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für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend» Amtsblatt -es Königlichen Gerichtoamtes und des -Kta-trathes zu Kischofowerda. Vteft Zeitschrift erscheint wöchentlich jwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und koket einschließlich der Soun« »dendt erscheinenden „belletristischen Beilage" viert«ijährltch 12'!, Rgi. Inserate werde» bi« Dienstag« und Freitag« - früh 8 Uhr »»genommen und kostet die gespaltene Sorpu-zeile »der deren Raum 8 Pfennige. 43. Sonnabend, den 1. Juni. j 1872» Zur gefälligen Beachtung. Von Seiten des kaiserl. Zeitungs-Comptoirs ist die dankenswerthe Einrichtung getroffen worden, daß nicht mehr wie bisher bei den Post-Anstalten nur Quartal-Abonnements auf den „sächsischen Erzähler" angenommen werden, sondern daß man von jetzt an auch auf zwei Monate und einen Monat abonniren kann. Es steht in dem Belieben eines Jeden, jetzt z. B. auf das ganze II. Quartal mit 12j Ngr., auf zwei Monate mit 84 Ngr., oder auch nur auf den letzten Monat Juni mit 4H Ngr. zu abonniren und werden derartige Abonnements bei allen deutschen Post-Anstalten entgegengenommen. Expedition des „sächsischen Erzählers". Der neue Kampf. Die wunderbaren Kräfte, welche die Weltgeschichte erzeugen, ruhen nicht auf lange Zeit. Kaum haben sie eine der zählenden Ideen durch große und ge waltige Ereignisse zum Ausdruck gebracht, so beginnt es von Neuem zu brauen und zu kochen. Längst vorher bestandene Elemente gerathen mehr und mehr in eine Art Aufruhr, dem der Kampf nachfolgt. So sehen wir jetzt deutlich vor unseren Augen dies geheimnißvolle, unabwendbare Brauen der Ge schichte, wie es einem vulkanischen Ausbruch vorher zu gehen pflegt. Kaum daß der letzte furchtbare Krieg Deutschland zum Siege geführt und damit einen Fortschritt der Völkercultur vollbracht, hat, so rücken die jedem BorwärtSstreben feindlichen Elemente näher an einander, um den Kampf einzuleiten. Deutschland, an die Spitze der europäischen Mächte gestellt, sieht sich durch eine unfaßbare Macht zum entscheidenden Kampf gegen Rom und den Kirchen a bs o lut i sm Ns gedrängt. Die Geister rangiren sich von selbst und unvermeidlich wird es sein, daß die Gegensätze durch ihren Anprall die nächsten große» Ereignisse bewirken. So nimmt die Geschichte einen abgerissenen Faden der Cultur wieder auf. Deutschland rief in den letzten Zeiten seiner alten Macht und Blüthe die Reformation hervor und erlag in diesem Kampfe zu ohnmächtiger, politischer Schwäche. Jetzt ist es wieder erstarkt, gewaltiger und kräftiger als je ge worden. Sofort sehen wir, wie das Werk der Re- Eiebenundjwanjigster Jahrgang. formation, der Kampf des deutschen Geistes gegen die römische Knechtschaft, seine Fortsetzung findet. Alle unsere Begriffe von Cultur und Fortschritt müßten falsch sein, wollten wir verneinen, daß Deutsch land in diesem Kampfe an der Spitze der geschicht lichen Fortschrittspartei steht. Wie Frankreich eine Zeit lang als Vorkämpfer politischer Freiheit an' der Spitze der Civilisation marschirte, so ist, nach dem es seine Mission verpfuscht und vorläufig be endet hat, Deutschland wiederum der führende Streiter für die Geistesfreiheit geworden. Nach dem Zeitalter der Revolution ist das der Reformation wieder angebrochen. Aber der Kampf, das kehrt uns die Geschichte, wird lang und schwer werden. Schon vor einem Jahrhundert erging es den Jesuiten so schlecht, wie es ihnen kaum noch schlechter je ergehen wird — und dennoch ist ihre Macht heute so gewaltig wie nie zuvor. Der Haß gegen diesen Orden wurde im vorigen Jahrhundert namentlich durch Voltaire ein so allgemeiner, daß sich der heutige damit gar nicht vergleichen läßt. Durch ganz Europa erklangen die Klagen über die geheimen Verbindungen und Gelüste der Jesuiten. Sie hatten damals eben den süd amerikanischen Staat Paraguay gegründet und ein Jesuitenheer sogar ein christlich portugiesisches in offener Feldschlacht geschlagen. Deshalb brach der Ingrimm zuerst in Portugal aus und verlangte vom Papste die Aufhebung des Ordens. Als Papst Cle mens Xlll. dies verweigerte, jagte Man einfach die Ordensbrüder aus dem Lande. Spanien folgte dem Beispiele Portugals und ließ die Jesuiten ohne Um stände auf Schiffe bringen und nach Rom trans- porliren. Zuletzt verbanden sich alle bourbonischen Höfe und die Jünger Loyolas wurden nun noch aus Sicillen, Neapel, Parma, Corsica, Malta und Frank reich vertrieben, ohne daß sich die betreffenden Re gierungen durch die päpstlichen Bannbullen Men ließen. Der Nachfolger des Papstes, Clemens XIV., war ein Feind der Jesuiten und wußte selbst Maria The resia zn bewegen, auch die österreichischen Staaten den Jesuiten zu verschließen. Am 21. Juli 1773 erließ Clemens die berühmte Bulle, welche den Jesuitenorden In der ganzen Welt auf hob. In seiner Freude darüber schrieb Oesterreichs hoch-