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Preuß e n. ' - ,/ 8n der am 8. d. M. in Berlin abgehaltenm -7 - SiMig des prmßischen Abgeordnetenhauses brachte 7- d.,M. «Met, war der Zustand Jhnr kaiserlichm der Finanzminister einen Gesetzentwurf Än , wonach der preußische Finanzminister ermächtigt wird dem Bundeskanzler die Mittel zur Bestreitung der durch die Kriegführung entstehenden außerordentlichen Aus gaben für di« MlitSr- und Marineverwaltung bis zur Höhe von 50 Millionen Thaler als einen durch Zinsen und Kosten zu erstattenden Vorschuß zur Dtzcfügung zu stellen. Die vom Finanzminister mit- getheilten Motive sagen: Da das deutsche Reich seit dem 31. December 1870 ohne verfassungsmäßige Vertretung ist, welche um Credithewilligung an gegangen werden kann, müsse die preußische Landes vertretung inzwischen um Crcditbewilligung gebeten werden, um, wenn nöthig, den Krieg bis auf das Aeußerste fortführen zu können. (Dr. I.) Berlin, 4. Februar. Ein hiesiges Blatt ist darüber sehr entrüstet, daß Graf Bismark den Kapitulationsvertrag mit Jules Favre in französischer Sprache abgeschlossen habe; jetzt sei es doch endlich an der Zeit, auch bei solchen Gelegenheiten die Sprache des Siegers zur Geltung zu bringen. Die „N. Pr. Z." bemerkt oazu: „Das Blatt unterläßt freilich, seine Meinung darüber zu sagen, ob Graf Bismark im nationalen Interesse mit der Kapitulation hatte warten sollen, bis Herr Jules Favre Deutsch gelernt hatte; denn mit einem Anderen den Vertrag zu schließen, war doch dieses Mal nicht gut möglich. Bekanntlich hat gerade Graf Bismark schon vor mehreren Jahren erfolgreiche Schritte gethan, um der exclusiven Geltung der französischen Sprache im diplomatischen Verkehr Schranken zu setzen." Es soll kein Vertrag zwischen Bismark und Luxemburg existiren. Mecklenburg. Schwerin, 7. Februar. Der Großherzog ist. heute früh hier eingetroffen. Die Stadt prangt im Fahnen-- und Flaggenschmuck. Heute Abend findet Illumination und ein Fackelzug statt. Elsaß und Lothringen. Vom- Oberrhein,. 31. Januar, wird der „Akgem. Ztg." geschrieben: Am ganzen Oberrheine wurde am Sonntag erst die Münchener Depesche von der Kapitulation von Paris bekannt. In Straßburg wurden erst am nächsten Tage darauf die üblichen Kanoneusalven abgegeben, und Sie hätten cS selbst sehen sollen, so kostbar und mannichfaltig war die Wirkung davon,, denn bis auf 6—7 Stunden Entfernung von der Stadt strahlten bei Zunahme der Zahl der Schüsse die Gesichter vor Freude, weil die Leute sich sagten: nun sei wirklich Bourbaki vor Straßburg und beschieße die Festung. Ich glaube, eine solche Beschleunig, selbst mit größerem Opfer, hätten die Leute mit weniger Murren ertragen. Uebrigeos kam ittm sofort auch die Enttäuschung, da das Gouvernement Sorge dafür trug, daß die Nachricht der Kapitulation überall rasch bekannt ge macht wurde. Oe-erreick. Wie. die „Oesterreichische Korrespondenz" vo« Hoheit der Prinzessin Leopoldine Herzogin von Coburg bis heute Morgen 10 Uhr unverändert. Um diese Zeit trat eine solche Abnahme der Kräfte, ver bunden mit einer höchst beunruhigenden Schleim ansammlung in den Halsorganen ein, daß Vie traurigste Katastrophe stündlich befürchtet wird. (Der Telegraph meldet das noch am selben Tage erfolgte Ableben der Prinzessin.) Belgien. Brüssel, 4. Februar. Neuere Berichte aus Paris vom 1. d. melden: Der Preis der Lebens rnittel ist in Paris bereits gesunken. Butter kostet: 2 Francs, das Gericht Kartoffeln 80 Cent. Dio Wiederversorgung des Marktes wird zwar dem dringendsten Bedürfnissen abhelfen, aber das Elend wird nichtsdestoweniger zunächst noch fortbestehen. Fr a n k r e i ch. Man erinnert sich, daß bei Beginn des Kriege» von vielen Seiten der französische Militär-Attachö bei der Gesandtschaft in Berlin, Oberst Stoffel, be schuldigt wurde, Frankreich, respective den Kaiser, durch entstellte Berichte über den Zustand des preuß. Heeres getäuscht zu haben. Oberst Stoffel hat dieser Behauptung widersprochen, und seine zum Theil noch versiegelten Berichte, die in den Tuilerien aufgefunden worden sind, zeigten, daß der Oberst die militärischen Verhältnisse Preußens ganz richtig beurtheilte. Wiederholt warnt der Oberst vor dem preußischen Generalstab — den gebildetsten Militär» der Welt — Preußen habe gelernt von der Nieder lage von Jena und von seinen Siegen in Böhmen, Frankreich habe weder vom russischen noch vom österreichischen Krieg etwas profitirt. Das preuß. Volk habe ausgezeichnete Eigenschaften: Fleiß, Sparsam keit, Lernbegierde und Lernfähigkeit, seine Größe basire auf zwei Dingen: der allgemeinen Schulpflicht und der allgemeinen Wehrpflicht. Während der militärische Geist und die Disciplin in Frankreich immer mehr abnehmen, sorge der König v. Preußen unermüdlich für die Armee. Interessant ist folgende auf Oesterreich bezügliche Stelle in dem Bericht: „Sollte der Krieg ausbrechen, so mag man in Frank reich überzeugt sein, daß man es nicht mit öster reichischen Truppen zu thun haben wird. Die preuß.. Armee wird uns eine Kraft, eine Kühnheit und eino Kenntniß des Krieges zeigen, der wir in Italien nicht begegnet sind. Wie würde Preußen 1859 ge handelt haben? Sobald die Feindseligkeiten begannen, wurden sie in Turin cingezogen sein, bevor noch ein einziger französischer Soldat die Alpen über treten hätte. Bei Solferino wäre das (französische) 4. Corps trotz seiner heldenmüthigen Anstrengungen schon am Vormittag zerschlagen, worden. Darüber kann gar kein Zweifel sein, wenn man die Energie und Intelligenz betrachtet, welche Preußen während des 1866er Krieges entwickelt hat. Aus Paris wird unterm 6. d. M. per Drach berichtet, daß ein Erlaß der Regierung die Auflösung derjenigen Abheilungen der mobilisirte» National-