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Mwente und ließ eS dis zur Anwendung von Gewalt kömmm, d. h. der Schlüssel wurde ihm auf h-here Anordnung durch einen GenSdarmen au« -et Hosentasche geholt. Das heroische Ausharren der Bevölkerung Bilbaos während der Belagerung durch die Carlisten hat nicht nur in Spanien, sondern auch im Auslande die allgemeinste Bewunderung und Theilnahme her vorgerufen. Daß die Leiden, welche die Bewohner auSzühalten hatten, nicht geringe waren, geht aus einer Schilderung eines „Times-Correspondenten" hervor. Derselbe schreibt: Die Zerstörung von Eigen tum ist eine fürchterliche, kaum ein HauS blieb ver schont, viele find auch innen verwüstet. In ein Haus fielen 42 Bomben, in ein anderes 25. Kaum eine ganze Glasscheibe ist irgendwo zu sehen. Die Carlisten bombardirten 39 Tagen und warfen etwa 6000 Bomben von der alten sphärischen Form in die Stadt. Die Zerstörung im Innern der Stadt wurde noch dadurch vermehrt, daß ein Theil der Freiwilligen von Bilbao nach der Einnahme der Stadt zahlreiche Häuser in Brand steckte, deren Be wohnern sie wegen der Sympathien derselben mit den Carlisten zürnten. Aus Bilbao schreibt man unterm 10. Mai: Mach hier eingegangenen Nachrichten wird die Blocade von San Sebastian streng durchgeführt.— Mehrere Truppenabtheilungen sind nach dem Norden abgegangen, um Recognoscirungen vorzunehmen. — Eine von Don Carlos erlassene Proclamation kündigt an, daß er in BiScaha den heftigsten Widerstand leisten werde. — In Castro und Santander haben 400 Carlisten um Amnestirung gebeten Sachsen. -f Dresden, 10. Mai. Auch diesmal liegt «in reichhaltiges Material aus den vorwöchentlichen Verhandlungen uuserS Landtags vor. Zunächst ließ die erste Kammer sich die Gelegenheit nicht entgehen, bei Berathung des Cultus-Etats, der gegen wärtigen Zeitströmung eine ernste Philippika z« lesen. Präsident von Zehmen eröffnete dieselbe mit einer Beleuchtung des heutigen BildungswesenS, was an innerem Gehalt Mangel leide. Die Ursache sei die Ueberhebung der Schule über die Kirche. Prof. Vr. Fricke, der Vertreter der Leipziger Universität in der ersten Kammer, stimmte dem Präsidenten bei und führte des Weiteren «US: Vie Schulen würden zu sehr mit äußerlichen Dingen belastet und diese Ueber- lastung nivellire Gefühl und innere Bildung. Der Realismus der Gegenwart verdränge jedes ideale Streben. — Noch schärfer klagte der Rittergutbes. Meinhold den Zeitgeist an. Die Masse des Volks, meinte Redner, wende sich von Gott und Religion ab und jage nur dem Genuß nach. Der Stahl'fche Grundsatz: „Die Wissenschaft muß umkehren", fand einen warmen Vertheidiger in Herrn Meiuhold. CultuSminister von Gerber nahm sich dann der Schule an und WieS auf die Nothwendigkeit hin, Ven Bedürfnissen der Zeih die doch andere geworden, Rechnung zu tragen. Sie müsse die Bildung in den weiten Kreisen de« Volkes verbreiten und dieser, ihrer Aufgabe sei sie sich wohl bewußt. Wenn man freilich von ihr verlange, daß sie große bahnbrechende Männer erzeugen solle, so gehe diese Forderung über ihre Aufgabe hinaus. — In der Special- berathung nahm man die Anträge der Deputation, welche mit den Beschlössen der zweiten Kammer saß durchgängig übereinstimmten, fast aüenthalbm aL Differenzen mit der jenseitigen Kammer würden nur insofern geschaffen, als die Kammer eine Reduttion der Zahl der Superintendenten Nicht aüSsprach, vielmehr die Regierung um eine diesbezüglich« Vor lage für den nächsten Landtag ersuchte, auch dieGe- halte der Superintendenten nicht transitorisch, sondern normalmäßig bewilligte. Bezüglich der den Real schulen zweiter Ordnung zu gewährenden Staats unterstützung trat die Kammer dem jenseits gefaßten Beschlüsse nicht bei, dieselbe durchgängig von 3000 Thlr. auf 4000 Thlr. zu erhöhen, sondern nahm den dort abgelehnten Antrag der jenseitigen Deputa tionsmajorität wieder auf, eine solche Erhöhung da, wo die Nothwendigkeit es erheische, dem Ermessen der Regierung anheimzustellen. Nach Annahme des Cultus-Etats sand die Berathung über den Justiz- Etat statt. Die Anträge der Deputation über die einzelnen Postulate stimmten — bis auf die Gehalte - der Caffenbeamten bei Untergerichten, die man nach der Regierungsvorlage zur Annahme empfahl — mit den Beschlüssen der zweiten Kammer überein und fanden ohne wesentliche Discusfion die Billigung der Kammer. Die wichtigste Verhandlung der zweiten Kammer betraf das k. Eisenbahn-Decret. Nach der Generaldebatte darüber beschloß die Kammer: „Die k. Staatsregierung zu ersuchen, bei Ertheilung von Concessionen zu Privat-Gsenbahnen die zü erlegende Caution in einer Höhe von mindestens 5 Proc. des Nominalcapitals festzusetzen, auch zu erwägen, ob nicht den Privat-Eisenbahngesellschaften in den Con- cessionSbedingungen der Verzicht auf Liherirung der Actienzeichner nach erfolgter Einzahlung yon 40 Procent vorgeschrieben werden könne: Ferner: Die Regierung wolle über das System der -Secundär- bahnen und deren Anwendbarkeit für das Königreich Sachsen sorgfältige Erörterungen anstellen und das Resultat derselben der nächsten Ständeversammlung sofort nach deren Zusammentritt mittheilen. Alsdann bewilligte die Kämmer nach theils längeren , theils kürzeren Discussionen die Concessionsertheilüng für die Linien: Radeberg-Großenhain, Ostrau-Pegäu, Herrnhut-Görlitz und genehmigte die Verlegung der Thüringischen Bahn. Abgelehnt wurden: Zittau- Reichenau, Mehltheuer-Plauen, Weischlitz - Hof, Dresden-Tetscken, Stollberg-Chemitz, Zwickau über Mülsen nach Egidien, Waldheim-Rochlitz, Jöhstadt- Wolkenstein und Löbau-Weißwasser. Für die Linie Geithain-Leipzig empfahl die Kammer Staätsbaü. — Sodann trat die Kammer in Bezug auf ein« Cänalverbindung der Stadt Leipzig mit der Elbe folgendem Anträge ihrer Finanzdeputätion bei: Die Kammer wolle beschließen, folgende zwei in da« ordentliche Staatsbudget, Pos. Ws, einzustellendr Staatsbeihilfen zu den Vorarbeiten (Entwerfen» Vermessen und Veranschlagen) zweier Casalprojecte zu gewähren, uud zwar: 1) der Handelskammer zn Leipzig zu den Kosten der von derselben äuHufH- renden Vorarbeiten einer ungefähr neun Meilen