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cdingungen ruslitzer Sonnabend, den 18. April machenden Putzkau. May - Commode ' 4z Thlr., verk.; stets - Schmölln. Die Lage in Frankreich. Die französischen Parteien aller Schattirungen entwickeln jetzt wieder eine lebhafte Thätigkeit, um sich auf die bevorstehenden parlamentarischen Kämpfe vorzubereiten. Denn Kämpfe, bittere, leidenschaftliche Kämpfe sind in sicherer Aussicht. Niemand kann heute sagen, ob sie in den Räumen der Versailler Nationalversammlung oder in den Straßen von Paris, ob sie mit hochtrabenden Redensarten und Beschlüssen oder mit Stahl und Eisen werden ausgefochlen werden. Die Leidenschaften haben eben eine Höhe erreicht, daß sich von ihnen das Aeußerste erwarten läßt. Wenn man dieselben bisher noch zügelte, so hat das nicht etwa in patriotischen Bedenken und Rücksichten seinen Grund, sondern lediglich in der Furcht vor den militärischen Streitkräften, über welche die Regierung verfügt, und denen die revo lutionären Elemente, deren Führer zum Theil in der Verbannung sind, keine ebenbürtige Macht ent gegenstellen können. Es fehlt diesen Leuten nicht an Haß, aber an Muth. Das ist der einzige Umstand, der die Regierung zu der Hoffnung berechtigt, wenigstens noch für einige Zeit die nationale Ord nung aufrecht zu erhalten. Wie aber will sie der Anarchie der Geister, wie der Zersetzung ihrer eigenen Partei Einhalt thun? Die äußerste Rechte ist im höchsten Grade erbittert gegen Broglie, gegen Mac Mahon, gegen das ganze Septennat. Sie geht mit dem kühne» Gedanken um, gleich nach dem Wiederzusammentritt der Na tionalversammlung einen neuen RestaurationSversuch mit dem Messias von Frohsdorf in Scene zu setzen. Das heißt nichts anderes, als Mac Mahon den Krieg erklären; denn der Marschall hat durchaus nicht die Absicht, vor Ablauf seiner sieben Jahre irgend einem Prätendenten den Platz zu räumen. Die Ultralegitimisten wissen recht gut, daß sie durch ihre unsinnigen Angriffe gegen den derzeitigen In haber der Exekutivgewalt leicht sich selbst und die ganze conservative Partei zu Grunde richten können. Aber ihr Fanatismus macht sie blind gegen jede Erwägung der gesunden Vernunft. „Schadet es zins, so schadet e« doch auch den Anderen" — lautet der Grundsatz, nach dem sie ihr Verhalten iregeln. l Die Radikalen, in deren Reihen sich Ledru- Jahrgang. Rollin'S Einfluß täglich mehr bemerkbar macht, haben auf ihre Fahne als LoosungSwort geschrieben: „Auflösung der Nationalversammlung." Ihr Plan hat umsomehr Aussicht auf Erfolg, je klarer sich herausstellt, daß die Mehrheit der Versammlung ohnedies schon in unheilbarer Auflösung begriffen ist. Eine souveräne Versammlung, derartig zersetzt, daß sich in ihr nicht mehr eine beständige Mehrheit findet, hat jeden Anspruch auf ihr Dasein verwirkt. Ist aber die alte Mehrheit in der Auflösung begriffen, so liegt das einzige Rettungsmittel in der Bildung einer neuen Mehrheit. Zu diesem Zwecke erstrebt man wieder eine Bereinigung der beiden Centren. Dem linken Centrum ist freilich die Bundes genossenschaft der Radikalen längst ein Dorn im Auge. Seitdem die Auflösungsfrage wieder auf die Tagesordnung gesetzt ist, fühlt diese Gruppe ihr Ver- hältniß vollends unheimlich und sich mehr nach Rechts als nach Links hingczogen. Ein Erfolg dieser Bemühungen, denen natürlich die Radikalen mit allen Kräften entgegen arbeiten, würde möglicher weise dem Septennat eine festere Grundlage geben. Die Frage ist nur, ob die Bereinigung wirklich zu Stande kommt. Die Erfolglosigkeit aller bisherigen Versuche in dieser Beziehung gestattet keineswegs große Hoffnungen. Wenn man überhaupt die ganze Herrscherherrlich keit Mac Mahons überblickt, so gestaltet sich daS Bild über Frankreich und seine Zukunft höchst pein lich. Herr Thiers wurde Len Versailler Herren von Rechts zu freisinnig und deshalb complottirten sie, hoben ihn rücklings aus dem Sattel , setzten Mac Mahon auf'S lahme Pferd, das sie ihrer Meinung nach führen konnten, wohin sie wollten. Der Prä sident war auch unselbstständig und gutmüthig genug, sich's gefallen zu lassen. Aber nur zu bald erneuerte sich das alte Spiel. Von allen Seiten zerrten die Parteien den armen Gaul am Zaune und da er hierbei nicht vom Flecke kam, einigte man sich end lich unter der Noth der Umstände dahin, Mac Mahon auf sieben Jahre selbst die Zügel zu über lassen. Da sitzt er nun stattlich zu Roß und möchte gern vorwärts, aber von allen Seiten drängen sich abermals die Herren in den Weg Md lassen ihn nicht von der Stelle. Nun will er die Bahn frei haben. Gerade wie Thier» verlangt er, daß man die Grundgesetze der Republik auf sieben Jahre fest- je 19«. IUM sind thnauölih Nr 23 «senken Kreter, oll breit in chmölln. l verkaufen sse 106. ssede Schmöllner Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Gerichtsamte» «n- -es Sta-tratheo zuDischofswer-a. vtcke Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und testet einschließlich der Sonn abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich IS Rg«. Inserat« werden bi« Dienttag« und Freitag« früh 0 Uhr angenommen und kostet die gespaltene Sorpu«zeile »der deren Raum 1 Ngr. 1874.