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nen Ntttt M- sind tuten f das kresdr» Hcklich rechen. >äl 1872. Mittwoch, den 11. September Politische Umschau. DaS vielbesprochene Ereigniß der Drei-Kaiser- Zusammenkunft ist in den letzten Tagen der vergangenen Woche zur Tatsache geworden. Zuerst langte der russische Kaiser in Berlin an. Die deutsche Hauptstadt hieß ihn mit der Herzlichkeit willkommen, welche eine große Nation für einen bewährten Freund empfindet. Kaiser Alexander ver dient es, ein Freund Deutschlands genannt zu werden, weil er von Anbeginn alle Kämpfe, die für Gründung des neuen deutschen Reiches geführt werden mußten, mit seinem neirlosen Wohlwollen begleitete, ohne störend einzugreifen. Er befand sich im Juni 1870 auf deutschem Boden und sah in EmS den König. Nach der unvermutheten Kriegserklärung durch Frankreich säumte feine Regierung nicht, ihre Neutralität zu erklären, und zwar keine bewaffnete, sondern eine unzweideutige. Nach dem Tage von Sedan, welcher französischen Uebermuth zu Falle brachte und in welchem all- Zeitgenossen eine neue über Deutschland aufgehende Sonne erkannten, nach diesem Tage beglückwünschte Kaiser Alexander den Sieger. Daher war es denn auch er, dem 6 Monate später sein dankbarer Freund, der neue deutsche Kaiser, den Abschluß und Inhalt der Friedenspräliminarien anzeigte und zwar mit den vielsagenden Worten: „Preußen wird niemals ver gessen, daß es Ihnen zu verdanken ist, wenn der, Krieg nicht die äußerste Ausdehnung angenommen hat." Die Antwort des Czaaren lautete: „3ch theile Ihre Freude, ich bin glücklich, im Stande ge wesen zu sein, Ihnen als ergebener Freund meine Sympathien zu beweisen." — Wie könnte nach solchen Vorgängen Berlin, ja das deutsche Volk, bei dem gegenwärtigen Besuche kalt bleiben? Auch die vier und zwanzig Stunden später (Freitags) erfolgte Ankunft des Kaisers von Oesterreich muß als ein freudiges Ereigniß begrüßt werden. Nach jahrzehnte langem Hader haben Oesterreich und Deutschland durch eine Trennung erreicht, was sie beide bedurften. Beide gehören nun sich selber und stören und lähmen sich nicht mehr gegenseitig, sondern dürfen sich wie Gestirne in ihren Bahnen nach natürlichen Gesetzen bewegen. War vorher Alles in Verwirrung, die Wege und Siebenundzwanzigster Jahrgang. die Gedanken, sollte mit einerlei Mitteln den un vereinbaren Zwecken und Bedürfnissen ungleicher Völker und entlegener Himmelsstriche gedient werden, so ist jetzt durch eine nothwendige Vereinfachung der Aufgabe und durch eine befreiende Theilung der Ländermassen Raum geschaffen für zwei Gemein wesen, wo eins hatte sein sollen, aber nicht sein können. Immerhin forderte aber diese Veränderung von dem kaiserlichen Hause Habsburg ein Opfer, eine Berzichtleistung. Es hatte lange im alten Deutschland die höchste Würde besessen und so viel Rechte und Vortheilc damit noch verbunden waren- sein genannt und genossen. Nun ist ihm in unseren Tagen abverlangt worden, sich gänMch aus Deutsch land zurückzuziehen, und ein lange von ihm be kämpftes Fürstenhaus trägt jetzt die deutsche Kaiser krone. Wäre es noch die alte Krone und wäre diese durch irgend eine Fügung von dem habsburgischen auf das hohenzollern'sche Haus übergegangen, so würde der frühere Besitzer den ihm widerfahrenen Verlust nicht leicht verschmerzt haben. Allein eine Entthronung ist hier nicht geschehen, das neue deutsche Kaiserthum ist keine Fortsetzung des früheren, sondern ist ein durchaus eigenartiges und ursprüng liches, welches der Inhaber seinen und seiner Väter Thaten verdankt. Daher hat es denn Kaiser Franz Joseph schon jetzt über sich gewinnen können, die Hauptstavt des neuen deutschen Kaiserreichs zu betreten. Er bezeugt dadurch, daß er mit dem Geschehenen zufrieden ist und giebt damit einen Beweis seiner sreundschaftlichen Gesinnung, der uns nur lieb und werlh sein kann. Seit ter Ncugründnng des deutschen Reiches strebt das deutsche Volk darnach, daß seine RechtSgemein- schaft zu einer möglichst vollständigen werde. Der deutsche Jurist en-Congreß, der in diesem Jahre 650 Mitglieder stark zu Frankfurt a. M. tagte, faßte mehrere darauf hinzielende Beschlüsse, die wir ihrer Wichtigkeit wegen nachfolgend zusammenstellen : I. Es soll, auch abgesehen von Handelssachen, die Giltigkeit der Verträge von der Beobachtung der schriftlichen Form in der Regel unabhängig sein, II. Die Herstellung eines gemeinsamen Wechsele rechts aller europäischen Staaten, sowie der Vereinigten Staaten von Nordamerika entspricht dem heutigen Stande der Wissenschaft und ist ein Be.ürfniß de- tnternätionalen Verkehrs und CreditS. Bischofswerda, Stolpe» und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes »nd des L^tadtrathe» zu Dischofsmerdo. Lies« ^rittchrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabend», und koket einschließlich der Sonn, abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 12'i, Rgr. Inserate «erden di« Dienstag« und Freitag« früh 8 llhr angenommen. ,