Volltext Seite (XML)
W och en blatt - ; für ' SSifchofsMerda, Stolpen Ed Umgegend. Amtsblatt des Königlichen Verichtoamtes und des Stadtrntheo zv Aifchofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabends, und kostet einschließlich der Sonn, abends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich l2's, Ng>. Inserate werden bis Dienstag« und Freitag« - früh 8 Uhr angenommen und kostet die gespaltene CorpuSzeile »der deren Raum 8 Pfennige. ^^31 I Mittwoch, den 1». April. 1871 politische Umschau. Mit der größten Spannung sind noch immer die Blicke der Welt auf die Entwicklung der vor und i n Paris sich vollziehenden Ereignisse gerichtet. Die Hoffnungen, welche man anfangs dieses Monats infolge der siegreichen Kämpfe der Regierungstruppcn für ein schnelles Niederwerfen des Aufstandes hegte, haben sich nicht erfüllt und der energische Widerstand, den die Aufständischen leisten, läßt be fürchten, daß der Kampf sich in die Länge ziehen wird und zu den Opfern an Menschenleben, die schon in die Tausende zählen, noch neue, größere ge bracht werden müssen. Die Regierungstruppen haben zwar auch neuerdings Birtheile errungen und die Brücke von Neuilly besetzt, von wo aus sie in die Porte Maillot Bresche zu schießen begannen. Es scheint aber.dann in den Operationen ein gewisser Stillstand eingetreten zu fein, denn beide Theile be schränkten sich nur auf starkes Artilleriefeuer, durch welches in Paris bedeutende Zerstörungen augcrichtet wurden. Als Erklärung hierfür gab man an, Thiers wolle die Operationen gegen Paris bis zur Ankunft der Division der ehemaligen Kaisergarde verzögern, die in Rennes unter dem (fälschlicherweise todt ge sagten) General Ducrot reorganisirt werden. Diese Truppen sollten bis Mitte April schlagfertig sein und dann die Bewältigung des Aufstandes mit aller Kraft erfolgen. Inzwischen griffen aber die In surgenten wieder an, so daß am 11., 12. und 13. d. M. heftige Kämpfe wütheten, von denen die Aufständischen behaupten, der Sieg sei auf ihrer Seite und Neuilly sei von ihnen wieder erobert, während die Regierung von Versailles diese Nachrichten als Lügen bezeichnet. Man scheint auf beiden Seiten wie überhaupt bei den Franzosen es mit der Wahr heit nicht genau zu nehmen, wie ja aus dem deutsch französischen Kriege zur Genüge bekannt ist. Uebrigens verhehlt man sich nicht, daß es selbst nach dem Durchbruch der Entceiute in den durch starke Barricaden geschützten Straßen von Paris zu einem noch blutigeren Kampfe kommen dürfte, als er bisher im freien Felde gewüthet und daß es nur mit Anwendung der alleräußersten Zerstörungs- Wittel und mit Opfern von Strömen Blutes der Versailler Regierung gelingen. dürste^ den Auf- Sechrundzwanzigster Jahrgang. stand zn bewältigen. Angesichts dieser Lage und der Entmuthigung, welche vielfach in den Reihen der Aufständischen Platz gegriffen, schien man auch von Paris aus auf einen friedlichen Ausgleich mit der legalen Regierung in Versailles Bedacht zu nehmen nnd sandte zu diesem Zweck drei Depukirte nach Versailles, die mit Thiers wegen eines Waffen stillstandes in Verhandlungen treten sollten. Diese Verhandlungen haben zwar stattgefunden, allein bei den unsinnigen Forderungen der Pariser Commune ist kaum zu glauben, daß man Thiers Propositionen annehmbar finden werde. Während Paris be ansprucht , einen Staat im Staate zu bilden, ge wissermassen einen Stadtstaat, der von dem Landstaat Frankreich unabhängig dasteht, sagt Thiers: er könne Paris keine anderen Freiheiten zugestehen, als das neue Communalgesetz, auf welches wir weiter unten zurückkommen, allen übrigen Städten des Landes gewähre. Ebenso wies er die weitere Forderung zurück, wonach in Paris nur Nationalgarden anstatt regulären Militärs stehen sollen. Auch wanderen Punkten waren die Differenzen groß, so daß eine wirkliche Verständigung unmöglich erscheint. Freilich ist mittlerweile auch die Lage der Dinge in Paris selbst eine sehr bedrohliche geworden. Schon wurden Kirchengelder geraubt und Läden geplündert, der Erzbischof und verschiedene Pfarrer unter dem Vorwande, daß sie mit Versailles conspiriren, ver haftet, Haussuchungen angestellt, um jeden Waffen fähigen in die Reihe der Aufständischen hinein zuzwängen und Koffer und Kisten, die auf den Bahn höfen lagern, unter dem Vergeben nach Waffen zu spähen, erbrochen und beraubt. Dabei ist die Geld verlegenheit der Commune groß und die von ihr ausgegebenen Bons sträubt man sich im Verkehr anzunehmen. Man fahndet bereits nach „Ver dächtigen"; die Kerker füllen sich und die Sicherheit des Lebens wie des Eigenthums ist höchst illusorisch geworden. Es flieht deshalb, was fliehen kann, um mit Zurücklassung seines Eigenthums cher drohenden Zukunft aus dem Wege zu gehen. Bor Allem be zeichnend ist -jedoch die Proklamation der Cummune,. durch.welche das 1^, 5., 12., 13., 14., 11. mHv 171. Bataillon her Nationalaarde wegen ihD '. 'DOMy» Haltung