerikanischer Betrüger zu werfen. Zu allen diesen Umständen kommt noch hinzu, daß bei der jetzigen Geschäftsftvckuug - sich bei der eiugewanderten Bevölkerung die feindseligste Stim mung gegen die Einwanderer Lust maetz» -Der leidige Brodneid tritt bi gehässiger Weise zu Tage; nationale Ueberhebung gesellt fich dap^ ,Amerika — sagt man — ist für die LmeriLmevp Europa mag seinen Auswurf behalte» « IN den Werkstätten solcher» fich die amerikanischen Bischofswerda, Stolpen und Umtzegend. Amtsblatt de» Königlichen Verichtsamtes nnd des Stadtrathes zu Kischofswerda. Vies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kettet einschließlich »er Bonn- »dend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich IS Rge. Inserate «erden bi« Dienstag« und Freitag« früh v Uhr angenommen und kostet die gespaltene Sorpu-zeile oder deren «am» 1 Ngr. cfdrster. Skachm. ittergnt kSnder« en !ege ist zu aße 190. noch zum ü Göda. Mc '«brik -