Volltext Seite (XML)
für . Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes and -es Atadtratheo zu Kischofowerda. vj«s« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, MittwockS und Sonnabends, und koket emschließkich der Sonn abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 12'j, Ng«. Inserate werden bi« Dien«tagt und Freitag« früh 8 Uhr angenommen und kostet die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 8 Pfennige. -Sachsen. Bischofswerda, 23. Mai. Die herrliche Pracht, in welcher zum Pfingslfeste die Natur sich entfaltet hatte, zog abermals Tausende hinaus auf die Berge und in die Thäler, um sich der lieblichen Frühlingspracht zu freuen und neu gestärkt heim- zukkhren an die gewohnte Arbeit. Schon der Sonn abend vor dem Feste war auf unserm Bahnhofe äußerst belebt, unendlich lange Züge mit Passagieren gefüllt gingen hier durch, theilS nach der Lausitz, theils nach der Residenz und oft Stunden lang mußten die von hier aus weiter fahrenden Fremden auf den Zug warten. Es war ein reges Treiben; denn ein Jeder, der sich von zu Hause trennen konnte, suchte eine kleine Pfingstrcise zu unternehmen. Leider trübte die Aussicht auf gutes Wetter ein heftiges Gewitter, welches Sonnabend Nachmittag über unsere Stadt zog und sogar mit Schloßen begleitet war, die einzelnen Feldbesitzern nicht unerheblichen Schaden verursacht haben und in der Stadt selbst vielfach Fensterscheiben zertrümmerten, auch in den Fluren der umliegenden Ortschaften Goldbach, Schönbrunn, Pohla re. ganz bedeutenden Schaden anrichteten. Glück licher Weise dauerte das Unwetter nicht lange und der erste Pfingstfeiertag brachte uns einen herrlichen Frühlings morgen. Auch unsere Stadt und unsere ebenfalls so liebliche Umgegend ward vielfach von Fremden besucht. Hauptsächlich aber führte das alljährlich staltfindende Pfinstschießen, welches den 2. Feiertag begann, sehr viel Auswärtige in unsere Stadt. Das Schützen corps hielt diesmal znm ersten Mal seinen feierlichen Auszug in dem militärischen Jnfanteriehelm und zog von unzähligen Menschen begleitet auf den Festplatz vor dem Schießhause. Hier war nun bald ein munteres, fröhliches Treiben, alle Zelter waren stark bis zur späten Abendstunde besetzt und nirgends störte ein Mißton die angenehme Festfreude. Bei Be endigung dieses Festes wurden Dienstag Abend als Schützenkönige eingeführt Herr Destillateur Gnauck und Herr Schmiercmstr. Neumann, sowie als Marschälle Herr Adolph Kind und Herr Scklossermstr. G i g a s. Leider war Mittwoch ein Regentag, doch wurde dennoch das zu diesem Tage vom Töpfermstr. Hrn. Gagel gestiftete Legat, für die Frauen bestimmt und in einem Vogelschießen bestehend, abgeschofscn und herrschte arrch zu dieser Fcstfeier die ungetrübteste Eikbenuiidzwanjigster Jahrgang. Freude. Soeben erfahren wir, daß die Schützen gesellschaft abermals ein Legat von 200 Thlr. von Herrn Kaufmann Bernhard Kunze erhalten hat. Bischofswerda, 24. Mai. Die Pferde musterung in hiesiger Stadt findet in den Frühstunden des 27., 28. und 29. Mai statt. Betreffs der über dieselbe verbreiteten irrthümlichen Annahmen schreibt der „Voigtl. Anz.": „Unter Anderem hat man die Vermuthnng aussprechen hören, es solle in nächster Zeit ein Theil der gegenwärtig bei der activen Armee zum Dienst gebrauchten Pferde ausrangirt und zu deren Ersatz sodann diejenigen Pferde ein gezogen werden, welche bei der jetzigen Vormusterung als brauchbar befunden worden seien; ganz besonders aber hat die Annahme Eingang gefunden, als ob diejenigen Besitzer, deren Pferde von den zusammen getretenen Commissionen als zu militärischen Zwecken tauglich anerkannt worden seien, die freie Disposition über ihre Pferde verloren haben, d. h. dieselben nicht veräußern dürften oder wenigstens über einen statt findenden Verkauf Anzeige zu erstatten hätten. Im Interesse des Publikums überhaupt, wie der Pferde besitzer insbesondere, halten wir uns auf Grund uns von authentischer Stelle zugegangener Mit- thciluugcn für verpflichtet, allen diesen irrigen An sichten, welche nur dazu angethan sind, die bei MlS bisher unbekannten Pferdemusterungen in einem falschen Lichte erscheinen zu lasten, entgegenzutreten, und bemerken hierbei zunächst, daß diese von 3 zu 3 Jahren, jedesmal in dem den dreijährigen allge meinen Volkszählungen folgenden Frühjahre zu wiederholende Maßregel nur den Zweck hat, ein all gemeines Bild des Pferdebestandes im Lande zu ge währen, um darnach ermessen zu können, ob die für eine einiretende 'Mobilmachung erforderliche Quantität und Qualität an Pferden vorhanden sei. Wenn schon hiernach erhellt, daß also dabei von einer Aushebung von Pferden für den Bedarf der Armee in Friedenszeiten durchaus nicht die Rede ist, so ist es eben so nnbegründet, zu glauben, daß die betreffenden Besitzer irgend welcher Beschränkung oder auch nur Controls in Bezug auf ihre als kriegS- tauglich befuudenen Pferde unterworfen seien; viel mehr ist eS nach Maßgabe der einschlagenden ge setzlichen Bestimmungen Sache der in den einzelnen VormosterungSbezirken beständig bestellten Commissare,