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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt de» Königlichen Gerichlsamtes »nL Leo Atadtrathes zv Kischofsmerda^ ikum Mittwoch, den 21 Februar len- Siebenundzwanjigstkr Jahrgang. viele Zeitschrlfk erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch»« un» Loreuabenv», und kostet einschließlich der L«» «»end« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 12'j, Nge. Inserate «erden bi« Dienstag« und Freitag früh 8 Udr »ngenammen und kostet di« gespaltene korputjnle oder deren Raum 8 Pfennige. Wie einst der tapfere Feldherr der Römer die Schiffe verbrannte und sich und seinem Heere den Rückzug abschnitt, als es den Kampf gegen den Feind an der afrikanischen Küste galt, so hat auch der Staatsmann des deutschen Reiches jetzt, wo es den Kampf gegen den inneren Feind des Reiches gilt, durch eine offene, bindende Erklärung sich jedes Zu- rückwcichen abgeschnittcn und „Siegen oder im Kampfe unterliegen" lautet für ihn die Parole. Er will, wie er der konservativen Partei zuricf, mit jedem konstitutionellen Mittel die Angelegenheit mit dem Schulaufsichtsgesetz zum Abschluß bringen. Welches sind nun diese konstitutionellen Mittel, welche Fürst Bismark gegen den störrischen Factor in der Gesetz gebung zur Anwendung bringen kann? Entweder die Umgehung des Herrenhauses und die Erreichung des vorgesteckten Zieles durch die Reichsgesetzgebung, oder ein Peersschub. Das erstere Mittel scheint uns nicht anwendbar, da das vorliegende Gesetz nicht zur Competcnz des Reiches gehört und also auch von der Reichsvertretung nicht beschlossen werden kann. Hätte man im BunvcS- rathe dem vom Reichstage über die Erweiterung der Reichscompctenz auf die gesammte Civilgesetzgcbuug seiner Zeit gefaßten Beschlüsse zugestimmt, dann wäre jetzt die Schwierigkeit für Preußen minder groß. Allein der Bundesrath that dies nicht und augenblicklich läßt sich Geschehenes nicht ungeschehen machen. Wie die Dinge nun einmal liegen, wird es wohl dem Fürsten Bismark am rathsamsten scheinen, einen Peersschub vorzunehmen, d. h. eine ihm hinreichend erscheinende Zahl von neuen Herrenhausmitgliedern bewirken, die seiner Politik geneigt sind. Dieses Mittel ist in England sehr gebräuchlich und wird von der Regierung benutzt, um sich im Oberhause eine Majorität, zu verschaffen. Ein solcher Peers schub Hätte in Preußen gegenwärtig noch manche andere Bortheilc, die nicht leicht wiegen. Nicht nur, daß damit die Annahme des Schulaufsichtsrechts er möglicht wird, sondern man legte auch die. ander weitige Opposition damit auf eine Weise lahm, die das Herrenhaus schon seit geraumer Zeit gegen alle zeitgemqßen Fortschritte aus dem Gebiet der Gesetz ¬ gebung erhebt. Nicht selten, besonders in jüngere? Zeit, erwies sich das Herrenhaus als der Hemmschuh, der die Sessionen ziemlich resultatlos verlaufen ließ.' Ein solcher Peersschub würde etwas frischeres Blut in die feudalen Adern dieser Körperschaft gießen und somit eine Reform derselben bewirken, die eben so, nothwendig als nützlich ist. Noch in dieser Woche dürfte der Kampf im Herrenhäuse beginnen und HS ist eine sehr berechtigte und erklärliche Spannung, mit der man ihm entgegensieht. Die Schallwellen der jüngsten parlamentarischen Debatten im Abgeordnetenhause, reichten übrigens über Deutschland hinaus bis Rom, denn die Spitzen der klerikalen Fraktion und einige andere katholische Mitglieder sind vom Papste mit Orden belohnt worden. Auch das ist nicht uninteressant, was Ber liner Blätter über die Jntriguen erzählen, ' die 'zu jener Zeit im kaiserlichen Palast spielten. Indem Fürst Bismark gegen den Abg. Windthorst bei der Debatte bemerkte: daß der Pfeis, den derselbe ab geschossen, als er ihn des Abfalls vom monarchische» Princip angeklagt, an dem Punkte, wohiit er Mielt sei, machtlos abpralle, und wenn er später mit rätsel hafter Anspielung bemerkte, der bitterste Feind einer bestimmten Monarchie dränge sich nicht selten unter der Maske der Freundschaft an den Monarchen heran, nm Rathschläge zu ertheilen, die höchst ge fährlich sind, so hatten diese Vorgänge eben auf Palast-Jntriguen Bezug. Herr Windthorst soll näm lich einen Versuch gemacht haben, der den Sturz des Reichskanzlers bezweckte. Sein Helfershelfer war der streng ultramontane Fürst RadzinM, welcher durch Juzendbeziehungen im engen persönlichen Ver hältnisse zum Kaiser steht. Daß der Versuch , kläg lich mißlingen mußte, hätte sich Windthorst bei Üp- befangener Erwägung der Sachlage selbst sagen können. Er ist zwar ein feiner Kopf., aber allzu scharf macht schartig und der Reichskanzler versteht bekanntlich in solchen Dingen keinen Spaß.. DatuHz brachte er in der Debatte auch au's Tageslicht Hä- diese Herren im Geheimen gegen ihn geplant ünv gesponnen. s In Oesterreich sind die öffentliche» Ang Heiken seit voriger Woche nicht fortgerückt. Ministerium Auersperg betheüerte' seineVerfaffuM- treue Und fordert zum Vertrauen aufs welcher' LÜH, l)s.L