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11872. Mittwoch, den SS. Juni für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -»Königlichen Verichtsamtes «n- -es Sta-trathes zu Kischsfomer-a. Vies» Aeitschn'ft erscheint wöchentlich zwei Mal, MittwocbS und Lonuadrnds, und koket einschließlich der Eon»- adead« erscheinenden „bclletristischm Beilage^' vierteljährliL 12'1, Nge. Inserate werden bi« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen und kostet die gespaltene Eorpuszeile »der deren Raum 8 Pfennige. 4d«nnvmvllt8 -Linlsäll»§. Mit Nr. 51 schließt das zweite Quartal des „sächsischen Erzählers". Wir laden zu neuen Be stellungen auf das dritte Quartal höflichst ein und bitten, dieselben rechtzeitig bewirken zu wollen, damit keine Unterbrechung in der Versendung eintritt. Die Erpkditio« r» ..lächs. Erzähle»". Politische Umschau. Der Schluß der Reichstags-Session erfolgte diesmal in der schlichten Weise des vorigen Jahres, die, wie es scheint, zur Regel werden soll. Ursprünglich auf 4 Wochen berechnet, hat die Session die dreifache Ausdehnung erhalten und ist durch Zahl, Größe und Gewicht der Aufgaben — um mit den Worten des Präsidenten Ur. Simson zu reden - zu der bedeutungsvollsten, aber auch müheseligsten der letzten Jahrzehnte geworden. Bon Vorlagen des Bandesraths wurden nicht weniger wie 39, darunter 20 Gesetze theilweise sehr umfassender Natur, erledigt. Aus der Milte des Hauses selbst gingen 13 Anträge hervor, die mit Ausnahme von zweien ihre Erledigung fanden. Gegen 3000 Petitionen haben ein UebrigeS gcthan, den Mitgliedern das Leben sauer zu machen. Sehr oft spricht man von dieser allerdings erstaunlichen Thäligkeit des-Reichstages mit einem gewissen Naserümpfen und bezeichnet sie als „Gesetzes fabrikation", welcher der Mangel jeder Fabrikarbeit, die Leichtfertigkeit und Schablonenhastigkeit, anhafte. Allein dies sind wohlfeile Phrasen, die ebenso gedankenlos ausgegeben wie angenommen werden. Ist es nicht wiederholt ausgesprochen und anerkannt, daß das neue deutsche Reich einer angespannten gesetzgeberischen Thätigkeit bedarf? Damit, daß die deutsche Einheit proclamirt worden, ist doch nicht Alles fix und fertig; soll die neue Schöpfung lebens fähig erhalten werden, soll nicht Alles in verderblichen Stillstand gerathen, so ist eine ununterbrochene organisatorische Arbeit auf allen Gebieten, politischen «ob wirthschaftlichen, erforderlich; ja sie wird noch Jahre lang erforderlich sein, da wir uns unter den Augen eines mißgünstigen Nachbars und im Wider- Siebenundzwanzigster Jahrgang. streben mächtiger, innerer Feinde zu consolidiren haben. Man kgnu zugeben, daß bei der gehäuften Arbeit und bei der Fülle der Aufgaben, die zu be wältigen sind, Manches mit unterläuft, was einer vorurtheilsfreien, vom politischen Parteistandpunkte unbeeinflußten Critik nicht Stand hält; indessen kann, doch Niemand, welcher sich mit der neuen Entwicklung der Dinge befreundet hat, verkennen, daß hier nur die Wahl ist, entweder derartige Mängel mit in den Kauf zu nehmen resp. sie gelegentlich zu ver bessern oder durch gemächlichere Arbeitsweise die wichtigsten organischen Gesetze vor den Thüren des Reichstags aufstaucn zu sehen. Wenn der Reichs tag größere Erfolge als andere parlamentarische Körperschaften in der gleichen Zeit aufzuweisev hat, so liegt dies zum Theil an der bedeutenden Arbeits kraft und Arbeitslust seiner Mitglieder. Zum anderen Theil übt der Geschäftsgang, bedingt durch die Geschäftsordnung, auf die Förderung der Arbeit einen günstigen Einfluß. In letzterer Hinsicht stehen noch namhafte Verbesserungen bevor. Der Bundes rath hat es sich sicherlich all nolsm genommen, was ihm von allen Seiten des Hauses vorgeworfen worden, daß er nämlich nicht rechtzeitig die Vorlagen und die wichtigsten unter ihnen gerade am spätesten an das Haus gelangen läßt. Diesem Verlangen wird der Bundesrath, der ja ebenfalls nicht gewohnt ist, auf der Bärenhaut zu liegen, wohl nachkommen. Der zweiten an ihn gestellten Forderung, bei Beginn jeder Session über seine Entschließungen hinsichtlich der vom Hause gefaßten Beschlüsse Mittheiluygen zu machen, dürfte er um so eher genügen, da damit dem Reichstage Wiederholungen und zahlreiche An fragen erspart werden. Ein drittes Moment, welches auf die Thätigkeit des Reichstages günstig wirken wird, ist die Abbestellung der Unregelmäßigkeit der Sessionen, die vom nächsten Jahre an wohl in be stimmten Perioden stattfinden werden. Die Maßregeln gegen den CleruS folgen in Preußen Schlag auf Schlag. Der Ausschließung der Jesuiten reiht sich die Beseitigung sämmtlichcr Ordensgeistlichen, also nicht blos der Jesuiten , aus den Schulen an. Die „Speo. Ztg." meldet darüber: „Seitens des Cultusministers vr. Falk sind Erlasse abgegangen, welche das Berhältniß der Mitglieder geistlicher Genossenschaften zu der Volksschule betreffen.