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verheirathet. Das von ihm geführte Centrum hat ihm als Hochzeitsgeschenk einen antiken goldenen Pocal verehrt, auf welchem ein römischer Soldat in Waffenrüstung eingravirt ist. Brüssel, 15. Febr. Ein der „Jndependance" zugegangenes Telegramm aus St. Jean Luz vom heutigen Tage meldet: Der General Loma hat eine 2000 Mann starke Carlistenbante geschlagen. Tolosa ist auf'S Neue verproviankirt worden. — Die Divi sion des Generals Primo di Rivero ist in Castrour- diales gelandet. Die- Abgeordneten von Elsaß - Lothringen im Reichstage. Die elsässisch-lothringischen Abgeordneten, 13 an der Zahl, sind am 16. d. in den Reichstag ein getreten. Ihr Eintritt, 10 Minuten vor Eröffnung der Sitzung, während das Haus zum größesten Theil versammelt war, erregte begreifliche Sensation. Die Dreizehn nahmen auf der äußersten Rechten Platz. Sieben auf den hintersten Plätzen der äußersten Rechten, 6 auf den Plätzen der nächsten Sitz-Section. Unter denen auf der äußersten Rechten befinden sich die beiden Bischöfe von Straß burg und Metz in ihrem eigenthümlichen Ornate, der schwarzen Kleidung der Geistlichen, hohe lila Strümpfe mit Schnallenschuhen, lila Handschuhen auf denen sie den Bischofsring trugen, der schwarzen geistlichen Binde mit weißem Rande, auf dem Kopfe lilafarbene Sammtkappen, ein rothes Bändchen an der Spitze, um den Hals eine golkne Kelte. Der Bischof von Straßburg, wie es scheint der Aeltere, mit einem hageren Clerikergesichte, trägt den französischen Orden der Ehrenlegion, der Bischof von Metz, eine ebenso große, aber volle und behäbige Gestalt, sitzt neben ihm. Die übrigen Geistlichen unter den Abgeordneten unterscheiden sich in ihrer äußeren Gestalt durch nichts von den geistlichen Mitgliedern des Eenlrum«. Die bürgerlichen Abgeordneten ebenso wie die geist liche» betraten das Haus in schwarzen Handschuhen, überall sich umschauend. Die beiden Bischöfe trugen ihre großen schwarz-sammtenen garnirten Hirten hüte in der Hand. Auf der Tagesordnung standen weniger interessante ^Vorlagen und die ganze Aufmerlsamkeit des Hauses und der gefüllten Tribünen war auf die neu einge tretenen Abgeordneten, deren Namen verlesen wurden — der bekannte frühere Maire von Straßburg, Lauth, befindet sich unter ihnen — concentrirt. Bei den Abstimmungen blieben sie sitzen, ohne mitzustimmen. AiS während der Verhandlung Fürst Bismark rintrat, wandte ein Theil der Abgeordneten kaum ein Auge von ihnen. Bismark seinerseits betrachtete die neuen Ankömmlinge sehr aufmerksam. Ein Protest in der Form, in der man ihn theil- wei,e von Seiten der elsässisch-lothringischen Abge ordneten erwartet hatte, fand nicht statt. Man war von der Absicht, unmittelbar beim Eintritt vor der Tagesordnung den Protest auf den Tisch des Hauses niederzulegen, gurückgrkommen. Dagegen wird der Protest in Form eines An trages eingebracht werben, der uns bereit» vorlirgt. Derselbe lautet inhaltlich: „JnErwägung,daßdurch den Friedens vertrag vom Mai 1871 Elsaß-Lothringen ohne Befragung der Bevölkerung dem deutschen Reiche einverleibt worden ist, wolle der Reichstag beschließen, die Reichsregierung zu ersuchen, die Bevölke rung von Elsaß-Lothringen über diese Einverleibung zu befragen." Der Antrag wird außer von den Elsaß-Lothringern zur Ergänzung der -evenk. fehlenden 15 Unterschriften von einzelnen Mitgliedern des CentrumS unter zeichnet werden. Moufang und August Reichensperger waren es übrigens einzig, welche die eintretenden Abgeordneten unter ihnen speciell die beiden Bischöse begrüßten. k. 3.-6. Sachsen. Ihre Majestät die Königin ist am 13. d. M. früh von der Reise nach Frankfurt a. M. wieder in Dresden eingetroffen. -s-Dresden, 15. Febr. Vor der am vorige« Donnerstage erfolgten Vertagung unsers Landtag» wurden »och von der zweiten Kammer diejenigen Abschnitte des Ausgabe-Budget» erledigt, welche die allgemeinen Slaatsbedürfnisse und da» Gesammt- Ministerium, sowie das Departement des Innern betreffen. Ohne alle Debatte genehmigte die Kammer die Witthümer Ihrer Majestäten der Königin-Mutter und der Königin-Witlwe, je 41,111 Thlr. 3 Ngr. 3 Pf; die Secundageni.ur de» Prinzen Georg 169,583 Thlr. ; die Verzinsung der Staatsschulden jährlich 4,357,450 Thlr. u. s. w. Für das Depar tement des Innern sind für die laufende Finanz periode 1,896,436 Thlr , d. h. 568,718 Thlr. mehr als früher postulirt. Diese erhebliche Erhöhung rührt von den Gehaltsaufbesserungen, Vermehrung aller StaatSbedürfnissc rc. her. Die Kammer ge» nehmigte meist alle summen nach den Vorschlägen der Deputation, nur erhöhte sie noch die Unterstützungen für Industrie undLanvwirthschaft um je 10,000 Thlr., bewilligte eine Vermehrung von 100 Land- und 25 Dresdner Stadtgendarmen, setzte dagegen die Zahl der neu zu errichtenden Amtshauptmannschaften von 29 auf 25 herab und beschloß: „Die Regierung wolle alsobald nach Einführung der neuen Ber- waltungSorganisation umfassende Erörterungen über die Möglichkeit und Räihlichkeit der besseren Ein richtung der übrigen Verwaltungsorgane anstelle» und das Resultat derselben der künftigen Stände versammlung vorlegen." - Endlich sprach die Kammer die Bewilligung von 150,000 Thlr. zur Erwerbung und Einrichtung von Grundstücken zu Amtelocalitätcn und bez. Dienstwohnungen für die neu zu errichtenden AmtShaupkmaunschaften au». In Bezug aus die Bahn Großschönau-Warns- dorf-Sehland und Zweigbahn Ebersbach- Löbau beschloß dir Kammer, die Regierung zu ersuchen: a) in Erwägung zu ziehe», ob es sich nicht empfehle, von dem bisherigen Projekte einer Durchführung drr süplausitzer Bahn durch Böhmen