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kläruog der ilerikakm Partei Haie jetzt nur chren theoreüscheu Werth, den praktischen Werth derstGe» wolle er abwarten. Der bei der Zusammenbringung der Erklärung der klerikalen Partei ausgeübte Terroris mus werde vielleicht jetzt nicht ohne alle Wirkung sein, sicher aber sich später an der Partei rächen. Aus Würtemberg liegt eine erfreuliche That- sache vor. Wir meinen die Thronrede, womit der König kürzlich dm Landtag schloß. Es gab Viele, die behaupteten, der König werde den Landtag gar nicht in Person schließen, um einer Aeußerung seiner Gedanken über die Wiedergeburt Deutschlands ent hoben zu sein. Er hat dies nicht gethan, sondern selbst gesprochen und dabei gleich von vornherein die Zustimmung de» Landtags zu den Versailler Ver irren eine „patriotische That" genannt. Nächstdem zollte er dem Fleiß und Eifer großes Lob, wir welchem die durch die Einigung Deutschlands bedingten Abänderungen des dortigen Staatsrechls und der dortigen Gesetzgebung berathen und beschlossen würden. — So spricht kein deutscher Fürst, der dem Reiche unfreundlich gesinnt ist. Wenn gleichwohl Stimmen laut wurden, welche der Thronrede in Bezug auf Deutschland mehr „Wärme" gewünscht hätten, so läßt sich darauf nur antworten: für solche Aeußerungen exiftirt ein allgemein gütiger Wärmemesser nicht. Wenn reichsunfreundliche Strö mungen in gewissen Hofkreisen allerdings nicht wegzuleugnen sind, so haben dieselben doch mit den Regierungshandlungen nichts zu schaffen. Das ist der Punkt, worauf es ankommt; man behandelt jene Strömungen immer am richtigsten, wenn man sie so viel wie möglich ignorirt, statt sie zu wesent lichen Faktoren Unserer nationalen Entwickelung auf zublasen. Weit allgemeinere Beachtung verdient der friedliche und gemäßigte Gang der würtembergischen Landtagsverhandlunzen, zumal die Stuttgarter Land tagstribüne früher, als die sogenannte „Volkspartei" noch das große Wort führte, zu politischem Partei- gczänke und zu hoherMrchthurmspokitik gemißbraucht worden war, die mit der Bedeutung eines so kleinen Landes im lächerlich umgekehrten Verhältnisse standen. Davon war nun auf dem abgelausenen Landtag keine Rede mehr. Das Bewußtsein der unabänder lichen Reichsangehörigkeit und der Thatsache, daß Deutschland sdrtan von seinem Centrum aus in die Geschicke der Welt eingreift, hat die Volkspartei so bescheiden und zahm gemacht, wie sie noch niemals gewesen: Darum gewährt der Rückblick auf die Verhandlungen dieses Landtags nach allen Richtungen hin ein freundliches Bild, und Niemand hat Ursache, mit dem Land und seinem Fürsten unzufrieden zu sein. Der österreichische Kriegsminister Baron Koller hat an die ihm unterstehenden AbtheilungS- vorstände eine Note gerichtet. Dieselbe betont lebhaft die Nothwendigkeit, das von den beiden AmlSvorgängern ausgeführte Werk der Armeereform aufrecht zu erhalten und zu vollenden, wa» noch daran fehlt. Auch schärft sie gleichzeitig den Or ganen des Kriegsministerium« die strengste Be wahrung des Dienstgeheimnisses ein. — Dieser Tilge cönferirte Graf Andrassh mit dem Kaiser. Mie Wiener Blätter wissen wollen handelte es sich dabei am den Brüsseler Eongreß und die Arrondirung der Mr»ichtsch« prMisch«, LichMßr.. — Sa Ungarn herrscht zkechlich erregh SWWuag über den Antrag der Regierung, da« Civilehogesch von der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses abzusetzen. Die Situation in Frankreich leidet noch immer an der alten Unklarheit und Verworrenheit. Allgemein glaubt man, die Commission de« Dreißiger- Ausschusses werde sich über keinen Entwurf einigen, in ihrem Berichte keinen Antrag stellen, sondern die National-Versammlung auffordern, selbst zu beschließen, ohne ihren Ansichten Rechnung zu tragen. — Seiten« der Regierung wird jetzt, nachdem die öffentliche Meinung Lärm genug geschlagen, gegen die bona- partistischen Umtriebe mit größerer Energie einge schritten. So hat sie die Propaganda mit den Photographien des Prinzen von Chiselhurst verboten. Rouher und andere Deputirten wandten sich an den Minister Fourtou, damit er sein Verbot aufhebe; derselbe ging aber darauf nicht ein, weil er behaup tete, daß es zu großen Skandal erregen würde. Trotzdem wird die Vertheilung der Photographien, wenn auch mit mehr Vorsicht, fortgesetzt. - - Alle sonstigen Nachrichten au« Frankreich sind noch unbe deutender, als diese Bilder-Comödie. In Spanien steht die Entscheidungsschlacht noch immer bevor. Inzwischen werden in Madrid politische Verhandlungen zu einer Einigung der Parteien gepflogen. Man schreibt darüber der „Köln. Ztg." aus Madrid: Mario« und Castelar, al« die Vertreter der neurepublikanischcn radikalen Partei und des rechten Flügels der alten Republi kaner, haben eine Unterredung gehabt, um eine Ber einigung dieser beiden Richtungen anzubahnen. Nach dem Castelar und seine Freunde dem eigentlichen Föderalismus, durch die Thatsachen bekehrt, den Rücken gewandt, steht zwischen ihnen und den zur Republik übergegangenen Radikalen keine principielle Scheidewand mehr. Doch liegen die politischen Unter schiede in Spanien vielfach mehr in den Personen als in den Grundsätzen, und gerade mit Marios ist schwer zu verkehren. Den Radikalen wird gegenwärtig ein Plan zugeschrieben, welcher direkt auf den Sturz de« sogenannten „homogenen" Ministeriums Sagasta ausgeht: sie wollen dem General Serrano ein Consukat auf fünf Jahre anbieten, wenn er sich ver pflichtet, vor den Corteswahle» ein Versöhnungs- Ministerium anzunehmen, seine Berather also allen liberalen Parteien, mit Ausschluß der föderalistischen Linken, zu entnehmen. Nach vorläufiger Bestimmung wird der Reichs kanzler Fürst Bismark am 1. Juli in Berlin ein treffen und nach dreitägigem Aufenthalte nach Kissinger» Weiterreisen. Die Gemahlin des russischen Botschafters von Ubril in Berlin ist am 28. Juni Abends in dem Jungfernsee beim Neuen Garten in Potsdam ver unglückt. Dieselbe wurde zwar aus dem Wasser gezogen und in's Leben zurückgerufen, ist jedoch am 2d. Huni Morgen« gestorben. Die von der klerikalen Partei «egenden bairischen Eultusminister v, Lütz beantragte WßtrauenSerktäMig hat dem Vernehmen nach zn MeinungSveMieden- heiten und Spaltungen innerhak der clmkäkrn