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11874 Sonnabend, den 31. Januar Wochcnb für . '7. Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, k Amtsblatt -es Königlichen Gerichtoamteo «nd -es Stadtralheo zu Kischosswerda. Dir?« Zeitschrift erscheint wSchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabends, und k»Set einschließlich »er Sonn« admd« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 1L Rae. Inserate werden bi« Dienstag« und ^Freitag« früh v Uhr aagenammen und kostet die gespaltene Lo^nUzeile »der derchj Rau» t Skgr. England und die kirchlichen Kämpfe Deutschlands. Die Engländer waren es seit mehreren Jahren gewohnt, ven festländischen Ereignissen gegenüber eine aus schwächlicher Unlust am frischen Handeln .und hochmüthiger Selbstgenügsamkeit seltsam ge wünschte Zurückhaltung zu beobachten. So hatten l sie auch die kirchlichen Streitigkeiten, die in mehreren Staaten auSgebrochen waren, ziemlich kalt gelassen. Sie meinten, daß ihre Verfassung und ihre Sitten ihnen ausreichenden Schutz gegen ultramontane Anmaßungen gewährten. Deshalb betrachteten die Engländer die Verwickelungen anderer Regierungen mit der römischen Kurie und den Jesuiten als ein ganz unterhaltendes Schauspiel, in welchem jedoch die Energie und Consequenz der Curie, gegen welche leider ost genug sie Schwäche der meisten Regie rungentraurig abstach, den Söhnen Albions imponirte. Seit aber der Kampf in Deutschland einen ernste» Character angenommen, ist das anders ge worden. Das protestantische Gewissen regt sich bei unseren angelsächsischen Vettern jenseits des Canals stärker als je zuvor. Sie sehen, daß hier von zwei gewaltigen Mächten ein ernster, für die Geschicke der Welt entscheidender Kampf durchgekämpfl wird; sie sehen, wie der UltramontanismuS sich vergifteter Waffen — der Lüge und Verleumdung — im Kampfe bedient, während die Regierung mit ruhiger Würde und unbeugsamer Festigkeit jeden Angriff abweist und sich endlich zu dem großen Entschluß .aufrafft, in einem zusammenhängenden System von Gesetzen das Verhältniß des Staats zur Kirche gründlich umzuändern, um dadurch auch für die Zukunft Conflicten der beiden Gewalten vorzubeugen. Vergiftete Waffen verabscheut der Engländer von jeher, während die ruhige Entschlossenheit ihm stets bewundernde Anerkennung abuöthigt. So wandte sich also die britische Sympathie mehr und mehr der deutschen Regierung zu. Aus dieser Sympathie erwuchs auch das Verständniß für die weltgeschicht- liche Bedeutung des Kampfes. Es entsproß daraus die Erkenntniß, daß der Ausgang der geistigen Fehde für alle christlichen Staaten, insbesondere auch für England, von entscheidender Bedeutung sein werd«. Zu dieser langsam Boden gewinnenden Erkennt- Rnmundjwanzigster Jahrgang. uiß trug wesentlich bei, daß sich im Laufe der neuesten Zeit der Uebermuth teS UltramontauvSmuS, jede Vorsicht vergessend, den Engländern selbst in sehr unangenehmer Weise fühlbar machte. Herr Gladstone, der Leiter des CabinetS, hatte geglaubt, der irischen Geistlichen sich als Bundesgenossen be dienen zu können, sobald er ihnen Zugeständnisse mache. Das geschah denn auch. Aber nachdem die irischen Schwarzröcke erreicht, was sie erst wollten, verlangten sie mehr, als Gladstone ihnen bewilligen konnte. Sofort hoben sie das Bündniß auf und stellten sich an die Spitze der irischen National- Partei, welche die möglichst völlige LoStrennuug Ir lands von England erstrebt. So hat denn auch der liberale englische Minister die Erfahrung gemacht, daß mit dem Ultramon tanismuS ein ehrliches Bündniß nicht möglich ist. Diese Erfahrung trägt nicht wenig dazu bei, den Engländern über die wahren Bestrebungen der Ultramontanen die Augen zu öffnen. Die Folge davon ist, daß die öffentliche Meinung, je lauer sie sich anfangs verhielt, nun auch um so entschiedener für Deutschland und seinen Kaiser als den wackeren Vorkämpfer im Kampfe gegen das jesuitische Kirchen- thum Partei nimmt. Ganz England nahm die wichtigen Worte, womit neulich Fürst Bismark im preußischen Abgeordnetenhause die ultramontanen Lügen und Verleumdungen zurückwieS, mit wahrer . Begeisterung auf. Alle Blätter sind seines Lobes voll. Der jüngste und wir möchten sagen erhebendste Beweis der Sympathien Englands für unfern Kampf gegen Rom war das von vielen Tausenden besuchte Londoner Meeting, das am vorigen Dienstage Deutsch land und seinem Kaiser galt. Wir geben darüber, N>as uns bis zur Stunde der Telegraph überbrachte. Prediger Cadmann eröffnete die Sitzung durch «in Gebet; bezüglich der Freiheit und der Privilegien, welche England genießt, erflehend, daß der- deutsche Kaiser dieselben Freiheiten seinen Unterthanen erringe. Der Präsident kündigte dann den Empfang unzähliger Zustimmung-briefe aus allen Weltgegenden au, da runter von den Erzbischöfen zu Canterbury uud Jork, von 337 Parlamentsmitgliedern, von 1200 Geistlichen verschiedener Religionen und 60 Provinzialstädteu. Der Zweck de« Meetings sei ein zweifacher: Sym pathieausdruck für Deutschland »nd Erweckung Englands au« seinem lethargischen Schlafe zur kühneren