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Mittwoch, den 26. April MS Zeit anschließt. Die Aufgabe, ihrer Vertreter ist es, für die Befriedigung dieser Bedürfnisse nach bestem Wissen und Gewissen sorgen zu helfen. Mögen unsere Kirchenvorsteher im Bewußtsein dieser Auf gabe am 26. d. M. die Shnodal-Wahlen vollziehen; sie werden damit sich selbst das ehrende Zeugniß ausstcllen, nicht bkos Vertreter der Kirchengemeinde zu heißen, sondern in Wahrheit zu sein. Der deutsche Reichstag hat sich mit 185 gegen 138 Stimmen für die Einführung von Diäten und Reisekosten-Entschädigung an seine' Mitglieder mit dem Zusatz ausgesprochen, daß diese Abänderung der Reichsverfassung erst von der nächsten , ' : an Platz greifen soll. Da der vom Abg. Schulze-Delitzsch dieserhalb eingebrachte Antrag die Form eines Gesetzentwurfes hat, muß er noch die dritte Lesung passiren. Die darauf folgende erste Berathung des Gesetzentwurfes, be treffend die Beschaffung der Kriegsanleihe von 120 Millionen Thalern, ging so rasch vorüber, daß Abg. Lasker nach der Abstimmung constatirte, er und mehrere seiner politischen Freunde hätten gar nicht gewußt, daß das Creditgesetz bereits auf der Tagesordnung stehe. Es ist nicht recht zu begreifen, weshalb der Reichstag auch jetzt noch, die Dampfgeschwindigkeit bei der Gesetzgebung bei behält. Früher schob man dies immer auf die unfertigen Zustände im norddeutschen Bunde. Heut kann doch dieser Grund nicht mehr maßgebend sein. In der Sonnabend - Sitzung , erklärte General postdirector Stephan auf eine an ihn gerichtete An frage, daß die Packetbeförderung an die deutschen Truppen in Frankreich in nächster (also dieser) Woche unter den früheren Bedingungen ausgenommen werden würde. — Die IV. Abtheilung hat durch Abg. Eggert Be richt über die Wahl im III. sächsischen Wahlkreis erstattet. Daselbst ist Advocat Thiel mit^294 Stimmen gegen 5260, die auf Advocat Deumer gefallen, also mit 16 über die absolute Majorität gewählt worden. Es sind bei der Wahl verschiedene Unregelmäßigkeiten oorgekommen, ,z. B. in den Wahlvorständen nur 2 Beisitzer gewesen, es fehlen aus einigen Bezirken die Wähler- und Gegenlisten u - s. w. Wenn die Abtheilung, heißt-es in dem Berichte, auch hiervon absehen wollte, so liegen noch Angaben vor, die, Politische Umschau. In dieser Woche finden in unserem engeren Vaterlande Sachsen die Wahlen für die erste Landessynode statt. Es bedarf kaum eines Hinweises auf die große Wichtigkeit dieser Wahlen, welche gewissermaßen einen gesetzgebenden Körper für alle kirchlichen Dinge schaffen sollen. Wie der Land tag ein Factor der politischen Gesetzgebung ist, so wird dies künftig die Synode in Bezug auf kirchliche Angelegenheiten sein. Hoffen wir, daß die Wahlen in demselben Sinn und Geiste auSsallen, durch welchen Sachsen sich bei den letzten politischen Legislaturperiode Wahlen das Zeugniß gab, auf der Höhe seiner Zeit zu stehen und ein Verständniß für die Interessen des Volkes zu haben. Es ist ja kein Geheimniß, daß es bei uns Protestanten ebenso wenig an Frömmlern und andern Gestalten fehlt, wie bei den Römlingen. Wie letztere ihren Papst mit göttlichen Eigenschaften ausstatten, so möchten erstere aus der Landes-Synode so ein kleines vatikanisches Concilchen machen, um nur die Herrschaft der Priesterpartei zu sichern. Gelänge es ihnen, die Synode aus Kopfhängern zusammen zu setzen, so wäre damit auf, viele Jahre hinaus dem' freien geistigen Leben ein Todesstreich gegeben; in der Hand von Auf geklärten wird sie dagegen die Finsterlinge unschädlich machen. Gebehrdet sich nicht ein Theil unserer protestantischen Geistlichkeit so unduldsam und herrsch süchtig, daß selbst das bürgerliche Leben der Ge meinden darunter leidet? Man-blicke auf die Zu- stäpde in Riesa! Sie mahnen das Volk zur höchsten Wachsamkeit. Auch beweiset ja die römische Kirche in ihrer ultramontanen Gestaltung genügsam, welchen Schaden die Kirche anrichtet, wenn sie weder auf das Evangelium, noch quf die gesunde Vernunft basirt, sondern der Priesterherrschaft mit allen ihren traurigen Conseqüenzen dient. Und in der pro« trstantischen Kirche fehlt es leider an Strömungen nicht, deren grundsätzliche Verwandtschaft mit den klerikalen Tendenzen der römischen Kirche sich durch aus nicht Hinwegleugnen läßt. Die Kirche gedeiht uüd schafft nur dann Segen, wenn sie — aus dem Geiste hex Wahrheit und der evangelischen. Freiheit geboren — sich den berechtigten Bedürfnissen der Sechtundjwanzigfta Jahrgang. SAifepofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Gerichtoamtes vti- -es Lftadtrnthes za Kifchof»wer-a. Liese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet einschließlich der Sonn abends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 12'1, Ngr. Inserate werden bis Dienstag» und Freitags trüb 8 Ubr angenommen und kostet die gespaltene EorpuSzeile oder deren Raum 8 Pfennige. 1871