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im Lauf« der nächsten Tage erwartet. Die MW» , find eingetroffen und haben ihre Bureaus in dar für fie bestimmten Gebäuden eingerichtet. Ueber die französische Anleihe von zwei- Milliarden erklärte der Finanzminister Pouyer- Quertier in der Nationalversammlung: „Diese« Ereigniß (es sind nämlich 4j MiMarden gezeichnet worden) übersteigt unsere Hoffnungen und gestattet uns, unsere Verpflichtungen gegen Deutschland schneller zu erfüllen, als wir gedacht haben, und vor den Terminen, welche Frankreich ctuferlegt worden sind. Die Pflicht der Regierung, die Pflicht des Finanzministers ist es, Mittel zu suchen und zu finden, um die definitive Befreiung des Landes so viel als möglich zu beschleunigen und mit einem tiefe» Ge fühle des Vertrauens und dxs Glücks können wir Allen ' die Hoffnung gewähren, daß wir nicht die Fälligkeits termine der Anleihe abwarten werden, um die Fremden vom Boden des Vaterlandes verschwinden zu lassen." — Wir Deutsche werden uns damit schon zufrieden geben. Es liegt uns nichts daran, das deutsche Occupationsheer Jahre lang in Frankreich zu wissen. Je eher Frankreich seine Verpflichtungen gegen un erfüllt, desto eher können unsere Soldaten zurück kehren. Paris, 30. Juni. Gestern Abend gab Thiers den Generälen, welche der Heerschau beigewohnt, ein großes Diner. Nach demselben war Empfang, zu dem die Deputaten sich sehr zahlreich einsanden. Man sprach nur von dem großen Erfolg der An leihe und der glänzenden Revue, und beglückwünschte Herrn Thiers von allen Seiten. Die Vorsichts maßregeln, welche man während der Revue traf, waren sehr groß. Die Verhaftungen und Haus suchungen in Paris dauerten gestern fort und waren zahlreich. — Laut „Liberte" hätte der Prinz Napoleon einen heftigen streit mit seinem Vetter, dem Ex kaiser, in Chiselhurst gehabt, bevor er nach Deutsch land abreiste. — Das Hotel de Bille (Stadthaus) soll ganz in der Weise, wie es früher war, wieder aufgebaut werden, nur sollen die Festsäle, die sich dort früher befanden, in Bureaus umgewandelt werden. Es wird überall fleißig gearbeitet und es stellt sich jetzt heraus, daß im Ganzen circa 200. Privathäuser den Flammen zum Opfer geworden sind, die verschiedenen Staatsgebäude sind bekannt und mag die Zahl der von Bomben und Kugeln stark geschädigten Baulichkeiten sich vielleicht fünffach so groß annehmen lassen. Alles dieses dürfte, wie Sachkenner behaupten, in weniger denn 9, höchstens 12 Monaten verwischt sein, denn zu Zeiten der Regierung des Herrn Haußmann waren jährlich durchschnittlich 600 derartige Neubauten in Aus- - führung, also 400 mehr denn dieses Mal. Dem Vernehmen nach läßt Frankreich durch einen ungarischen Cavalier (um das Geschäft besser zu verdecken und billiger zu kaufen) 40,000 Pferde, 60,000 Stück Rindvieh, -200,000 Schafe und 20,000. Cenlner Stroh in Ungarn aufkaufen. Nachrichten aus Spanien lassen keinen Zweifel darüber, daß zwischen der Kammermajorität und dem Ministerium ein vollständiger Bruch cingetreten ist. Nachdem der König von der Absicht des Mini ¬ mume des Budget- für da» Ministerium der aus wärtigen Angelegenheiten ihren Ausdruck gesunden habe. Bukarest, 2. Juli. Die Verhandlungen der Drputirtenkammer in der Eisenbahnfrage werden frühestens nächste Mittwoch beginnen. Professor Semper am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich hat von der österreichischen Regierung einen Ruf zur Leitung verschiedener monumentaler Bauten in Wien erhalten und angenommen. Die von ihm infolge dessen nachgesuchte Entlassung ist vom BundeS- rathe unter Dank für die geleisteten ausgezeichneten Dienste gewährt worden. Für Zürich und die ganze Schweiz ein großer Verlust. Nach einem früheren Beschlufledes italienischen Parlaments ist am 1. d. M. Rom die Hauptstadt Italiens geworden. Das großartige Ereigniß, welche» den Sturz der tausendjährigen weltlichen Herr schaft des Papstthums besiegelt, vollzieht sich fast unbeachtet; zu sehr wird es von den noch viel groß artigeren Vorkommnissen überstrahlt, die wir seit einem Jahre an uns vorüberziehen sahen. Pius IX. verläßt Rom nicht; er fügt sich in das Unabänderliche; die Hoffnung auf ein Wunder hält ihn aufrecht, trotz der Enttäuschung, die er in jüngster Zeit wieder erlebt, als seine Diplomatie überall, wo sie um Intervention anklopfte, einen abschläglichen Bescheid erhielt. Die diesen Punkt berührende Stelle in der Rede des Papstes beim letzten Consistorium lautet: „Ja-, ehrwürdige Brüder, wir sind von Allen ver lassen und können auf keine Macht mehr unsere Hoffnung setzen. Die Souveräne haben Gesandte und Glückwünsche an mich abgcschickt, aber das sind nichts als Worte, von Thaten haben wir nichts zu erwarten! Es wird der König kommen, es werden die Minister kommen, es wird auch- das diplomatische Corps kommen und wenn auch der oder jener Titular fehlen sollte,, so wird doch die Gesandtschaft selber hier sein, 'was auf Eins hinausläuft. Wir haben das Möglichste gethan, nichts haben wir unversucht gelassen bei den Mächten. Als Erwiderung empfingen wir große Complimente und nichts weiter. Alles ist vorbei, es giebt keine Hoffnung mehr. Vielleicht werdet ihr sagen, es sei noch auf Frankreich zu hoffen; aber dieses soeben erst aus einer furchtbaren Krise hervorgegangene Reich hat noch sehr schwere Prüf ungen durchzumachen. Wenden wir uns daher immer inniger mit unfern Gebeten zu Gott, denn wofern nicht ein Wunder geschieht, ist Alles verloren." Der König von Italien ist in Begleitung des Prinzen Humbert in Rom eingetroffen und wurde von den Ministern, den Gesandten, den Präsidenten der Deputirtenkammer und des Senats, sowie vom Bürgermeister begrüßt. Die Linientruppen, National garden, sowie zahlreiche. Deputationen mit Fahnen und Musik bildeten Spalier und wurde der König von ihnen enthusiastisch empfangen. Bon den Mitgliedern des diplomatischen Corps sind in Rom eingetroffen die Gesandten des deutschen Reichs, der Bereinigten Staaten von Amerika, Ruß lands, der Türkei, der Niederlande, Schwedens und ^Spaniens. Die Pertreter der übrigen Mächte werden