Volltext Seite (XML)
MF- Mittwoch, de« 13. März ÄH '-E'E - j .. Sischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Amtsblatt -esKöniglichen V-richtsamteo «n- des Ktadtrathes zu Kischsfswerda. VUl« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoeb« and Sonnabends, nnd koket einschließlich der Sonn» ^-«nd« erscheinenden „belletristischen Beilage" »ierteljährlich 12's, Rgi. Anserate werden bi« Dienstag« »ad Freitag« früh 8 Uhr angenommen und kostet die gespaltene SorpiiHeile oder deren Raum S Pfennige. >1872. geleitet hat, dieses Gesetz aus dem UnterrichtSgesH herüberzunehmen und gerade jetzt nicht mehr die Ge duld zu haben, die wir früher hatten, das war die Erwägung, daß wir früher in einem von ganz Europa beneideten confessionellen Frieden gelebt haben, und zwar auch mit der Confesfion, mit ' welcher es für eine evangelische Dynastie am schwierigsten ist, mit der römisch-katholischen. Dieser Frieden fing an, minder sicher für uns zu werden und von dem Augenblick, wo Preußen und mit ihm die evange lische Dynastie eine stärkere Entwickelung nahm. So lange zwei katholische Großmächte in Europa waren, von denen jese eine stärkere Basis für da katholische Bedürfniß bot, als Preußen, haben wit den Frieden gehabt. Dieser Frieden wurde schon bedenklich anzefeindet nach dem österreichischen Kriege; als damals die Macht, die in Deutschland so lange das katholische Princip aufrecht erhalten hatte , 1866 im Kriege unterlag und die Zukunft Deutschlands in die Hand eines evangelischen Staates gclegr wurde. Aber man verlor die Ruhe auf der andern Seite vollständig, als Pie zweite katholische Hauptmacht in Europa denselben Weg ging, und uns eine Macht zufiel, Vie mit Gottes Hilfe in unserer Hand bleiben wird. So ist wenigsten« die Tharsache bestätigt, daß gleichzeitig mit Preußens Wachothum sich eine Verminderung des confessionellen Friedens herausgestellt hat. Inwieweit das mit den Absichten einer Partei zusammenhängt, Waffen für ihre Zwecke in die Hände zu bekommen, und inwieweit diese Auffassung vom diplomatischen Stand punkte getheilt wird, das characterisirt am besten der Bericht eines unserer hervorragendsten Gesandter in einer der wichtigsten Stellungen, der zufällig in meiner heutigen Post enthalten ist und mich eigener Aeußerungen überhebt. (Der Ministerpräsident ver- - liest einige Stellen aus einem Gesandtschaftsbericht neuesten Datums, der fast wörtlich Folgendes ent hält: „Die in Frankreich gewünschte Revanche k sich an die Heraufbeschwörung religiöser Zerriss« in Deutschland. Die deutsche Gnheit und soll durch diesen Zwiespalt lahm gelegt werde«, der gesummte CleriiS, von Rom geleitet, soll Ül Verbindung mit diesen Bestrebungen den römischen Hoffnungen auf Wiederherstellung der weltliche« Macht des Papstes dienstbar sein. In Frankreich ist eine gegenseitige Vereinbarung oder besser Dupirung des Politische Umschau. Der große Kampf im preußischen Herrenhause «tu da» Schulaufsichtsgesetz endete mit dem Siege des Fürsten Bismark. Nicht bloS Deutsch land, ganz Europa war auf den Ausgang dieses Kampfes gespannt. In allen denkenden Kreisen wird, derselbe Nicht nur als ein Kampf für die Un abhängigkeit des Staates gegen eine mittelalterlich kirchliche Mediatisirung, sondern gleichzeitig auch als ein Kampf deutschen GemütheS und deutschen Gewissens Hegen jesuitisch-römische Verterbung betrachtet. Es »st begreiflich, daß ein Mann, der an der Gründung eines Staates einen hervorragenden Äntheil gehabt, sich auch um die Erhaltung und Sicherheit desselben mehr Sorge macht, als andere Leute. Manche Menschen sind nun einmal, allen staatlichen Dingen gegenüber, geborene und unverbesserliche Philister. Etwas Großes macht sie niemals warm und heiß; ihre kleinen häuslichen Geschäfte besorgen sie vielleicht ganz ordentlich, aber ob der Staat gesichert ist, oder zu Grunde geht, das ist ihnen völlig einerlei und liegt außer ihrem Gesichtskreis. Sie haben sich niemals Rechenschaft davon gegeben, wie Staaten entstehen und erhalten werden ; sie halten allenfalls ihren pünktlichen Gang in der Tretmühle für ein Mittel zur Erhaltung des Staates, aber einen Be griff von den Grundeigenschaften, Eigenthümlichkeiten und Lebensbedingungen ihres Vaterlandes haben sie nicht. Diese Geister, die den Wald vor Bäumen nicht sehen, vermochten schon bei den Verhandlungen des Abgeordnetenhauses nicht zu begreifen, warum man denn dem Schülaufsichtsgesetze eine so große Be deutung ftir das deutsche Reich zuschreiben sollte. Die Bekämpfung der welfischen Umtriebe durch den Reichskanzler war ihnen unverständlich oder erschien ihnen übertrieben. Sie kamen nicht auf den Ge danken, der doch ziemlich nahe lag, bei dem Worte welfisch an alle politische Gegnerschaft zu denken, die neben der jesuitisch-römischen unser Deutschland zu bestehen hat. Mit den Jesuiten in Rom und in unserer Mitte thun sich die auswärtigen Mächte, die uns feindlich sind, zusammen; mit den kirchlichen Feinden, die uns nachstillen , verbrüdern sich die Politischen : dies hat der deutsche Reichskanzler dem Herrenhause erläutert, indem er sagtet WaS uns Siebenundz« «»zigster Jahrgang.