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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Gerichtoamtes und des <Ktadtratheo za DischsfSwrrda. Dies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs and Sonnabend«, und koket einschließlich der Sonn« abend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 12'j, Ngr. Inserate werden bi« Dienttag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen und kostet die gespaltene Corpu«zeile oder deren Raum 8 Pfennige, ^LI7.I Mittwoch, den 1. März. 11871. Politische Umschau. Heut' vör Allem ein Wort über die hohe Be deutung dieser Woche für unser gemeinsames deutsches Vaterland! Nachdem durch die glänzenden Siege unseres vereinten deutschen Volksheeres und durch das gemeinsam vergossene Blut der Norden und Süden Unseres Vaterlandes innig verbunden und die schon von unfern Vätern ersehnte Einheit endlich dem Auslande gegenüber erkämpft ist, ruft uns diese Woche zur Wahlurne, die höchste Pflicht eines Staatsbürgers zu üben und Vertreter der Nation zu wählen, welche den Geist freiheitlicher Gestaltung in die neuen Verhältnisse hineintragen. In diesem Sinne äußerte selbst Kaiser Wilhelm in einer Ansprache vom 25. Juli v. I.: „Die Liebe zum gemeinsamen Vaterlande, die einmüthige Er hebung der deutschen Stämme und ihrer Fürsten hat alle Unterschiede und Gegensätze in sich beschlossen, und versöhnt uns einig, wie kaum jemals zuvor, darf Deutschland in seiner Einmütigkeit wie in seinem Recht die Bürgschaft finden, daß der Krieg ihm einen dauernden Frieden bringen und daß aus der blutigen Saat eine von Gott gesegnete Ernte deutscher Freiheit und Einigkeit sprießen werde.» Aehnlich lautet der Schluß seiner Proclamation bei Annahme der Kaiserwürde: „Uns aber und ünsern Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des deutschen Reichs zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Ge biete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Nach diesen wahrhaft goldenen Worten sollen Einigkeit und Freiheit auf dem Boden des Rechtes die Früchte des Friedens sein. Alle Parteien können hiermit freudig übereinstimmen, besonders die liberalen, die von jeher die Einheit und die Freiheit erstrebt haben. Die großen Er eignisse der Neuzeit scheinen eine innigere Ueher- einstimmung der Parteien bewirken zu wollen. Es ist deshalb zu hoffen,^ daß bei "den bevorstehenden Wahlen eine größere Annäherung und keine: so strenge Scheidung derselben, als bisher, stattfindea werdet ---- Dor alle» Dingen-möge man Leächten^ Laß sehr Techtimdjwanjigster Jahrgang. viel auf die Wahl solcher Männer ankommt, die durch ihr bisheriges Leben und Handeln bewiesen haben, daß sie aufrichtige Freunde des deutschen Vaterlandes sind. Denn durch die bevorstehende Wahl wird die ganze Richtung für die Thätigkeit des Reichstages auf eine Reihe von Jahren bestimmt. Da ein deutsches Reich seit 1806 nicht existirte , so ist in dieser Beziehung auch nichts für vie Conser- vativen zu conserviren. Diese können daher mit uns — den Liberalen — stimmen, ha sie mit «ns dasselbe Interesse haben, die Reichsverfassung zu günstiger Anwendung zu bringen. Unsere Gegner sind eigentlich jetzt nur die Reaktionäre und Parti- cularisten. Die von dieser Seite drohende Gefahr ist indeß nicht gering zu achten, und zwar aus folgenden Gründen: Die Reichsverfassung enthält bekanntlich wenig freiheitliche Bestimmungen, die Reichsgesetze gehen allen Landesgesetzen vor, dabei ist der Punkt bestritten, ob vom Reichstage auch über die Ausübung der politischen Rechte in den Einzel- staäten Gesetze gegeben werden dürfen. Eine reaktionäre Majorität im Reichstage kann daher bev diesen Ver hältnissen die Gesetzgebungsgewalt möglicher Weise in sehr bedenklicher Weise gebrauchen und die ein heitliche und freiheitliche Entwickelung gefährden. Darum dürfen wir keine Anstrengung versäumen, um liberale Abgeordnete zu wählen, die für den freiheitlichen Ausbau der deutschen Reichsverfassung und für einen guten Gebrauch der Gesetzgebungs gewalt wirken werden. Die liberale Denkweise erstrebt die Freiheit innerhalb der Gesetze, die gleiche Gerechtigkeit für Alle, daher die Verwirklichung des Rechtsstaates und das möglichste Wohlergehen Met. Wenn die Wahlen liberal ausfallen, so werden die gemeinschaft lichen Reichstagsverhandlungen der Abgeordnete» von Norden und Süden es klar und praktisch fühlbar machen, daß die dem ganzen Vaterlande nützenden Maßregeln und Gesetze auch jedem Einzelnen nützen; es wird dann ein günstiges Zusammenwirken im Interesse Aller befördert, Vorurteile und Sonder interessen werden schwinden und die Einigkeit des Vaterlandes wird auch im Innern -Vaueitnd bögrÄdet, wahrend sie nach Außen festgeschlössen dasM. Mr kiese grdßewVMMs Mr^ zu erWneu, Mssell Mr