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-am 22. zwei Lecomotiveu eine« Lastzuges, nachdem Pe Wasser eingenommen, auf der Weiche zusammen bestoßen; zum Glück ist Niemand vom Personal verletzt, nur die beiden Lokomotiven sind beschädigt Morden. Am 24. d. M. ist die große Spinnerei de» Herrn Theodor Müller in Kirchberg abgebrannt. Seit dem 15. d. M. hat sich der Kaiicr Wilhelm so zu sagen selbst als gesund gemeldet, durch die Theilnahme am Gottesdienste in der Capelle des kronprinzlichen Palais. Don da ab erschien der hohe Herr wieder in der Oeffentlichkeit. In den letzten Tagen machte der Kaiser zum ersten Male wieder einen Spaziergang von saft einer Stunde im Thiergarten, und an dem großen, zu Ehren des Kronprinzen von Dänemark gegebenen Diner nahm er bis zum Schluß Theil. Der Reichstag beschäftigte sich am 25. d. aus schließlich mit der Wahl des Terrains für das neue ReichStagSgebäude. Die mit der Angelegenheit be traute Commission hatte von nicht weniger als 66 ihrer gewährten Vorschläge nur 5 als der näheren Erörterung würdig befunden, nämlich 1) das Terrain der Artillerie-Caserne am Kupfergraben, 2) Das am Ziethenplatz, 3) Das Bcsitzthum des Grafen Lehndorf, 4) Den Platz im Thiergarten, zwischen dem Branden burger Thor und Lenne-Straße, 5) das Terrain des ReichscanzleramtS nebst den angrenzenden Grundstücken und war schließlich dennoch wieder aus die Erwerbung des Kroll'schen Etablissements zurück gekommen, Trotzdem aber der Abg. Duncker dieses letztere Projekt sehr warm vertheidigte, wurde nach langwieriger Debatte ein Antrag August Reichen- sperger's angenommen: „Der Reichstag möge den Reichskanzler aufsordern, Einleitungen zu treffen, nm das hinter dem Kriegsministerium, der ehemaligen Porzellan-Manufaktur und dem Herrenhausc belegene Terrain zur Errichtung eines ReichSlagSgebäudcS zu erwerben." Gleichzeitig wurde eine Commission von 7 Mitglieder niedergesetzt, welche sich an den Kauf verhandlungen betheiligen soll. Die Petitionen an den Reichstag mehren sich täglich. Die Broschüren für oder gegen den Impf zwang, die jedem einzelnen Mitgliede zugesandt werden, können schon eine kleine Bibliothek bilden. Der Ausschuß der Rheinisch-Westfälischen Gefängniß- gesellschaft Petition!« um Bestrafung der Trunksucht. Er schlägt zu diesem Behufe folgenden Gesetzentwurf vor: 1) Wer im Zustand offenbarer Trunkenheit auf der Straße, im Wirlhehause oder anderen öffentlichen Orten gefunden wird, wird mit einer Geldstrafe von 1-10 Mark, eventuell verhältnißmäßiger Haft belegt. 2) Wer sich nach der zweiten Bestrafung innerhalb 12 Monaten wieder schuldig macht, wird zu einer Geldstrafe von 100 bis 200 Mark, oder zu entsprechender Hafk resp. Gefängnißstrafe verur- theilt, verliert auch in diesem Falle da« aktive und passive Wahlrecht auf 2 Jahre. 3) ^ie Wirth« und Bravniwein-Derkäufer, welche offenbar betrunkenen Personen Getränke verabreichen, oder in ihr Lokal aufnehmen, oder Minderjährigen guter 16 Jahren geistige Getränke verabreichen, verfallen denselben Held- beziehungsweise Haft- oder Gefäaguißstrafeu. 4) Diese« Gesetz wird im Hauptzimmer jeder Schäns- wirthschcft und anderen Berkaufslocafku für geistige Getränke angeschlagen. Straßburg, 25. Fehr, Da« „Elsässische Journal" richtet an die elsaß-lothringischen Äbge- orrneten, welche den Reichstag verlassen haben, die ernstliche Aufforderung, mit Rücksicht guf die vpn ihnen vertretenen gemeinsamen Interessen in denselben wieder einzutreten. — Dasselbe Blatt «tthält eine Zuschrift vom Professor Bluntschli in Heidelberg, in welcher derselbe unter Bezugnahme auf das voM Abgeordneten Teuffch in der Rcichstagssitzung vom 18. d. M. angeführte Citat aus seinem Handbuch de« Völkerrecht« erklärt, wenn Letzterer richtig und vollständig citirt hätte, würde sich Jedermann über zeugt haben, daß eie fragliche Stelle keine Bestäti gung, sondern eine unzweideutige Widerlegung der von Tcutsch ausgestellten Behauptung enthalte. Ar müsse daher gegen die mißbräuchliche Anführung seines Namens Verwahrung einlegen. Das über die Einmischung d«S Capitän z. S. Werner in die spanischen Wirren gebildete Kriegs gericht hat, wie in gut unterrichteten militärischen Kreisen versichert wird, ein freisprechendes Urtbeil gefällt, welche« vom Kaiser bereits bestätigt sein soll. Schwerin, 25. Febr. Die Landstänre sind heute infolge der gestern von ihnen gefaßten Be schlüsse auf 8 Tage vertagt worden. Für de» Wiererzusämmentritt ist unter Aufrechterhaltung der bisherigen Vorlagen eine weitere Erklärung der Regierung in Aussicht gestellt. Die zwölf preußischen Bischöfe haben an den Oberhirten der katholische» Kirche ein Send schreiben gerichtet, das in der Hauptsache für den Kaiser Wilhelm bestimmt ist. Diese« Sendschreiben, in dem Berliner Jesuitenblatt „Germania" veröffent licht, knüpft an die Gefangennahme Ledochoweki'S an, zeigt sich auffallend zahm und unterwürfig und fordert zum Gehorsam gegen die Obrigkeit, zum Gebet für den Landesherrn und für König upd Vaterland auf. „Wir sind, heißt es, keine stolzen Kirchenfürsten, sondern zu jeder erlaubten Nach giebigkeit bereit." Diese« Sendschreiben bietet der ministeriellen ,,Prov.-Corr." Gelegenheit, Hie Ansicht, al« ob die gegenwärtige CrisiS ohne Wissen und Willen der Bischöfe über die deutsche Kirche hereingebeochen sei, in glänzender Beweisführung aus rem Felde zu schlagen. „Nicht der Ehrgeiz oyer die Herrschsucht res einzelnen Bischofs", sagt chi4 officiöse Blatt, „sondern die Herrschsucht der römi schen Curie und die unbedingte Unterordnung aller Bischöfe unter die unfehlbaren Gebote Rom« sind Schuld daran, daß die Zerrüttung zwischen Stqat und Kirche entstanden ist und all' da« Ungem-ch über die Kirche kommt. Die deutschen Bischöfe haben angesichts de« vatikanischen Concil« Äe Ge fahren, welche durch die Jesuiten in Rom für Hie Kirche heraufbeschworen wurden, im Vorau« verMtzst; sie haben laut anerkannt, daß die weltlichen Staaten sich den Ansprüchen Rochr nimmeynehr fügen könnten; sie haben den Papst flehentlich grtztts», von dem unheilvollen Beginnen des Concil« Abstand