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Wahl die Geiverbtreibenden in verschiedene« Städten des Lande« mehr Rührigkeit als früher an den Tag legen und ihre Stimmen namentlich solchen Eändidaten zuwenden, von venrn sie eine energische Vertretung ihrer Interessen erwarten dürfen, Es haben deshalb die Gewerbrvereine zu Kamenz, Groß röhrsdorf, Pulsnitz und Elstra beschlossen, für Se. Excellenz Herrn Staatsminister von Nostitz-Wallwitz einzutreten, der sich bereit erklärt hat, falls bei der bevorstehenden ReichStagStagswahl im hies. Bezirke dieselbe auf ihn fallen sollte, den Wahlkreis zu vrr- kreten und dafür zu wirken, daß die durch die NeichS- gewerbcordnung für den Handwerkerstand geschaffenen Mißstände thunlichst beseitigt werden. Zu GeschwornengerichtSpräsidenten für da« neue Jahr sind ernannt worden : für Bautzen Bez.-Ger.- Dir. Garei«, für Dresden Bez.-Ger.-Dir. Wehinger, für Leipzig Bez.-Ger.-Dir. Petsch, für Chemnitz Bez.-Ger.-Dir. Brückner, für Zwickau Bez.-Ger.-Dir. Seifert und für Glaucha» Bez.-Ger.-Dir. Petzoldt. Aus Kötzschenbroda wird folgender sonderbare Fall mitgethcilt: Die erkrankte Ehegattin eines dortigen angesehenen Einwohners war, um größte Regel mäßigkeit der Verpflegung zu erzielen, in die Dresdner Diaconissenanstalt gebracht worden ; die noch jugendlich starke, stattliche Frau erlag aber hier ihren Leiden und der Leichnam sollte in Kötzschenbroda beerdigt werden, als man jedoch den dort angelangten Sarg öffnete, fand man darin die Leiche eines alten Müt terchens, während jene inzwischen in Dresden be erdigt worden war. Nach dem „B. N." ist auf Gaußiger Revier am Neujahrstage Abends in der neunten Stunde der Zeichenschläger Berndt beim Begehen des Reviers von einem Wilddiebe geschossen worden. Glücklicher Weise hat Berndt nur leichte Verletzungen im Arme Lavongetragen. Vermischtes. — Auf dem Berliner Weihnachtsmarkt trat der Kronprinz von Preußen an den Spiclzeugkram einer alten Verkäuferin, wo er Einiges aussuchte und schließlich auch nach dem Preise einer kleinen Gelenk schlange fragte. Die Alte, welche keine Ahnung von ihrem hohen Kunden hatte, forderte 3 Sgr., wo rauf der Kronprinz lächelnd „2 gute" bot. „Ach", erwiderte jene, „Sie sind sonn hübsches Herreken und wollen mir noch eenen Sechser abknappsen bei die schlechte Zeiten, wo wir keene Geschäft machen, weil sie unS von'n Schloßplatz nach dem Lustgarten versetzt haben." In dem Augenblick trat die Frau Kronprinzessin heran und nahm den Arm ihres Manne», der, nachdem er der Alten 1 Thaler auf den Tisch gelegt und die gekauften Sachen an sich genommen, sich laut lachend mit seiner Frau ent fernte. Als ein Nachbar der Allen zurief: „Das war ja der Kronprinz!" sagte diese: „Herr Jott, ick falle uf hen Rücken; na man jut, »et ick ihn anständig behandelt habe." - Ein entsetzlicher Mord erschreckte am Sonntag Abend gegen lOj Uhr die Bewohner des Hauses Frirdrichstr. 63 in Berlin. Um die genannte Zeit stürzte das Dienstmädchen de» Gürtler« Preetz mit dem Ausruf: „Mein Bräutigam hat mich erstochen!" auf die Hausflur und brach zusammen. Vorüber gehende liefen herzu, bemerkten wie ein Mann au» dem Hause entfloh und bemühten sich, der Sterben- den Hilfe zu bringen. Es war vergebens. An» einer Wunde am Halse und einer an der rechten. Brust ergossen sich zwei Blutlachen auf die Steine und nach wenig Minuten war keine Spur von Leben mehr in dem erkalteten Körper. Einige Herren hatten unterdessen den Mörder bis in ein Haus der Mohrenstraße verfolgt, wo sich derselbe mit einer Schußwaffe in der Hand in einen Winkel drückte und jeden zu erschießen drohte, der sich ihm nähere. Trotz der Gefahr, welche in der Situätion lag, sprangen einige beherzte Männer hinzu, ent waffneten den Mörder und fingen eben an - da die Erbitterung gegen denselben eine sehr hochgradige war — Lynchjustiz an demselben zu üben, als die Polizei den arg zugerichteten Thäter der Menge entriß. - Wenn wir unfern Lesern vor einiger Zeit die erfreuliche Mittheilung machen konnten, daß das Petroleum bald billiger werden würde, wie dies sich bewahrheitet, indem der Preis desselben sich jetzt um 10 Proc. verringert, so wird auch jedenfalls, wenn auch nicht so schnell, der Preis der Steinkohlen sich wenigstens in etwas billiger gestalten, indem in deir nächsten Jahren die Kohlenausfuhr Europas bedeutend geringer werden wird, da in fremden Erdtheilen fast iu jedem Monate des Abbaues würdige Lager ent deckt werden. Kohlenlager sind entdeckt worden in Japan, in China, woselbst die Chinesen unter Leitung sachkundiger Europäer Maschinen einführen wollen, ferner nennen wir die bedeutenden Kohlenlager in Neusüdwales (Australien), welche schon jetzt eine große Ausbeute liefern, sodann die jüngst erschlossene» mächtigen Lager von Anthracis-, Canüel- u. bituminösen Kohlen an der Nordwcstküste von Borneo in Sarawek,. wo bereits fleißige Chinesen die Gruben bearbeiten. Von großer Bedeutung aber ist die durch neue geo logische Untersuchungen sestgestellte Thatsache, daß in den westlichen Territorien der Vereinigten Staaten die bis jetzt bekannten Kohlenlager in der Region der Felsengebirge sich über eine Strecke von etwa 250,000 Quadratmiles vertheilen. Die Mächtigkeit beträgt von 5 bis zu 35 Fuß. — Der Raubmörder des Cigarrenhändlers Schünemann in Berlin ist am 4. Januar in der Person des l8jährigen, neben dem Orte des Atten tat« wohnenden SchlosscrlehrlingS Schneider, welcher den Mordanfall allein ausgeführt hat und desselben geständig ist, ermittelt worden. - Der deutsche Bildhauer Afinger wollte Rom nicht verlassen, ohne den Papst gesehen zu haben. Er suchte um eine Audienz nach und erhielt sie mil vielen anderen Leuten. Alle warfen sich vor PiuS lXl - auf die Kniee, er al« Protestant blieb stehen. Wen , sind Sie? fragte ihr Piu« freundlich, und woher? —l Ich bin Bildhauer und aus Berlin. Da zuckte der! ! Papst die Achseln und sagte halb seufzend, halb! ! lächelnd: Nun, mein Sohn, eine Todsünde ist das - zwar nicht, aber schön ist e« auch nicht von Dir. i