Volltext Seite (XML)
»vvr, ^L63.I »der in von enten Siebmundjwaaiigstrr Jahrgang. n oder »erden: ES ist notorisch, daß die Finanz-Männer, welche ei« feines Gefühl für nahenden Bankerott haben, diese Lehre für überwunden ansehen. Politiker alten Schlages müßten in der That in Verzweiflung ge- rathen und die Gründer der heiligen Allianz sich im Grabe umdrehen bei der Wahrnehmung, daß russische Noten nur achtzig, österreichische nur neunzig Procent stehen und französische Anleihe, und zwar republikanisch französische so sehr gesucht ist. Hat die heilige Allianz nach all' den Ereignissen, welche sie in's Grab ge bracht haben, noch irgend welche Lebenswurzel int Boden der Cabinette, so müßte man in der Monarchsn- Zusammenkunft eher eine Auffrischung dieses LebenS- keimes als irgend eine andere politische Combination erblicken. Aber auch Gedanken dieser Art liegen uns fern. Die heilige Allianz ist und bleibt todt, selbst wenn konservative Geister sie wirklich neu belebt oder belebungsfähig wähnen. Sie ist todt, weil eine Völker-Belebung einmal wachgerufcn ist, die nicht durch Cabinetskünste wieder in Todesschlummer ein gewiegt werden kann. Sie ist todt, nicht bloS in Deutschland, sondern auch in Oesterreich und in Rußland. Die fromme Phantasie der ehemaligen Allianz, welche in den Monarchen von Preußen, Oesterreich und Rußland die von Gott eingesetzten Hirten ihrer Völker erblickte, denen die Vorsehungs rolle auf Erden übertragen worden ist, gegenüber den kindlichen Völkern, diese Phantasie ist für immer dahin. Gäbe cS Geister, welche sie beleben wollten- so würden sie nur eine energische Katastrophe herauS- fordern, welche dergleichen Phantasmen für ewige Zeiten auch aus der Vorstellung der Menschheit verbannt. Schon seit einem Menschenalter hat sich in Deutschland 'die Lehre bewahrheitet, daß weit eher der Despotismus noch eine vorübergehende Rolle spielen könnte als der Absolutismus. Die Herrschaft der Gewalt gegen die innere Ueberzeugung der Völker wäre zeitweise möglich. Dies wäre Despotis mus. Der Absolutismus aber, der auf der Naivetät der Menschen beruht, auf dem Glauben, daß die Herrscher wirklich Weiser und einsichtsvoller find als die Regierten — diese Phase ist für immer dahin. Sie ist nicht bloß in Deutschland auSgestorben, sie ist auch in Oesterreich nicht vorhanden und findet Die Zusammenkunft der Kaiser. Unsere national-liberalen Tagespolitiker haben sich einen höchst interessanten Trost ausgesonnen gegenüber dem Vertrauensvotum der zweiundvierzig Milliarden, welche die Fivanzwelt der französischen Nation angeboten. Unser Trost soll „die Zusammen kunft der drei Kaiser" sein, welche Milliarden auf wiegt. Wenn die Franzosen leichtfertig genug sein sollten, ihren finanziellen Credit politisch verwerthen und unter besserer Rüstung nochmals einen Krieg zu entzünden, so mögen sie sich's merken, daß Deutsch land in der Zusammenkunft der drei Kaiser einen Friedensbund garantirt sieht, der den Friedensstörer züchtigen wird. Wir unsererseits sind nicht so tief eingeweiht in die Geheimnisse der Monarchen - Conferenzen, um dergleichen Folgerungen mit Zuversicht zu behaupten. Wir wissen, daß die Monarchen-Zusammenkunft im Jahre 1865 den Krieg des Jahres 1866 nicht ver hindert und die noch feierlicheren Besuche in Paris im Jahre 1867 die Catastrophe von 1870 nicht be seitigt hat. Welch' schwere Verantwortlichkeit würde jeder Krieg den Regenten aufbürden, wenn sie wirk lich durch Besuche Friedensgarantien gewähren könnten. Wir sind auch nicht so leichtgläubig zu meinen, daß Rußland für das deutsche Kaiserreich schwärmt und Oesterreich aus Liebe für den Frieden aufhören wird, die russischen Agitationen im Orient mit gerechter Eifersucht zu überwachen. So ernstlich wir wünschen, daß sich die Franzosen nicht in Kriegsgelüste versenken mögen , so zweifelhaft ist uns jede Friedensgarantie, wenn sie blos auf Monarchen-Zusammenkünften beruht. Soll indessen diese Zusammenkunft einen politi schen Hintergrund haben und in irgend welcher Be ziehung zu dem kolossalen Milliarden-Angebot stehen, so möchte dies auf ganz andere Combinationen Hin weisen. ES ließe sich denken, daß die alte heilige Allianz denn doch stutzig würde über den unbegrenz ten Credit, welchen die Republik Frankreich genießt und zwar zu einer Zeit genießt, wo dix Nation noch ik innerer Zerrüttung ist und sich ein Theil des .Reiches noch unter Feindesgewalt befindet. Die gutgesinnte Lehre, daß die Republik die Mordflusia, der Bankerott, die Creditlosigkeit sei, hat durch die Sie ist" nicht bloß in Deutschland auSgestorben, ste Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Amtsblatt -eo Königlichen Werichtoamtes und -es Atadtrathe» zu Kischolswerda. Vies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwock« und Sonnabends, und koket einschließlich der Sonn abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich l2'j, Ngr. Inserate werden bi« Dienttag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. Sonnabend, den 1V August