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Sonnabend, den L. April. itäub- ,be, den Gott, idm de» Ego- Vstern. Abermals öffnen sich die Pforten des heiligen Osterfestes! Erinnerte nicht die Kirche daran, so käme un» doch die göttliche Offenbarung, wenn ver jüngte Triebkraft die Natur erfüllt und ftische Lebens lust Flur und Wald durchströmt; wenn der mit Blüthen geschmückte Frühling wie ein Priester am ewigen Altar der Schöpfung niederkniet und für uns Alle betet. Wo wäre der arme Mensch, dem seine Sprache nicht die Seele rührte; dem nicht das Herz in der Brust höher schlüge, wenn ihn die ersten Blümchen grüßen, die froh und keck dem strahlenden Fkoraherre vorangeeilt, um zu erzählen, wie drinnen im Muttrrschooße der Erde sich Alles zur fröhlichen Auferstehung rüstet! Durch die Geister zieht die Ahnung vom Herein brechen Äner schöneren Zeit. Lauschend am Grabe der Vergangenheit vernimmt heute unser Ohr den beseligenden Ruf: da« Vaterland ist auferstandrn! Wohl mußten Tausende geopfert werten, um die Gedenktafeln der Geschichte mit neuen Zeichen und Mündern zu füllen; aber schon Christus sagte, in dem er die Religion der Liebe verkündigte, er bringe das Schwerdt. So hat auch unsere Zeit durch blutige Saat den Boden vorbereitet zur lichtvollen Erkenntniß der höchsten Zwecke für Staat und Menschheit. Freilich gilt e» »och immer den Kampf um die Wahrheit! Aber uns ist nicht bange, denn schon senkte sich die Morgenröthe eines geistigen Osttt- tageS ans Deutschland nieder. Wie es stark und mächtig au» dem Kampfe gegen fränkisch-korsischen Uebermuth hervorgegaugen, wird eS auch diejenigen Nebel zu verscheuchen wissen, welche noch immer die Bahn der GeksteSfreiheit belagern. Der Kampf gegen römische Verdummungssucht, den die Reichs regierung so energisch ausgenommen, läßt bereits auf der ganzen Linie da« siegreiche Vordringen der selben erkennen. Die Herrschaft der Nacht liegt Gott sei Dank hinter un« ; sorgen wir aber auch, daß- eS Tag bleibe und immer mehr Tag werde. Dazu «ahnt kein Fest so eindringlich, wie gerade Oster». T>ie Menschen erwarten , daß sie Gott er lösen werde, und doch ist eS ihre Aus dye iy ihnm wohnt , «nd in den B HlaumuHwanzigster Jahrgang. ismus, des Wahne« und de« leidige» Interesses gefangen liegt, au« seiner Erniedrigung zu befreien. Wahrlich, kein Wesen geräth so oft in Gefangenschaft, als eben dasjenige, welches seiner Natur nach da« Freieste und Erhabenste ist. Das Allerheiligste, am empfindlichsten gegen Entweihung, wird am leichtesten davon ergriffen. Je seiner der Spiegel geschliffen, desto gewisser trübt ihn der leiseste Hauch; da« uutadelhafte weiße Kleid wird von jedem chen befleckt. Fragt man daher, ob e« ein Gefängniß gebe, stark genug, um einen Gott in Gewahrsam zu halten, so müssen wir mit Bedauern antworten: für Niemand sind so viele Kerker in Bereitschaft, äl« für den Gott, der in dem Menschen wohnt. Da ist die Gewohnheit, der Zusammenhang mit der Vergangenheit, da sind liebgewordene Traditionen, Neigungen zum Geheimnißvollen, der Hang zur Schwärmerei, die Macht der Trägheit — lauter schauerliche Kerker, welchen Deinen Gott in Dir, Menschenkind, gefangen halten. Selbstjene beseligenden Ahnungen, die weit über da« irdische Dasein hinaus- reicheu und den Menschen zum Menschen machen, ja die dazu bestimmt find, die Gottheit in uns z« nähren und groß zu ziehen, werden sehr oft zu schmählichen Kerkern derselben. Da« Fest der Auferstehung, da« heilige Osterfest, mag darum Jedem eine Mahnung sein, die Kerker wände seines eigenen Inner« zu zerbrechen, damit die Gottheit in ihm auferstehe und zur Herrschaft gelange. Dann wich e» Tag bleiben und immermehr Tag werden. Feiern wir Ostern in diesem Sinn und Geiste» dann wird da« Fest befruchtend auf unsere Seele wirken und sie für alle« Gote, Edle MW Schöne immer empfänglicher machen. Darum: Ofterfegen senke Dich in Herz und Sinn, lins'« Seele lenke Xus du« Sw'ge -in. Wie de« Frühling« Lieder Klingen durch die Flur Und zur Lebensfreude «ecken ds, Statur, «ch, Vein, Füll, , ' Au« nun alstrwürt«, Steue» Sedm dr«M Jedem Menschenherz. Wer sächsische H Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt 8e» Königliche» Gerichtsamtes »nd -es Sta-tratheo zu Pischofswerda. Vies« AUtfchrist erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend», und koket einschließlich »er Sona» abend« erscheinend«, ,/dellartftischen Beilage" vierteljLhrlich 1b Stg». Inserate werden bi« Diea«tag« und Freitag« früh 0 Uhr angenommen und kostet di« gespaltene Sorputzeile »de» der«, Siaum 1 Rgr. , .. 1874.