Volltext Seite (XML)
Wgkkit und vernachlässigten -irchrnbesuch. Eingriffe ungestraft vollziehen darf, wenn nicht eine Einigung sämmtlicher Garantiemächte und der Pforte (Türkei) zu Stande kommt. Der Pariser Friedens vertrag und die Convention von 1858 haben der Pforte allzusehr die Hände gebunden/ als daß sie, selbst wenn sie wollte, das gekränkte Recht in Rumänien so ohne Weitere» zur Geltung bringen könnte. — Dem Pester „Naplo" wird aus Wien geschrieben: Es sei nicht ganz richtig, daß da» Berliner Cabinet die Pforte mit der Austragung der rumänischen Eisenbahn-Angelegenheiten betraut habe; Thatsache sei blos, daß Deutschland alle Mächte benachrichtigte, zu Gunsten der deutschen Interessen sich in's Mittel legen zu wollen, und daß es in Constantinopel das Gebühren Rumäniens notificirte. Bezüglich eines gemeinsamen Vorgehens der Pariser Vertragsmächte sei noch nichts ver einbart. — Die russische Börsenzeitung (Birzewija Vjedomosti) schreibt: Falls die Türkei, von Bismark . . .. „Die ien der (evangelischen) Kirche find zer- ,. . , , so läßt sich «tue amtliche Stimme in dM bom Berliner Magistrat herausgegebenen städtischen Jahrbuch« für 1870 vernehmen — „es fehlt ihr der Geist und die Kraft, neue an deren Stelle zu setzen. Zu keiner Zeit hat sie den Menschen weniger befriedigt al« jetzt, und bereits läßt sich statistisch nachweisen, bis zu welchem Grade, nament lich in der Großstadt, die Entfremdung zwischen ihr und ihren Anhängern gediehen ist. Von 630,000 Protestanten Berlins — die ganze Bevölkerung be steht aus 793,000 Seelen — besuchen durchschnitt lich am Sonntag 11,900, also nicht ganz zwei Pro cent, die Kirche. Nicht minder spiegelt sich die kirchliche Indifferenz in der Thatsache, daß unter jährlichen 23,969 Beerdigungen nach evangelischem Ritus nur bei 3777 (also bei fünfzehn Procent) ein Geistlicher anwesend war." Bon vergangenem Sonnabend bis. Montag Mittag sind der Polizeibehörde zu Königsberg 31 Cholerafälle angemeldct, im Ganzen jetzt 70, wo runter 44 mit tödtlichem Ausgange. Baiern. Der König von Baiern reist den 9. August nach Schwandorf, um den Kaiser Wilhelm zu begrüßen und nach Regensburg zu begleiten. Dem „Süddeutschen Correspondenzbüreau" zu folge soll Graf Hegnenberg - Dux das Ministerium des Aeußern angenommen haben. Die Ernennung desselben stehe unmittelbar bevor. Elsaß und Lothringen. Aus Straßburg und Schlettstadt wandern viele junge Leute von 15—19 Jahren nach Frankreich aus, ohne um di: Einwilligung ihrer Eltern vorher nachgesucht zu haben. Man schätzt die Anzahl auf 1100. Sie haben sich nach Lyon gewendet und wollen Franzosen bleiben. Laßt sie. Aus Wörth wird gemeldet: Am Jahrestage der Schlacht von Wörth hat die feierliche Enthüllung des Denkmals stattgefunden, welches das 47. Nieder schlesische Regiments-Offiziercorps gefallenen Kame raden errichtete. General-Gouverneur v. Bismark und der Pfälzer Turnbund waren anwesend. Die Landleute waren zahlreich herbeigeströmt und beobachteten ruhig. Nur die Schuljugend demonstrirte mit französischen Tricoloren und Cocarden. Ein evangelischer und ein katholischer Geistlicher hielten Reden. ermuthigt, Truppen nach Rumänien senden und Oesterreich Serbien occupiren sollte, würde auch Rußland den 1856 verlorenen moldauschen Bezirk besetzen. — Da wäre also die kaum beseitigte orien talische Frage wieder da! Aber so weit ist es noch nicht. Italien. Der „Offervatore Romano" veröffentlicht einen Aufruf an die Katholiken des Erdkreises, damit die selben Pius IX., dem Großen, einen goldenen Thron errichten, wozu jeder Katholik seinen Beitrag, wenn auch den unbedeutendsten, spenden soll. Dem Sinne nach handelt es sich um eine über den ganzen Erd kreis ausgedehnte allgemeine Abstimmung, den Papst zum unbeschränkten Herrscher in göttlichen und menschlichen Dingen zu erklären. Auf dem Stuhle selbst, wenn das Gold seiner Zeit nicht eine andere, dringendere Bestimmung findet, wird sich's schwerlich weicher sitzen. Es werden in aller Stille Vorbereitungen zur Abreise des Papstes getroffen. Vor dem 25. August wird sie aber nicht erfolgen, da er bis dahin jene 25 Jahre 7 Monate und 2 Tage erlebt haben wird, die einer Sage nach dem Petrus vergönnt waren, den bischöflichen Stuhl von Rom einzunchmen. Nach dem römischen Blatte „Concordia" ist der Papst gegen die deutsche Regierung wegen ihres Vor gehens gegen die Clerikalen so aufgebracht, daß man in seiner Gegenwart die Namen Bismark und Kaiser Wilhelm nicht mehr nennen darf. O e ff e r r e i cb. In Oesterreich steht endlich ein Gesetz zu er warten, wonach ausländische Versicherungsgesellschaften jetzt in der ganzen Monarchie Geschäfte treiben dürfen, falls die betreffenden Heimathsstaaten der selben den österreichischen Vereinen ein gleiches Recht einräumen. D v n a u f ü r st e n t h ü m e r. Zur rumänischen Frage liegt heute nichts Neues vor; die diplomatischen Verhandlungen dürsten sich auch in die Länge ziehen, da Rumänien, so lange ganz unverdient das Schooßkind der Mächte, eine so privilegirte Ausnahmestellung genießt, daß es seine Frankreich. Als es sich in der Nationalversammlung darum handelte, die Zahl der Kriegsgerichte zu vermehren, welche die verhafteten Communards und Petroleusen aburtheilen sollen, stellte sich heraus, daß bis zum 5. August 4262 Angeschuldigte, also kaum ein Sechstel verhört worden sind, während also fünf Sechstel zum Theil seit Monaten unverhört und viele da runter unschuldig im Gefängniß schmachten; 1837 Untersuchungen gegen etwa 1500 Personen sind be reits niedergeschlagen und Letztere entlasten. Die Kriegsgerichte sollen nötigenfalls von 15 auf 20 gebracht werden. Verhältnißmäßig mild sind dagegen