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Mittwoch, den SS. Januar 5. für Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Amtsblatt des Königlichen tSerichtsamtes und -es Atadtrathe, zu Kischosower-n. Liese Seltschrtst erscheiat wöchentlich zwei Mal, Mittwoch* und Sonnabend«, und krket einschließlich »er v»aa- .ndendt erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich lü Ngr. Inserat« «erden bi« DieaNag« und Kr«it-ß« früh 0 utzr angenommen und kostet di« gespaltene Sowutzeile »der deren Rau« 1 Rgr. Politische Wettschau Noch find. nicht alle Wahlen für den am Februar zusammentretenden deutschenReichslag vollzogen. Neben mehreren Stichwahlen fehlt auch noch Elsaß-Lothrinzen, welches am 1. Februar an die Wahlurne zu treten hat. Wie dort die Wahlen ausfallen werden, darüber geben wir uns von vorn- ! herein keinen Illusionen hin. Im ganzen Lande wird jetzt ein Bild verbreitet, das eine schlafende Jungfrau darstellt, zu deren Häupter ein französischer Soldat Lannerschwingcnd zerbrochene Thrannrnketten weg schleudert, während er den Fuß auf einen nieder geschmetterten deutschen Soldaten setzt. Das ist „le reoe llv I'älsaoe" — der Traum des Elsaß — der auch in die bevorstehenden ReichstagSwahlen hineinspielen wird. Zwar hatte sich dort eine el sässische Partei gebildet, welche nicht« weiter wollte, als mit Hilfe de« deutschen Reichstages aus Elsaß- Lothringen einen möglichst von Deutschland unab hängigen Particularstaat zu bilden, um Frankreich bei gelegenem Anlaß in die Arme fallen und ihm sogleich ein fix und fertiges elsaß-lothringisches Heer zum Marsch nach Berlin zur Verfügung stellen zu können. Allein auch diese Partei ist mit ihrem Programm dem französischen Terrorismus erlegen, so daß eS sich jetzt nur um Candidaten handelt, welche nach Berlin gehen, dort Protest gegen ihre Zugehörigkeit zu Deutschland erheben und sofort wieder in die Heimath zurückkehren werden. In diesen Feldzüg-plan kann nur die ultramontane Partei eine Aenderung bringen, falls sie mit ihren Candidaten durchdringt. Diese würden dann die schwarze Schaar des Centrums vermehren. Jeden falls wird der Reichstag durch die elsaß-lothringischen Wahlen um eine neue und interessante Coleur reicher werden, an der da» Beste ist, daß sie dem Reiche nicht schädlich sein und höchsten« die Interessen des neuen Reich-laude» beeinträchtigen kann. Unsere wiedererworbenen, aber noch nicht wiedergewonnenen Brüder werden fich damit trösten müsse», daß ihnen nur widerfährt, was sie selbst gewollt. — Die mi- nisteriell« „Prov.-Lorresp ", welche da» Gesammt« verhävntß der Wahlen auf 260 Rationalgrfiuntr und 14V Widersacher de» Reich« taxirt, kommt dabei Reummbzwanzigst« Jahrgang. zu folgendem Schluffe: „Das geschloffene Auftreten der »ltramontanrn Partei in ganz Deutschland, da» rücksichtslose Hineinziehen aller Volkskreise in den Kampf der römischen Kirche gegen die Staatsgewalt wird ein ebenso geschloffenes und entschiedenes Vor gehen aller nationalen Parteien zur Sicherung der Staatsinlereffen gegenüber den geistlichen Herrschafts gelüsten, zur Sicherstellung der Gewissen gegen geistliche Vergewaltigung nach sich ziehen. Je entschiedener überdies hervortritt, daß die ultramontanen Bestrebungen gegen die Politik des deutschen Reichs ihre Stütze auch in verwandten Bestrebungen unserer Feinde außerhalb Deutschlands finden, desto mehr werden alle reichsfreundlichen Parteien fest zusammenstehen, um die Grundlagen der einheitlichen deutschen Macht in allen Richtungen zu befestigen, und vor jeder Erschütterung zu wahren. Nicht minder wird da« unerwartet kräftige Hervortreten der social-demo kratischen Partei bei den jüngsten Wahlen dazu' helfen, daß alle diejenigen Parteien, welche mit ihre» Ueberzeugungen auf dem Boden der jetzigen socialen Ord nung stehen, sich fester aneinander schließen und mit der Regierung Zusammenwirken, um Staat und Gesell schaft vor dem Anwachsen der von jener Seite drohenden Gefahren zu schützen." Im preußischen Abgeordnetenhause ist da» Civil-Ehegesetz endlich zum Abschluß gekommen.- - Seit länger als einem Vierteljahrhundert stand e« auf der Tagesordnung und in der preußischen Ber- faffung. Die Verwirklichung dieser Reform verdankt das preußische Volk dem hartnäckigen Widerstande der Bischöfe. Wie sehr übrigen« Kaiser Wilhelm ^ persönlichen Antheil an dem Kampfe gegen die römische Hierarchie nimmt, spricht fich unverkennbar in dem kaiserlichen Schreiben au«, worin derselbe die Glückwünsche de« Bischof Reinken« bei« Jahreswechsel beantwortet. Dasselbe lautet: Hoch würdiger Herr Bischof! Ich danke Ihnen für die herzlichen Glückwünsche, welche Sie mir au« Anlaß de« Jahreswechsel« auSgesprochrn haben. Möge Gottes Segen da« in seinem Namen von Jhrmr begonnene Werk auch im neue» Jahre fördern k Möge die von Ihnen getheilte, unzweifelhaft richtige Ueberzeugnng in immer weitere Kreise dritten, dach i» Meinen Staaten die Achtung vor de« Gesetz mil der Religion«übu»g einer jede» Gemeinschaft wohl vereinbar ist, welche keine irdischen Zwecke, sondern nur de» lpsiehlt ay. cn Mon- Wgen