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mit einer Majorität von 120 Stimmen gegen dik Regierung LastelarS erklärt, so daß Letzterer seine Entlassung gegeben habe. Obgleich die Nachricht angesichts de« Eonflict« mit Salmeron nicht ganz un wahrscheinlich klingt, wird man doch gut thuo, die Bestätigung derselben abzuwartev. Der politische Winterschlaf, welcher England gefesselt hält, wird fast nur durch Berichte über die drohende Hungersnoth in Indien unterbrochen. Mitunter erhebt auch ein katholischer Prälat seine Stimme und schreit in die Stille hinein ; so dieser. Tage der Erzbischof Manning und der Cardinal Cullen, welche da« deutsche Reich am liebsten in den Höllcnpfuhl hinabstoßen möchten. Für ihre heftigen Ausfälle sind sie jedoch von der englischen Presse verdienter Maßen zurecht gewiesen worden. Berlin, 3. Jan. Der Reichstag — so heißt es heute — wird nicht am 12., sondern am 18. Februar eröffnet werden. Die Besserung in dem Befinden des Kaisers Wilhelm ist jetzt so weit vorgeschritten, daß auch der „St.-A." die Veröffentlichung der ärztlichen Bekannt machungen eingestellt hat. Als günstigstes Zeichen wurde cs in seiner Umgebung betrachtet, daß er die Uniform wieder anzulegen wünschte. Die Volks menge schwenkte, als sich der Kaiser am Neujahrs tage in dieser an dem historischen Fenster zeigte, begeistert die Hüte und grüßte enthusiastisch. Aus Madrid schreibt man unterm 3. Jan.: Die gestrige Sitzung der Cortes, welche der Chef der Exekutivgewalt, Castelar, mit Verlesung einer Bot schaft eröffnete, wurde erst heute Morgen 4 Uhr geschlossen. Das Ministerium Castelar unterlag mit 120 gegen IM Stimmen. Castelar nahm infolge Lessen ssine Entlassung, und der Präsident der Cortes, Salmeron, bestieg den Stuhl des Präsidenten, als ein Lfffizier mit einem Briefe des General-CapitänS von Madrid, Pavia, erschien, in welchem die Auf lösung der Cortes gefordert wurde. Salmeron und andere Mitglieder der Versammlung ersuchten darauf Castelar, die Regierungsgewalt wieder zu über nehmen, welches der Letztere indeß ablehnte. Alsdann besetzte eine Compagnie Civilgarden den SM, und veranlaßte die Deputirtcn, denselben zu verlassen. General Pavia befand sich untcrdeß mit seinem Stabe und mit Artillerie vor dem CorteS- palast. Die Bildung eine« neuen Ministeriums wird erwartet. Neuere Nachrichten unterm 4. Januar melden: Das neue Ministerium unter dem Vorsitze de« Marschalls Serrano ist folgendermaßen zusammen gesetzt: Sagasta, Minister de« Auswärtigen; Zavala, Krieg-minister; Figuerola, Justizminister; Becerra, Minister für Landwirthschakt; Echrgaray, Finanz minister; Garcia Ruiz, Minister des Innern; Ad miral Topete, Marineminister. Sachsen. Se. Majestät der König haben den Commandeur der N. Infanterie-Division Nr. 24, General-Lieu tenant Rehrhofs von Holderberg, zum Commandeur der i. Infanterie-Division Nr. 23 und den Comman- dear der 2. Infanterie-Brigade Rr. 46, General major von Montbe, zum Commandeur der ik- Infanterie-Division Nr. 24 zu ernennen und zugleich dün erstgenannten General al« ein Zeichen beWl- dere» allerhöchsten Wohlwollen« da« Großkreuz de» Albrcchtsorden« mit der KriegSdecoration zu ver leihen geruht. Ferner haben Se. Majestät de« Dresdner Holzbildhauern Maximilian Friedrich Winde und Friedrich August Wehle, al« Jnhabem der Firma: Max Winde und Wehle", das Prädikat „Königliche Hoflieferanten" zu verleihen geruht. P Dresden, 5. Januar. Die beiden Sitz ungen unserer zweiten Kammer während der Neu- jahrSwoch: boten wenig, was von allgemeinem und hervorragendem Interesse wäre. Am Freitage lehnte man die Abänderungen und Zusätze ab, welche die erste Kammer zu dem Decret über einige proceß- rechtliche Bestimmungen beschlossen und stellte auf diese Weise den Wortlaut der Regierungsvorlage ' wieder her. Sonnabends wurde nach längerer Debatte der zur Vollendung des Dresdner Hof theater« geforderte Mehrbedarf von 375,000 Thlr. bewilligt, nachdem der vorige Landtag mit dem ausdrücklichen Zusatze „ein für allemal" die Summe von 400,000 Thlr. gegeben hatte. Diesem „ein für allemal" gegenüber erkannten fast sämmtliche Redner die Nothwendigkeit, nach Lage der Dinge die Nach bewilligung zu gewähren, weil andernfalls der jetzt bis zum ersten Stockwerk vorgeschrittene Bau als Ruine stehen bleiben müßte. Ebenso beschloß die Kammer, die Regierung zu ersuchen, einmal in der Woche das Theater bei Aufführung klassischer Stücke zu billigeren Preisen zu öffnen und den oberen Classen des Polytechnikums, der Gymnasien und Realschule» in Dresden dieselbe Vergünstigung in Bezug auf erniedrigtes Entree einzuräumen, wie den Offizieren der Armee. Ein Redner, I)r. Leistner, gab auch der Erwartung Ausdruck, daß man da» neue Gebäude nicht wieder unter die Intendantur veS Grafen Platen stellen werde, denn schwerlick finde sich eine FeuerversicherungSgcsellschast, die mit diesem feuergefährlichen Grafen Platen etwas zu thun haben möchte. — Die Heiterkeit, welche diese Aeußerung in der Kammer veranlaßte, wird wohl das einzige Resultat bleiben, welches der Redner er zielte. — Endlich wurde don der Kammer noch ein Antrag angenommen, der einige Aendcrungen in ter Behandlung der Budgetberathungen erfordert. Die erste Kammer wird erst den 12. Januar ihre Sitzungen wieder beginnen, da es ihr an allem Berathungsstoffe fehlt. Der Oberbürgermeister Pfotenhauer in Dresden feierte am, 2. Jan. sein fünfundzwanzigjährigr« Amt-» jubiläum. Kamenz, 3. Ja». Nachdem in Wiednitz dtö Rinderpest gänzlich erloschen und daher auch «ine Gefahr der Verschleppung nicht mehr vorhanden ist, hat die Absperrung de« Ortes aufgehört, die dazu commandirt gewesene Compagnie preußischer Soldaten ist abmarschirt und vorgestern von hier au« per Eisenbahn in ihr Standquartier Görlitz zurückgekehrt, während das sächsische Gardereiter-Commando heute abgrrückt ist. Infolge einer von Zittäu auSgezangenen An regung werden bei der bevorstehenden Reichstags-