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Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend Amtsblatt -es Königlichen Grrichtsamtes «n- des Stadtrathes zu K»tsch-svwerda 1874 Mittwoch, den 7. Januar ganz mittl. treib- mle »dt Reunundzwanzigster Jahrgang. D!e?e Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» «ad LouuabrndS, und kästet einschließlich »er Sana» ödende erscheinenden „delletriftischen Beilage" vierteljährlich IS Ngr. Inserare werden bi« Dienstag« und Freitag« früh N Uhr angenommen und kostet die gespaltene Eorputzrüe »der deren Stau« 1 Rgr. Die vielen Festtage der jüngsten Zeit lassen die Politik noch nicht, recht in Fluß kommen. Kein anderes Fest feiert der Deutsche mit so viel Be hagen und Nachdruck, als das WeihnachtSsest und kein anderes Volk mißt diesem Feste eine so große Bedeutung bei, als das unsrige. Die französische Nationalversammlung hielt ruhig ihre Sitzungen und beschäftigte sich mit den allerunbedeutendsten Dingen; bei den deutschen Landtagen versteht es sich von selbst, daß sie bis über Neujahr hinaus Ferien machen. Und wenn noch so dringende Geschäfte vorlägen, der deutsche Abgeordnete würde es sich nicht nehmen »affen, seinen Kindern am heiligen Abende den »Christbaum zu putzen und die Sylvesternachl bei der »Bowle zuzubringen. Mag das alte Jahr stürmisch »abschließen und das neue Jahr wiederum Stürme I in Aussicht stellen, der Deutsche will die Anfangs- I stunden des neuen Jahres in heiterer Gemüthlichkeit s verleben. Aber Alles hat seine Zeit! Weihnachten, Sylvester und Neujahrsfest, großes wie kleines liegen hinter uns; jetzt fordert die Werktagszeit uns wieder zu frischer Thätigkeit auf. Die Wahlen zum Reichstage stehen vor der Thür! Sie verlangen die ganze geistige Regsamkeit eines jeden Wahlberechtigten, damit er nach innerster Uebcrzcugung zum Wohl und Besten des Ganzen seine Wahl treffe. Das Wort vom „beschränkten Unterthanen-Berstand" ist gehaßt, weil es dem Bürger die Fähigkeit abspricht, in Staats- und Communalangelegenheiten seine Stimme in die Waagschale zu werfen. Aber leider macht sich dieser „beschränkte Unterthanen-Berstand" noch immer geltend, nämlich: wenn der Wähler aus > Bequemlichkeit oder sonstigen Rücksichten sich der Wahl enthält und dadurch darthut, daß ihm die Wichtigkeit des Actes noch nicht klar ist; oder wenn er sich willenlos in's Schlepptau irgend einer Partei nehmen läßt und damit zeigt, daß ihni die Reife zur Selbstprüfung fehlt. Erwägt man, welch' unge wöhnliche Wichtigkeit gerade die diesmaligen Wahlen haben, so kann nicht ost unh eindringlich genug daran erinnert werden, daß jeder Wähler seine Schuldigkeit thue und an der Urne erscheine. Wir wollen hier nur einen Gesichtspunkt hervorheben. Während der bevorstehenden Legislaturperiode des Reichstages geht die Herrschaft des Pauschquantums für Armee- und Marinezwecke zu Ende. Der jetzige Uebergangszustand hört aus und das constjtu- tionelle Budgetrecht des Reichstages soll Platz greifen. Es ist deshalb Pflicht der Wähler, dafür zu sorgen, daß die Anhänger des Pauschquantums nicht wieder die Mehrzahl im Reichstage bilden. Bon einer Herabminderung der Militärausgabcn, so wünschenswerth dieselbe wäre, wollen wir hier ganz schweigen; allein das Budgetrecht des Reichstages muß gewahrt werden und dies ist unmöglich, so lange sich der hauptsächlichste Posten im Reichshaus halte der genauen parlamentarischen Controle ent zieht. Es wird also bei den Wahlen darauf" an kommen, nur solche Männer in'S Parlament zu schicken, welche entschlossen sind, in dieser Cardinal- frage auf keinerlei Compromifse einzugehen. Daß unsere Leser sich von den reichsfeindlichen Sozialisten oder den vaterlandslosen Ultrawontancn sollten fangen lassen, befürchten wir nicht- Aber es gehört auch heute nicht mehr zum guten Tone, cvnservativ oder reaktionär zu sein und darum färben alle Stimmenbewerber ihr Programm liberal, ohne daß in ihrem Herzen auch nur eine liberale Fiber schlägt. Am meisten kokettiren sogar die Ultramon tanen mit dem Liberalismus. Hieran erkennt man am besten, wie man blos liberal demonstriren und doch im Kern das Gcgentheil von liberalen Grundsätzen wollen kann ; denn ein größerer Gegensatz als der unfehlbare Papst und der Liberalismus ist in mensch lichen Dingen nicht denkbar. Darum möge sich jeder Wähler seinen Candidaten genau ansehen, ehe er ihn zum Manne seines Vertrauens macht. Vor Allem aber hänge man nächsten Sonnabend jede Gleich giltigkeit und Bequemlichkeit an den Nagel untx eile zur Wahlurne. Aus Oesterreich liegen heute Nachrichten von politischer Bedeutung nicht vor. In Italien ist man wenig erbaut über den Eifer, den der Präsident der spanischen Republik seit einiger Zeit für die Interessen der katholischen Kirche entwickelt. Abgesehen von kleineren Aufmerk samkeiten, die Castelar bereits dem römischen Stuhle erwiesen, hat die spanische Regierung nunmehr der italienischen zahlreiche Dokumente vorlegen lasten, welche beweisen sollen, daß verschiedene römische Klöster entweder ganz oder wenigstens zum Theit rten >ard Piegel über düng, erden Der eten: j igt 6 rden. oder heim Er lagen jeder mach! Das von!