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> 886 <»8, dasselbe v daß nur 10- und 20-Markstücke ausgeprägt werden sollen: Demgemäß mußte es auch aus tz 4 entfernt werden, der von dem Berhältniß des Goldes zum Kupfer in.,den Heiden übrig ^leihenden Goldmünzen handelt. ! § 5 lautet: „Die Reichsgoldmünzen tragen auf der einen Seite den Reichsadler mit der Umschrift: „Deutsche R.ichsmünze" und mit der Angabe des Werthes in Mark, sowie mit der Jahreszahl der Ausprägung; auf der anderen Serie das Bildniß de« Landesherren, beziehungsweise das Hoheits- zeichen der freien Städte, mit einer entsprechenden , Umschrift und dem Münzzcichen. Sie werden im Ringe mit einem glatten Rande geprägt, welcher die vertiefte Inschrift „Gott mit uns" führt. Hierzu beantragte Graf Münster: statt: „das Bildniß des Landesherren rc." zu setzen: „das Bild niß des Kaisers" und motivirte dies mit der Un- theilbarkeit der Münzhoheit. Der würtemberg'sche Minister v. Mittnacht bat, das zwischen den Re gierungen über die ersten Paragraphen der Vorlage zu Stande gebrachte Ccmpromiß nicht zu stören. Die Rcichsmünze werde in der beschriebenen Gestalt dem heutigen Zustande des deutschen Reiches ent sprechen. — Fürst Bismark erklärte sich ebenfalls gegen den Münster'schen Antrag, da aus ihm kein Dortheil für das Reich erwachse. Die Fürsten, indem sie ihr Bildniß auf die Reichömünzen prägten, be kundeten damit die Anerkennung des Reiches. Es sei ihm als Reichskanzler in keiner Weise gleichgiltig, wie die verbündeten Monarchen zur Zeit gestimmt seien. Im Uebrigen würde das Bildniß des Kaisers nicht in jeder Hütte einen freudigen Eindruck machen, sondern in weiten Bezirk« das Gefühl der Media- tisirung erwecken. — Abg. v. Treitschke hofft, man werde die Regierungsvorlage annchmen. Die künftige Zeit erblicke in dieser Münze ein Bild des Reiches, wie es sich um das Jahr 1872 darstellte: der Adler herrschte, aber das Bild des Landesherrn wurde in Ehren gehalten. Redner schließt: In allen Macht fragen Einheit, in allen Formfragen freies Spiel für Besonderheiten, überall aber bundesgenössischer Sinn in deutscher Treue. (Lebhafter Beifall). Der Antrag des Grafen Münster ward hierauf mit allen gegen drei Stimmen ab gelehnt, auf An trag Bambergers aber beschlossen, statt der Auf schrift „Deutsche Reichsmünze" zu setzen „Deutsches Reich". In dieser Fassung wurde tz 5 genehmigt. — Die übrigen Paragraphen der Vorlage wurden unverändert angenommen, ebenso das ganze Gesetz in zweiter Lesung. Ob in dritter und letzter Be- rathung noch wesentliche Abänderungen erfolgen, muß abgewartet werden; am Zustandekommen des Ganzen dürfte nunmehr aber kaum zu zweifeln sein. — Neben diesen Verhandlungsgegenständen fuhr der Reichstag auch mit der zweiten Berathung des Reichshaushalts- Etats fort und genehmigte ohne Aenderung der Ziffern folgende Abschnitte: Zölle und Verbrauchs steuern 62,536,100 Thlr.; Wechselstempelsteuer 1,347,520 Thlr.; Salzsteuer 10,491,340 Thlr.; Braumalzsteuer 3,214,880 Thlr.; Post- und ZeitungS- , Verträge, wie z. B. der AuslieferüngSvertrag zwischen dem deutschen Reich und Italien u. s. w. zu erwähnen, welche im Laufe der vergangene^ Woche das Arbeitspensum d«S--WWtMchWÄM rPBAe Erledigung fanden. In de? gsegenwärngrn'Mche steht der Schluß des Reichstags zu erwarte« , da sowohl in Preußen wie bei uns in Sachsen werde« am 27. d. M. — also nächsten Montag — die Kammern zusammentreten. ' Aus Baiern wird gemeldet, daß der König seine Zustimmung zu der vom Bundesrath beabsichtigten Gesetzesvorlage, welche das Politisiren vom Altar oder von der Kanzel herab bedroht, gegeben hat. Die Vorlage wird sofort erfolgen. — Berichte aus Mecklenburg liefern den schlagendsten Beweis, wie wohlerwogen und zeitgemäß der Büsing'sche Antrag im Reichstag war. Darnach verweigern es die Deligirtcn der Ritterschaft ganz «ntschicheky in irgend eine Aenderung der mecklenburgischen Der- fassung einzuwilligen. Es war dies von dem Augen blicke an vorauszusehen, wo der Bundesrath es für gut fand, dem Anträge gegenüber sich in's Schweigest zu hüllen. Selbst der anwesende Reichskanzler gab nur einen stillen Zuhörer ab. Die mecklenburgischen Ritter konnten angesichts dieser Thatsache in voll« Seelenruhe der Annahme des Büsing'schen Antrages cntgegcnsehen und sich damit trösten, daß der „anbei« Factor" der Gesetzgebung seine Zustimmung nicht ertheilen und somit Alles beim Alten bleiben werA Officiell wird darüber erst was zu erfahren sein, wenn im nächsten Reichstage die Bundesregierung darüber interpellirt wird, was aus dem ^betreffenden Anträge geworden ist. Dann erklärt jedenfalls Präsident Delbrück, der Bundesrath habe seine Bei stimmung verweigert. Aus Oesterreich kommt eine Fluth interessanter Nachrichten. Die Neubildung des cisleithanischen Ministeriums Ketlersperg ist gcscheidert. Als Ursache des Mißlingens wird die Differenz be zeichnet, welche zwischen dem Grafen Andrassy und Baron v. Kellersperg hinsichtlich des mit Galizien vorzunehmenden Arrangements bestand. Andrassy wünscht einen Ausgleich niit den Polen auf Grund lage der bekannten Resolution des galizischen Land tags, während Baron v. Kellersperg von jeder AuS- gleichsmachcrci in Zukunft absehen und Galizien sowie die übrigen Kronlävder nur gemäß der Norme« der December-Verfassung regieren wollte. Wer an Stelle Kellerspcrgs nun die Neubildung des CabiyetS übernehmen wird, ist noch unbestimmt; man nennt den Polen GoluchowSki, aber auch Fürst Auersperg und drittens sogar Graf Beust. Letztere Versio« halten wir für undenklich, obgleich in Oesterreich, diesem Lande der Unwahrscheinlichkeiten, Alles mög lich ist. Vorläufig sitzen die Polenführer in Wien, um ihren Ausgleich zu planen. In Böhmen stad direkte Wahlen für den Reichsrath angeorduet. MS Ungarn erfährt man endlich, daß der neu ernmW Ministerpräsident Lonhay in seiner Antrittsrede W ''L ''S und Küch DWaÄ zO WHWM. , , hinwiKen. Bet der Abstimmmrg wqrd-rnit groß« ttngm^ÖO^OOOTtzr?;auLioi8igesM MajMtät das 30-Markstück beseitigt, so Thaler. — Endlich find noch einzenM